Hallo Walkuerax,
gute Frage - die stelle ich mir seit Jahren.
Ich lebe im Schwobaländle, dem Land der Kehrwoche - und der Superhausfrauen. Mit meiner ältesten Tochter (9 Jahre) habe ich noch als Elternbeirat im Kindergarten heftigste Diskussionen mitgemacht, als wir Beiräte, mehrheitlich teilzeit berufstätige Mütter, die Erweiterung der Öffnungszeiten auf 7.30 morgens (zu früh ! schädlich für die Kleinen !) und bis 12.30 Uhr (da gibt es aber daheim das Mittagessen ! zu wenig Zeit bis zum pädagogisch wichtigen Kinderturnen !) erweitert haben (vorher war 8-12 Uhr angesagt). Es war ein zweijähriger Kampf, und noch immer sind diejenigen Mütter, die ihre Kinder die ganze Zeit, also von Öffnung bis zur Schließung, dort unterbringen, die absolute Seltenheit - was wiederum die Stadt als Träger darin bestätigt, dass wir hier noch die „heile Welt“ haben. Kinderbetreuung läuft hier über Omas, und wer keine hat, hat eben Pech. Meine Tagesmutter wurde mehrfach (!) im Ort angesprochen, wenn sie mit meinem Jüngsten unterwegs war, was für Mütter das sind, die ein so kleines Kind (er war 1,5 Jahre alt und 2 Vormittage pro Woche ohne Mittagessen dort…) in fremde Hände geben.
Ich bin selbständig und arbeite im Schnitt 15-20 Stunden pro Woche, in Abrechnungszeiten auch locker 40 Stunden, koche täglich oder besorge wenigstens etwas aus der Warmtheke des Metzgers, mache den Haushalt und - am wichtigsten - erziehe drei recht schwierige, da nicht ganz gesunde Kinder. Außerdem bin ich ehrenamtlich tätig.
Bei jedem Elternabend, egal ob Schule oder Kindergarten, kommt es früher oder später zum Hennenkampf:
Wenn es um einen neuen Beirat geht, schweigen alle. Dann spricht irgend jemand vorsichtig eine Nur-Hausfrau an. Wohlgemerkt, wir reden von Müttern mit Kindern, die mindestens in den Kindergarten gehen, die also meiner Meinung nach durchaus auch Zeit übrig haben könnten. Auf dieses Stichwort rotten sich mehrere Hausfrauen zusammen und erklären empört, sie hätten nun wirklich einen anstrengenden Job und keine Zeit für irgendwelche Ämter. Gekontert wird von berufstätigen Müttern, sie hätten ja schließlich noch weniger Zeit. Da kommt IMMER dann das Totschlagargument „ICH bin für meine Kinder daheim, aber ich sehe nicht ein, dass ich mich für die Klasse einsetze und damit eben auch die Karriere von EUCH mit ermögliche *Giftversprüh*!!!“.
Am Ende sind es immer mit erdrückender Mehrheit berufstätige Frauen, die irgendwelche Zusatztätigkeiten in Schule oder Kiga machen.
Ich sage Dir ganz ehrlich: Unsere Mütter hatten keinen Geschirrspüler, keinen Trockner, keine Mikrowelle. Sie hatten es aber mit der Kindererziehung in vielem leichter, weil die Großfamilie miterzog. Heute stehe viele Mütter alleine da und wursteln sich durch, Ausnahmen wie hier auf dem Lande werden immer weniger.
Ich schaffe meinen wirklich großen Haushalt weitgehend alleine. Das „weitgehend“ ist mein Mann *ggg*, der auf dem Heimweg von der Arbeit auch mal den Großeinkauf macht, ein Kind irgendwo einsammelt oder kocht - wenn er denn da ist. Folglich hätte ich, wenn ich nicht berufstätig wäre, locker 15-20 Stunden pro Woche (!!!) übrig.
In dieser Zeit könnte ich sicherlich meinen Haushalt optimieren. Es könnte in manchen Ecken noch sauberer sein *g*. Ich habe keine jahreszeitlich passenden Fensterbilder, mangels Talent und Lust. Der Garten ist … na ja, mein Mann hat hier den grünen Daumen. Ich telefoniere nicht stundenlang, da meine besten Freundinnen ebenfalls Beruf und Kind kombinieren. Ich könnte aber ausgiebiger shoppen gehen. Ich könnte vielleicht mal tagsüber ein Schläfchen einlegen. Oder so…
Mich nerven die ständig jammernden Hausfrauen. Jeder soll nach seinem Geschmack leben. Ich möchte mal Hausfrauen erleben, die dazu stehen, dass sie es GENIESSEN, ZEIT zu haben. Die zugeben, dass sie eben zweimal pro Woche vormittags joggen gehen, ab und an zum Frauenfrühstück bei Mithausfrauen, gemütlich und ohne Zeitdruck beim Friseur sitzen, in aller Ruhe die Zeitung lesen, usw.
Auch finde ich, dass, wer sich mit vollem Herzen Haus und Kindern widmet, sehr wohl auch im ehrenamtlichen Bereich, wie auch immer, Engagement zeigen sollte. Man muss als Hausfrau nicht verblöden, es gibt unendlich viele Bereiche, in denen man sich sinnvoll einbringen kann. Diese Frauen sind sehr wohl genauso beschäftigt wie die berufstätigen.
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Und sie meinte dann, diese Mindewertigkeitskomplexe bekäme
frau als Hausfrau eingeredet und überall werde einem
klargemacht, dass man nicht könne und nichts wichtiges täte.
(Was ich so eigentlich nicht finde - gut, eine Hausfrau hat
nicht die gleiche Stellung wie der Präsident der Deutschen
Bundesbank, aber eine deutlich bessere als eine Verkäuferin im
Supermarkt und vielleicht sogar eine bessere als Angela
Merkel.) Ok, Spaß beiseite.
Das stimmt so. Weil es eben zu viele lamentierende Hausfrauen gibt, die ihren Job nicht wirklich geregelt bekommen. Seit Jahren beobachte ich genervt, dass vor allem Einzelkindmütter, die daheim sind, zu irgendwelchen Veranstaltungen schwer abgehetzt und oft zu spät erscheinen (wohlgemerkt, ich rede nicht von Babys, da ist das etwas anderes).
Ich sagte ihr dann noch, wenn Kindererziehung unterbewertet
sei, dann läge es sicher daran, dass man davon ausgeht, dass
jeder Dödel das kann. Dass gebären Qualifikation genug sei und
die Mutter immer noch das beste fürs Kind. Um ganz deutlich zu
sein: Dass auch die schlechteste Mutter immer noch besser sei
als der beste Ganztagshort und die beste Kindergärtnerin.
So extrem würde ich das nicht unterschreiben, aber die Durchschnittsmutter und der Kindergarten/Hort sollten sich ergänzen. Man wächst als Eltern ja auch mit seinen Aufgaben, unfähige Eltern mal ausgenommen.
Da
musste meine Mutter dann passen, denn das findet sie
tatsächlich, will sagen, sie ist vehement gegen
Ganztagsbetreuung oder doch zumindest der Ansicht, wenn frau
Kinder wolle, dann solle sie sie hinterher nicht weggeben. Und
dass ich das schon sehen würde, wenn ich erstmal selbst welche
hätte.
Dazu habe ich weiter unten schon genug geschrieben. Ich finde, das Alter der Kinder und die Stundenzahl der Betreuung schon ein wichtiges Thema.
Gestritten haben wir uns nicht - dafür wartet meine Mutter
momentan viel zu sehr darauf, dass ich Kinder bekomme und sie
Grossmutter wird, aber die Frage frappiert mich doch: Gerade
die Frauen (auch meine Schwester gehört dazu, also duchaus
auch die jüngere Generation), die selbst Hausfrauen sind,
vertreten oft vehement, dass ein Kind zur Mutter gehört.
Indirekt sagen sie damit (aber das fällt ihnen offenbar nicht
auf), dass jede Frau das ohne Übung und Ausbildung kann. Und
dann wundern sie sich, wenn Kindererziehung unterbewertet ist!
Nein, die Durchschnittsfrau lernt täglich dazu. Man holt sich Rat, macht Erfahrungen, kommt in Übung. Aber dass Kindereziehung unterbewertet wird, liegt auch daran, dass der Trend so sehr Richtung Ganztagsbetreuung geht, dass Eltern zunehmend überflüssig werden *Ironiealarm*.
Was aber mein eigentliches Anliegen ist: (der Gedanke kommt
mir nämlich nach diesem Gespräch wieder ganz massiv - wenn
auch nicht zum 1. Mal). Kann es sein, dass Hausfrauen deshalb
so häufig gegen Ganztagskinderbetreuung sind, weil sie sich
entwertet fühlen, wenn andere Frauen es plötzlich schaffen,
Kinder und Karriere zu vereinbaren?
Ja, so sehe ich das auch. Siehe oben.
Wir müssen da nicht einmal von Ganztagsbetreuung ausgehen, es reichen schon ein paar Stunden täglich.
Ich arbeite sehr gerne, ich wollte meistens nicht Nur-Hausfrau sein, außer in extremen Stressphasen. Da muss ich mich von Gesprächen darüber, wann man optimal einen Frühjahrsputz, und wenn, dann mit oder ohne Dampfreiniger, machen soll, schnell entfernen, sonst werde ich sehr unleidlich .
Aber bitte, wem das Spaß macht… solange man mich nicht angreift, weil ich meine armen Kinder nicht rund um die Uhr betüdele, komme ich auch mit Hausfrauen ganz gut aus.
Viele Grüße,
Inselchen