Hallo,
Die Realität sieht so aus: Hilfs- und Nahrungsmittel stehen da
und können seit 2 Tagen nicht verteilt werden. Die Frage war,
warum.
Weil Haiti schon vor dem Beben eine wirtschaftliche und politische Bananenrepublik war und sich jetzt die letzten Reste jedweder Ordnung aufgelöst haben.
Die Hälfte der Regierung, die früher immerhin rudimentär funktionierte, ist tot. Gesetze, Regeln, und Organe, die sie über wachen und für Ordnung sorgen, sind nicht mehr existent.
Die logistische Infrastruktur ist zusammengebrochen weil es keinen Treibstoff zum Transport von Hilfslieferungen gibt, weil kein Einheimischer die Verteilung koordinieren kann und weil es keine Wasser- und Energieversorgung mehr gibt.
Diese Form der Sekundärkatastrophe ist prinzipiell eine häufige Begleiterscheinung derartiger Desaster, aber in den meisten halbwegs organisierten Ländern lässt sich doch wieder eine Ordnung herstellen. In New Orleans zum Beispiel gab es auch Plünderer, aber da rückte dann eben die Nationalgarde an und hat dafür gesorgt, dass wieder Recht und Gesetz gelten und die Stadt konnte mit den allgemein üblichen amerikanischen Gesetzen und Abläufen wieder strukturiert werden.
In Haiti ist komplettes politisches, gesellschaftliches und organisatorisches Chaos. Es herrscht das Recht des Stärkeren. Wenn der eine eine Dose Bohnen hat, haut ihm der nächste den Schädel ein, um sie zu bekommen. Du kannst ja gerne mit einer Kiste Bohnen losziehen und schauen, wie es dir ergeht…
Deswegen versuchen die USA möglichst schnell, irgendeine Infrastruktur und eine Organisation zu errichten, um die Hilfsaktionen in koordinierte Bahnen zu lenken. Die Amis machen es nicht, weil sie sich dort Macht sichern wollen, sondern weil sie eine recht nahe liegende und schnell einsatzbereite Großmacht sind.
Haiti liegt aber auf der anderen Seite der Welt und auch wenn es für Betroffene vor Ort zynisch klingt, aber Geld und Hilfslieferungen lassen sich nicht in 3 Stunden um den halben Globus karren, es dauert einfach eine Weile. Für Betroffene vor Ort verständlicherweise immer viel zu lange, aber man kann der Weltgemeinschaft sicher nicht vorwerfen, nicht schnell zu handeln und Geld sowie Hilfslieferungen auf den Weg zu bringen.
Dass es vor Ort nicht reibungslos verteilt werden kann, ist sicherlich tragisch, aber ein Problem des Chaos dort und dass erstmal eine logistische Regie da sein muss bevor die Verteilung der Hilfsgüter anlaufen kann.
Chaos ist fester Bestandteil sämtlicher Katastrophenlagen. Man weiß es, man kalkuliert inzwischen sogar damit, aber man kann es nun mal nicht ändern. In einem solch maroden Staat, der schon vor dem Erdbeben mehr schlecht als recht funktionierte, geht halt irgendwann gar nix mehr und was soll die Welt deiner Meinung nach tun außer zu versuchen, es so schnell wie möglich zu strukturieren? Nur kann man kaum erwarten, dass sich das ruckzuck erledigen lässt.
Gruß,
MecFleih