Das ist Deine Logik. Die Logik der meisten anderen Menschen, Unternehmer und der Fachleute kommt zu einem anderen Ergebnis. Die EU ist für alle Mitgliedsstaaten für sich und für ihre Gesamtheit eine einzigartige Erfolgsgeschichte - wirtschaftlich, gesellschaftlich, finanziell und nicht zuletzt im Hinblick auf den Frieden.
Ganz profan: wenn ein Produkt in einem Land der EU für den Handel zugelassen ist, dann kann es der Hersteller in der ganzen EU verkaufen - ohne neue Zulassungsverfahren, ohne Konformitätsbescheinigungen, ohne Zölle, ohne Quarantäne usw.
Gleiches gilt für die Menschen: sie können überall leben und arbeiten, ohne sich um Einreise- und andere Einreiseformalitäten kümmern zu müssen.
Diese beiden Aspekte zusammen sind die Ursache für die Probleme der Briten. Sehr viele Briten wollten nicht mehr für Hungerlöhne Waren durch die Weltgeschichte kutschieren, sondern lieber Investmentbanker oder Anwalt werden. Gleichzeitig ist die Produktion vieler Produkte ins EU-Ausland gewandert, was der Wirtschaft aber nicht schadete, weil GB seine Steuereinnahmen und Beschäftigung immer mehr in den Finanzsektor verlagerte und so Geld genug für den Import der ausgelagerten Produktion hatte, die zugleich noch billiger wurden. Gleichzeitig importierte man immer mehr Waren, die man sich dank der ganzen Investmentbanker- und Anwaltsgehälter auch leisten konnte. Die Briten merkten über die Jahre, daß es nicht nur Sandwiches mit Fischpaste, Shepherd’s Pie und Baked Beans gibt und waren begeistert über das ganze Zeug, was sie aus Frankreich, Spanien, Deutschland und vielen anderen Ländern importierten. Es fanden sich genug Briten, die nicht Anwalt und Investmentbanker werden wollten, und natürlich Migranten, die ihnen die die ganzen tollen Produkte in die Regale räumten oder in Restaurants gleich zubereiteten.
Tja nun…dann der Brexit. Anfänglich standen die Produkte noch ein paar Tage in Lastwagen vor den Grenzkontrollen herum, bis die Produzenten und Zwischenhändler keinen Bock mehr darauf hatten, die LKW-Fahrer für’s Rumstehen und andere Leute für’s Ausfüllen von Formularen zu bezahlen. Da paßte es ganz gut, daß die Rumänen, Polen und Russen auch keinen Bock mehr darauf hatten, darauf zu warten, wann man sie als EU-Bürger ausweist und direkt selber in die Heimat zurückkehrten.
Und nun stehen die Briten da - mit Investmentbankern und Anwälten, die kaum noch einer braucht, weil die Finanzwirtschaft nach Frankreich und Deutschland umgezogen ist, aber dafür ohne LKW-Fahrer und Produkte, die diese transportieren könnten. Zu diesen Produkten gehören übrigens auch manche Medikamente, die ihrer Radioaktivität wegen nun leider nicht mehr über die Grenze transportiert werden können, Blöd ist halt auch, daß die Zahlungen aus dem Infrastrukturfonds und anderen Töpfen nun nicht mehr kommen, was insbesondere deshalb lustig ist, daß der Wahlkreis, der am meisten profitierte, die höchste Quote an Breiteers hatte.
Der langen Rede kurzer Sinn: daß die EU sinnstiftend für alle Beteiligten ist, sieht man auch, aber nicht nur daran, wie scheiße jetzt alles in GB läuft und da ist die Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Die Folgen im Pflege- und Medizinbereich werden sich auch bald zeigen bzw. sie werden es in die Medien schaffen. Da sind die Folgen ja schon.
Aber wie gesagt: der Erfolg der EU zeigt sich nicht nur im Falle ihrer Abwesenheit. Wenn man selber nicht genug Phantasie und Wissen hat, um sich auszumalen, wo genau die Vorteile liegen, könnte man auch mal mit Unternehmern sprechen - und damit meine ich nicht den Friseur und den Kioskbetreiber, sondern Unternehmer, die ihre Waren und Dienstleistungen grenzüberschreitend anbieten. Die könnten Geschichten erzählen…
Aber klar: Du hast Dir Deine Welt schon zuende vorgestellt und bist von Deiner Meinung nicht mehr abzubringen. Fassungslos könnte man da werden, wenn man diese Vorgehensweise nicht schon seit 20 Jahren kennen würde.