Zitate als solche
Hallo Rainer,
anzugeben, bleibt es unverändert. Wenn man es verändert, kann
man es nicht mehr in Anführungszeichen setzen und die Quelle
angeben …
Quelle angeben ja, Anführungszeichen nein.
Die ganze Diskussion ist irgendetwas zwischen amüsant und haarstäubend, weil sie so wunderschön am Kern der Problematik vorbeigeht (bzw. das Thema kam ganz kurz mal auf). Es geht bei einer wissenschaftlichen Arbeit (Diplomarbeit, Doktorarbeit usw.) darum, nachzuweisen, daß man wissenschaftlich arbeiten kann. Das weist man nach, indem man über ein definiertes Thema eine Abhandlung schreibt und ggfs. später dazu referiert und anschließend Rede und Antwort steht.
In den allerwenigsten Fällen wird man das Thema erfunden haben, so daß man der erste wäre, der zu dem Thema etwas schreibt. Also stützt man sich teilweise auf Erkenntnisse, die schon andere gewonnen haben.
Um diese Passagen, die man übernimmt, (als fremde Leistung) kenntlich zu machen, werden die Quellen auf definierte Art und Weise gekennzeichnet.
Wörtliche Zitate werden dabei mit Anführungszeichen und ordnungsgemäßer Quellenangabe in der Fußnote gekennzeichnet, sinngemäß zitierte Passagen mit Quellenangabe und vorstehendem „vgl.“ o.ä.
Im Gegensatz zu dem, was hier erzählt wurde, gibt es auch wörtliche Zitate, die weder der Auseinandersetzung noch der Diskussion noch der Demontage des Autors dienen, sondern einfach als Teil der Arbeit übernommen werden, weil sie bspw. berühmte Zitate darstellen, besonders prägnant sind usw.
Bei der Diskussion werden zwei Themen vermischt. Das eine ist die Frage nach der Eigenständigkeit der wissenschaftlichen Arbeit, d.h. hat der Autor das, was er als seine eigenen Erkenntnisse verkauft, auch selbst produziert oder unzulässigerweise unmarkiert übernommen.
Die anscheinend nicht markiert übernommenen Passagen, die ich bisher gesehen habe, enthielten keine nennenswerten Erkenntnisse. Aus diesem Grund werden zumindest diese Passagen wohl auch nicht zu einer Aberkennung des akademischen Grades führen, weil er sich schlichtweg nicht auf fremde Erkenntnisse stützt, sondern allenfalls auf fremde Formulierungen.
Letzteres ist aber aus Gründen des Urheberrechtes nicht unproblematisch, wobei sich hier wieder die Frage der Schöpfungshöhe stellt.
Insofern ist eine hinreichende Würdigung der ganzen Veranstaltung ohne Kenntnis sowohl der Arbeit als auch des Fachgebietes überhaupt nicht möglich, weswegen ich die ganze Zeit darauf hinweise, daß man die Entscheidung der Uni Bayreuth abwarten sollte, bevor man sich hier so unfaßbar fachlich fundiert das Maul zerreißt.
Gruß
Christian