Hi,
es ist wirklich schwer, dir Antwort zu geben. Mein Eindruck ist, dass Du ein Mittel suchst, das…
…immer,
…bei allen,
…in jeder Situation,
…sofort wirkt und
…jeden (Dich, Kollegen, Schüler und Eltern) in ihren Erwartungen gleichzeitig zufrieden stellt.
Das gibt es nicht. Es gibt nicht einmal ein Mittel, das einen einzigen dieser Punkte auch nur in 50% der Fälle zufriedenstellt.
Was kann ich denn androhen?
Je nach Vergehen und nach Alter der Schüler. Wenn einer nicht zuhört während Du grad was erklärst, sprich ihn an, lass ihn wiederholen, was Du grad gesagt hast, und lass ihn dumm aussehen. Wenn das nicht funktioniert, merk ihn dir, in der nächsten Stunde ist er zu genau dem Thema dran und wird mündlich ausgefragt, Note. Wird mit Sachen geworfen und trotz Mahnung nicht aufgehört - Mitteilung an die Eltern oder Telefongespräch mit ihnen (wenn es minderjährige Schüler sind, wirkt das Wunder). Wenn sie intensiver Stören, Verweis. Einmal warnen, Maßnahme androhen, bei Wiederholung sofort durchführen. Schnell sein, nichts übersehen. Lass es nicht xmal mit dir machen. Sind es mehrere, aufmerksam sein. Anführer rausfinden, den bestrafen.
Schön, wenn ich eine Showstunde in der Schule habe, kann ich „Abschreiben“ androhen.
„Abschreiben“? Was ist das? Zur Strafe zu Hause einen Text abpinseln? Darf man das in der Schweiz?
Wie ist das zu Hause?
Du hast keinen Einfluss darauf, wie die Kinder sich zu Hause benehmen. Punkt. Also mach Dir keinen Kopf darum. Setz Hausaufgaben, die du für nützlich erachtest, überprüfe sie in der Folgestuned. Wenn es bei Euch Sanktionen für nichtgemachte Hausaufgaben gibt, ziehe sie durch. Achte darauf, dass die Hausaufgaben sinnvoll sind, das heißt, wirklich Übungsmöglichkeiten bieten. honoriere die, die die Aufgaben machen, indem du mit Ihnen deren Fragen möglichst gründlich behandelst, lege gegebenenfalls Bonbons in Tests hinein, die den fleißigen Hausaufgabenerledigern einen Vorteil bieten. Das sind deine Druckmittel. Wenn die Eltern anders erziehen als Du dann hast du darauf keinen Einfluss, punkt. Das bedeutet auch, dass du gegebenenfalls damit leben musst (im Extremfall), dass du dich vergebens darum bemühst, einen Schüler dazu zu bringen, dass er Hausaufgaben macht - wenn die Eltern zu Hause alles schleifen lassen oder sogar dagegen arbeiten. Führe die Sanktionen trotzdem durch,d amit dir nachher niemand was vorwerfen kann („Ja, wir sind ja niiiiiiieeee informiert worden!“)
Oder wie ist das, wenn ich mal keine Showstunde haben sollte?
Ich verstehe „Showstunde“ hier nicht richtig - bist du noch in der Ausbildung und redest von einer Stunde, in der du selbst bewertet wirst? Oder einfach eine von den wenigen Stunden, die wirklich in sich geschlossen sind? In beiden Fällen muss es so sein, dass du die gleichen Mittel hast und verwendest. Angst (so verstehe ich deinen Gebrauch von „Druck“) ist ein Mittel, dass nie lange wirkt und immer Gegendruck erzeugt - stressmachende Kinder, die dich einschüchtern wollen. Wie es in den Wald hineinschallt, schallt es auch wieder heraus.
Oder wenn das Androhen (und auch Ausführen) schlicht auf Feindschaft stösst?
Siehe oben.
D. h. ich den Kindern den ewigen Hass entgegenschleudere (1. nicht gerne 2. nicht spontan 3. schwer durchzuhalten)
Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Dann tu es aber auch nicht.
Natürlich sind auch die von mir exemplarisch vorgeschlagenen Mittel kein Zuckerschlecken, das ist wirklich anstrengende und kräftezehrende Arbeit. Nicht das die-Kinder-im-Zaum-halten, sondern sich selbst an die eigenen Regeln halte. Aufpasen, wer zuerst stört, gleich reagieren und das passende Mittel zur Hand haben.
Wenn man in der Ausbildung ist, dann machen sich Kinder gelegntlich einen paß draus, einen zu ärgern, so quasi als Extrakurs „Selbstbeherrschung“ innerhalb der Lehrerausbildung. Hatte ich auch. Am Ende des Schuljahres waren die Kiddies ganz ausgewechselt, entspannt - legten sozusagen ihre aufgesetzte Rolle ab - und wünschten mir ehrlichen Herzens viel Spaß im Lehrerberuf. Je länger das zurückliegt, um so mehr denke ich mir, sie haben es mit Absicht gemacht, und ich habe den Test bestanden, auch wenn ich es damals nicht wusste. Ich habe die Klasse gehasst, ich ging wirklich nicht gerne rein - alle mit Null Bock, keiner hört auf mich, es wird offensichtlich gespickt und Verweis + 6 kassiert, nur um zu gucken, was ich mache. Und natürlich auf keine Maßnahme eine Reaktion gezeigt. Und trotzdem am Ende so friedlich - offensichtlich habe ich, wie gesagt, den Test bestanden und den Erwartungen entsprochen.
und einige (es sind ja immer nur einige, aber die machen den andern und mir alles kaputt - ja, nicht nur mir, sondern besonders auch den andern Kindern)
So ist das. Undes ist Deine Aufgabe, da genug Ruhe hineinzubringen (nicht perfekte, nur genug), damit Du arbeiten kannst und die, die wollen, etwas lernen können. Das ist Dein Job.
d. h. wenn das mir mal nicht möglich wäre, wäre Sozialleben mit Kindern unverantwortlich?
Ich verstehe nicht, was Du meinst. Sozialleben mit Kindern? Möchtest Du ihr Freund sein? Das ist der letzte Schritt. du musst dir erst ihren Respekt erwerben. Dann kannst Du Freund sein. Wenn du auf Kuschelkurs und defensiv und nett reingehst, hast du verloren. Nicht, weil die Kinder alle so doof sind. Du sollst nicht hineingehen und rumbrüllen und böse sein. Aber du musst reingehen und Chef sein. Wenn man den Start schafft, ist alles gut. Je mehr man ihn versaut, umso schwerer wird es danach.
Ein Beispiel für solche Dinge, mit denen man sich zum Chef macht, die oft für Respekt sorgen: Erste Stunde überhaupt für dich in dieser Klasse, du gehst rein, es ist (angenommen) üblich, dass die Schüler aufstehen, wenn der Lehrer reinkommt, alle tun es, nur drei bleiben sitzen. Falsch: „Bitte aufstehen!“ Richtig: „Ihr beiden in der letzten Reihe, ja, mit dem blauen Pulli und mit dem schwarzen Hemd, und du hier vorne mit der modischen Frisur… ich denke doch dass es hier drin hell genug ist und ihr mich sehen könnt… *Pause*“ Dann sollte die Sache gegessen sein. Perfekt wäre natürlich, wenn ein Sitzplan herumliegt, dann kannst du Hinz, Kunz und Paul mit Namen ansprechen.
dass ich im Privatleben manchmal meine Ruhe möchte (ach ja, das geht ja gar nicht, weil ich noch Schule habe…) und dass ich in weiteren Bereichen, wo es mit Kindern und um Kinder geht, den ganzen Tag nichts als vorbereite, nur damit das Kind dann „guten Tag“ versteht (wie ich es als Kind verstand),
Ohje, die Sinnkrise Das muss man als Lehrer lernen - sich seine Zeit so einteilen, dass einem auch Zeit für sich selbst bleibt, das ist in der Ausbildung und den allerersten Berufsjahren sehr schwer, wird aber dann leichter, weil sich viele Abläufe automatisieren. Is so, glaub mir. Zu den letzten zwei Zeilen in dem Abschnitt: Das ist in dem Beruf so. Kommunikation findet beim Empfänger statt, du kannst nicht wirklich beeinflussen, wie etwas nkommt. Du stehst vor lauter Individuen mit individuellen Bedürfnissen und Wünschen, jeder hat unterschiedlich gut geschlafen und gefrühstückt. oder auch nicht. Der eine träumt seinen Traum noch zuende, der nächste grübelt über die bevorstehende Mathestunde, der nächste macht sich sorgen, weil er auf Deutsch nicht vorbereitet ist, vielleicht haben ein paar Liebeskummer, Trennungsschmerz, sind frisch verliebt. Beim nächsten ist jemand gestorben oder krank, Eltern haben sich getrennt, einer hat sich mit den Geschwistern gestritten, der nächste freut isch eigentlich auf den Nachmittag, weil dann endlich der Hundewelpe abgeholt wird, auf den er sich so freut etc… und einer feut sich vielleicht darauf, was du jetzt als nächstes machst. Und für den einen bereitest du vor.
um dann zu hören, dass die nächste Generation gerade lieber fernsehen möchte als mit uns zu plaudern (auch wenn’s nur zum Schimpfen ist, aber Erlebnis kommt keines zustande, weil 2-3 Störenfriede usw. usw.).
Wenn Du ein Unterrichtsgespräch oder was auch imemr vorbereitet hast, dann wird das gemcht, und nicht erngesehen. punkt. Du bist Chef. Und warum es dann trotzdem nicht für alle so ein Wow-Erlebnis wird - siehe ein Absatz weiter oben. Und unterschiedliche Hobbies und Interessen haben sie ja obendrein auch noch. Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann. Übers Schuljahr hinweg sollte schon für jeden mal wasdabeigewesen sein, aber in einer einzelnen Stunde wirst du immer nur einen Teil der Schüler begeistern können.
echter Ärger und echtes Verletztsein
kommt beim Abwart, bei der Altlehrerin und beim Pfarrer, bevor es bei mir kommt, d. h. mit anderen Worten die Erziehung ist immer zu spät
Ich verstehe nicht, was Du mir damit sagen willst.
Das Echte daran wirkt
kann ich mich also getrost zurücklehnen und einfach „ich selber sein“ - ich werde bei meinen Lehrerkollegen sowieso aufgenommen (ausser ich wäre ein Antiautoritärer oder ein Schlägertyp…)? Die Erfahrung zeigt, dass trotzdem von Kollegen dauernd gemeckert wird.
Wenn Du echt bist, wirkt es auf die Schüler, und sie folgen dir. Es kann deinen Kollegen doch egal sein, wie du deinen Unterricht gestaltest. Du machst Unterricht nicht, um deinen kollegen zu gefallen, sondern um deinen Schülern was beizubringen. In der Ausbildung muss man natürlich auch immer seinen Ausbildern gefallen, tun, was die einem sagen - aber trotzdem kann man vor einer Klasse nicht spielen die durchschauen das. Meine das, das du sagst und tust. und wenn die anderen Kollegen meckern? Lass sie doch.
Was sind mögliche (sagen wir meinetwegen: kurz- bis mittelfristige) Druckmittel gegen die Kids? Und natürlich erwarte ich von denen auch Gegendruck, aber dann kommt’s meinetwegen eben zur Kraftprobe - nur mit welchen (vernünftigen, brauchbaren) Waffen?
Kein Druck, dann gibt es auch keine Kraftprobe. Knsequentes Handeln, sich an seine eigenen Rgeln halten und so auch in der Hinsicht vorbild sein - Beispiele hab ich oben gegeben.
die Franzi