Hallo,
ich persönlich glaube, dass eher die Hausfrauen ein Problem mit sich haben. Ich war alleinerziehende Mutter und daher vollberufstätig. Nicht aus Überzeugung, sondern weil es ja nicht anders ging. Ich war traurig darüber, dass ich nicht voll für mein Kind dasein konnte. Aber es hat mich einfach angekekst, dass Hausfrauen betonen, sie seien Putzfrau, Köchin, Krankenschwester etc.
Dann dachte ich mir schon… na und, ich bin vollberufstätig und mach den anderen Kram auch noch nebenbei.
Warum hab ich aber ein Problem zu sagen, ich bin Hausfrau. Doch eigentlich nur, wenn ich die Arbeit selber nicht vollwertig anerkenne? Wenn ich der Meinung bin, meine Arbeit ist vollwertig, dann sage ich das doch aus Überzeugung und schäme mich nicht dafür. Ich denke, das Problem haben manche Hausfrauen, ich kenne, zugegeben nicht allzuviele, die damit kein Problem haben und ich habe auch noch nie erlebt, dass irgendjemand negatives sagte…
… ausser ich vielleicht
mal zu meiner Schwester, allerdings hatte ich da Recht!
Gruß
Sarah
Gerade habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Dabei ist mir
einmal wieder bewusst geworden, dass es wohl tatsächlich einen
Konflikt zwischen Hausfrauen und berufstätigen Frauen gibt.
Meine Mutter kam auf die eine Werbung zu sprechen (die ich
auch mehrfach gesehen hatte), wo eine Frau auf einer Party
(von einer anderen Frau) gefragt wird: "Und was machen Sie so
- beruflich?" und dann antwortet „ich manage einen ziemlich
erfolgreichen Familienbetrieb.“
Meine Mutter fand die Fragerin ganz bescheuert und sagte, mit
dieser Antwort hätte die Hausfrau es der anderen so richtig
gut gegeben. Ich sagte dann, wieso, was soll das, wieso ist
das eine blöde Frage, wenn man auf einer Fete jemanden
kennenlernt und ein Gespräch anfangen will, dann fragt man
eben woher er oder sie den Gastgeber kennt, oder was er oder
sie beruflich macht. Was sie denn sonst so an Fragen wüsste,
um mit jemandem ins Gespräch zu kommen.
Und wenn sie Hausfrau sei, solle sie halt sagen, sie sei
beruflich Hausfrau, dann würde sie schon sehen, ob es eine
gemeinsame Wellenlänge mit der Fragerin gäbe und ansonsten sei
es schließlich auch egal. Worauf meine Mutter dann meinte, als
Hausfrau könne sie bei diesen aufgetakelten Jungspunden
sowieso nicht landen. (Das mit den aufgetakelten Jungspunden
stimmt vielleicht sogar, aber dafür ist es eben Werbung) - und
ich meinte dann, dass die Minderwertigkeitskomplexe vielleicht
bei ihr selbst lägen. Und ob sie sich denn selbst vielleicht
komisch vorkäme, wenn sie sich als Hausfrau outet.
Und sie meinte dann, diese Mindewertigkeitskomplexe bekäme
frau als Hausfrau eingeredet und überall werde einem
klargemacht, dass man nicht könne und nichts wichtiges täte.
(Was ich so eigentlich nicht finde - gut, eine Hausfrau hat
nicht die gleiche Stellung wie der Präsident der Deutschen
Bundesbank, aber eine deutlich bessere als eine Verkäuferin im
Supermarkt und vielleicht sogar eine bessere als Angela
Merkel.) Ok, Spaß beiseite.
Ich sagte ihr dann noch, wenn Kindererziehung unterbewertet
sei, dann läge es sicher daran, dass man davon ausgeht, dass
jeder Dödel das kann. Dass gebären Qualifikation genug sei und
die Mutter immer noch das beste fürs Kind. Um ganz deutlich zu
sein: Dass auch die schlechteste Mutter immer noch besser sei
als der beste Ganztagshort und die beste Kindergärtnerin. Da
musste meine Mutter dann passen, denn das findet sie
tatsächlich, will sagen, sie ist vehement gegen
Ganztagsbetreuung oder doch zumindest der Ansicht, wenn frau
Kinder wolle, dann solle sie sie hinterher nicht weggeben. Und
dass ich das schon sehen würde, wenn ich erstmal selbst welche
hätte.
Gestritten haben wir uns nicht - dafür wartet meine Mutter
momentan viel zu sehr darauf, dass ich Kinder bekomme und sie
Grossmutter wird, aber die Frage frappiert mich doch: Gerade
die Frauen (auch meine Schwester gehört dazu, also duchaus
auch die jüngere Generation), die selbst Hausfrauen sind,
vertreten oft vehement, dass ein Kind zur Mutter gehört.
Indirekt sagen sie damit (aber das fällt ihnen offenbar nicht
auf), dass jede Frau das ohne Übung und Ausbildung kann. Und
dann wundern sie sich, wenn Kindererziehung unterbewertet ist!
Gesellschaftlich angesehen sind nun mal nur Tätigkeiten, die
nicht jeder kann. Insofern scheint mir das die völlig falsche
Strategie.
Was aber mein eigentliches Anliegen ist: (der Gedanke kommt
mir nämlich nach diesem Gespräch wieder ganz massiv - wenn
auch nicht zum 1. Mal). Kann es sein, dass Hausfrauen deshalb
so häufig gegen Ganztagskinderbetreuung sind, weil sie sich
entwertet fühlen, wenn andere Frauen es plötzlich schaffen,
Kinder und Karriere zu vereinbaren?