Hallo
Und große
Protestkundgebungen der breiten Bevölkerung ausgerechnet in
Süddeutschland sind aus dieser Zeit auch nicht bekannt.
Doch, ausgerechnet aus Süddeutschland sind sowohl viele
Einzelaktionen …
als auch Schießereien zwischen SS, Gestapo und Bevölkerung (z.
B. Penzberger Mordnacht) in der Endphase des 2. WK bekannt.
Das würde mich interessieren. Kannst du „weitere“ ("" weil es
hier anscheinend keine Schießerei gab, sondern die
Widerständler schlicht erschossen wurden) Beispiele nennen?
Dachau 28. April 1945, Garmisch 29. April 1945.
Also schauen wir mal in die Wahlergebnisse. Freistaat Baden:
NSDAP stärkste Kraft mit etwas mehr als 45% der gültigen
Stimmen, bei einem Reichsdurchschnitt von unter 44%.
45 % sind keine absolute Mehrheit. Selbst zusammen mit der
kaum weniger faschistischen DNVP waren es dort noch weniger
als 50 % der Stimmen, während im Reich unter Einbeziehung der
DNVP die Rechtsextremen mehr als 50 % hatten. Die absoluten
Mehrheiten errangen die Nazis in mittel- und ostdeutschen
Wahlbezirken, und Preußen sieht nur deswegen in der Statistik
einigermaßen gut aus, weil viele Rheinländer und in der
Reichshauptstadt ansässige Nichtpreußen eben antinazistisch
wählten.
Also die
Badener haben es schonmal nicht rausgerissen. Ok.
Es hat bekanntlich überhaupt niemand mehr irgendwas
rausgerissen. Es hat hier nur jemand alle mit _rein_gerissen.
Das allerdings waren nicht die Badener.
Das waren
die Wahlen von 1933, die kann man nicht mehr unbedingt als
demokratisch bezeichnen, auch wenn sie naturgemäß im ganzen
Reich genauso undemokratisch waren. Also lieber die letzte von
1932. Freistaat Baden: NSDAP stärkste Kraft und auch schon
über dem Reichsdurchschnitt.
Wie gesagt: Alle rechtsextremistischen Kräfte zusammenzählen!
Ich glaube den Vogel hatte
Braunschweig abgeschossen. Naja, bei dem Namen kein Wunder,
Nun ja, die Braunschweiger haben ihren Teil zu der Misere
beigetragen, indem sie 1932 Adolf Hitler einbürgerten, doch
sonst weit gefehlt. Auf Gonschiors Seite kann man Preußen nach
Provinzen aufschlüsseln. Und da geht es jenseits der Elbe auf
weit über 50 % schon für die NSDAP allein.
Die Argumentation schwimmt jetzt aber deutlich.
Ich argumentiere noch nicht, sondern nenne nur Fakten.
Erst soll es
der Osten gewesen sein
Das sind halt nun mal die nackten Zahlen: Je weiter man nach Norden und Osten schaut, desto brauner das Wahlergebnis.
dann doch nur dank Rheinländern und
Auswärtigen in Berlin nicht
Kein Wunder, dass du glaubst, meine Argumentation schwimme, wenn du mich falsch interpretierst. Die Rheinländer und die Reichstagswähler in Berlin waren leider nicht zahlreich genug, die braunen Wählermassen des Nordens, der Mitte und des Ostens auszugleichen. Immerhin aber taugen sie dazu, Preußen für Preußenfans in ein wahlstatistisch etwas milderes Licht zu rücken. Typische Preußen waren die Rheinländer ebenso wie die Bewohner der Hohenzollerischen Lande eher nicht, sondern stramme Katholiken, daher eventuell auch ihr abweichendes Stimverhalten, doch dazu gleich mehr.
(als ob es die nicht in jeder auch
westdeutschen Stadt gegeben hätte)
Selbstverständlich gab es überall Binnenmigranten, aber sicher nicht in der Konzentration wie in der Reichshauptstadt. Nebenbei stellte das damals schon bei Pensionären aus ganz Deutschland beliebte Oberbayern mit München für Süddeutschland eine schöne Gegenprobe dar, dem einzigen Wahlbezirk mit NS-Mehrheit weit und breit.
dann soll man doch lieber
noch die preußischen Provinzen aufschlüsseln und überhaupt
BRAUNSCHWEIG! Gab es nicht vielleicht auch andere einzelne
Regionen die auffällig waren?
Bitte sehr, dann will zumindest ich mir halt mal die Mühe Freude machen:
Landtagswahlen 1932 und Reichstagswahlen 1933, Stimmanteile für NSDAP und DNVP in %
Ex-DDR:
Freistaat Sachsen: - / 51,68
Thüringen: 45,67 / 60,01
Meckl.-Schwerin: 58,07 / 65,33
Meckl.-Strelitz: 63,82 / 67,51
Brandenburg: 46,89 / 65,14
Prov. Sachsen: 48,50 / 57,94
Anhalt: 46,73 / 54,50
Jenseits der Oder war es tendenziell noch schlimmer, wobei speziell die statistische Abgrenzung der späteren DDR nach Osten natürlich schwierig ist, da sie nicht den damaligen Landes- und Provinzgrenzen entsprach.
Die 1932er Landtagswahlen (soweit 1932 welche stattfanden), zeigt, wo das 1933er Wahlergebnis ein Betriebsunfall war und wo schon vorher Hopfen und Malz verloren war.
Zum Vergleich nun die spätere BRD, wobei ich mich da auf Süddeutschland, die Rheinprovinz und Schleswig-Holstein beschränke, wieder Landtag 1932 und Reichstag 1933:
Schleswig-Holstein: 56,13 / 63,34
Rheinprovinz: 32,58 / 41,37
Hohenzollerische Lande: - / 43,43
Baden: 32,58 / 49,00
Württemberg: 26,38 / 47,38
Bayern: 32,52 / 47,19
Es mag nun ein jeder seine eigenen Schlüsse daraus ziehen und weitere west- und ostdeutsche Wahlbezirke recherchieren, aber auf einen ganz signifikanten Zusammenhang sei noch hingewiesen: Überall hing der Nazi-Stimmenanteil direkt mit dem religiösen Bekenntnis zusammen. Katholiken wählten gerne mal die Zentrumspartei - den Vorläufer der Union. In den Hohenzollerischen Landen hatte das Zentrum noch 1933 die absolute Mehrheit aller Stimmen. Mancherorten ist die Grenzlinie der Konfessionen und der Wahlergebnisse geradezu grotesk deckungsgleich, so etwa im ostpreußischen Ermland, einer erzkatholischen Enklave im protestantisch-obrigkeitshörigen Ostpreußen.
Also die behauptete Entsprechung der späteren Teilung mit dem
Wahlergebnis von 33 oder doch lieber 32, scheint mir arg
konstruiert.
Auch du scheinst der Fehlinterpretation aufzusitzen, dass ich solches in einen kausalen Zusammenhang stelle. Die Grenzziehung nach 1945 passt nur zufällig (mit Ausnahme Nordwestdeutschlands) zu den Landtags- und Reichstagswahlergebnissen, mehr habe ich nie behauptet. Die Grenzziehung folgte sicherlich geografisch-strategischen Erwägungen, die Wahlergebnisse orientierten sich hingegen an der konfessionellen Demarkationslinie und an einem Südwest-Nordost-Gefälle demokratischer Tradition und Freiheitsliebe, die vor Flucht und Vertreibung aus dem Osten noch ausgeprägter waren als heute. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass es die Deutschen, soweit sie den Krieg überlebt hatten, um so härter traf, je brauner ihr Wahlverhalten gewesen war. Ich bin aber weit davon entfernt, dies als Fügung zu bezeichnen. Es war Zufall. Man darf nämlich annehmen, dass es den Alliierten erst mal egal war, wie sich Katholiken und Protestanten oder Demokraten und Untertanengeister auf ihre Besatzungszonen verteilten, die warfen eh alle Deutschen in einen Topf, wie schon bei den Bombenangriffen und den Vertreibungsmassakern im Osten.
Gruß
smalbop