Hallo,
leider gab es damals noch keine Bürokratie neuen Stils - aus diesem grunde ist die Aktemlage da nicht so überragend gut. Zudem wurde im Judenaufstand unter den römischen Kaisern dann auch noch eine Menge vernichtet. Übnerhaupt muß man alles unter dem Aspekt der damaligen Zeit sehen.
Für die Juden war Jesus einfach ein unwesentlicher Querulant - er störte die althergebrachte Ordnung. Sie wollten ja nicht auf ihn hören. Also hatten sie auch wenig Grund, ihn übermäßig im kollektiven Gedächtnis zu behalten. Wanderprediger und selbsternannte Heilige gab es damals in Palästzina in allen Richtungen und Schattierungen - für die Juden war jesus da einer von vielen. Zudem kam ja später der Aufstand gegen die Römer, der blutig niedergeschkagen wurde und das Volk der Juden dort fast vernichtete - das jüdische Leben trugen praktisch die Geflohenen und diejenigen weiter, die bereits in jüdischen Gemeinden fern der Heimat lebten.
Da darf man sich nicht unbedingt wundern, wenn im jüdischen Volk nichts mehr blieb von den für die Juden ja unwichtigen Ereignissen um Jesus.
Bemerkenswert für mich ist etwas anderes: Die Kreuzigung fang um das Jahr 34 statt - selbst wenn die Überlieferungen nicht ganz genau sind, kann die Abweichung davon nicht groß sein.
Und nochmal 30 Jahre später war der Brand Roms unter der Herrschaft Neros. Damals gab es aber in Rom schon Christen - und so sehr wenige können das nicht mal gewesen sein. Das Ganze mit der zugeschobenen Schuld am brand der Stadt konnte ja nur funktionieren, wenn der großen Masse der Römer zumindest die Existens dieser neuen Sekte bekannt war, wenn die also zumindest schon mal gehört hatten davon.
30 Jahre ist nicht viel. Damals muß es noch Zeitzeugen gegeben haben von der Ereignissen um die Kreuzigung herum. Leute, die in ihrer Jugend als Soldatren, Kaufleute oder Beamte in Palästina waren und die nun wieder in Rom lebten - ein paar Handvoll müßten da noch zu finden gewesen sein.
Wenn damals nichts stattgefunden hat - wenn das alles nur Erfindung gewesen wäre, dann hätte es aber auch dafür Zeugen geben müssen. Dann wäre es für nero ein leichtes gewesen, eine Untersuchung anzustellen, in deren Ergebnis er ganz pompös hätte verkünden können, daß die Christen eh alle Lügner waren. Das hätte ihm ne Menge Glaubwürdigkeit verschafft - eine Bande von Lügnern hätte man auch die Brandstiftung überzeugend unterjubeln können.
Aber genau diesen Beweis hat Nero gar nicht erst zu erbringen versucht - kein einziger Kaiser hat das je versucht. Auch bei den späteren Christenverfolgungen nicht. Offenbar ging es nicht, offenbar waren die beiweise für die Existenz Jesus zur römischen Zeit so naheliegend und erdrückend, daß man das ganze Ding einfach nicht Lüber erklären konnte. Wahrscheinlich gab es da auch private Bericht und Aufzeichnungen in privaten Archiven verschiedener Römer, Briefe zum beispiel aus jener zeit, in der in Palästina stationierte Familienangehörige ihren Verwandten in Rom berichtet hatten oder auch private Aufzeichnungen von Zeitzeugen.
Nur so läßt sich überhaupt erklären, daß die dieser Glaube so sprunghaft anwachsen konnte - es muß einfach beweise gegeben haben dafür.
Es ist doch nicht viel übrig aus jener Zeit, viel weniger, als man annimmt. Von vielen einst berühmten Werken der Literatur und Dramatik ist nur der Name bekannt oder allenfalls Erwähnungen und Kritiken aus anderen Quellen. Und das bei werken, von denen es Dutzende oder Hunderte Abschriften gegeben haben muß! Wie gering ist daneben die Wahrscheinlichkeit, daß ein privates Schriftstück überlebt hat, daß eh nur als Original vorhanden war? Wie viele Deiner alten Briefe gibt es noch oder wird es in 1.000 Jahren noch geben?
Jesus hat gelebt für meine Begriffe. Die Berichte der Bibel sind ja auch später geschrieben worden - und das mehrmals. Es muß da ein ursprungsereignis gegeben haben, das wirklich stattgefunden hat. Und wenn da was war vor 2.000 Jahren - ja dann kann es sich auch so oder so ähnlich abgespielt haben, wie es die Bibel berichtet. Weshalb sollte die Chronisten da lügen, die das notiert haben?
Und ganz genau werden wir es nie erfahren. Genau da endet das Wissen und der Glaube beginnt…
Gernot Geyer