Hartz 4 - deutlich zu hoch?

Hallo,

ich habe gerade aus dem SPON Forum folgenden Forumseintrag entnommen:

Darin wird der Hartz 4 Satz + die Leistungen die einer Familie zustehen berechnet.

Ich empfinde diese als schockierend, da dies bedeutet dass ein Geringqualifizierter absolut Null Arbeitsanreize hat, erst recht nicht wenn es mit der Sprache hapert.

Fragen hierzu:
Sind die Zahlen korrekt?
Wenn Sie korrekt sind - wie kann man sich da ernsthaft über die Hartz 4 Sätze beklagen? Dann ist Deutschland doch das absolute soziale Schlaraffenland…

Hier der Text auf den ich mich beziehe:

Ich bin einer, der schon 3x wegen einem Job umgezogen ist, damit mir das eben nicht passiert. Mein Schwiegervater war Atomphysiker und musste etwa alle 3 Jahre dem Job wegen umziehen, mal im Schwarzwald, mal an der Ostsee gearbeitet. Auch meine Geschwister sind 150-200km für dne Job umgezogen. Und jetzt soll es für manche Leute unzumutbar sein. Ich verstehe. Btw: ich habe mir nach der Hart aber Fair-Debatte mal meinen H4-Satz ausgerechnet. 2 Kleinkinder im KiGa-Alter (würde mir ja das Amt zahlen), in einer sehr teuren Stadt (Mietstufe 6) macht 878 EUR Kaltmiete, ich zahle derzeit etwa 1.100, wäre also in etwa drin mit H4. Wie gesagt, die KiTa-Plätze würde uns auch das Amt zahlen. Als Essensgeld in der KiTa nur 1 Euro pro Tag, statt 60 Euro tatschlich im Moment. 1.228 Euro Regelbedarf im Monat, keine GEZ (18 EUR), die KiTa-Plätze je 200 Euro (Elterngeld ist seit Monaten ausgelaufen, einen KiTaPlatz haben wir jetzt erst erhalten, Eingewöhnung läuft). Ich hätte derzeit Anspruch auf ca. 2.800 Euro über Hartz 4. Plus Kinderturnen für umme (zahlen wir auch selbst), Schwimmbad kostet mich derzeit 3,80 Euro für die Erwachsenen, dank Hartz 4 nur die Hälfte, da würde sich endlich mal die Saisonkarte lohnen (im Moment leider nicht, weil ich mit meiner Arbeit, gezwungene MiPa und Fahrt 47Stunden pro Woche fürs Geldverdienen verschleudere), für die Kleinen freie Mitgliedschaft in Sportvereinen, etc. etc. Ach ja, während der Schwangerschaft hätte meine bessere Hälfte noch 17% on Top bekommen, außerdem hätte man uns die Erstausstattung der Kinderzimmer bezahlt, Erstausstattung der größeren Wohnung, Waschmaschine (davor gemeinsamer Waschkeller), wenn mal ein Jugendzimmer fällig wird, gibts das auch für umme. So, ich verdiene etwas über 3.000 Euro netto. Stehe damit also derzeit 200 Euro besser da, als mit Hartz 4, plus knapp 400 Euro Kindergeld. Abzüglich Fahrtkosten (Pkw will ich mal gar nicht realistisch rechnen), gehe ich im Moment für ca. 500 Euro im Monat 178 Stunden zum Arbeiten, zzgl. Fahrtzeit und Mittagspause, macht zwischen 2,50 und 3 Euro Netto die Stunde. Und ich schaffe es, monatlich noch Geld auf die Seite zu legen. Und dann kommen linke Ideologen und wollen mir ernsthaft erzählen, Hartz 4 sei zu wenig? Das ist vor allem eins: Lächerlich und ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer, die den Spaß finanzieren sollen! Würde ich nur 10% (ca. 4h) reduzieren, zugunsten der viel gepriesenen Work-Life-Balance, würde es sich derzeit schon nicht mehr für mich lohnen, zur Arbeit zu gehen. Verdienen Sie als Ungelernter oder schlecht ausgebildeter erst mal 2.800 Euro NETTO im Monat. Besser Richtung 3.500 Euro. Das ist nicht möglich. Und ich vergeude jeden Monat 200 Stunden Lebenszeit mit Ärger bei der Arbeit, damit ich nahher 500 Euro besser da stehe, als mit Hartz 4. Lächerlich.

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Hallo

Ob das mit der Miete so stimmt, also ob das Jobcenter auf die Dauer 1.228 Euro Miete zahlen würde für eine 4-köpfige Familie, glaube ich eher nicht. Diese Angabe habe ich im Netz gefunden: Vier Personen mit einer Wohngröße bis 90 m²: 1093 Euro (Mietobergrenze München).
Die Mietstufe, die er für seine Berechnung heranzieht, ist für Wohngeld entscheidend, nicht für Hartz 4.

Ansonsten stimmt es wohl einigermaßen. Für Alleinverdiener mit Familie ist Hartz 4 nicht so schlecht. - Allerdings bleibt er ja nicht Alleinverdiener mit Familie. Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus, und dann muss er in eine wesentlich kleinere Wohnung ziehen, und einen Job kriegt er dann als Langzeitarbeitsloser auch nicht mehr. Und dann erst im Alter, dann sieht es ganz düster aus.

Hi.

Du gehst hier wohl von einem Extremfall in München aus. Ich denke nicht, das der HatzIV Satz zu hoch ist. Zumindest wenn man das Gros der Bezieher zu Grunde legt. Eher wird Arbeit nicht anständig bezahlt. Siehe nur Leiharbeit und Niedriglohn Sektor. (Ja, mir ist schon klar, das es auch gut bezahlte Stellen in Bereich der Leiharbeit gibt. Die Regel ist es aber nicht)

Wie auch immer er das ausgerechnet haben mag - die Rechnung stimmt nicht.

Ich habe probehalber einmal eine Beispielfamilie mit zwei Kleinkindern und einer Kaltmiete von € 900 (was ohnehin illusorisch ist - in Freiburg, das kein preiswertes Pflaster ist, liegt die erlaubte Kaltmiete für eine Familie beispielsweise dieser Größenordnung bei ca. € 650 bis 700) und Heizkosten von € 100 in einen Alg-2-Rechner eingegeben, und dabei kam ein Gesamtbedarf von € 2.228 heraus. Davon sind die Miete, die Energiekosten und sämtlicher Lebensbedarf zu begleichen.

Da bei Alg 2 das Kindergeld voll als Einkommen angerechnet wird, ergibt sich ein Auszahlungsbetrag von € 1.840.

Eine Erstaustattung gibt es nur bei dem ersten Umzug in eine eigene Wohnung. Alles andere - mehr Möbel wegen größerer Wohnung, Jugendzimmer, Waschmaschine - ist reines Privatvergnügen, das aus dem Alg-2-Satz zusammengespart werden muss.

Bezüglich der Kita ist zu bedenken, dass vielerorts arbeitslose Alg-2-Bezieher keinen Ganztagsplatz bekommen. Damit wird auch die Vergünstigung bezüglich des Essens (die im übrigen auch Geringverdiener erhalten) hinfällig.

Andere Vergünstigungen sind bestenfalls vereinzelt zu finden. So ist es keineswegs überall so, dass Alg-2-Bezieher verbilligte Schwimmbadkarten oder Eintrittskarten in sonstwas bekommen, auch Sozialtickets sind nicht die Regel.

Was Du und der Textersteller ebenfalls nicht bedacht haben oder unter den Tisch fallen lassen wollt: Jeder, der Arbeitseinkommen hat, hat damit automatisch mehr Geld zur Verfügung als jemand, der arbeitslos ist. Falls das Einkommen so gering ist, dass es unter dem Alg-2-Satz liegt, kann der Betreffende aufstocken; falls es knapp über dem Alg-2-Satz liegt, erhält er Wohngeld.

Übrigens hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass es sich bei Alg 2 um das notwendige Existenzminimum in Deutschland handelt.

:paw_prints:

PS:
Fast könnte der Verdacht aufkommen, dass das Hetzen gegen Flüchtlinge/Muslime langweilig geworden ist und dass deshalb jetzt zur Abwechlsung wieder einmal die Armen dran sind.

Selbst, wenn die Zahlen stimmen würden - sollte man dann nicht sehen, WAS man sich mit Hartz IV leisten kann (und was nicht) und nicht den Unterschied zu einer niedrig bezahlten Arbeitsstelle ziehen. Denn in der Tat sind Hartz IV Bezüge unter Umständen (d-h. mit Kindern) - gar nicht soviel niedriger wie das, was nach allen Abzügen vom Lohn übrig bleibt. – Heißt das aber nicht, dass Arbeit nicht gut genug bezahlt wird?

Stichwort: Aufstocker.

Grüße
Siboniwe

Nö, ist nur eine typische Cambofrage. Keine Sorge.

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Einen Ganztags-Kitaplatz bekommt man als ALG-II-Bezieher nicht. Daher ist das hinfällig. Umgekehrt sind in den meisten Städten die Kitaplätze Einkommensabhängig. Es ist nicht gerade glaubhaft, wenn ich einerseits mit den teuersten Mieten und Kitagebühren argumentieren, dann aber völlig unter den Tisch fallen lasse, dass man auch als Nicht-ALG-II-Bezieher Geld bekommt.

Deshalb wird für dieses ALG-II-Bashing auch grundsätzlich die kinderreiche Familie rangezogen, damit es so richtig knallt beim Vergleich.

Nun bekommt das U6-Kind 240 € Regelsatz. Das Kindergeld beträgt aber schon 194 €. Tatsächlich bekommt der ALGII-Bezieher also gerade mal 46 € mehr pro Monat / Kind als jede andere Familie in Deutschland! Klingt nur nicht so reißerisch geil, wenn man 46 € * 2 deklarieren würde bei 2 Kindern.

Blöd auch: Kommt noch die Sache mit dem Elterngeld. Wer vor der Geburt kein Einkommen bezogen hat, bekommt als Elterngeld 0 €. Das heißt: Der ALG II-Bezieher bekommt für die Kinder sogar deutlich weniger Geld als die normale Familie. Bis zu 300 € pro Monat! Verrechnet man das mit den 46 €, die der Regelsatz höher ist, verbleiben gut 250€ „Nettogewinn“ pro Kind für den Jammerlappen aus dem Forumsbeitrag. Die hat er natürlich auch diskret verschwiegen.

Hallo,

hab nicht den ganzen Sermon gelesen, aber
Freie Mitgliedschaft in Sprotvereinen: gibt es nicht, es sei denn, der Verein entscheidet das selber, das hat nichts mit Hart 4 zu tun.
Für Kulturelle Veranstaltungen stehen pro Kind monatlich 10 Euro „Bildung und Teilhabeleistung“ bereit, mehr nicht.
Verbilligte Freibadkarten: dito, könnte allenfalls das Bad / die Stadt selber beschließen.
Ausstattung bei Umzug/ Zusschuss zur Waschmaschine: gibt es nicht, das muss von Hartz4 Satz angespart werden.

Weiter habe ich nicht gelesen.
Schlecht recherchierte Hetze.

Servus,

einer der gröberen Schnitzer ist, dass die (durchaus teure und keineswegs typische) Miete in eine Soße hineingerührt und nicht berücksichtigt wird, unter welchen Umständen Wohngeld bezogen werden könnte.

Ein ebenfalls recht grober Hammer, dass die Anrechnung des bezogenen Kindergelds auf ALG II nirgends in die Phantasmen des erfundenen Kandidaten einfließt.

Der Rest ist Hetze.

Schöne Grüße

MM

existenzminimum ist ein schöner begriff.
die hürden und auflagen für das erreichen des existenzminimums sind menschenverachtend. für deutschländische verhältnisse.
debatte auf unterstem niveau von höchsten intelligenzen in deutschland. wenn von zu hoch gesprochen wird, dann relativiert und differenziert man es auf lokale gegebenheiten. anstelle die höhe wenigstens zu differenzieren auf das existenzminimum lokaler gegebenheiten. gedrückt wird das sogenannte minimum zunehmend.

das ist quark, wie du selbst anschließend feststellst:

ein existenz-minimum in der höhe verteidigen hat etwas extrem asoziales in sich. um nicht festzustellen: es ist asozial. gesellschaftsunfähig.

und dann noch so viele positive bewertungen. für so viele ungereimtheiten in der sache und argumentationslogik.

pasquino

Selbstverständlich hat jemand, der arbeitet und aufstockt, mehr als jemand, der nicht arbeitet, denn von dem erzielten Einkommen bleiben € 100 gänzlich anrechnungsfrei und von dem, was darüber hinausgeht, 20 Prozent.

Wenn bei der Beispielfamilie mit dem Bedarf in Höhe von € 2.228 der gute Mann also beispielsweise ein Arbeitseinkommen von € 1100 hat, bleiben € 300 anrechnungsfrei (€ 100 Grundfreibetrag und 20 % von € 1000). Sie haben also statt € 2.228 insgesamt € 2528 zur Verfügung.

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Also ich habe gerade mal eben einen anderen Hartz IV-Rechner angeworfen und komme als Familie mit zwei Kindern auf ungefähr 1.400 Euro zzgl. Wohnung und Heizung. Angesichts des Umstandes, daß wir großzügig gerechnet monatlich 600 Euro für Lebensmittel und Drogeriekram brauchen (inkl. Essen in der Schule und in der Tagesstätte) und über das Jahr hinweg ganz sicher nicht 800 Euro oder auch nur 600 Euro (wenn man mal 200 Euro für ein Auto einkalkuliert) monatlich für Klamotten und Möbel ausgeben, frage ich mich schon, wo da der Anreiz liegen soll, arbeiten zu gehen, wenn man ein Nettoeinkommen von weniger als 2.500 Euro zu erwarten hat.

Bedarf:

Haushaltsvostand: € 416

Partner: € 374

Kleinkinder: je € 240

Das macht summa summarum € 1270. Hinzu kommen die Kosten für die Unterkunft, wobei zu berücksichtigen ist, dass die erlaubte Mietobergrenze in vielen Städten inzwischen deutlich unter den tatsächlich zu findenden Mieten liegt; auch der Heizkostenanteil liegtinsbesondere bei Altbauten häufig unter den tatsächlichen Heizkosten. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass das Kindergeld voll als Einkommen angerechnet wird, also der Auszahlungsbetrag sich nur auf € 882 plus Miete beläuft.

Von diesem Geld müssen alle laufenden und gelegentlich anfallenden Kosten beglichen werden, also neben Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Kleidung auch Strom, über die erlaubte Höchstgrenze hinausgehende Mietkosten, Telefon, Versicherungen, Mobilität, Möbel, Haushaltsgeräte, Bildung, Teilnahme am sozialen Leben etc.pp

Der Anreiz, eine Arbeit anzunehmen, besteht von dem Druck seitens der Jobcenter abgesehen darin, dass jeder, der Arbeisteinkommen hat, mehr Geld zur Verfügung hat als jemand, der arbeitslos ist, wie ich bereits ausgeführt habe. (Und natürlich gibt es noch die intrinsische Motivation, da es eine menschliche Grundeigenschaft, sich durch Arbeit und die dabei vorhandenen Sozialkontakte Bestätigung zu verschaffen.)

Falls du den Abstand zu den unteren Einkommensgruppen dennoch als zu gering ansiehst, solltest du dich dafür einsetzen, dass der Mindestlohn erhöht wird. An der Höhe des Alg 2 kann nicht nach unten gedreht werden, da es sich dabei laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts um das Existenzminimum handelt (wobei manche Experten es durchaus für deutlich zu niedrig halten, zumal die Berechnungsgrundlage recht willkürlich ist).

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Zzgl. Kindergeld, das zwar abgezogen, aber dennoch ausgezahlt wird. Wo nun die Differenz zwischen dem von mir verwendeten Rechner (hartziv.org) und Deiner Rechnung liegt, weiß ich nicht, ist aber auch gleichgültig, weil die Differenz nichts an meiner Aussage ändert. Ich habe unsere Ausgaben zugrunde gelegt und das, obwohl unser gemeinsames Einkommen weit jenseits der von mir genannten 2.500 Euro netto liegt. Die ewige Argumentation mit Möbeln, Waschmaschinen und Kleidung geht mir auf den Geist. Wenn man mal von Hartz IV-Dynastien absieht, dann haben Menschen nämlich bereits eine Wohnung, Möbel und Kleidung, bevor sie zum ersten mal Hartz IV beziehen; einkalkuliert werden müssen insofern nur die Ersatzbeschaffungen und die sind mit dem von mir genannten Budget locker abgedeckt und hier habe ich bereits den Betrag genannt, den WIR ausgeben und wir kaufen bspw. Kinderschuhe nicht am unteren Rand des Preisspektrums.

Dafür ist in meiner Kalkulation genug Luft. Ganz davon abgesehen, daß die Teilnahme am sozialen Leben keine Frage des Budgets ist, sondern des Wollens. Kindertheater, Kino oder Sportvereine kosten gerade für Kinder keine Millionenbeträge, sondern je Veranstaltung für alle Mann keine 30 Euro bzw. um die 10 Euro im Monat. Geld, das auch von vielen Familien nicht in die Hand genommen wird, die nicht vom Staat leben und Geld, das von Familien ausgegeben wird, die von Hartz IV leben. Wie gesagt: keine Frage des Geldes, sondern des Wollens.

Und dennoch kenne ich einige Leute, die mitten in der Gesellschaft standen (d.h. zwei Einkommen aus kaufmännischer Tätigkeit in einer hier durchaus aufstrebenden Branche), arbeitslos wurden und inzwischen seit mehren Jahren von Hartz IV leben und das mittlerweile bewußt, weil sie Zeit zu schätzen wissen, die sie nun mehr für sich und die Kinder zur Verfügung haben und die Einkommenseinbußen überschaubar sind, wenn man die Sache richtig durchrechnet (weniger Fahrtkosten, keine Kosten für Anzüge und Kostüme usw.).

Es wäre nicht das erste mal, daß ich die Einschätzung des Bundesverfassungsgerichtes nicht teile.

Was in etwa dem monatlichen Mitgliedsbeitrag für einen Sportverein entspricht. Komischerweise ist die Zahl der Kinder, die über dieses „Programm“ in unserem Sportverein mitmachen, sehr überschaubar ist. Wie ich immer wieder gerne wiederhole: Teilhabe ist keine Frage des Geldes, sondern des Wollens.

Es gibt keine Single Vollzeit Arbeitnehmer mehr die Aufstocken. Aufstocken tun Teilzeitkräfte (da ist nicht die Lohnhöhe das Problem) und Leute mit sehr großer Familie.

Es gibt aber Teilzeitkräfte, die gar keine Teilzeitkräfte sein wollen. Bei Leiharbeitsfirmen. Die müssen auch aufstocken.

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Das kann auch eine kleine Familie sein, wenn es sich um eine Alleinerziehende handelt. Und nein, die Kinderbetreuung ist nicht überall so gut ausgebaut, dass eine Alleinerziehende problemlos ganztags arbeiten kann.

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Der von dir genannte Betrag - der so von hartziv.org gar nicht ausgespuckt worden sein kann, weil dieser Rechner ohne Angabe der Miete nicht funktioniert - liegt um € 130 über die von mir genannte Summe, welche aus überhaupt keinem Rechner stammt, sondern die offiziellen Bedarfssätze darstellt, die sich auch bei Wikipedia nachschlagen lassen.

Und dann meinst du ernsthaft, dir ein realistisches Urteil darüber bilden zu können, was es bedeutet, mit einem so geringen Einkommen wie Alg 2 zu leben?

Das spricht nicht dafür, dass du die Sache nüchtern und sachlich betrachtest.

Klar - die Kleider, die dem Dreijährigen zu dem Zeitpunkt des ersten Alg-2-Bezugs passen, passen ihm zwei, drei jahre später immer noch …

Am Anfang mag es ja noch gehen, aber gerade bei längerem Bezug sind nun einmal Ersatzbeschaffungen (z.B. Waschmaschine) oder notwendige Neubeschaffungen (z.B. Jugendbett) fällig. Und der Betag ist nun einmal nicht so üppig, dass sich derlei locker abfangen lässt, insbesondere dann nicht, wenn die Miete und Heizkosten und die Stromkosten höher sind als in der Bedrfsberechnung vorgesehen.

Blöde nur, dass du dabei nichts außer Lebensmitteln und Bekleidung berücksichtigst - keinen Strom, kein Telefon, keine zusätzliche Mietzahlung, keine Versicherung, keine ÖPNV-Kosten, keinen Friseurbesuch, keine Medikamente, kein gar nix.

Kann es sein, dass du schon länger nicht mehr im Kino oder Theater warst und auch noch nie ein Kind hattest, das aktiv Fußball spielt?

Ich finde es immer wieder (und immer öfter) erschütternd, wenn ich feststellen muss, dass ich „linke Zecke“ fester auf dem Boden der Verfassung stehe als selbsternannte Stützen der Gesellschaft.

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Mit den € 10 können die Kinder dann eben in den Fußballverein ODER in den Turnverein ODER in den Karateverein ODER in den Flötenunterricht ODER in den Gitarrenunterricht ODER in den Klavierunterricht.

Gerade bei Sportvereinen kommen gerne noch Zusatzkosten hinzu - Fußballschuhe, Fahrtkosten zu Wettbewerben, spezielle Sportkleiung. Und nein, es ist nicht die Regel, dass die Vereine diese Kosten übernehmen.

Übrigens: Wenn die Eltern durchaus willig sind und diese Kosten dann auch tragen, fehlt der entsprechende Betrag anderweitig.

Mitdenken ist auch eine Frage des Wollens - funktioniert aber nicht, wenn bereits festgefügte Vorurteile bestehen.

Tatsächlich haben Studien ergeben, dass arme Eltern prozentual deutlich mehr für ihre Kinder ausgeben und deutlich mehr zu deren Gunsten zurückstecken als wohlhabendere Eltern.

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