HartzIV-Diskussionen

Hallo,

warum werden Themen rund um HartzIV so emotional bis hin zu offenen Beleidigungen geführt?
Ähnliche Leidenschaft wäre imho bei vielen anderen Themen ebenso wünschenswert, z.B. bei der Regulierung der Finanzmärkte.

Vielen Dank für rege Beteiligung.

Grüsse

Jörg

Hallo,

warum werden Themen rund um HartzIV so emotional bis hin zu
offenen Beleidigungen geführt?

weil es der Politik mit der Unterstützung der Medien gelungen ist, die Arbeitslosen selbst für ihre Situation verantwortlich zu machen. So werden aus Opern Täter, die als Schmarotzer dargestellt werden. Das ist viel einfacher, als sich um die Probleme selbst zu kümmern.
Arbeitslose eignen sich wunderbar als Sündenböcke. Es sind relativ viele und sie haben keine Lobby, sie können sich gegen Hetze nicht wehren.

Ähnliche Leidenschaft wäre imho bei vielen anderen Themen
ebenso wünschenswert, z.B. bei der Regulierung der
Finanzmärkte.

Die Verantwortlichen da sind relativ wenige und sie haben eine starke Lobby.

Gruß Rainer

Hallo Jörg,

diese Frage gehört vielleicht mehr ins Psychologie-Brett.

Ich glaube, Basis zum Verständnis dieses Phänomens ist die Rangdynamik von Raoul Schindler (1952). In einer Gruppe bildet sich notwendig eine Rangstruktur aus, mit einem Alpha-Typen, der die Ziele der Gruppe definiert und sagt, wo es lang geht. Dann gibt es Beta-Typen, die eine beratende Funktion haben und ebenfalls weit oben sind. Die Gamma sind die Ausführenden, und sie bilden den größtenTeil der Gruppe. Dann gibt es noch mindestens einen Omega. Er ist ganz unten in der „Hackordnung“ und wird für alles verantwortlich gemacht, was schief läuft, er hat eine Art Sündenbock-Funktion. Er trägt als eine Art inneres Feindbild zur Stabilität der Gruppe bei. Eine solche Rangstruktur ist nichts Feststehendes, man kann aufsteigen und absteigen (daher: „Rangdynamik“).

Dies läßt sich auch auf eine ganze Gesellschaft übertragen: die Alpha und Beta sind die Eliten, die Gamma bilden die breite Mittelschicht, und die Omega werden eben derzeit in Deutschland vor allem von HartzIV-Beziehern gebildet. Omega-Kandidaten sind sonst z. B. Angehörige bestimmter Volksgruppen, Ausländer aus ärmeren Ländern, oder wer auch immer. Stets solche in schwacher Position, die sich schlecht wehren können.

Gerade weil Arbeitslosigkeit und selbst HartzIV sehr viele treffen können, vor allem die Mittelschicht, werden die HartzIV-Bezieher so gerne angeschuldigt, selber schuld zu sein, faul etc. Logischer Schluß: selber sei man „besser“, eben nicht faul und kein Schmarotzer, daher sei man selbst nicht, oder nicht so sehr in der Gefahr, in diese Lage zu kommen (= Kontroll-Illusion).

Natürlich haben wir außer dem finanziellen Aufwand für die HartzIV-Bezieher noch ganz andere Probleme, z. B. im Zusammenhang mit dem Finanzsystem. Diese überhaupt erst zu erfassen, dann die richtigen Konsequenzen zu ziehen, ist wesentlich schwieriger, als auf eine Gruppe am unteren Rand loszugehen, die sich nicht wehren kann. Sodaß das Thema HartzIV-Bezieher eine wohl durchaus erwünschte Ablenkung von eventuell dringlicheren Problemen darstellt.

Grüße,

I.

Hallo Jörg,

einer der Gründe (neben dem Jägermeister zum Frühstück und dem Stammtisch) wird sicherlich auch sein, daß heute die wenigsten „noch wissen“, um was es bei Hartz IV überhaupt geht.

Meist wird Hartz IV mit Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeislosigkeit gleichgesetzt.

Bei Hartz IV geht es um eine soziale Grundsicherung. Früher nannte man dies unter anderem „Sozialhilfe“. Dieser Aspekt von Hartz IV hat mit „Arbeitslosigkeit“ nur mehr odetr minder direkt zu tun.

Deshalb auch der Begriff der „Bedarfsgemeinschaft“.

Wer Hartz IV-Leistungen kürzen will, möchte nicht nur den z.B. bei RTL so oft gezeigten „arbeitunwilligen“ und arbeitsfähigen, aber nicht arbeitssuchenden Prototypen „aussteuern“, sondern trifft - weil eben auch soziale Grundsicherung - die alleinerziehende Mutter und den Rentner, desser Rentenantrag noch (?) nicht „durch ist“.

Es gibt nicht „den Hartz IV-Empfänger“.

mfg

tf

Ähnliche Leidenschaft

Moin,

ich wünsch mir bei dem einen wie beim anderen Thema eigentlich mehr Sachlichkeit.

Beim Thema Harzt IV ist zumindest die Dramatik einigermaßen gleich verteilt. Da gibt es in den Medien den Schmarotzer genauso wie das unschuldig in Not geratene Opfer, das nun keine Chance mehr bekommt und die Kinder verhungern. Jeder, so wie es gerade benötigt wird.

Beim Thema Regulierung der Finanzmärkte zeigst Du selbst ja schon die Tendenz vor, indem Du hier mehr Leidenschaft (in eine bestimmte Richtung) verlangst. Ich wünsche mir hier auf jeden Fall mehr Sachlichkeit, heutzutage wird ein Bankmanager ja mit Kinderschändern gleich gesetzt.

Ich bevorzuge sachlich richtige Entscheidungen, weniger durch Leidenschaft geprägte. Dass man mit Leidenschaft darüber streiten darf, was sachlich richtig ist, steht auf einem anderen Blatt.

Aber emotional gesteuerte Entscheidungen sind selten die richtigen.

Gruß

ALex

Hallo

warum werden Themen rund um HartzIV so emotional bis hin zu offenen Beleidigungen geführt?
Ähnliche Leidenschaft wäre imho bei vielen anderen Themen ebenso wünschenswert, z.B. bei der Regulierung der Finanzmärkte.

Das wäre natürlich sehr wünschenswert, aber beim HartzIV-Thema ebenso wie beim Thema Kindererziehung hat eben jeder das Gefühl, sich ein Urteil bilden zu können. Bei den Finanzmärkten haben das die meisten Leute nicht.

Viele Grüße

Das wäre natürlich sehr wünschenswert, aber beim HartzIV-Thema
ebenso wie beim Thema Kindererziehung hat eben jeder das
Gefühl, sich ein Urteil bilden zu können. Bei den
Finanzmärkten haben das die meisten Leute nicht.

Jo, darin sehe ich auch den Hauptgrund. Über Hartz4 Sätze kann jeder reden. Aber ich würde behaupten der Großteil der Bevölkerung weiß bis heute nicht was die Immobilien-/Finanzkrise verursacht hat. Die meisten wissen darüber nur „dass die verdammten Banker sich verzockt haben und wir sie jetzt retten müssen“. Da kann man mal kurz drüber schimpfen, aber ne Diskussion lässt sich damit nicht anstoßen.

Bei Hartz4 hat jeder den „asozialen Nachbarn, der ein arbeitsunwilliger Schmarotzer ist“. Weil die Problematik dahinter sehr viel leichter zu verstehen ist, wird das Thema auch bevorzugt von Politikern behandelt. Das versteht der Wähler, der nicht nachdenken will, auch.

Ich denke, die emotionale Diskussion rührt daher, dass jeder insgeheim ahnt, dass Hartz IV als Grundsicherungskonzept versagt. Modelle zur Grundsicherung müssen so vielfältig oder flexibel sein wie es auch Lebensumstände und -modelle sind. Niemand käme auf die Idee, einen Strauss Blumen mit dem Rasenmäher zu pflücken, nur weil es schneller und vermeintlich einfacher geht. Aber genau das geschieht beim Hartz IV Konzept und so fühlen diejenigen unter dem Rasenmäher sich ebenso ungerecht behandelt, als auch jene, die das teure spritfressende Vehikel anschieben müssen.

Einfach gestrickte Konzepte sind von vielen leichter zu begreifen und zu diskutieren und daher auch eher konsensfähig. Nach der Erfindung von Rad und Keil wurden die zu entdeckenden einfachen Konzepte aber auch immer weniger und das Leben komplizierter. Über ein einfaches Grundsicherungsmodell lässt sich also leicht diskutieren (vor allem aus der persönlichen Perspektive), es scheitert aber dann an der komplexeren Realität und genau das führt in meinen Augen zu dem emotionalen Zündstoff.

Damit kommen wir auch nahtlos zum zweiten Teil deiner Frage. Finanzmärkte mit ihrer Dynamik, deren Produkte, die dazugehörigen Kapitalströme und deren Mechanismen sind oft für Experten, die sich tagtäglich damit befassen schon schwer durchschaubar, viel weniger für den (ansonsten uninteressierten) Laien. Damit fällt das Mit- und Ausdiskutieren deutlich schwerer. Einen Hartz-IVler haben die meisten in ihrem persönlichen Umfeld, das milliardenschwere Finanzproduktportfolio aber die wenigsten und damit fällt die Diskussion bei ersterem auch leichter. Im Übrigen wird über Banken, Finanzmärkte und ihre Krisen etc. nur (recht allgemein) diskutiert, wenn eine Krise hochkocht. Dann wird die Diskussion allerdings sehr schnell emotional und das und die momentan eher hilflos wirkenden Versuche unserer Regierung zu (re)agieren, zeigen, dass kurzfristige und einfache Lösungen auch bei diesem Thema nicht zu erwarten sind.
Gruß

Hermann

Ich denke, die emotionale Diskussion rührt daher, dass jeder
insgeheim ahnt, dass Hartz IV als Grundsicherungskonzept
versagt.

Und ich denke, daß das eine Unterstellung oder meinetwegen eine unbelegte Behauptung ist. Dem früheren einzelfallbezogenen Sozialhilfesystem steht nun die eher standardisierte und von Pauschalen geprägte Grundsicherung gegenüber.

Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Versagt hat m.E. letztlich nur die Kommunikation der Politiker, die es nicht verstanden haben, der Bevölkerung nahezubringen, was sich eigentlich genau geändert hat. Daß sich die beklagen, die im alten System besser klarkamen, glaube ich gern.

Damit kommen wir auch nahtlos zum zweiten Teil deiner Frage.
Finanzmärkte mit ihrer Dynamik, deren Produkte, die
dazugehörigen Kapitalströme und deren Mechanismen sind oft für
Experten, die sich tagtäglich damit befassen schon schwer
durchschaubar, viel weniger für den (ansonsten
uninteressierten) Laien.

Ach was, man kann alles auch einem Laien erklären, nur wollen sich mit Informationen die wenigsten belasten. Ahungslos diskutiert es sich deutlich lockerer aus der Hüfte. Man siehts ja immer wieder im benachbarten Brett. Kommt man mit Tatsachen, ermüdet das Interesse schnell.

Gruß
C.

Hallo,

Die Hartz IV Diskussion ist gewollt. Der Ausgangspunkt dieses " Grundsicherungsmodells " ist schlicht und ergreifend die Schaffung eines Niedriglohnsektors in Deutschland zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland. ( Schröder in Davos Januar 2005 ). Den hat man geschaffen, Zeit - und Leiharbeit Tür und Tor geöffnet, die Talfahrt der Löhne begann.
Wie anders ist es sonst zu erklären, daß immer mehr auf Transferleistungen angewiesen sind, obwohl sie Vollzeit arbeiten gehen. Das gab es vor der Reform nicht.

Und mit diesen asolzialen Löhnen ist die Diskussion in dieser Gesellschaft entfacht, da sie sich nur noch unerheblich von dem unterscheiden, was Jemand bekommt, der nix tut, weil er keinen Bock hat, oder eben nichts bekommt.

Und das ist gewollt.

Tim

Hi,

Dem früheren

einzelfallbezogenen Sozialhilfesystem steht nun die eher
standardisierte und von Pauschalen geprägte Grundsicherung
gegenüber.:
Beide Systeme haben Vor- und Nachteile.

Welche „Vorteile“ hat denn die standardisierte Grundsicherung?
Ich sehe höchstens den des schnelleren Bearbeitungszeitraumes.
Dafür haben die Menschen wesentlich weniger individuellen Spielraum als früher, somit also klar mehr „Nachteile“.
Und die überwiegen die Vorteile.

Versagt hat m.E.

letztlich nur die Kommunikation der Politiker, die es nicht
verstanden haben, der Bevölkerung nahezubringen, was sich
eigentlich genau geändert hat.

Ich denke die Politiker haben sehr wohl verstanden nahezubringen
was sich alles zum Negativen geändert hat.
Und viel Positives hatten sie ja auch nicht nahezubringen.

Dennoch fast schon ein Wunder daß der Hartz-4-Satz steigen soll.
Selbst die Bild schreibt das ja schon.

Daß sich die beklagen, die im

alten System besser klarkamen, glaube ich gern.

Ja klar. Es gibt ja nun wesentlich weniger Geld.

Kommt man mit

Tatsachen, ermüdet das Interesse schnell.

Meines jedenfalls nicht.

Grüßle,

Ralf

Hallo,

Wie anders ist es sonst zu erklären, daß immer mehr auf
Transferleistungen angewiesen sind, obwohl sie Vollzeit
arbeiten gehen. Das gab es vor der Reform nicht.

Naja Reformen werden ja auch gemacht, um etwas zu ändern. Vor der Reform gabs auf jeden Fall viele Arbeitslose. Würde es ohne diese Reformen die hier kritisierten Arbeitsplätze heute (noch) in Deutschland geben? Oder wären die dort Beschäftigten inzwischen alle arbeitslos bzw. arbeitslos geblieben?
Würde heute noch jemand den damaligen Landenpreis eines 1995 fabrikneuen VW Golf bezahlen? Sicher nicht. So ist es auch wenn jemand heute ein Qulifikationsniveau von 1995 anbietet. Dafür bekommt man nicht mal mehr den Lohn, den es 1995 dafür gab. (Wir nehmen hier mal explizit den öffentlichen Dienst aus.)
Darüber kann man sich beschweren oder es auch ungerecht finden, aber daran, dass sich die Welt weiterdreht, ändert das nichts.
Der Staat hat nun zwei Möglichkeiten auf diese Tatsache zu reagieren. Er schafft Möglichkeiten, damit das Arbeitsangebot der Leute mit niedriger Qualifikation am Markt nachgefragt wird --> Niedriglohnsektor für gering qualifizierte Arbeit.
Er könnte natürlich auch dafür sorgen, dass die Leute ein Qualifikationsniveau erreichen, dass der Arbeitsnachfrage entspricht.

Jetzt kann man sich vielleicht erklären, warum es „früher sowas nicht gab“.

Was Zeit- und Leiharbeit angeht, so ist das eine Reaktion der Arbeitgeber auf die äußerst restriktiven Kündigungsschutzregelungen und die Unfähigkeit der Arbeitsagentur den Unternehmen geeignete Bewerber für ihre freien Stellen zu vermitteln.
Die Kündigungsschutzregelungen, die zweifellos gut gemeint sind, entwickeln sich zu einem Einstellungshindernis für die besonders geschützten Gruppen. Denn unter Umständen ist man gezwungen in einer Krisensituation ausgerechnet die Leistungsfähigsten gehen zu lassen.
Also werden die Zeitarbeitsunternehmen für die Personalauswahl und als Risikopuffer genutzt.

Grüße

Hallo
hat jemand einmal überlegt was uns eigentlich vorgegaukelt wird
auf der einen Seite bis 67 Jahre arbeiten und auf der anderen Seite
gehen Aufträge vom Staat ins Ausland und hier macht der Arbeitgeber
dicht.
Ich bin kein gestriger, aber die Frauen und Herrn Politiker sollten
sich ums Volk kümmern und erst in zweiter Linie um Ihr eigenes wohl.
Die HartzIV Leute haben es sich auch nicht aussuchen können vielmehr
wurden Arbeitsplätze abgebaut weil die Unternehmer in Ausland billiger
produzieren lassen können.
Arbeitslose und HartzIV Leute ca.Zehn Millionen ohne Arbeit
und wo sollen die Arbeitsplätze herkommen?

Hallo,

Ich bin kein gestriger, aber die Frauen und Herrn Politiker
sollten
sich ums Volk kümmern und erst in zweiter Linie um Ihr eigenes
wohl.

Das ehe ich anders. Ich denke nicht, dass sich die Politiker ums Volk kümmern sollte. Das sind alles mündige Bürger, die können selber entscheiden. Die Politik soll nur für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen und bestmöglich wirtschaften. Das bedeutet eben auch, das Aufträge ins Ausland vergeben werden. Denn letztendlich bezahlt der Steuerzahler dafür.

Hallo,

Welche „Vorteile“ hat denn die standardisierte Grundsicherung?
Ich sehe höchstens den des schnelleren Bearbeitungszeitraumes.

Die damit verbundenen geringeren Kosten. Denn von meinem Standpunkt aus gesehen, fließt ein Teil meines Gehaltes dort hinein. Warum sollte ich gewillt sein, mehr zu bezahlen? Bist du es?

Hallo,

Welche „Vorteile“ hat denn die standardisierte Grundsicherung?

die bereits erwähnten geringeren Kosten und das geringere Potential für Mißbrauch.

letztlich nur die Kommunikation der Politiker, die es nicht
verstanden haben, der Bevölkerung nahezubringen, was sich
eigentlich genau geändert hat.

Ich denke die Politiker haben sehr wohl verstanden
nahezubringen
was sich alles zum Negativen geändert hat.
Und viel Positives hatten sie ja auch nicht nahezubringen.

Das ist wohl Ansichtssache. Daß nicht wenige Empfänger nach Änderung mehr bekamen als vorher, fiel regelmäßig unter den Tisch.

Dennoch fast schon ein Wunder daß der Hartz-4-Satz steigen
soll.

Wieso ist das ein Wunder? Daß die Beträge angepaßt werden steht schon in § 20 Abs. 4 SGB II.

Daß sich die beklagen, die im

alten System besser klarkamen, glaube ich gern.

Ja klar. Es gibt ja nun wesentlich weniger Geld.

Das stimmt so pauschal nicht.

Gruß
C.

Ich hatte vor einigen Tagen ja schon mal was dazu geschrieben, wäre schön wenn du dir die Beiträge dazu nochmal anschauen könntest.
Es findet in unserer Gesellschaft fast immer eine einseitige Berichterstattung über Harz IV - Empfänger statt, in denen die Betroffenen gar nicht zu wort kommen. Wenn überhaupt wird diese Gruppe durch „die Linke“ in Diskussionen abgedeckt und sehr schnell fallen dann die Worte Kommunismus, Eigenverantwortung, Hängematte und Faul. Den wirklich verantwortlichen Politikern und Unternehmern werden ganz selten peinliche Fragen gestellt. Das kann sich doch jeder anschauen, wie die Moderatoren aufs peinlichste bemüht sind unbequeme Antworten und Fragen abzuwürgen und die Diskussionen wieder in die „richtigen“ Bahnen zu lenken.
Wenn wir von Entlassungen, z.B. bei Quelle reden, lässt es unser Gefühl nur zu sich auf die Seite der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen zu schlagen und Mitgefühl zu empfinden. Wenn wir aber ein Jahr später über die selben Menschen zum Thema Hartz-IV & Arbeitslosigkeit reden, sieht die Sache schon ein wenig anders aus. Trotz des erlebten Schicksals und den teilweise sehr unschönen Erlebnissen, die diese Menschen im Umgang mit unserer Arbeitsagentur & den ARGEn erlebt haben, wandern sie Gefühlsmäßig schnell von der Opferrolle in eine Täterrolle und wir haben plötzlich überhaupt kein Mitgefühl mehr. Was haben denn die Menschen in dem einen Jahr getan, das wir so über sie denken dürfen. Wegen der "3,50€ " die sie aus den Kassen unseres Staates bekommen haben, nachdem sie teilweise über Jahrzehnte in dieses System eingezahlt haben?
Wenn man mal genauer drüber nachdenkt bekommen die Menschen „hinter dem Schreibtisch“ und die für die Missere verantwortlichen Politiker ihr Geld aus dem selben Topf. Darüber beschwert sich aber keiner. Auch Unternehmer greifen gerne auf Fördermittel zurück. Auch das Geld kommt aus dem selben Topf. Kindergeld im übrigen auch !!! Das vergessen leider auch viele Menschen, das sie selbst Leistungen vom Staat beziehen, für die wir alle aufkommen, auch Hartz-IV Empfänger !!! Die werden nicht von der Steuer befreit ! (z.B. Umsatzsteuer) Wäre sicher spannend mal zu erfahren, was passieren würde, wenn diese Leistungsträger unserer Gesellschaft ihr Geld nicht mehr in die Staatskassen werfen. Was das für ein Steuerausfall wäre.

Ich glaube auch nicht das es gut ist, wenn unser Staat sich immer mehr zurückzieht und die „Verantwortung“ auf Archen, Tafeln & Warenhaus für Arme überträgt. Mittlerweile fragen sich ja schon die Leute warum Hatz-IV Empfänger sich überhaupt noch im Supermarkt rumdrücken. Sie sollten doch lieber dahin gehen. Ist sicher auch eine spannende Entwicklung. Sowohl, als auch, weshalb sich Menschen ermächtigt fühlen über die Ausgaben anderer entscheiden zu wollen und sich erlauben darüber zu urteilen. Passiert das auch in anderen Teilen unserer Gesellschaft ?

Wir leben im Moment wirklich in einer Zeit ständigen Umbruches und unheimlich großer, auch weltweiter Chancen für die Zukunft Deutschlands und überlassen leider Ländern wie China oder den USA die Ausgestaltung unserer eigenen Zukunft. Lieber gehen wir den eigenen und ausgetretenen Pfad uns Opfer zu suchen, sie zu einem Feindbild zu erklären, um dann lustig drauf rum zu schlagen.

Da könnte man sicher noch Stunden drüber reden, warum das Thema so emotional ist und ich finde man sollte auch darüber reden, denn nur so entwickelt sich ein Verständnis füreinander und es kann wieder über Sachthemen geredet werden. Die sind auch dringend notwendig.

viele grüße ricnbg

Wenn wir von Entlassungen, z.B. bei Quelle reden, lässt es
unser Gefühl nur zu sich auf die Seite der von
Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen zu schlagen und
Mitgefühl zu empfinden. Wenn wir aber ein Jahr später über die
selben Menschen zum Thema Hartz-IV & Arbeitslosigkeit reden,
sieht die Sache schon ein wenig anders aus.

Ich nehme an, mit _wir_meinst Du ich. Andernfalls müßte ich erwähnen, daß ich nicht Deiner Meinung bin und sich das „wir“ damit erledigt hat.

Empfänger !!! Die werden nicht von der Steuer befreit ! (z.B.
Umsatzsteuer) Wäre sicher spannend mal zu erfahren, was
passieren würde, wenn diese Leistungsträger unserer
Gesellschaft ihr Geld nicht mehr in die Staatskassen werfen.
Was das für ein Steuerausfall wäre.

In Relation zu dem, was vorher ausgezahlt wurde, wohl eher wenig.

Ich glaube auch nicht das es gut ist, wenn unser Staat sich
immer mehr zurückzieht und die „Verantwortung“ auf Archen,
Tafeln & Warenhaus für Arme überträgt.

Von einem Zurückziehen oder einer aktiven Aufgabenübertragung ist mir nichts bekannt.

Mittlerweile fragen
sich ja schon die Leute warum Hatz-IV Empfänger sich überhaupt
noch im Supermarkt rumdrücken.

Wer sind „die Leute“?

Sie sollten doch lieber dahin
gehen. Ist sicher auch eine spannende Entwicklung. Sowohl, als
auch, weshalb sich Menschen ermächtigt fühlen über die
Ausgaben anderer entscheiden zu wollen und sich erlauben
darüber zu urteilen. Passiert das auch in anderen Teilen
unserer Gesellschaft ?

Ich habe auch eine Frage: warum gab es eigentlich Proteste, als diskutiert wurde, u.a. die Grundsicherung nicht mehr in Bar, sondern nur noch in Form von Einkaufsgutscheinen auszu"zahlen"?

Wir leben im Moment wirklich in einer Zeit ständigen Umbruches
und unheimlich großer, auch weltweiter Chancen für die Zukunft
Deutschlands und überlassen leider Ländern wie China oder den
USA die Ausgestaltung unserer eigenen Zukunft.

Das äußert sich genau wie?

Lieber gehen
wir den eigenen und ausgetretenen Pfad uns Opfer zu suchen,
sie zu einem Feindbild zu erklären, um dann lustig drauf rum
zu schlagen.

Wer war noch gleich „wir“?

C.

Ich danke dir für das Lesen meines Beitrages und finde es toll das du dich damit auseinandergesetzt hast.

Aber die deutsche Geschichte hat halt auch gezeigt, das für Fehler die du begehst, am ende die gesamte Gesellschaft einstehen muß. Du wählst auch Politiker, deren Handeln vielleicht nicht immer nur deine persönliche Meinung im Alltag wiederspiegelt. So das es mit dem wir und dem ich in dem Boot Deutschland ein wenig schwierig ist. Du fragst wich wer sind die Leute ? Das sind eine Menge, auch wenn nicht immer offen darüber gesprochen wird, so lässt ihr Handeln erkennen, welche Verachtung sie gegenüber anderen Mitgliedern unserer Gesellschaft, ja auch deiner Gesellschaft, empfinden.

Ich bin durch Zufall in diesen Bereich des Forums gelangt und bin erschüttert, was hier abgeht. Wenn ich mir Vorstelle das ein Hartz IV- Empfänger die Probleme eines, man kann schon sagen asozial denkenden ARGE Mitarbeiters, in einem anderen Bereich des Forums löst, wird mir ehrlich gesagt schlecht. Ich bin genauso überrascht, das es hier auch kein anderes Innenpolitisches Thema mehr gibt über das es sich zu reden lohnt.

viele grüße ricnbg
(im Gegensatz zu dir verstecke ich mich nicht hinter exc und c.)

Aber die deutsche Geschichte hat halt auch gezeigt, das für
Fehler die du begehst, am ende die gesamte Gesellschaft
einstehen muß. Du wählst auch Politiker, deren Handeln
vielleicht nicht immer nur deine persönliche Meinung im Alltag
wiederspiegelt. So das es mit dem wir und dem ich in dem Boot
Deutschland ein wenig schwierig ist. Du fragst wich wer sind
die Leute ? Das sind eine Menge, auch wenn nicht immer offen
darüber gesprochen wird, so lässt ihr Handeln erkennen, welche
Verachtung sie gegenüber anderen Mitgliedern unserer
Gesellschaft, ja auch deiner Gesellschaft, empfinden.

Ich wollte darauf hinaus, daß Du nicht für andere sprechen solltest.

sagen asozial denkenden ARGE Mitarbeiters, in einem anderen
Bereich des Forums löst, wird mir ehrlich gesagt schlecht.

Es besteht hier Einigkeit darüber, daß diejenigen, die unverschuldet in Not gekommen sind und angebotene Arbeitsplätze annehmen, unterstützt werden sollten. Genauso besteht weitestgehend Konsens darüber, daß diejenigen zu kritisieren sind, die das System ausnutzen und nicht arbeiten bzw. schwarz dazuverdienen. Lediglich über das Verhältnis dieser beiden Gruppen gehen die Meinungen auseinander.

Insofern weiß ich eigentlich gar nicht, was Du kritisierst.

bin genauso überrascht, das es hier auch kein anderes
Innenpolitisches Thema mehr gibt über das es sich zu reden
lohnt.

Ähja…

viele grüße ricnbg
(im Gegensatz zu dir verstecke ich mich nicht hinter exc und
c.)

Ist ricnbg eher ein klassischer Vor- oder ein Nachname?

Gespannt
C.