Grundschulzeit meistern, soziale Benachteiligung?

Hallöchen an Alle!

Im nächsten Jahr (2013) wird unsere Tochter eingeschult. Bis dahin ist zwar noch Zeit, aber die Grundschule ist schon ausgewählt und die Schulausstattung schon gekauft.

Wir möchten unsere Tochter bestmöglich vorbereiten und ihr im Rahmen unserer Möglichkeiten alles mitgeben, was nötig ist. So kommts, dass ich mir reichlich verfrüht Gedanken mache, wie die Grundschulzeit verläuft und wie es mit den Grundschulempfehlungen aussieht. Was ich bisher darüber lesen durfte, ist kurz gesagt beängstigend.

Ein Beispiel: http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsbenachteiligung…

Meine Frage an die Eltern hier im Forum: Ist es wirklich so schlimm? Ist die Schullaufbahn unserer Tochter durch unsere Schuld schon fest fixiert? Ich kanns mir so schwer vorstellen, aber es beherrscht meine Gedanken zur Zeit…

Dazu muss ich sagen, wir (mein Mann und ich) haben Abitur gemacht, aber im Anschluss nicht studiert, oder besser gesagt ich gar nicht (bin nur Kauffrau) und er nur im öffentlich Dienst. Wir sind also keine Akademiker.

Was heißt das jetzt für uns, werden wir ernsthaft deswegen ausgesiebt? Oder alles doch nicht so schlimm?
Was könnnen wir machen?

Ich freue mich auf eure Antworten und Erlebnisse, und auf bißchen Hilfe, meine Gedanken zu entwirren…

Schäfchen

Ruhig Blut…
Hallo,

also, bleib erstmal locker. Ihr habt Abitur, also scheint Ihr beide nicht dumm zu sein, (selbst Menschen, die „nur“ Mittlere Reife als Abschluss haben, sind durchaus intelligente erfolgreiche Menschen!!). Und Ihr macht Euch Gedanken , wie Ihr Eure Tochter unterstützen könnt.

Das sind Dinge, die förderlich sind für eine positive Schullaufbahn. Aber, schlussendlich ist das auch von Eurer Tochter abhängig. Von Ihrem Charakter, ihren Talenten, ihrer Lernfähigkeit und ihren Interessen.

Behaltet erstmal ruhig Blut… zeigt eurer Tochter, das ihr euch freut, das sie zur Schule geht, und schaut , das ihr sie liebevoll unterstützt und NEHMT DEN DRUCK RAUS!! Bitte entschuldige, das ich so schreie, aber mir macht es Sorgen,das Eltern sich solche Gedanken machen und die Schullaufbahn derart in den Vordergrund stellen.

Was - nur mal so nebenbei - wäre denn so schlimm, wenn ein kind kein Abitur macht? Sondern nach einem guten Realschulabschluss eine Lehre macht und ein zufriedenes Leben lebt? Letzteres steht für mich an ertser Stelle.

Mal sehen, ob meine Kinder Abi machen . Oder einen anderen Schulabschluss. Ich werde sie dahingehend unterstützen, das für sie richtige zu machen.

Meinem Vater war es extrem wichtig, das ich Abi mache - er konnte das in seiner Kindheit nicht. Und hat so extrem viel Druck ausgeübt , das ich in der 11. Klasse die Schule geschmissen habe. Ich will dir keine Angst machen, oder dich angreifen oder beunruhigen.Ich denke nur, das ihr das schon machen werdet!! :smile:

Lg

Brenna

Hallo zurück!

Im nächsten Jahr (2013) wird unsere Tochter eingeschult. Bis
dahin ist zwar noch Zeit, aber die Grundschule ist schon
ausgewählt und die Schulausstattung schon gekauft.

Geniesst das letzte Vorschuljahr und stresst weder Euch noch Eure Tochter.

…und wie es mit den
Grundschulempfehlungen aussieht. Was ich bisher darüber lesen
durfte, ist kurz gesagt beängstigend.

Unsere ältere Tochter hatte auch „nur“ eine Empfehlung für die Realschule. Nach einen informativen Gespräch mit der Schule wurde uns erklärt, dass die Entscheidung nicht eindeutig war (50:50) und man sich deshalb für den „geringeren“ Bildungsweg aussprach. Unsere Tochter wurde auf ihren Wunsch hin, den wir unterstützten, am Gymnasium eingeschrieben, erwarb die allgemeine Hochschulreife und hat in diesem Jahr ihr Studium erfolgreich (Durchschnitt 2,3, Diplomarbeit mit 1,7) abgeschlossen.

Meine Frage an die Eltern hier im Forum: Ist es wirklich so
schlimm? Ist die Schullaufbahn unserer Tochter durch unsere
Schuld schon fest fixiert? Ich kanns mir so schwer vorstellen,
aber es beherrscht meine Gedanken zur Zeit…

siehe oben - Es kann schlimm werden, wenn man sich verrückt macht.

Dazu muss ich sagen, wir (mein Mann und ich) haben Abitur
gemacht, aber im Anschluss nicht studiert, oder besser gesagt
ich gar nicht (bin nur Kauffrau) und er nur im öffentlich
Dienst. Wir sind also keine Akademiker.

Schade, dass Du Euch beide selbst so klein machst. Sind nur Akademiker Menschen??? Mir ist jeder sympathischer, der zu seinen eigenen Stärken und Schwächen steht. Und wo wären wir ohne Bäcker, Maler, Schreiner etc.?

Was heißt das jetzt für uns, werden wir ernsthaft deswegen
ausgesiebt? Oder alles doch nicht so schlimm?
Was könnnen wir machen?

Ich würde spontan sagen: Entspannen! Lasst Eure Tochter doch erstmal mit der Schule beginnen. Dann werdet Ihr ja schrittweise sehen, welche Lernfähigkeiten und Lernerfolge sie zeigt und was ihr besonders Spaß macht. Und sie wird eigene Wünsche entwickeln - früher oder später. Wenn sie gute schulische Leistungen bringt, bin ich überzeugt, dass sie Abitur machen kann. Und wenn nicht, bricht die Welt auch nicht zusammen. Wir haben unsere Kinder stets zu Leistungsbereitschaft angespornt. Aber wir haben auch immer Alternativen aufgezeigt. Es bringt überhaupt nichts, die Kindern mit Maximalforderungen zu konfrontieren, an denen sie zwangsläufig scheitern, wenn ihr reales Leistungsvermögen dafür nicht ausreicht.
Aus diesen Gründen haben mein Mann und ich unseren Kindern auch unsere Schulzeugnisse erst ziemlich spät gezeigt, da waren sie schon auf dem Gymnasium.

Ich wünsche Euch und Eurer Tochter viel Glück.
MfG LM

Danke vielmals für die Antwort!

Ich verstehe den Ansatz, einem kleinen Kind nicht so einen hohen Leistungsdruck zuzumuten. Doch es ging mir nicht nur darum. In dem Link und einigen anderen Artikeln habe ich heraus gelesen, dass Kinder, die zwar prinzipiell gute Leistungen bringen, weitaus geringere Chancen haben eine Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen, wenn der Beruf der Eltern nicht „passt“ und Kinder studierter Eltern dann einfach durchmarschieren.

Darum ging es mir in erster Linie… und das scheint ja ein Feld zu sein, mit dem sich Politik und Wissenschaft wohl ausseinandersetzt.

Ich fühl mich im Moment wie der Stein im Lebensweg meines Kindes. Weil ich früher mal eine falsche Entscheidung getroffen habe/ eine falsche Abbiegung genommen hab. Klingt theatralisch, trifft es aber gut. In wenigen Wochen haben wir ein Kennenlerngespräch mit der Direktorin und ich grusel mich schon davor.

Viele Grüße

Hallo,

eine ganz ernstgemeinte Frage: woher sollen die Lehrer erfahren, was ihr für einen Beruf habt und warum sollten sie sich überhaupt dafür interessieren?

Viele Grüße

1 Like

Hallo

Du bist Kauffrau, dein Mann im öffentlichen Dienst - das du das „nur“ nichtmal in Anführungszeichen geschrieben hast, finde ich bedenklich -schämt ihr euch etwa?
Wollt ihr eurer Tochter vermitteln, das eure Berufe nichts wert seien und nur eine „höhere“ Laufbahn erstrebenswert ist?

Ich verstehe den Ansatz, einem kleinen Kind nicht so einen
hohen Leistungsdruck zuzumuten. Doch es ging mir nicht nur
darum.

In dem Link und einigen anderen Artikeln habe ich
heraus gelesen, dass Kinder, die zwar prinzipiell gute
Leistungen bringen, weitaus geringere Chancen haben eine
Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen, wenn der Beruf der
Eltern nicht „passt“ und Kinder studierter Eltern dann einfach
durchmarschieren.

Wenn ihr beide Abitur habt, seid ihr vermutlich nicht das, was man heute bildungsfern nennt. Schon bei Vorschulkindern erkennt der Geübte problemlos, welchen Hintergrund sie haben - eure Tochter wird deshalb vermutlich nicht als sozial schwach angesehen und sich deshalb den Lehrern nicht speziell beweisen müssen.

Darum ging es mir in erster Linie… und das scheint ja ein
Feld zu sein, mit dem sich Politik und Wissenschaft wohl
ausseinandersetzt.

Wie gesagt, es geht nicht darum, welchen Beruf exakt die Eltern haben, sondern es geht um das Milieu, aus dem die Kinder kommen.

Ich fühl mich im Moment wie der Stein im Lebensweg meines
Kindes. Weil ich früher mal eine falsche Entscheidung
getroffen habe/ eine falsche Abbiegung genommen hab. Klingt
theatralisch, trifft es aber gut.

Du hast keine falsche Entschedung getroffen, sondern eine, die damals richtig für dich war.
Warum hast du nie Lotto gespielt? Dann wärst du jetzt vielleicht reich und könntest deinem Kind die beste aller Privatschulen bezahlen…Warum hast du diesen Mann geheiratet und nicht einen Berufserben, der alles bezahlt und notfalls die höhere Bildung der Kinder einklagen könnte?
Es hat keinen Sinn sich irgendwelche Vorwürfe zu machen - lern deine vergangenen Entscheide zu akzeptieren und erhobenen Hauptes zu sagen „Ich bin Kauffrau!“

In wenigen Wochen haben wir
ein Kennenlerngespräch mit der Direktorin und ich grusel mich
schon davor.

Nicht gruseln. Die Frau hat jährlich Duzende von solchen Geprächen, die kann Leute sehr gut einschätzen und schlussendlich ist immer noch die Leistung des Kindes das eigentlich Ausschlaggebende.
Ein leistungsmässig mieses Akademikerkind wird genausowenig das Gymnasium besuchen, wie ein brilliantes Arbeiterkind in der Realschule landet.

Wartet erst mal ab, wie sich die Schule entwickelt - und wartet wirklich. Zeigt eurer Tochter nicht eure Beunruhigung, sie bekommt sonst schon Angst vor der Schule, bevor sie dort ist und das wäre sicher kontraproduktiv.

Gruss, sama

4 Like

Hallo,

verständliche Frage, aber schau mal hier http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsbenachteiligung…
wenn man den Artikel vollständig liest, scheint der Beruf der Eltern und die Herkunft eine ziemlich große Rolle zu spielen.

Viele Grüße

Hallöchen an Alle!

Meine Frage an die Eltern hier im Forum: Ist es wirklich so
schlimm? Ist die Schullaufbahn unserer Tochter durch unsere
Schuld schon fest fixiert? Ich kanns mir so schwer vorstellen,
aber es beherrscht meine Gedanken zur Zeit…

Dazu muss ich sagen, wir (mein Mann und ich) haben Abitur
gemacht, aber im Anschluss nicht studiert, oder besser gesagt
ich gar nicht (bin nur Kauffrau) und er nur im öffentlich
Dienst. Wir sind also keine Akademiker.

Was heißt das jetzt für uns, werden wir ernsthaft deswegen
ausgesiebt? Oder alles doch nicht so schlimm?
Was könnnen wir machen?

Ich freue mich auf eure Antworten und Erlebnisse, und auf
bißchen Hilfe, meine Gedanken zu entwirren…

Schäfchen

Also, ganz kurz und knapp. Ich, Sohn zweier „Arbeiter“, also klassisches Arbeiterkind, Abitur in Bayern mit 1,5… Nix von wegen Benachteiligung zu spüren.

Ich glaube ich macht euch da einen zu großen Kopf, ihr tut ja so als ob nur Voll-Akadmiker richtige Meschen mit Menschenrechten wären :wink:

Hi

Bevor Du Dir über die Zukunft Deines Kindes wegen der Schulwahl Sorgen machst, würde ich überlegen, ob es nicht besser wäre, am eigenen Selbstwertgefühl zu arbeiten.
Ich denke nämlich, daß das sehr viel prägender für ein Kind ist, wie die Eltern sich selbst und die Umwelt sehen, als viele andere „Umwelteinflüsse“
Warum denkst Du eigentlich, daß man unbedingt Akademiker sein muß, um es im Leben zu etwas zu bringen?
BTW: Einen Titel kann man auch noch im zweiten Bildungsweg bekommen, wenn man unbedingt möchte, weil man glaubt anders nichts (oder nicht viel) wert zu sein.

Gruß
Edith

3 Like

Hallo,

ich glaube, was sich dabei abzeichnet ist der Hintergrund, den Eltern bieten können oder wollen.

Was damit gemeint ist- ist sicher der Einsatz, den Eltern hinter den Kindern geben können/wollen.

Es ist sicher eine Gratwanderung von Förderungen wie früher musischer Ausbildung, Sport ausüben und was man sonst noch alles dafür tun kann- dennoch findet soetwas bei sehr engagierten Eltern konsequent statt.
Daß ein Kind mit mehr Horizont sich besser zurechtfinden kann- durch Gelerntes wiederum leichter lernt- ist verständlich.

Meiner ERfahrung nach hat der eigene soziale Hintergrund keinen Einfluss auf eine bessere „Einordnung“ des Lehrers für das Kind.
Es geht lediglich um das Engagement der Eltern- und so blöd es klingt, aber sich mit Lehrern besprechen, sein Interesse zeigen, und auch das Kind zu regelmässigen Hausaufgaben anlernen-- darum geht es.
Ja sogar wenn Kinder nicht soo gut sind-- wenn ein Lehrer das Bemühen des Elternhauses sieht, wird er im Zweifelsfall auch pro Kind entscheiden.

Das betrifft dann ja nicht von sich aus gute Schulkinder oder Kinder, die schon früh ehrgeizig sind- sondern vor allem die breite Masse von Kindern, die was tun müssen…und die damit auch ERfolg haben können.

Ich würde mir da nicht DEN Kopf machen!
Das Kind soll doch nicht schon gestresst in die Schule gehen und damit ein ungutes Gefühl in sich tragen!

Wenn Ihr was tun wollt- dann seid einfach in der Grundschule aufmerksam für das was läuft.
Das Kind soll das Lernen lernen…das sollte auf eine angenehme Art erfolgen und ohne Druck- das kann schon Aufgabe genug sein :wink:
Ansonsten- geht zu Elternabenden, ab und zu mal zum Schulschluss in die Klasse und fragt nach, wie es denn so läuft ( aber bloss nicht die Lehrer ständig belehren oder nerven!).

Das reicht um den Eindruck zu erwecken, daß man sich engagiert und wenn man dann mit dem Herzen dabei ist und das Kind auch die Leistung erbringt, läuft alles schon auf einem guten Weg.

Letztlich- ist aber ja auch die Frage, ob das Gymnasium nun DER beste Weg ist!
Es wird heutzutage sehr viel von den Kinder verlangt und ich kenne Akademiker, die tatsächlich schon sagen, daß der Weg über die Realschule und dann weitermachend eine überlegenswerte Alternative bildet nachdem der Druck für die Kinder schon immens ist.

Und zuletzt…so schön ein Abi ist- so nett ein Studium…wichtig ist dann doch trotzdem, wie zufrieden oder glücklich das Leben empfunden wird und das hat nicht zwangsläufig damit zu tun.

kitty

Hallo!

Also ich kann dir versichern, dass ich in meinem Alltag anderes zu tun habe, als nachzusehen was für Berufe die Eltern meiner Schützlinge haben. Die meisten werden wahrscheinlich bei einem großen Arbeitgeber in der Nähe arbeiten, viele davon eben nicht in studierten Jobs. Einige haben eindeutig türkische oder „anders ausländische“ Eltern. Momentan ist eines dieser Kinder meinem Gefühl nach (ich hatte die Klasse bisher nicht so oft, da das Schuljahr ja gerade erst angefangen hat) ein heißer Anwärter auf viele Einser. Und übrigens: ich unterrichte an einem Gymnasium.

LG, Sarah

Und übrigens: ich unterrichte an einem Gymnasium.

Im UP geht es um die Grundschule. Und dort kennen die Lehrkräfte meiner Erfahrung nach sowohl Beruf als auch Nationaltät/Herkunft der Kinder und zum Teil auch die familiären Verhältnisse. Zumindest auf dem Dorf, in der Kleinstadt, aber auch im Vorortbereich ist das so.

Und natürlich spielt dieses Wissen bei der Behandlung der Kinder eine Rolle, dazu gibt der im UP verlinkte Wikipedia-Artikel genügend Anhaltspunkte. Besonders ausgeprägt ist das bei der Gymnasialempfehlung. Ich habe es selbst erlebt, dass Lehrer sinngemäß gemeint haben: eigentlich wäre das Kind ja ein Fall für die Realschule, aber angesichts des familiären Umfelds kann ich eine Empfehlung für das Gymnasium vertreten.

Das heißt weder, dass Unterschichtenkinder keine Chance haben, noch dass Oberschichtenkinder unabhängig von den Leistungen immer im Gymnasium landen, aber im breiten Mittelfeld kann die soziale Herkunft entscheidend sein.

Und damit du jetzt nicht den Eindruck hast, es ginge hier gegen die Lehrer: auch wenn vielen von ihnen die Kinder ihrer eigenen sozialen Gruppe mehr am Herzen liegen, sind sie nur vordergründig das Problem. Das Hauptproblem ist, dass unser Schulsystem immer noch überwiegend diese Selektion zwischen Grund- und weiterführender Schule hat, und dass es nicht ausreichend Mittel und Massnahmen gibt, um die soziale und finanzielle Benachteiligung zu kompensieren.

Gruß
A.

2 Like

Hallo Schäfchen,

mal von dem ganzen Schubladendenken weg: Mein Onkel, Hauptschulabschluß sehr mäßig. Lehre beim Schuster gemacht, und weil er dort etwas gefunden hat, was ihm Spaß machte, hat er selbst Weiterbildungen gemacht. Er führt heute ein Unternehmen mit orthopädischen Schuhen und macht medizinische Einlagen. Schuhreparatur ist nur noch ein verschwindend kleiner Teil.

Mein Stiefvater, Abitur, abgeschlossenes FH-Studium mit sehr gutem Abschluss, nebenbei Jura studiert (nicht abgeschlossen) hat jahrzehntelang keine richtige Arbeitsstelle gefunden. Hat bis vor kurzem Vollzeit für 800/900 Euro gejobbt, damit irgendwie Geld in die Haushaltskasse kommt. Das frustriert! Endlich hat er nun einen (leider nur befristeten) Vertrag bei einem großen Unternehmen. Absolut Ausbildungsfern von dem, was er gelernt hat, oder eigentlich gerne machen wollte.

Abitur hat nichts über Erfolg oder Glück im Leben zu sagen. Was machst du mit Abitur, wenn es dir in deinem Berufsweg, der dich glücklich macht, nichts bringt? Sicher, es schadet bestimmt mal nicht (obwohl viele Bewerbungen wegen „Überqualifikation“ aussortiert werden, weil Gymnasiasten nicht einfach nur mal machen wie der Chef sagt, sondern ständig über jede Anweisung diskutieren möchten).
Es wird immer schwieriger, den gewünschten Berufsweg auch zu gehen - und von ein Leben lang dieselbe Arbeitsstelle kann man heute nur noch träumen. Ich denke im Beeruflichen Leben wird es immer wichtiger zu wissen was man will, was man kann, was man bereit ist zu investieren, flexibel zu sein - und dann Ärmel hochkrempeln und los! Eine Grundlage, eine Ausbildung ist meines Ermessens wichtig, aber auch nur um zu zeigen, dass man eine gemacht hat :wink:

lg, Dany
P.S.: mach dich nicht bekloppt - EUER Kontakt zum Lehrer ist wichtig, wie er das Kind einschätzt, wie er eure Situation einschätzt, ob er glaubt, dass das Kind in diesem Umfeld die Anforderungen für einen gymnasialen Weg leisten kann. Wenn ihr als Eltern das möchtet - aber zwingt euer Kind zu nichts, was ihm nicht liegt - das ist viel schlimmer :smile:

Hallo Axurit

Ich habe es selbst
erlebt, dass Lehrer sinngemäß gemeint haben: eigentlich wäre
das Kind ja ein Fall für die Realschule, aber angesichts des
familiären Umfelds kann ich eine Empfehlung für das Gymnasium
vertreten.

Kann das nicht auch bedeuten: Das Kind müsste sich sehr anstrengen, mit den Anforderungen des Gymnasiums klar zu kommen - mit diesen Eltern/Umfeld im Rücken könnte es das aber schaffen.
Das können dann sehr engagierte Eltern sein - das hat ja nichts mit dem eigenen Bildungsstand zu tun *find*

lg, Dany

1 Like

Hallo Schäfchen,

wenn Deine/Eure freie Berufswahl „Hartz IV“ wäre - ich würde Deine Panik verstehen.

Aber selbst bei unfreiwilligem „Abrutschen“ kann man seinem Kind noch Würde und Gesellschaftsfähigkeit mitgeben.

Kinder mit eher ungewöhnlichen Berufen der Eltern (z.B. Bestatter bzw. Profiringer & Boxer) hatten es in der Klasse bei mir schwer, da sie von den Mitschülern damit bei jeder Gelegenheit aufgezogen wurden - aber diese wurden von der Mehrheit der Lehrer (manche machten auch ihre Späße damit) eher unterstützt - sprich uns Mitschülern wurde verdeutlicht, dass es diese Berufe eben auch geben muss.

Und noch was Entscheidendes: in der Grundschule meiner Tochter gibt es gut 10% solcher Kinder, die einen massiven miesen Hintergrund haben. Diese Eltern haben die Auflage bekommen, dass die Kinder in einem Hort zum Zwecker der Erziehung und Hausaufgabenbetreuung aufzusuchen haben (soweit ich weiß über Jugendamt). Es wird also eher versucht zu kompensieren als zu selektieren.

Und noch was II: Akademiker sind oft genug nicht die besten Eltern. Bei Manchen liegt Genie und Wahnsinn ziemlich nahe und andere überfordern bzw. vernachlässigen ihre Kinder dann auch - teils aus Enttäuschung, dass es wohl kein Genie wird, teils aus Zeitmangel oder schlicht Desinteresse… (persönliche Erfahrung, da ich öfter mit Medizinern zu tun habe)

LG
Ce

Wie beurteilst du dann den umgekehrten Fall, den ich erlebt habe? In diesem meinte die Klassenlehrerin zu den Eltern eines Jungen mit „Migrationshintergrund“, dass er von den Noten her ganz klar aufs Gymnasium könnte, es für ihn aber doch schon gut wäre, wenn er auf die Realschule ginge.

Bewerte ich mit „beschissen“ - konnte jemand was dran ändern?

Leistungen bringen, weitaus geringere Chancen haben eine
Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen, wenn der Beruf der
Eltern nicht „passt“ und Kinder studierter Eltern dann einfach
durchmarschieren.

Hi,

kommt vielleicht auf die Schule, bzw. den Lehrer an. Hier in meinem Umfeld habe ich die Erfahrung gemacht, das die Lehrer die Anlagen des Kindes realistisch einschätzten.

Mein Mann bekam die Empfehlung für das Gymnasium, „obwohl“ seine Eltern Landwirte bzw. Arbeiter waren.

Meine Cousine (grad 12 Jahre) bekam keine Empfehlung für das Gym. obwohl die Mutter unbedingt wollte und deshalb das Kind zum Probeunterricht schickte, den sie aber nicht bestand. Nun ist sie auf der Realschule, braucht aber Nachhilfe.

Und heutzutage bestehen ja noch nach Schulabschluß div. Möglichkeiten zur Weiterbildung. Ich kenne einen Kampfjetpiloten, der es weder aufs Gym. noch auf die Realschule schaffte, eine Schlosserlehre absolvierte und dann erst sich bis zum Abi weiterbildete oder den Neurochirurg, der nach dem Abi zunächst eine Lehre als Automechaniker abschloß und dann doch noch studierte.

Bei manchen Kindern fällt der Groschen eben erst später.

Gruß
Tina

3 Like

Hallo,

seid ihr beide aus Akademiker-Familien?
Wenn nicht, wie habt ihrs dann bis zum Abi geschafft?

Euch ist bewusst, wie wichtig Bildung ist, das ist meines Erachtens der wichtigste Baustein zu einer erfolgreichen Schulzeit für eure Tochter.

Die Zeiten, als der Schulabschluss mit dem Beruf korrelierte, sind schon seit mitte der 90er Jahre vorbei und werden immer weiter aufgelöst, je mehr ohne Abi zukünftig studieren können. Das normative Studium nach dem Abi gibts nicht mehr.

Darum finde ich auch die Studie von von Becker und Nietfeld (1999)
in der nach dem Schulabschluss der Eltern die Gymnasialempfehlung aufgeschlüsselt ist, wesentlich aussagekräftiger.

Das werden zukünftige Bildungsstudien zumehmend zu berücksichtigen haben.

Grüße
miamei

Kann das nicht auch bedeuten: Das Kind müsste sich sehr
anstrengen, mit den Anforderungen des Gymnasiums klar zu
kommen - mit diesen Eltern/Umfeld im Rücken könnte es das aber
schaffen.
Das können dann sehr engagierte Eltern sein - das hat ja
nichts mit dem eigenen Bildungsstand zu tun *find*

Das mag die Fragestellerin beruhigen, da sie offenbar in diese Kategorie fällt, ändert aber nichts für Kinder, deren Eltern, warum auch immer, weder das Umfeld noch das Engagement anbieten oder anbieten können.