Grundschulzeit meistern, soziale Benachteiligung?

Angst essen Seele auf
Hallo,

ich muss gestehen: Ich sorge mich um dein Kind. Allerdings nicht wegen einer konstruierten Bildungsbenachteiligung, sondern wegen des Drucks, der jetzt schon von deiner Seite aus entsteht.

Das beginnt damit, ein komplettes Jahr vor der Einschulung bereits alle Schulsachen beisammen zu haben. Damit nimmst du einen großen Teil der Vorfreude auf die Schule zum richtigen Zeitpunkt - nämlich dann, wenn die Schule tatsächlich anfängt - weg. Mag sein, dass deine Tochter sich kurzzeitig auch jetzt gefreut hat, als ihr die Sachen eingekauft hat - zumindest, wenn sie selbst bei der Auswahl beteiligt war und nicht der mütterlichen Übersorge zum Opfer gefallen ist.

Für den Zeitraum kurz vor der Einschulung bedeutet das aber, dass es nichts mehr zum Vorbereiten und Freuen gibt, während die anderen Erstklässler in spe mit Feuereifer mittendrin sind.

Fatal ist aber auch der Nebeneffekt: Dein Kind kriegt jetzt schon mit, welche Bedeutung Schule hat. Im schlimmsten Fall wird es bereits jetzt auf Teufel-komm-raus „gefördert“, um nur ja eine erfolgreiche Bildungsbiografie hinzukriegen. Dabei fallen die wesentlichen Dinge, die ein Kind in diesem Alter braucht, ganz schnell hinten runter: Sich spielerisch die Welt erobern, neugierig bleiben und vor allem unbefangen und fröhlich aufs (Schul-)Leben zuzumarschieren.

Dieser Druck wird sich verstärken, sobald das Kind tatsächlich in der Schule ist. Von wachsamer Hausaufgabenüberwachung bis hin zu ausgesprochenen und (viel schlimmer) unausgesprochenen Leistungserwartungen von deiner Seite, wäre die Weichenstellung für ein Schulversagen perfekt.

Und das alles aufgrund diffuser Ängste, denen du dich hingibst, anstatt deinem Kind das Beste zukommen zu lassen, was es gibt: Vertrauen in seine Fähigkeiten. Wenn das vorhanden ist, geraten auch Schwierigkeiten und Krisen nicht zu Katastrophen, sondern ermöglichen dem Kind, an ihnen zu wachsen. Unter Leistungsdruck passiert genau das Gegenteil.

Deshalb: Schalte mal ein paar Gänge zurück. Dein Kind wird es dir danken.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo!

Und übrigens: ich unterrichte an einem Gymnasium.

Im UP geht es um die Grundschule. Und dort kennen die
Lehrkräfte meiner Erfahrung nach sowohl Beruf als auch
Nationaltät/Herkunft der Kinder und zum Teil auch die
familiären Verhältnisse. Zumindest auf dem Dorf, in der
Kleinstadt, aber auch im Vorortbereich ist das so.

Kann ich auch nicht bestätigen. In meinem Freundeskreis gibts sehr viele Grundschullehrerinnen. Eine hat gemeint, bei den ganzen Klassen, die sie hat (eine eigene und noch in mehreren Klassen zusätzlich Kunst) kann sie sich sowieso die Berufe der Eltern nicht merken. Sind ja dann doch schon mal gut 80 Kinder, die man da unterrichtet, auch an der GS.

Und natürlich spielt dieses Wissen bei der Behandlung der
Kinder eine Rolle, dazu gibt der im UP verlinkte
Wikipedia-Artikel genügend Anhaltspunkte. Besonders ausgeprägt
ist das bei der Gymnasialempfehlung. Ich habe es selbst
erlebt, dass Lehrer sinngemäß gemeint haben: eigentlich wäre
das Kind ja ein Fall für die Realschule, aber angesichts des
familiären Umfelds kann ich eine Empfehlung für das Gymnasium
vertreten.

Tja, hier in Bayern gibts die Empfehlungen nach Noten. Die Gymnasialempfehlung bekommt jeder, der 2,33 im Übertrittszeugnis schafft. Wer sie nicht schafft, kann sie auch nicht bekommen, nur weil der Lehrer denkt, das Kind hätte Unterstützung. Genauso ist der Fall umgekehrt. Die Empfehlung kann nicht aufgrund des Elternhauses verweigert werden.

Und damit du jetzt nicht den Eindruck hast, es ginge hier
gegen die Lehrer: auch wenn vielen von ihnen die Kinder ihrer
eigenen sozialen Gruppe mehr am Herzen liegen, sind sie nur
vordergründig das Problem. Das Hauptproblem ist, dass unser
Schulsystem immer noch überwiegend diese Selektion zwischen
Grund- und weiterführender Schule hat, und dass es nicht
ausreichend Mittel und Massnahmen gibt, um die soziale und
finanzielle Benachteiligung zu kompensieren.

Das halte ich beileibe nicht für ein Problem. Ich habe in GB unterrichtet. Ich habe gesehen, was das tolle Gesamtschulsystem mit den Kindern so macht. Vor allem, weil es eigentlich zu viel ausdifferenzierterer Selektion führt. In England wird in weit über der Hälfte aller Grundschulen bereits nach der ERSTEN Klasse mit der Selektion angefangen (Parallelklassen nach Leistungsgruppen oder leistungsgerechte Sitzordnung innerhalb der Klasse und entsprechende Aufgabenverteilung). Da sind die Kinder 6 Jahre alt. Unsere Kinder kommen da erst in die Schule… Und die Selektion geht da gehörig weiter. Inzwischen fordern viele englische Lehrer das dreigliedrige System zurück. Weil es den Selektionsdruck nämlich verringern würde.

Hätten wir bessere Ressourcen (Klassen von max. 15 Kindern z.B.), dann wäre ich für eine sechsjährige Grundschule. Haben wir aber nicht. Und deswegen tut es sowohl den Leistungsstärksten als auch den Leistungsschwächsten sehr gut, nach 4 Jahren aus der Drucksituation (Mann, ist das langweilig…/Gott, bin ich schlecht in der Schule) rauszukommen und bedürfnisgerechter unterrichtet zu werden.

Außerdem sollte mein Post der UP zeigen, dass Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder von Nicht-Akademikern durchaus angemessen am Gymnasium vertreten sind.
LG, Sarah

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Hallo schäfchen,

ja, ein bisschen benimmst Du Dich auch wie eines.

Im nächsten Jahr (2013) wird unsere Tochter eingeschult. Bis
dahin ist zwar noch Zeit, aber die Grundschule ist schon
ausgewählt und die Schulausstattung schon gekauft.

Was ist denn bitte da schon gekauft? Stifte, Hefte, etc. kriegt ihr doch von der Schule angesagt, das sollte normalerweise nicht im Voraus gekauft werden.

Und der Schulranzen? Was macht ihr, wenn der Tochter nächstes Jahr ein anderer besser gefällt, weil die In-Ranzen sich gewandelt haben?

So kommts, dass ich mir reichlich verfrüht Gedanken mache, wie
die Grundschulzeit verläuft und wie es mit den
Grundschulempfehlungen aussieht.

Ja, Du schreibst es: Verfrüht machst Du Dir diese Gedanken. Es ist löblich, wenn Eltern das Wohl des Kindes nicht egal ist. Aber dass dieses Wohl nicht notwendigerweise von der Schullaufbahn abhängt, hast Du auch schon lesen dürfen.

Meine Frage an die Eltern hier im Forum: Ist es wirklich so
schlimm? Ist die Schullaufbahn unserer Tochter durch unsere
Schuld schon fest fixiert?

Ein Beispiel von vor ca. 25 Jahren: Beide Eltern berufstätig, daher meinte die Lehrerin, urteilen zu können, dass ein Bub nicht „vorzeitig“ (Geburtstag im August) eingeschult werden könne. Sie habe da ihre Erfahrung, und in dem elterlichen Hintergrund (beide Abitur am Erwachsenenkolleg gemacht, aber eben voll berufstätig) könne man keine häusliche Hilfestellung für das Kind erwarten.

Die Mutter (nicht ich) führte dann das Gespräch in dem Sinne, ob die Lehrerin denn glaube, dass die häusliche Situation sich in einem Jahr ändern würde. Darauf kam natürlich nichts mehr.

Der Bub wurde eingeschult, nicht an der beurteilenden Schule, wegen Hortplatz wo anders, aber in der Nähe. Es konnten keine Nachteile wegen des elterlichen Hintergrundes und der angeblich mangelnden häuslichen Hilfestellung festgestellt werden.

Du siehst, vorurteilsbehaftetes Lehrpersonal gab es schon damals, und auch damals konnte man das ändern, wenn es wirklich zum Wohl des Kindes war. Wenn ihr euch für euer Kind einsetzt, und nicht die Vorstellung verwirklichen wollt, die ihr von euerem Kind habt, dann hat die Tochter beste Voraussetzungen, einen Beruf nach ihren Neigungen ergreifen zu können.

Gruß, Karin

Danke, besser und treffender geht’s nicht! owT
owT

Hallo,

ohne die ganzen anderen Beiträge gelesen zu haben, möchte ich sagen, dass deine Ängste vollkommen unbegründet sind.

Ich habe gerade mein Diplom an einer Universität gemacht, strebe jetzt das Staatsexamen an. Vor 5 Jahren habe ich Abi mit einem Einser-Schnitt gemacht. Ich brauchte nie Nachhilfe in der Schule.

Mein Vater hat als Schulabschluss lediglich die Mittlere Reife, meine Mutter sogar nur einen „nachgemachten“ Hauptschulabschluss (während der Berufsausbildung erworben). Während ich noch zur Grundschule ging (und auch danach), waren meine Eltern aus gesundheitlichen Gründen auf Sozialhilfe angewiesen.

Trotzdem habe ich mich nie in irgendeiner Weise benachteiligt gefühlt oder meine Bildungschancen schlechter eingeschätzt als die meiner Mitschüler/Kommilitonen, deren Eltern beide Akademiker waren.
Da ich in der Schule immer gut aufgepasst habe und darüber hinaus eine gute Auffassungsgabe habe, war es nie nötig, dass ich mir in den höheren Klassen Unterrichtsstoff von meinen Eltern hätte erklären lassen müssen. Im Gegenteil: meine Mutter verlangte von Anfang an von mir, dass ich ihr erkläre, was wir in der Schule gemacht haben. Später ließ dass dann nach, aber gerade in den ersten paar Schuljahren ist das finde ich gut und wichtig.
Meiner Meinung nach hängen die Bildungschancen einzig und allein von eurem Kind ab und was ihr im mit auf dem Weg gebt. Zum Beispiel, dass man regelmäßig Hausaufgaben macht und auch mal ein Arbeitsblatt freiwillig zu Hause zu ende rechnet. Wichtig ist es, dass es dem Kind dabei Spaß macht und nicht unter Druck gesetzt wird.

Mein Fazit: auch Nicht-Akademiker-Kinder aus der sozialen Unterschicht (Entschuldigung für meine Ausdrucksweise, soll keine Beleidigung sein!) können durchaus an einer Universität studieren und einen akademischen Abschluss erzielen.

Ich hoffe, euch mit meinem Beitrag helfen zu können und zu zeigen, dass eure Angst unbegründet ist.
Das ihr euch schon so früh über dieses Thema Gedanken macht, zeigt ja, dass ihr euch gut um euer Kind kümmert. Wenn eure Tochter auch noch ein bisschen was im Köpfchen hat, dann sind das meiner Meinung nach gute Voraussetzungen! :smile:

Gruß,
Queeny

Hi,

Mein Fazit: auch Nicht-Akademiker-Kinder aus der sozialen
Unterschicht (Entschuldigung für meine Ausdrucksweise, soll
keine Beleidigung sein!) können durchaus an einer Universität
studieren und einen akademischen Abschluss erzielen.

Richtig, aber

Das ihr euch schon so früh über dieses Thema Gedanken macht,
zeigt ja, dass ihr euch gut um euer Kind kümmert.

Nein, das zeigt es nicht! Es zeigt, dass sie Panik schieben und, ob bewusst oder nicht, einen ungeheuren Druck auf das Kind aufbauen! Und das ist das Schlimmste, was passieren kann. So nimmt man möglichst schnell die Freunde am Lernen und Leben. Und so entstehen die Probleme dann tatsächlich. Selbsterfüllende Prophezeiung.

Wenn eure
Tochter auch noch ein bisschen was im Köpfchen hat, dann sind
das meiner Meinung nach gute Voraussetzungen! :smile:

Im Prinzip ja, aber hier könnte man natürlich den Strick so drehen, dass sie nichts im Köpfchen hat, wenn sie das Abitur nicht schafft…

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Noch eine Ergänzung:

Selbsterfüllende Prophezeiung.

Ob Eltern das Ergebnis ihres Tuns auch als obige auffassen, bezweifle ich. Im Zweifel werden die Probleme dann auf „Bildungsbenachteiligung in der Bundesrepublik Deutschland“ geschoben. Obwohl alles so schön hätte werden können…

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Ihr versteht mich falsch.
Hallo an Alle!

Es ist schhwer für mich, die Sache so auzudrücken, dass verständlich ist, worum es mir geht.

Wir möchten unsere Tochter keineswegs überfordern. Wir üben mit ihr, lesen mit ihr und lassen sie ihren Interessen nachgehen. Wir zwingen sie nicht zum Ballett oder Englisch Unterricht für Kindergartenkinder. Wir sind nicht die Art von Klischee Eltern, die panisch im Kreis rennen, weil das Kind irgendetwas nicht kann.

Es ist unfair, uns aus der Ferne etwas völlig falsches vorzuhalten.

Unsere Kleine ist ein sehr liebes Kind, ich musste sie vor wenigen Wochen 2 Tage mit zur Bank nehmen, da der Kindergarten geschlossen hatte und eine anderweitige Betreuung nicht möglich war. Sie hat am Schreibtisch hinter mir gesessen und gebastelt gemalt und alle angestrahlt. Wir haben immer versucht, sie zu einem herzlichen und höflichen kleinen Menschlein zu erziehen. Natürlich werde ich ihr bei den Hausaufgaben helfen und mit den Lehrern im Dialog sein, aber verstehen kann ich nicht, wieso sie mehr Punkte oder bessere Noten haben muss als Kinder anderer Eltern.

Natürlich kann auch alles ganz anders kommen, und mir ist bewusst, dass so einige Eltern es da noch schwerer haben werden als wir.

An der Ungerechtigkeit in dieser Sache ändert es nichts. Und wer den verlinkten Artikel gelesen hat, muss mich in dem Punkt doch auch verstehen?

Viele Grüße

Hallöchen an Alle!

Moin! Moin!

Wir möchten unsere Tochter bestmöglich vorbereiten und ihr im
Rahmen unserer Möglichkeiten alles mitgeben, was nötig ist.

Macht ihr doch, ich seh da keine Probleme!

Meine Frage an die Eltern hier im Forum: Ist es wirklich so
schlimm?

Als ich in den 60gern zur Schule ging, stand im Klassenbuch noch: Beruf des Vaters. Da hatte ich mit „Baggerfahrer“ natürlich schlechte Karten. Das gibt es doch heute nicht mehr…

Ist die Schullaufbahn unserer Tochter durch unsere

Schuld schon fest fixiert? Ich kanns mir so schwer vorstellen,
aber es beherrscht meine Gedanken zur Zeit…

Ihr werdet ja eure Tochter während der Schulzeit unterstützen. Das heißt Elternabende besuchen, mit dem Schulstoff auf dem Laufenden, Kontakt zur Lehrerin, ruhigen Platz zum Lernen usw.
Nicht dauernd Sätze wie: „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens…“

Dazu muss ich sagen, wir (mein Mann und ich) haben Abitur
gemacht, aber im Anschluss nicht studiert, oder besser gesagt
ich gar nicht (bin nur Kauffrau) und er nur im öffentlich
Dienst. Wir sind also keine Akademiker.

Na und? Das hat mit dem Wert eines Menschen nichts, aber auch gar nichts zu tun! Die wichtigen hilfestellungen habt ihr doch bisher gut hingekriegt. Du beschreibst Deine Tochter doch als liebes Kind…

Versuch Selbstbewußtsein zu vermitteln und mach ihr keine Angst sondern weck Neugier…
Viel Glück wünscht Dir
Dino

Vielen Dank für die Antwort und viele Grüße!

Schade,
dass man in einen so kurzen Artikel wie meinen, so viel reininterpretieren kann.

Ich möchte dir hier sagen, dass deine Einschätzung auf uns und unser Kind nicht zutrifft. Ich hoffe, das nimmst du dir vielleicht ein wenig zu Herzen, bevor du Leute so schnell aburteilst.

Nachvollziehen was du meinst, kann ich sehr wohl. Aber es spiegelt nicht unser Familienleben oder unseren Erziehungsstil wieder.

Und Schulsachen jetzt zu kaufen hat auch praktische Gründe. So kostet ein Schulranzen z.B nur 150€ statt 300€ wie kurz vor Schulbeginn. Da geht es einfach ums Geld, Einschulung ist teuer.

Viele Grüße

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Liebes Schäfchen,

du hast doch nun schon so viele Antworten bekommen, wo dir Gegenbeispiele genannt wurden. Was hindert dich denn daran, dem einfach mal Glauben zu schenken? Ich habe Akademiker als Eltern, habe auch Abi mit toller Note und Studium (nich mehr ganz so tolle Note) abgeschlossen und Arbeite nun in der Verwaltung. Ich bin mir sicher, für meine Tätigkeit jetzt hätts kein Studium gebraucht. Mein Freund hat eine Erzieherin und einen gelernten Tischler als Eltern, hat sämtliche Abschlüsse an Schule und Uni mit 1,0-1,3 hingelegt und fängt demnächst seine Promotion im Bereich Physik an. Statistisch dürfte das ja gar nicht sein, dass er ein gleich gutes Abi an einer Spezialschule ablegt wie ich an einem normalen Gymnasium, er ein besseres Studium hinlegt und promoviert, was ich nicht tue. Du siehst, wie nichtig Statistik da sein kann. Und das ist vllt. etwas, was heute fälschlicherweise erst im Studium mal so richtig eine Rolle spielt: Kritisch denken. Nicht den Wikipedia-Artikel lesen und Sorge bekommen, sondern lieber gleich die Stirn in Falten ziehen und sich fragen, was da eigentlich GENAU untersucht wurde und wer das ZU WELCHEM ZIEL WIE INTERPRETIERT hat! Du machst 2 Schubladen auf: Akademiker und Unterschicht und ordnest dich ob fehlendem Hochschulabschluss in zweitere Gruppe und damit in ein vermeintliches Problemfeld. Dabei vergisst du völlig den individuellen Blick für eure Familie, etwas was nun mal quantitativ auch nur schwer zu erfassen ist und deshalb oft nicht erfasst wird. Es ist viel leichter Bildungsabschlüsse von Kindern mit denen von Eltern in Beziehung zu setzen und dann zu sagen „so isses“, anstatt mal die Lupe rauszuholen und sich zu fragen, welche Faktoren denn nun eigentlich den kindlichen Bildungsabschluss beeinflussen. Und damit wären wir wieder bei meinem Freund und mir: Was wir beide hatten, waren liebevolle Bezugspersonen, die uns in unserer Neugier nicht gebremst haben, sich von klein an mit uns und unseren Sorgen beschäftigt haben und so ein intaktes Umfeld gebaut haben, in dem wir ohne Stress großwerden und uns aufs Lernen konzentrieren konnten. Bezugspersonen, die uns vermittelt haben, dass Wissen und Fähigkeiten tolle Sachen sind, die uns die Welt eröffnen und die uns nicht mit der Angst und dem Druck überladen haben, aus uns könnte mal nichts werden. Und ich denke, wenn ihr weiterhin versucht, euer Kind zu einem fröhlichen, offenen Menschen zu erziehen und sie einfach auf ihrem Weg begleitet, dann tut ihr der Förderung genüge. Diffuse Ängste davor, was in 5 Jahren sein könnte, sind dabei eher hinderlich. Die übertragen sich auch aufs Kind, ob du nun willst oder nicht. Es hat mich viel Mühe gekostet, mich von Ängsten freizuschwimmen, die eigentlich nicht die meinigen, sondern die meiner Mutter und meiner Oma waren (irgendeinen Sport zu betreiben, irgendein Land zu besuchen etc… man bekommt das förmlich eingeimpft!)

Und wirklich, glaub mal mehr an deine Fähigkeiten als blindlings irgendeiner Statistik. Wir sind doch keine Roboter, die der Erfüllung einer Formel folgen!

Gruß
Yvette

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Das Problem
der Interpretation resultiert unmittelbar aus dem Input, auf den man als Antwortende reagieren muss. Der Tenor der meisten Antworten scheint dabei aber ähnliche Gedanken wie die meinen zu zeigen.

Bleibt die Frage offen, bei wem denn nun die Schwierigkeiten angefangen haben :smile:

Schöne Grüße
Jule

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Hi

Mein Vater war Postfahrer (auch wenn das offiziell „Postbeamter“ hieß) und meine Mutter selbstständige Kaufmännin (:wink:) mein Vater hatte nur die Volksschule besucht, meine Mutter hat auch nur einen durchschnittlichen Schulabschluss, Gymnasium war auf dem Land sehr ungewöhnlich, da ging kaum jemand hin.

Zudem hatte ich Probleme mit den Mitschülern, dennoch bekam ich eine Empfehlung für Realschule und Gymnasium und was davon besser wäre wurde mit meinen Eltern abgesprochen, diese fragten mich dann (nicht, dass ich Ahnung gehabt hätte).

Ich ging auf die Realschule, machte einen 1,8er Abschluss, von da aus aufs Gymnasium (und in NRW ist das Schulsystem mal richtig undurchlässig) und habe jetzt als erstes Mitglied der erweiterten Familie einen akademischen Abschluss (mit 1,1 übrigens).

Die Noten schreibe ich nicht zum Angeben dazu - nur damit du siehst, dass es auch ohne akademische Eltern (oder irgendwelche akademischen Verwandten) geht.

Das war nicht immer leicht. Die Verwandschaft hatte nicht immer Verständnis dafür, gerade denen mit einfacheren Jobs waren Noten egal - ein wenig Neid war wohl auch dabei, gerade anhand eines Onkels dessen Sohn es trotz aller Fürsorge nicht gepackt hat. Ganz zu schweigen von der Großmutter (Wäscherin und Hausfrau) die mich am liebsten mit 18 schon verheiratet, schwanger und putzend gesehen hätte.

Ich kann auch nicht behaupten, überdurchschnittlich von Lehrern gefördert worden zu sein. Es gab gute, schlechte, und alles dazwischen.

Meine Eltern konnten mir irgendwann bei den Schulaufgaben nicht mehr helfen - aber das mussten sie auch nicht, denn bis dahin haben sie mir beigebracht, mir selbst zu helfen.

Ich musste nie Angst haben mit schlechten Noten nach Hause zu kommen, ich wusste immer, dass ich bei meinen Eltern Rückhalt finde, egal wie sich das entwickelt - auch wenn sie sich natürlich immer das beste wünschten.

Das war sehr entspannend, darum war Lernen nicht nur Pflicht sondern auch Spaß, und das ist doch letztendlich das wichtigste bei der Bildung - wenn sie keinen Spaß macht, bleibt auch nix hängen.

Du siehst also, es geht - dräng dein Kleines nicht, stärke ihm den Rücken aber mach das KIND stark und nicht die Seiten seiner Bewerbung dick. Lieber ein glücklicher Maurer (die auch nicht schlecht verdienen) als ein todunglücklicher Manager mit Magengeschwür.

lg
Kate

…aber nicht aus Bosheit!
Hallo du Schäfchen!

Es ist schhwer für mich, die Sache so auzudrücken, dass
verständlich ist, worum es mir geht.

Schriftlich zu kommunizieren ist enorm schwierig, und hier im Forum versucht man sich ja auch kurz zu fassen, soweit das möglich ist. Das macht es schwierig für alle Leser alles so zu verstehen, wie du es gern verstanden hättest.

Es ist unfair, uns aus der Ferne etwas völlig falsches
vorzuhalten.

Nein, mit Unfairness hat das nun wirklich nichts zu tun, und wenn du dich zu Unrecht kritisiert fühlst, dann stell das mit Argumenten richtig, nicht mit Kritik an der Kritik.
Und geh bitte davon aus, dass alle erstmal hier sind, um dir zu helfen!

Unsere Kleine ist ein sehr liebes Kind, ich musste sie vor
wenigen Wochen 2 Tage mit zur Bank nehmen, da der Kindergarten
geschlossen hatte und eine anderweitige Betreuung nicht
möglich war. Sie hat am Schreibtisch hinter mir gesessen und
gebastelt gemalt und alle angestrahlt. Wir haben immer
versucht, sie zu einem herzlichen und höflichen kleinen
Menschlein zu erziehen. Natürlich werde ich ihr bei den
Hausaufgaben helfen und mit den Lehrern im Dialog sein, aber
verstehen kann ich nicht, wieso sie mehr Punkte oder bessere
Noten haben muss als Kinder anderer Eltern.

Bis hierhin ist dir doch die Erziehung anscheinend gelungen, und so liebevoll, wie du von deinem Kind sprichst, kann ich mir fast nichts anderes vorstellen!

Solange ihr euch weiterhin so um euer Kind kümmert würde ich meinen, dass euch und ihr nichts Schwerwiegendes passieren kann. Wichtig ist, dass sie selbstbewusst ist, weiß, was sie will und was sie kann und dass sie sich eurer Unterstützung immer sicher sein kann.
Dann mag es gar nicht so wichtig sein, dass sie ausgerechnet das Abitur schafft. Vielleicht macht sie ‚nur‘ mittlere und wir eine erfolgreiche Sängerin/Informatikerin/ Biologin/…

Man kann sich nicht gegen alles im Leben versichern und manchmal muss man Dinge auch mal loslassen und gucken, wie sie laufen und greift ein, wenn es notwendig ist.

Alles Gute
wünscht euch
Noi

4 Like

Hi,

dass man in einen so kurzen Artikel wie meinen, so viel reininterpretieren kann.

Da muss man nichts reininterpretieren, das steht alles da. Dass du die schulsachen schon jetzt gekauft hast, dass Du dir Sorgen machst. Kinder sind weder blind noch blöd, die kriegen das ALLES mit und ziehen für sich genau die Schlüsse, die Jule beschrieben hat. Und glaub mir, es gibt wenig, was für ein Kind trauriger ist, als nicht dazuzugehören: nicht wie die anderen davon berichten zu können, wie man gemeinsam die Schulsache nbesorgt hat zB. Nicht gemeinsam mit den Eltern die Vorfreude auf die Schule geniießen zu können. Für ein 6jähriges Kind ist voriges Jahr wie voriges Leben - der ERinnerung (kaum) mehr zugänglich.

Ich möchte dir hier sagen, dass deine Einschätzung auf uns und
unser Kind nicht zutrifft.

Das glaubst Du, aber lies doch mal selber Deinen Artikel. So daneben liet Jule sicher nicht - bei uns allen liegt Absicht und tatsächliches tun oft weit auseinander.

Und Schulsachen jetzt zu kaufen hat auch praktische Gründe. So
kostet ein Schulranzen z.B nur 150€ statt 300€ wie kurz vor
Schulbeginn. Da geht es einfach ums Geld, Einschulung ist
teuer.

'Gebraucht kaufen und nur einen teil neu ist genauso günstig und gibt deinem Kind trotzdem die Gelegenheit, die Vorfreude auszuleben. Meine Nichte hat es auch nicht umgebracht. Familiensituation ist ganz ähnlich.

Stress Dich nicht. Die 4. Klasse ist noch weit, und wenn sie eine #Empfehlung bekommt, die dann ihrem tatsächlichen aktuellen leistungsvermögen entspricht, dann ist sie bestens bedient.

die Franzi

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Hi,

ein wichtiger Grund, wenn nicht sogar DER wichtigste, für die Benachteiligung von Kindern aus bestimmten Schichten, ist die Einstellung der Eltern. Das Prädariat kümmert sich wenig darum, ob die Kinder Hausaufgaben machen, wie die Leistungen sind, ob die Kinder überhaupt zur Schule gehen. Und dann heißt es früh: Mach ne Lehre und verdiene Geld, statt uns auf der Tasche zu liegen. Oder auch mal: Heirate und sie zu, das Du aus dem Haus kommst.

Dabei muss man nicht mal jeden 'Tag kleinschrittig nachkontrollieren, sondern einfach nur Vorbild sein und gelegentlich ein Auge drauf haben. Also bitte, im Interesse Deines Kindes, ENTSTRESSE DICH!

die Franzi

Hallo,

das ist aber so ziemlich der längste Artikel von Wikipedia, den ich je gesehen habe :wink: Kannst Du bitte etwas genauer sagen, wo das steht, worauf Du Dich beziehst?

Rein praktisch sehe ich es so: es gibt zu keinem Zeitpunkt eine Situation mit den Lehrern, wo nach den Beruf der Eltern gefragt wird. Manchmal wird es in den Schulverträgen gefragt, die bekommen die Lehrer aber nie zu sehen.

Die Voraussetzungen für eine gute Bildung legt man als Eltern nicht weil man eine akademische Ausbildung hat, sondern weil man „bildungsorientiert“ ist. Das schließt logischerweise Akademiker mit ein, aber es können genausogut Handwerker, Verkäufer oder Musiker bildungsorientiert sein wenn es um ihren Nachwuchs geht.

Viele Grüße

Hallo,

300,00 Euro für einen Schulranzen? Wow, da hat der Einzelhändler aber 50% Gewinn drauf.

Ich finde es nicht unerheblich was Jule schreibt, insbesondere das mit dem Druck und mit der Vorfreude.

Viele Grüße

Hallo,

ich kenne mittlerweile viele Akademiker, die es bereuen, studiert zu haben. „Wäre ich Tischler geworden, könnte ich heute viel Geld verdienen“, oder „ich weiß auch nicht, welcher Teufel mit geritten hat, dass ich meinte, Lehrer werden zu müssen“. Längst nicht alle Akademiker sind glücklich und verdienen viel Geld. Eine Bekannte wäre gerne Friseurin geworden und hätte sich im Anschluss an die Ausbildung liebend gerne selbstständig gemacht. Sie durfte das nicht, weil ihr Vater auf ein Studium drängte. Er selber war Ingenieur. Sie bereut das noch heute, weil sie keinen Weg findet, in ihrem akademischen Beruf glücklich zu werden. Eine Freundin von uns ist vor 6 Wochen 38-Jährig an Krebs gestorben. Auch sie war nicht glüchlich in ihrem IT-Beruf.

Ich würde meine Tochter fördern und fordern, aber keinen Dampf auf den Kessel geben. Glück hängt von vielen Faktoren ab. Viel wichtiger finde ich es als Frau, einen tollen Mann zu finden. Die wachsen nicht auf Bäumen.

Lieben Gruß
numbat