Hartz 4 - deutlich zu hoch?

Hallo Kamikatz,

mir erklären auch junge Männer, dass sie mit Hartz 4 zufrieden sind. Einer von denen rechnete mir vor, wie dumm die Leute seien, die arbeiten. Ich habe gestaunt, was der angeblich alles vom Amt bekommt, wenn er es nur beantragt.

Würde die SPD aufhören, sich für Hartz 4 zu schämen, bekäme sie auch wieder bessere Ergebnisse bei Wahlen.

Die Frage von Cambo ist also durchaus berechtigt. Und hat nichts mit Flüchtlingen zu tun.

Ich denke, Hartz 4 ist nicht zu hoch. Mir wäre es aber lieber, die reinen Couchpotatoes würden auch gefordert, nicht nur gefördert. Es gibt genügend Stellenangebote in Deutschland.

Man könnte zum Beispiel die stiernackigen und fettärschigen Neonazis, die an diesem Wochenende den Geburtstag Hitlers mit einem Festival feiern, mal in die Arbeitswelt integrieren. Dann bliebe mehr für die wirklich Bedürftigen übrig.

Die meisten Kritiker von Hartz 4 zahlen übrigens überhaupt keine Steuern und tragen nichts zu unserem Sozialstaat bei.

Einen schönen Sonntag wünscht Hans-Jürgen Schneider

Unsinn. Du hast meinen Beitrag schlicht und ergreifend im Licht deiner festgefügten Meinung gelesen, dass Alg-2-Bezieher und alle, die darauf hinweisen, dass es sich bei Alg 2 um das Existenzminimum handelt, überzogene Forderungen stellen und entsprechend interpretiert - und hast nicht die menschliche Größe zuzugeben, dass du dich geirrt hast. Stattdessen wirst du persönlich, was ja nicht neu und überraschend ist. Es fragt nur, wer sich hier kindisch verhält.

Das Gegenteil ist der Fall - du hast in sarrazinscher Manier irgendwelche gefühlten Zahlen „geschöpft“, dabei einige Kostenfaktoren gänzlich ausgelassen und den Unterschied von mehr als € 100 mehr oder weniger für irrelevant angesehen, während ich die offiziellen Zahlen genannt habe.

Q.e.d. Du hattest schon vor Anfang an die Ansicht, dass arme Menschen letztendlich selbst schuld an ihrer Armut sind und nur vom Sozialstaat schmarotzen, und du bist in dieser langen Zeit nicht durch Fakten erreichbar gewesen.

Übrigens: Die Fähigkeit, mit Geld umzugehen, ist keienswegs von dem Einkommen abhängig. Es gibt Alg2-Bezieher, die exakte Haushaltsbücher und -pläne führen, ebenso wie Gutverdiener, die nie mit ihrem Geld auskommen und Schulden anhäufen.

Wieso muss für die Großeltern aufgekommen werden?
LG

Zwei andere Beispiele, die kein Freizeitvergnügen isind und dir deshalb nicht sofort den Schaum vor den Mund treibt:

In dem Warenkorb, der dem Alg 2 zugrunde liegt, sind für Erwachsene € 34,99 für Mobilität vorgesehen. In dem Landkreis, in dem ich wohne, kostet die Monatskarte € 57,50; ein Sozialticket gibt es nicht. Der Differenzbetrag muss also aus einem anderen „Topf“ genommen werden.

In dem Warenkorb sind außerdem € 15,80 für Gesundheitspflege enthalten. Davon sollen also beispielsweise die Antibabypille (je nach Präparat € 10 - 20 pro Monat), sämtliche rezeptfreien Medikamente, sämtliche Zuzahlungen zu rezeptpflichtigen Medikamenten bis zu einer Grenze von 2 % des Jahreseinkommens und Sehhilfen (die Tageslinsen, die ich trage, kosten beispielsweise € 30 pro Monat) bezahlt werden. Alle Kosten, die über € 15,80 hinausgehen, müssen logischerweise ebenfalls aus einem anderen „Topf“ kommen.

Das entscheidende Stichwort ist dabei „angeblich“. Insbesondere in den Kommentarbereichen unter entsprechenden Artikeln tummeln sich immer etliche Leute, die von sich behaupten, Alg 2 zu beziehen und davon ganz wunderbar leben zu können. Spätestens bei näheren Nachfragen wird aber deutlich, dass sie überhaupt keine Ahnung von der Thematik haben und beispielsweise immer noch davon ausgehen, dass es für diverse Dinge Extrazahlungen auf Antrag gibt, wie das früher bei der Sozialhilfe der Fall war. Beim Alg 2 ist das aber nicht so - die einzigen zusätzlichen Zahlungen, die beantragt werden können, sind die für eine Erstausstattung für die erste eigene Wohnung oder nach einem Wohnungsbrand, die Erstausstattung für ein Baby und die Anschaffung und Reparaturen von orthopädischen Schuhen, Reparaturen von therapeutischen Geräten und Ausrüstungen sowie die Miete von therapeutischen Geräten.

Fakt ist allerdings, dass nahezu keine sinnvolle Förderung geboten wird, sondern nur Geld verschleudernde Maßnahmen, von denen nur die Maßnahmenanbieter profitieren: Der Bundesrechnungshof hat sich die Bildungskurse für Arbeitslose genauer angesehen. Das vernichtende Urteil: das Jobcenter verteilt zu einem erheblichen Teil planlos Kurse, die weder zielgerichtet sind noch Rücksicht auf die Belange der Leistungsberechtigten nehmen.

Entgegen weit verbreiterter und hartnäckiger Vorurteile ist die überwältigende Mehrheit der Alg-2-Bezieher zudem nicht faul, sondern motiviert und arbeitswillig: http://doku.iab.de/kurzber/2010/kb1510.pdf

Nicht wirklich. Die Zahl der offenen Stellen ist zwar größer geworden, aber noch immer kommen auf 100 offene Stellen im Westen durchschnittlich 194 Arbeitslose und im Osten 225 Arbeitslose: http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2018-03/arbeitsmarkt-offene-stellen-baubranche-verarbeitendes-gewerbe

Dabei ist auch noch dreierlei zu berücksichtigen: Bei zahlreichen der als offen gemeldeten Stellen handelt es sich um solche bei Zeitarbeitsfirmen bzw. de facto gar nicht vorhandene Stellen bzw. Dauerausschreibungen, eine nicht unbeträchtliche Zahl der Alg-2-Bezieher ist gesundheitlich eingeschränkt, alleinerziehend und/oder bereits über 50, was die Einstellungschancen deutlich schmälert, und eine ebenfalls nicht unbeträchtliche Zahl der Alg-2-Bezieher ist bereits berufstätig, muss aber aufgrund eines nicht ausreichenden Einkommens aufstocken.

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