Ich habe lange Szenario a angehangen, bin aber inzwischen etwas distanzierter.
Wenn man Guttenberg etwas zusprechen muss, dann ist es recht brillante Rhetorik und ein Geschick im Umgang mit Medien. Diese Rücktrittsrede war in Anbetracht der letzten Tage das Beste, was er hat abliefern können. Damit hat er sich, wie die Reaktionen aus der Union, allen voran Merkel, gezeigt haben, als Märtyrer in Position gebracht.
Er, der Hoffnungsträger der Union, der makellose Minister scheitert wegen einer Verfehlung aus dem Vorleben und letztlich wegen Entkräftung.
Wenn man sich dieses Stimmungszenario rund um die Person anguckt, dieser Kult, der da veranstaltet wird. Das ist ziemlich erschreckend. Wirklich handfestes steckt da nicht hinter, aber die zahlreichen Anhänger stört das nicht.
Was nun KTG selbst angeht, glaube ich inzwischen, dass er aufgrund Erziehung und den in den vergangenen 20 Jahren gemachten Erfahrungen das ehrliche Gefühl wirklich verloren hat. Er hat heute in der Rede kein Unrechtsbewusstsein an den Tag gelegt - und ich glaube, er hat auch keines. Die Mittel, die er ergriffen hat - das schließt seine großzügige Abkupferei, aber auch einen möglichen, dann aber eher unwahrscheinlichen Ghostwriter ein - sind legitim, denn sie gelten dem höheren Ziel. Er ist wirklich überzeugt davon, unschuldig zu sein.
In dem Zusammenhang nehme ich ihm auch sein heute so beschworenes Herzblut ab. Allerdings ist das nicht geknüpft an das Amt des Verteidigungsministers an sich. Denn dass er bereit war, Soldaten zu opfern, hat er ja gezeigt. Es ist das Amt an sich, wo sein Herzblut dran hängt.