Heikles Thema

Hallo Experten!

Vorab: Ich bitte schon jetzt um Entschuldigung und um Nachsicht falls ich jemand verletze, beleidige oder in irgendeine Form mit dieser Frage abstösse. Vielen Dank!!!

Wenn ich es richtig verstanden habe, anlässlich (oder sehr kurz davor) der 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, gab es im sächsischen Parlament bestimmte Neonazi-Auffälligkeiten. Im Rahmen dessen, wurde gesagt (und hier betone ich nochmals meine entschuldigung und distanziere mich ausdrücklich von dieser Aussage), dass die Bombardierung von Dresden, ein Holocaust für diese Stadt war.

So oder ähnlich habe ich das in Erinnerung.

Meine Frage ist:
Wenn man Holocaust als Vernichtung nimmt, warum wirkt diesen Satz so abstössend?

Ich erinnere mich noch in Dresden gehört zu haben, dass diese Stadt tatsächlich Februar 1945 in einer 3-tägigen dauernde vernichtet wurde!

Liegt es etwa an meine spanische Mentalität, dass ich die Ungeheuerlichkeit dieses Satzes nicht verstehe???

Für eure antworten bedanke ich mich jetzt ganz richtig und hoffe niemand verletzt zu haben!

Schöne Grüsse aus der Provinz Gironas
Helena

Hallo Helena,

Soweit ich weiss, ist das Wort Holocaust untrennbar verbunden mit dem Leiden und Sterben der Juden im 3. Reich.
Ich zitiere aus:

http://www.shoa.de/
Holocaust
„Holocaust“ ist die gebräuchliche Bezeichnung für die Massenvernichtung von Juden durch das nationalsozialistische Regime im 2. Weltkrieg. Der Begriff Holocaust stammt vom griech.-lat. Wort „holocaustum“ ab und bedeutet „ganz verbrannt“, „Brandopfer“. Das Brand- oder Sühneopfer musste völlig verbrannt werden, da von diesem, z.B. bei den Israeliten, nichts gegessen werden durfte.

Ich finde es nur angemessen, wenn man für die sinnlose und mit heutigen Vorstellungen überhaupt nicht fassbare Vernichtung der Juden ein Wort gebraucht, das allein diesem Massaker zugeordnet ist und sonst keine weitere Verwendung finden soll.
Ich hoffe, auch ich habe mich hier nicht irgendwie verletzend geäußert.

Niemand hat die Neonazis gehindert, dem Bombenterror (ich nenne es mal so) in Dresden ein neues Wort oder aber ein gebräuchliches zu verwenden - aber nicht ausgerechnet das, was eben für die Vernichtung von mindestens 6 Mio. Juden - und nur dafür - verwendet wird.

Angefangen hat das Debakel ja damit, dass die NPDler nicht bereit waren, an einer Schweigeminute für a l l e Opfer des NS Regimes teilzunehmen. Mir absolut unverständlich. Was geht in solchen Köpfen vor sich?

Was Dresden angeht, sind wir uns hoffentlich alle einig, dass es ein absolut sinnloses Morden war. Deshalb findet ja auch im Landtag eine Gedenkfeier statt. Es ist ja nicht so, dass diese Opfer unter den Teppich gekehrt werden.

Villeicht findet jemand im Forum noch bessere Worte als ich.

Viele Grüße nach dem wunderschönen Spanien,
Karsten

Hi,

Wenn ich es richtig verstanden habe, anlässlich (oder sehr
kurz davor) der 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, gab
es im sächsischen Parlament bestimmte Neonazi-Auffälligkeiten.
Im Rahmen dessen, wurde gesagt (und hier betone ich nochmals
meine entschuldigung und distanziere mich ausdrücklich von
dieser Aussage), dass die Bombardierung von Dresden, ein
Holocaust für diese Stadt war.

Wenn man Holocaust als Vernichtung nimmt, warum wirkt diesen
Satz so abstössend?

Das Wort „Holocaust“ hat zwei Bedeutungen. Zum einen wird es ganz allgemein für verheerende Zerstörungen und Vernichtung von menschlichem Leben gebraucht (in der Form „nuklearer Holocaust“ zum Beispiel). Zum anderen wird es im engeren Sinne für die Verfolgung und Vernichtung der Juden durch das NS-Regime verwendet.

Das skandalöse an dieser Äußerung ist also, daß die ohne Zweifel verheerende Zerstörung Dresdens dadurch mit der Judenvernichtung gleichgesetzt wird, welche vom Ausmaß her ja doch um ein vielfaches schwerwiegender war. Es ist also eine implizite Verharmlosung. Außerdem ging es bei diesem Skandal nicht nur um die Bezeichnung der Bombardierung des Holocaust, sondern IIRC darum, daß die NPD nicht damit einverstanden war, daß man ALLER Opfer der NS-Zeit gedacht hat. Sie wollten, daß man den DEUTSCHEN Opfern gedenkt (schön blöd: Die Juden waren ja auch zu großen Teilen Deutsche…).

Gruß,

Malte.

Hallo Karsten!
Vorab vielen herzlichen Dank für Deine Antwort. Ich glaube Du hast das absolut toll hingekriegt und es tut mir sehr leid, dass ich Dich deshlab nicht „besternen“ kann (geht nciht in diesem Brett! -leider!)

Soweit ich weiss, ist das Wort Holocaust untrennbar verbunden
mit dem Leiden und Sterben der Juden im 3. Reich.

Das verstehe ich. Aber warum nur von den Juden??? Warum nicht auch von den (geistes-) Kranken; Homosexuelle; politsich Links-denkende; usw…?

Ich zitiere aus:
http://www.shoa.de/
Holocaust
„Holocaust“ ist die gebräuchliche Bezeichnung für die
Massenvernichtung von Juden durch das nationalsozialistische
Regime im 2. Weltkrieg. Der Begriff Holocaust stammt vom
griech.-lat. Wort „holocaustum“ ab und bedeutet „ganz
verbrannt“, „Brandopfer“. Das Brand- oder Sühneopfer musste
völlig verbrannt werden, da von diesem, z.B. bei den
Israeliten, nichts gegessen werden durfte.

Also, wenn man der Ursprung des Wortes nimmt, dürfte es sogar ja stimmen…

Ich finde es nur angemessen, wenn man für die sinnlose und mit
heutigen Vorstellungen überhaupt nicht fassbare Vernichtung
der Juden ein Wort gebraucht, das allein diesem Massaker
zugeordnet ist und sonst keine weitere Verwendung finden soll.

ja Du hast recht: Holocaust ist das was du beschreibst und sonst nichts.

Ich hoffe, auch ich habe mich hier nicht irgendwie verletzend
geäußert.

Meinerseits ist es Dir gelungen. Vielen herzlichen Dank, nochmals, dafür!

Niemand hat die Neonazis gehindert, dem Bombenterror (ich
nenne es mal so) in Dresden ein neues Wort oder aber ein
gebräuchliches zu verwenden - aber nicht ausgerechnet das, was
eben für die Vernichtung von mindestens 6 Mio. Juden - und nur
dafür - verwendet wird.

Wieder hast Du recht: Es sind noch heute abertausende Menschen, die mit den folgen vom Holocaust fertig werden müssen und noch sehr darunter leiden, als dass man mit diesem Wort so leichtsinnig umgeht. Ich finde, als spanierin, dass es bestimmte Volken gibt, die damit viel mehr zu leiden haben als andere… Und allein deshalb ist es mindestens anständig und respektvoll sehr behütsam mit diesem Wort umzugehen.

Angefangen hat das Debakel ja damit, dass die NPDler nicht
bereit waren, an einer Schweigeminute für a l l e Opfer des
NS Regimes teilzunehmen. Mir absolut unverständlich. Was geht
in solchen Köpfen vor sich?

Das weiss ich auch nicht. Nur es erinnert mich sehr stark an das Problem in Spanien mit den Terroristen der ETA und seine „Angehörige Partei“. Es gibt noch Zeitungen (allerdings nicht in Spanien selbst), die diesen Terroristen-Mörder als „Untergrund-Organization“ bezeichnen (so gelesen zB in den „Nürnberger Nachrichten“). Es ist eine Ungeheuerlichkeit, diesen Mörder auch nur ein Hauch von Romantik zuzusprechen. Aber gut, das ist ein anderes Thema…

Was Dresden angeht, sind wir uns hoffentlich alle einig, dass
es ein absolut sinnloses Morden war.

Absolut. Aber es war nicht eine Ausnahme: So etwas wiederholt sich immer. Bei uns war es zB in Guernica: Sinnlose Bombardierung einer total ungeschützten baskische Kleinstadt, die nur von Frauen (Mütter), Kindern und ältere Menschen bewohnt war ohne jegliche strategische Interesse: „Nur so“ um die Bomben auszuprobieren!

Deshalb findet ja auch im
Landtag eine Gedenkfeier statt. Es ist ja nicht so, dass diese
Opfer unter den Teppich gekehrt werden.

Das ist ja toll so! Nur wenn man was vergisst, läuft man Gefahr, dass sich die Geschichte wiederholt.

Villeicht findet jemand im Forum noch bessere Worte als ich.

Deine waren ja sehr gut. Danke, Karsten!

Viele Grüße nach dem wunderschönen Spanien,

Danke, danke!!! :o)))

Ganz liebe Grüsse aus dem katalanischen Palamós!
Helena

Hallo Malte!
Viiiiielen herzlichen Dank für Deine Antwort. Aus der Ferne und weil man anders hier (in diesem Brett nicht möglich ist) ein Stern für Dich!

Wenn man Holocaust als Vernichtung nimmt, warum wirkt diesen
Satz so abstössend?

Das Wort „Holocaust“ hat zwei Bedeutungen. Zum einen wird es
ganz allgemein für verheerende Zerstörungen und Vernichtung
von menschlichem Leben gebraucht (in der Form „nuklearer
Holocaust“ zum Beispiel).

Eben! Und in diesem Zusammenhang -ich wusste ja eh nichts weiter von den Vorfällen im sächsichen Landtag- konnte ich mir die Ungeheuerlichkeit nicht ganz verstehen.

Zum anderen wird es im engeren Sinne
für die Verfolgung und Vernichtung der Juden durch das
NS-Regime verwendet.

Ja. Das war mir nur so am Rande bewusst, denn ich verband immer das Wort Holocaust mit Deiner 1. Definition.

Das skandalöse an dieser Äußerung ist also, daß die ohne
Zweifel verheerende Zerstörung Dresdens dadurch mit der
Judenvernichtung gleichgesetzt wird, welche vom Ausmaß her ja
doch um ein vielfaches schwerwiegender war. Es ist also eine
implizite Verharmlosung.

Offenbar das ist was ich lesen wollte und mir nicht klar war. So schlimm es die völlige Zerstörung Dresdens auch war, die Vernichtung soooo vielen Menschen durch das NS- Regime war um millionen schlimmer.

Außerdem ging es bei diesem Skandal
nicht nur um die Bezeichnung der Bombardierung des Holocaust,
sondern IIRC darum, daß die NPD nicht damit einverstanden war,
daß man ALLER Opfer der NS-Zeit gedacht hat. Sie wollten, daß
man den DEUTSCHEN Opfern gedenkt (schön blöd: Die Juden waren
ja auch zu großen Teilen Deutsche…).

Das habe ich erst durch den Beitrag von Karsten erfahren. Ich wusste es nicht. Jetzt verstehe ich es! Dafür nochmals vielen herzlichen Dank, Malte!

Ganz liebe Grüsse aus der Costa Brava!
Helena

Hallo Helena.

Liegt es etwa an meine spanische Mentalität, dass ich die
Ungeheuerlichkeit dieses Satzes nicht verstehe???

Das Problem liegt für mich nicht in dem Satz, sondern in dem Kontext in welchem er politisch benutzt wurde. Es geht daraum, die Verbrechen des NS-Staates gegen die der Alliierten auszuspielen und so eine Gleichheit zu erreichen. Alles wird gleich. Alles ist schlimm und damit auch wieder nichts mehr. Letztlich läuft es so auf eine Relativierung hinaus und so ist es auch gewollt.

Würde beides neben einander bestehen bleiben und einen eigenen Raum bekommen, dann hätte wohl nie jemand damit Probleme. Dann könnte jedes für sich betrachtet, beachtet und betrauert werden. Durch die ständige unleidliche Verknüpfung ist dieses leider so nicht möglich. Somit verhindert die neue Rechte hier auch gezielt, was sie gleichzeitig einfordert. So wird dann auch offensichtlich, dass es hier überhaupt nicht um Dresden geht, sondern um die Relativierung, um die Verkleinerung des anderen. Ginge es um wirklich um Dresden, bräuchte man diese Verbindung nicht und alle entsprechenden Verantstaltung bedürfen dieses auch nicht.

Gruß,
Eli

falsch!
hallo Karsten,
das Wort Holocoust hat ist nicht ausschließlich für jüdische Tote da.
Jeder darf dieses Wort z.B. für gezieltes Töten von vielen Menschen verwenden. Dies wurde gerichtlich festgestellt.
Insofern ist die Bombardierung von Dresden ein Holocoust: die Militärführung der Briten wusste ganz genau, dass die Stadt voll Flüchtlinge war und fast keine Soldaten.
Hier ging es eindeutig nur um das Vernichten von Zivilisten.
Dass die NPD in Sachsen etwas ungeschickt war… na, ja, die können halt nicht über ihren Schatten springen.
Doch so entsetzlich, wie hier getan wird, war der Eklat nicht.
Grüße
Raimund

hallo Karsten,
das Wort Holocoust hat ist nicht ausschließlich für jüdische
Tote da.
Jeder darf dieses Wort z.B. für gezieltes Töten von vielen
Menschen verwenden. Dies wurde gerichtlich festgestellt.

Hallo Raimund,
gerichtlich und moralisch ethisch sind doch wohl zwei Paar Schuhe.
Ich finde den Eklat - vor allem das Verweigern des Gedenkens - unerträglich.
MFG
Karsten

Insofern ist die Bombardierung von Dresden ein Holocoust: die
Militärführung der Briten wusste ganz genau, dass die Stadt
voll Flüchtlinge war und fast keine Soldaten.
Hier ging es eindeutig nur um das Vernichten von Zivilisten.
Dass die NPD in Sachsen etwas ungeschickt war… na, ja, die
können halt nicht über ihren Schatten springen.
Doch so entsetzlich, wie hier getan wird, war der Eklat nicht.
Grüße
Raimund

Hallo Elimelech!
Auch dir vielen Dank für Deine Antwort!
Dank Dir und die anderen Posters hier ist es mir klar geworden, dass es sich vorallem um eine Verharmlosung der Vernichtung von abermillionen von Menschen handelt. Und das, darf es nie passieren. Aus der Geschichte muss man lernen.
Vielen herzlichen Dank für Deine Antwort!
Ganz liebe Grüsse aus Spanien!
Helena

Liegt es etwa an meine spanische Mentalität, dass ich die
Ungeheuerlichkeit dieses Satzes nicht verstehe???

Das Problem liegt für mich nicht in dem Satz, sondern in dem
Kontext in welchem er politisch benutzt wurde. Es geht daraum,
die Verbrechen des NS-Staates gegen die der Alliierten
auszuspielen und so eine Gleichheit zu erreichen. Alles wird
gleich. Alles ist schlimm und damit auch wieder nichts mehr.
Letztlich läuft es so auf eine Relativierung hinaus und so ist
es auch gewollt.

Würde beides neben einander bestehen bleiben und einen eigenen
Raum bekommen, dann hätte wohl nie jemand damit Probleme. Dann
könnte jedes für sich betrachtet, beachtet und betrauert
werden. Durch die ständige unleidliche Verknüpfung ist dieses
leider so nicht möglich. Somit verhindert die neue Rechte hier
auch gezielt, was sie gleichzeitig einfordert. So wird dann
auch offensichtlich, dass es hier überhaupt nicht um Dresden
geht, sondern um die Relativierung, um die Verkleinerung des
anderen. Ginge es um wirklich um Dresden, bräuchte man diese
Verbindung nicht und alle entsprechenden Verantstaltung
bedürfen dieses auch nicht.

Gruß,
Eli

Hi,

das Wort Holocoust hat ist nicht ausschließlich für jüdische
Tote da.

Das ist richtig.

Jeder darf dieses Wort z.B. für gezieltes Töten von vielen
Menschen verwenden. Dies wurde gerichtlich festgestellt.

Das interessiert kaum, es IST einfach ein Wort, das eine allgemeine und eine spezielle Bedeutung hat.

Insofern ist die Bombardierung von Dresden ein Holocoust: die
Militärführung der Briten wusste ganz genau, dass die Stadt
voll Flüchtlinge war und fast keine Soldaten.
Hier ging es eindeutig nur um das Vernichten von Zivilisten.

Das ist ja richtig, aber das ist mit der speziellen Bedeutung des Wortes „Holocaust“ bei weitem nicht gleichzusetzen, oder?

Dass die NPD in Sachsen etwas ungeschickt war…

Ich finde es schon lange nicht mehr nur „ungeschickt“, bei einer Gedenkminute an ALLE Opfer des NS-Regimes (ja, da gehören auch explizit die Flüchtlinge in Dresden dazu!) den Saal zu verlassen und diesen „ALLEN“ das Gedenken zu verweigern, nur weil auch Juden darunter waren. Das ist nicht ungeschickt, das ist eine bewusste und nicht zu rechtfertigende Beleidigung. Es fällt nicht schwer, daraus eine Verharmlosung/Leugnung der Vernichtung von zahllosen Menschen durch das NS-Regime herauszulesen.

Gruß,

Malte.

Hallo Raimund,

das Wort Holocoust hat ist nicht ausschließlich für jüdische
Tote da.
Jeder darf dieses Wort z.B. für gezieltes Töten von vielen
Menschen verwenden. Dies wurde gerichtlich festgestellt.
Insofern ist die Bombardierung von Dresden ein Holocoust: die
Militärführung der Briten wusste ganz genau, dass die Stadt
voll Flüchtlinge war und fast keine Soldaten.
Hier ging es eindeutig nur um das Vernichten von Zivilisten.

Sicherlich wußte die britische Militärführung, dass sie ausschließlich Zivilisten bombardierten. Dies taten Sie übrigens auch bei der Bombardierung anderer deutscher Großstädte nicht aus einem Gefühl der Rache heraus, sondern es war eine Kriegsmethode. Sie hatte das nachweisliche Ziel, die Zivilisten gegen Hitler zu aktivieren.Aus dieser Hinsicht fruchtete diese Methode zu keiner Zeit. Das Verwerfliche an der Bombardierung Dresdens war einzig und allein der Zeitpunkt. Der Krieg war im Prinzip schon entschieden. Außerdem hatte diese Bombardierung den Hintergrund Herrn Diktator Stalin die Schlag-kraft der britischen Luftwaffe zu demonstrieren.
Zur Dummheit der Rechten im Landtag - kein KOMMENTAR

Gruß Gert

Das Verwerfliche an
der Bombardierung Dresdens war einzig und allein der
Zeitpunkt. Der Krieg war im Prinzip schon entschieden.
Außerdem hatte diese Bombardierung den Hintergrund Herrn
Diktator Stalin die Schlag-kraft der britischen Luftwaffe zu
demonstrieren.

Welche zu der Zeit ohne die USA noch ca. die Schlagkraft einer toten Elster gehabt hätte. Aber das gehört ins Brett „Militärhistorie“. :wink:

Hi,

Dass die NPD in Sachsen etwas ungeschickt war… na, ja, die
können halt nicht über ihren Schatten springen.

ich denke nicht, dass die NPD aus „ungeschickt“ im eigentlichen Sinne war. Was die NPD gesagt hat, war von ihrer Seiten genau so beabsichtigt und berechnet.
„Ungeschickt“ beinhaltet für mich, dass es eine Art Versehen der NPD war und das genau war es IMHO nicht.

Ciao
Kaj

Zur Wortproblematik
Hallo,

um hier bei der Definitionsproblematik etwas weiter zu helfen:

Holocaust (heißt so viel wie Zerstörung oder Vernichtung) wurde zur Bezeichnung des Massenmords an Juden im 3. Reich benutzt. Im laufe der Jahre wurde er leider auch auf immer mehr Ereignisse bezeichnet (Nuklearer Holocaust, generell Massenmord).
Der richtige Ausdruck für den Massenmord an Juden im 3. Reich wäre allerdings Genozid (Mord an einer nationalen, rassischen, …, Gruppe) gewesen.
Das Wort Holocaust ist also mit einem Genozid besetzt. Daher wirkt es verharmlosend, wenn man es in seiner ursprünglichen Bedeutung (Zerstörung, Vernichtung) benutzt.

Jeder mit etwas geschichtlicher Sensibilität würde aus Prinzip keine Holocaust-Vergleiche machen.

Viele Grüße,
Hannes

Hallo Helena,

der Vergleich von Auschwitz mit Dresden wurde auch schon früher gezogen. Im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965) argumentierte der Verteidiger Dr. Laternser mit dem sogenannten „tu quoque“-Argument, dass eine Verurteilung der Deutschen wegen Kriegsverbrechen problematisch sei, da auch die andere Seite, insb. durch die Bombadierung Dresdens, Kriegsverbrechen begangen hatte. Das war tatsächlich wenger als juristisches Argument gedacht, da das deutsche Strafrecht eine solche Aufrechnung nicht kennt, sondern ging vielmehr an die Adresse der Nebenklage aus der DDR und war Teil der allgemeinen Politisierung dieses Prozesses. Die Grund, warum dieses Vorbringen vehement in der Öffentlichkeit verurteilt wurde, lag denn auch weniger in der fehlenden juristischen Relevanz, als vielmehr darin, Auschwitz und den Massenmord an den Juden (und anderen) auf die Ebene eines Kriegsverbrechens, also Dresden, sozusagaen „anzuheben“. Hier wird deutlich, dass Dreden zwar auch ein „Holocaust“ war, die Wortbedeutung sich nach ihrem Sinn aber für eine bestimmte Art des Verbrechens, den Genozid, sozusagen eingebürgert hat. Wer also sagt, die Bombadierung Dresdens war ein „Holocaust“, hat von der Wortbedeutung her sicherlich nicht Unrecht, stellt dabei aber, meist ohne es zu wollen, Auschwitz als Kriegsverbrechen dar und „verharmlost“ das (das soll natürlich nicht bedeuten, dass Dresden in irgendeiner Weise harmlos war, es wird nur auf den Schluss aus den Ereignissen des Dritten Reichs angespielt, dass der Mord an den Juden schlimmer ist als ein, in der Weltgeschichte inzwischen fast normales, Kriegsverbrechen).
Gruß,
Dea

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi!

das Wort Holocoust hat ist nicht ausschließlich für jüdische
Tote da.

Das ist richtig.

Klar ist es das.
Würde man den Engländern im Hinblick auf die Bombardierung Dredens eine (König-)„Reichskristallwoche“ vorwerfen, so wäre das WIRKLICH verwerflich.

Jeder darf dieses Wort z.B. für gezieltes Töten von vielen
Menschen verwenden. Dies wurde gerichtlich festgestellt.

Das interessiert kaum, es IST einfach ein Wort, das eine
allgemeine und eine spezielle Bedeutung hat.

…womit man sich bei Gebrauch immer auf die allgemeine Bedeutung berufen kann.
Das macht die Sache zwar nicht besser, ist aber der erste Grund für die Absurdität der Diskussion.

Insofern ist die Bombardierung von Dresden ein Holocoust: die
Militärführung der Briten wusste ganz genau, dass die Stadt
voll Flüchtlinge war und fast keine Soldaten.
Hier ging es eindeutig nur um das Vernichten von Zivilisten.

Das ist ja richtig, aber das ist mit der speziellen Bedeutung
des Wortes „Holocaust“ bei weitem nicht gleichzusetzen, oder?

Natürlich ist es das. Planmässig wehrlose Zivilisten in großen Gruppen zu töten ist für mich verwerflich. Egal ob es sich um Juden, Sinti, Roma oder Christen handelt.

Dass die NPD in Sachsen etwas ungeschickt war…

Ich finde es schon lange nicht mehr nur „ungeschickt“, bei
einer Gedenkminute an ALLE Opfer des NS-Regimes (ja, da
gehören auch explizit die Flüchtlinge in Dresden dazu!) den
Saal zu verlassen und diesen „ALLEN“ das Gedenken zu
verweigern, nur weil auch Juden darunter waren. Das ist nicht
ungeschickt, das ist eine bewusste und nicht zu
rechtfertigende Beleidigung.

So ist es.
Das Verhalten dieser Leute ist schlichtweg abzulehnen.

Es fällt nicht schwer, daraus
eine Verharmlosung/Leugnung der Vernichtung von zahllosen
Menschen durch das NS-Regime herauszulesen

Natürlich nicht.

Das eigentliche Problem und m.E. der zweite Grund für die absurdität der Diskussion ist die Formulierung des Anlasses der Gedenkminute.
Hätte man der Aktion den Titel „Gedenken an die Opfer des NS Regimes und des 2. Weltkrieges“ genannt, so könnten alle Opfergruppen zufrieden sein.
Der kleinere Skandal nebenbei ist nämlich, dass man seitens der deutschen Politik nach wie vor nicht in der Lage ist, die verbrechen des 2. Weltkrieges in ihrer Gesamtheit zu betrachten.
Die heute lebenden Deutschen müssen nach wie vor akzeptieren, als
„Tätervolk“ bezeichnet zu werden und z.B. unter den Benes-Dekreten zu leben (auch wenn sie keine direkte Wirkung auf die meisten haben, so ist die Frage der Landenteignung nach wie vor nicht geklärt).
Eine Politik mit Rückgrat, und damit meine ich keineswegs Leute wie die NPD-Sachsen, würde dem mittlerweile entgegenzutreten wissen und Deutschland den Aufbau einer neuen, demokratisch gewachsenen, selbstbewussten und verantwortlichen Identität erlauben…

Somit müssen sich alle deutschen Politiker nach ihrer Verantwortung für die Wahlerfolge der NPD fragen lassen, denn hätten wir eine wenigstens zufriedenstellend arbeitende politische Führung in den demokratischen Parteien mit den daraus resultierenden positiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Impulsen, müssten wir uns um NPD & Co. keine Sorgen machen.

Grüße,

Mathias

N’angenehmen Vormittag Raimund!

das Wort Holocoust hat ist nicht ausschließlich für jüdische
Tote da.

Jetzt bin ich neugierig!

Jeder darf dieses Wort z.B. für gezieltes Töten von vielen
Menschen verwenden. Dies wurde gerichtlich festgestellt.

Gerichtlich festgestellt? Wo und wann? Soll heißen: von welchem Gericht in welchem Urteil wurde festgestellt, dass der Begriff lösgelöst vom versuchten Genozid an den Juden Europas verwendet werden darf?

Dass die NPD in Sachsen etwas ungeschickt war…

„Ungeschickt“ ist eine witzige Formulierung. Die Knaben haben halt nach dem Spruch gehandelt: „Von was mir das Herz voll ist, geht mir der Mund über“.

Die NDP-Jünglinge haben halt nach der Einstellung gehandelt: „Schütt ich mal wen an, mal schauen, was dann passiert.“

„Ungeschickt“ ist als Bezeichnung für das NDP-Verhalten dezidiert falsch, weil das unbeholfene Dummheit impliziert. Hältst Du die NDP für „unbeholfen dumm“?

na, ja, die können halt nicht über ihren Schatten springen.

„Schatten“ ist auch gut, die stehen mit beiden Beinen tief in brauner "Heimat"erde.

Doch so entsetzlich, wie hier getan wird, war der Eklat nicht.

Gemessen an dem Ausspruch Josefs II. „Auf dass Vernunft und Menschenliebe herrsche“ war es schlimm genug.

Grüße

nen Gruß

Raimund

Wolkenstein

Hallo helena!

Die Angst geht mal wieder in Deutschland um, da die extremen Rechten meines Erachtens zum ersten Mal seit Kriegsende versuchen, in einer konzertierten(!) Aktion zwischen verschiedenen, bisher weitgehend zerstrittenen Parteien und dem rechten, auch durchaus gewaltbereiten Rand (Skinheads etc.) Macht in Deutschland zu gewinnen.

Dies ist gegenüber den sehr schnell in sich zusammenfallenden Erfolgen früher in Bayern (Rep), Baden-Württemberg (DVU) etc… eine neue Qualität, die auch mittlerweile weniger von ewig gestrigen Altnazis gespeist wird, sondern von einer auch für jüngere deutlich attraktiveren Truppe, die es vor allem im Osten bereits geschafft hat, zu einem Teil der (Jugend-)Kultur zu werden.

Mit diesem Hintergrund wird es verständlich, warum die gemäßigten Parteien sehr empfindlich auf die selbstverständlich bewußte Provokation der Rechtsausleger in Sachsen reagieren. Zusätzlich kommt hinzu, dass bei Abstimmungen in Sachsen regelmäßig „Überläufer“ aus den bürgerlichen Parteien zu erkennen sind, was nicht eben beruhigend wirkt.

Ich selber habe eigentlich rel. wenig Probleme damit, wenn irgendwelche Vollidioten ihren Schuss veröffentlichen müssen, solange sie a) nicht andere beleidigen und b) nicht zu Verbrechen aufrufen. Ich halte es da mit der eher angelsächsischen Mentalität, dass sich jeder so lächerlich machen darf, wie er zu müssen meint.

Allerdings sehe ich auch die zunehmende Professionalität der Rechten in einer Gesellschaft, die für mich erschreckend unzufrieden ist mit der Demokratie (als gäbe es etwas besseres). Und deshalb macht auch mir die Entwicklung der Rechten im Moment angst. Aber was ich eigentlich noch schlimmer empfinde, ist die Auseinandersetzung der bürgerlichen Parteien mit dem durchaus ernsten Problem, denn was derzeit für idiotische Schuldzuweisungen erfolgen ist pures Wasser auf den Mühlen der Rechtsradikalen, geht also für mich in Richtung von kurzsichtigem Spielen mit dem Feuer.

Grüße
Jürgen

Schweigeminuten
Hallo Karsten,

Angefangen hat das Debakel ja damit, dass die NPDler nicht
bereit waren, an einer Schweigeminute für a l l e Opfer des
NS Regimes teilzunehmen. Mir absolut unverständlich. Was geht
in solchen Köpfen vor sich?

Was in den Köpfen der NPD vor sich geht, können Dir nur die jeweils Betroffenen sagen. Allerdings finde ich den Gedanken jemanden zu einer Schweigeminute praktisch zu zwingen (mit politischem/gesellschaftlichem Druck) nicht nur unverständlich, sondern völlig absurd.
Persönlich finde ich solche Schweigeminuten nicht nur inhaltsleer (no pun intended) sondern darüber hinaus noch verlogen: Wenn wir wirklich mit allen Menschen soviel Mitgefühl hätten, gäbe es genug zu tun, im Hier und Jetzt.
Ich fühle mich, auch wenn ich selbst Deutscher bin, nicht mehr oder weniger „verantwortlich“ für die Toten des NS-Regimes, als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Eine Verantwortung so etwas nicht noch einmal geschehen zu lassen habe ich als Mensch, nicht als Deutscher.

Grüße,

Anwar

Hallo,

das Wort Holocoust hat ist nicht ausschließlich für jüdische
Tote da.

Im deutschen Sprachwortschatz schon. Das Wort Holocaust ist kein deutsches Wort und wurde erst Ende der 70er Jahre in den deutschen Wortschatz eingeführt, allerdings genau in der Bedeutung der nationalsozialistischen Menschenvernichtung. Diese Semantik ist daher im Deutschen unzertrennbar mit dem Begriff „Holocaust“ verbunden.

Jeder darf dieses Wort z.B. für gezieltes Töten von vielen
Menschen verwenden. Dies wurde gerichtlich festgestellt.

Dieses Gerichtsurteil würde mich doch brennend interessieren. Wo/Wer soll das in Deutschland entschieden haben? Kann ich mir nicht vorstellen, wegen o.g. Semantik.

Insofern ist die Bombardierung von Dresden ein Holocoust: die
Militärführung der Briten wusste ganz genau, dass die Stadt
voll Flüchtlinge war und fast keine Soldaten.
Hier ging es eindeutig nur um das Vernichten von Zivilisten.

Diese Vernichtung hatte aber nicht dieselben Motive, nämlich Rassenhass usw, wie die Judenvernichtung! Der Angriff auf Dresden war, wie alle Luftangriffe auf Stadtzentren, eine Aktion, welche die Moral der Bevölkerung und der Truppen brechen soll. Inwiefern dies zu dieser späten Zeit noch verhältnismäßig war, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt, aber der qualitativt Unterschied zwischen Dresden und Ausschwitz sollte ja wohl klar sein.

Dass die NPD in Sachsen etwas ungeschickt war… na, ja, die
können halt nicht über ihren Schatten springen.
Doch so entsetzlich, wie hier getan wird, war der Eklat nicht.

Erstens war dies genau so von der NPD geplant und kein ungeschickter Lapsus. Zweitens: Den Opfern von Dresden wird doch gedacht, es ist doch nicht so, dass diese vergessen werden. Aber WIESO sollte ich nicht den Opfern der anderen Seite gedenken können? Das wertet doch die eigenen Opfer in keinster Weise ab. Der Eklat war einfach ein menschenverachtender Akt von Gleichmacherei und Geschichtsrevisionismus. Und deswegen ist er auch entsetzlich und wurde auch dementsprechend wahrgenommen.

mfg
deconstruct