Guten mittag,
hm, ist schon interessant: Meine Frage nach Friseuren,
Schreinern und Klempnern wird ständig mit Schlacht- und
Erntehelfern sowie Lastwagenfahrern beantwortet.
Weil da die Billigarbeitskräfte doch schon präsent sind.
Geschreinert und geklempnert wird auf Baustellen doch auch -
oder wer setzt dort den Dachstuhl, die Wasserleitung, das Klo
und die Stromanschlüsse? Zimmerleute, Klempner und Elektriker.
wie gesagt: Das ganze funktioniert nur, wenn mehrere Leute stationär arbeiten, Unterkunft und andere Infrastruktur vorhanden ist und die Leute dadurch kostengünstig versorgt werden können.
Fragt sich nur, ob teure Deutsche oder kostengünstige
Osteuropäer. Bei meinem Friseur arbeitet übrigens keine
deutsche Fachkraft mehr, sondern drei Damen aus Polen, der
Türkei und Tadschikistan. Ob die Tarif gezahlt bekommen?
Weiß ich nicht, hast Du gefragt? Und stammen diese Leute aus dem Ausland oder sind es Ausländer? Reisen diese Leute jeden Abend bzw. jedes Wochenende nach Hause oder unterliegen sie den deutschen Lebenshaltungskosten?
Dies
zur Frage nach dem Friseur.
Nach der Beantwortung der Fragen wird vielleicht klarer, worauf ich hinaus will.
Menschen mit einem IQ eines Nasenbären schaffen es immerhin
noch, Briefmarken zu sortieren und lustige Dinge aus Ton, Holz
und Textilien herzustellen.
Stimmt. Fragt sich nur, zu welchem Stundenlohn, und ob ab 2007
rumänische Aushilfen nicht kostengünstiger kommen.
War das jetzt ein Gag oder meinst Du wirklich, ich wollte über geistig Behinderte sprechen? Um sicherzugehen: Ich wollte nur ein Beispiel dafür geben, daß die geistigen Möglichkeiten nicht unbedingt darüber entscheiden, ob ein Mensch eine bestimmte Tätigkeit ausführen können. Dein Ansatz war, daß 10-15 Mio. Menschen in Deutschland bei einer Qualifizierungsoffensive auf der Strecke bleiben. Mein Ansatz ist, daß 20 Mio. Menschen ihre Arbeit deutlich besser und schneller erledigen könnten, wenn sie nur wollten. Die Frage ist, was die Volkswirtschaft mehr kostet oder anders herum: Wenn Problem b) gelöst werden würde, wäre Problem a) kein Problem mehr.
Insofern scheint mir die Aufteilung in blöd und klug zur
Beurteilung des Arbeitsmarktes nicht ganz angemessen.
Nun, wenn ein seit zwölf Monaten arbeitsloser Hilfsarbeiter
ständig aufgefordert wird, sich beruflich zu qualifizieren,
Vielfach würde als Qualifikation schon reichen, die deutsche Sprache zu erlernen und sich eines gewissen Umgangstones zu befleißigen. Da dazu auch Kinder in der Lage sind, sollte das Menschen mit einem IQ über 50 auch möglich sein. Den erweiterten Dreisprung und den eingesprungenen Trigonometrix braucht man für die allermeisten Tätigkeiten nämlich nicht sondern vielmehr die Bereitschaft, sich mit (s)einer Tätigkeit aktiv beschäftigen zu wollen.
Die dumme Nuß von Azubine, von der ich schon mal berichtete, war durchaus in der Lage, Zusammenhänge zu verstehen, sofern sie sie betrafen, d.h. Bedienung von Mobiltelephonen, Chatrooms, Online-Flugbuchungen: Alles kein Thema. Wenn es aber darum ging, in ein Feld die Ziffer 1 oder 2 einzutragen, war die Verzweiflung groß. Hatte man doch in 2,5 Jahren Berufschule und 1,5 Jahren Arbeit den Unterschied zwischen internationaler und deutscher Zinsmethode bzw. wann diese eingesetzt werden, immer noch nicht begriffen.
Wenn ich dann noch davon ausgehen muss, dass vier bis fünf
Millionen erwachsene Deutsche nicht in der Lage sind, einen
längeren zusammenhängenden Text zu lesen oder ihn zu
verstehen, spricht das auch nicht gerade für eine
Vernachlässigung der Komponente „unfähig zur Weiterbildung“ im
deutschen Arbeitsmarkt.
„Nicht in der Lage sein“ heißt nicht, daß die geistigen Kapazitäten nicht ausreichen, sondern daß die Person das im Augenblick nicht kann. Lies doch mal die Artikel hier im Forum. Da beschäftigen sich Menschen mit Astophysik und SQL-Servern, beherrschen aber nicht die Grundelemente der deutschen Rechtschreibung. Ich kenne Führungskräfte, die nicht imstande sind, einen Text von mehr als drei Zeilen in allen Einzelheiten zu erfassen. Meinst Du wirklich, daß die alle zu blöd dazu sind? Wer nicht in der Lage ist, einen längeren Text zu lesen, ist dazu nicht zwangsläufig nicht fähig, sondern er hat es schlichtweg noch nicht gemacht, ist deshalb unsicher oder ungeübt (oder hält sich im Beispielfall für zu wichtig, um sich mit Kleinigkeiten zu befassen). Alles Dinge, die man regeln kann, wenn auch nicht von heute auf morgen.
Gruß,
Christian