Suleviae, Matronae, Parcae
Hi Ralf.
inwiefern nun zwischen Matrae oder Matres und Matronae zu differenzieren ist, ist auch mir nicht bekannt. Dass jedenfalls Parcae und Matronae nicht schlicht gleichzusetzen sind, ist allerdings eine andere Sache.
Meine Frage an Metapher betraf den Zusammenhang von Matres und Matronae. Er meint, sie seien nicht identisch. Mehrere Internetquellen aber betonen die Identität.
Hier z.B. werden Matres und Matronae gleichgesetzt. Es wird auch auf den von mir schon erwähnten keltischen Ursprung des Drei-Mütter-Kultes hingewiesen:
http://www.livius.org/man-md/matronae/matronae.html
The cult of the three matres or matronae (both words mean ‚mothers‘) is known from Gaul (including Germania Inferior and Superior), northern Spain, and northern Italy. This region is more or less identical to that of the La Tène-culture (the Celts), which suggest a Celtic origin of this cult, which is only known from the Roman age.
Ich fühle mich jetzt nicht animiert, nach den frühesten Belegen für einen Kult der Parcae / Fatae zu suchen; zumindest ein Kult der Nona (damals noch Neuna genannt) ist schon um 300 v.u.Z. in der Gegend von Lavinium epigraphisch (durch drei beschriftete Altäre) belegt.
Du hast mich anscheinend dahingehend missverstanden, dass ich den Parzenkult für den Ursprung des Matronenkultes halte, was ich aber nicht tue. Auf den Zusammenhang zwischen Parzen- und keltischem Drei-Mütter-Kult habe ich in meiner ersten Antwort ebenfalls schon hingewiesen. Der Parzenkult spielt in der Herkunftsfrage des Matronenkultes eigentlich nur eine sekundäre Rolle, d.h. die Römer fanden in den Nordprovinzen den keltisch-germanischen Drei-Mütter-Kult um die Suleviae vor und vermischten ihn mit dem Parzenmythos, was nicht nur wegen der 3-Zahl passte, sondern auch wegen der ursprünglichen Funktion der Parzen als Geburtsgöttinnen (parcio = gebären, erzeugen).
Die Herkunft der Matronae aus den Suleviae wird auf dieser Seite belegt:
http://www.rid24.de/inschriften/weihinschriften/deta…
Die Suleviae sind Göttinnen, die wohl mit den Matronen gleichzusetzen sind, ohne explizit als solche bezeichnet zu werden.
Inschrift auf einem römischen Altar:
Den Suleviae gesetzt von Gaius Iulius Severus.
Wie es zu den christlichen Drei-Mütter-Variationen kam, kann man also so rekonstruieren:
- keltischer Drei-Mütter-Kult, dann
- Übernahme durch die Germanen, dann
- Übernahme durch die Römer, welche den Kult mit ihrem Parzenmythos kombinierten, dann
- (thematische) Übernahme durch die Christen (frz. Drei-Marien-Kult usw.)
Hinweise auf die Schritte 1-3 gibt es im Net zuhauf. Nur ein weiteres Beispiel:
http://www.kreis.aw-online.de/kvar/VT/hjb1960/hjb196…
_Matronenkult im Rheinland
Die römischen Eroberer fanden in unserer Heimat den uralten kelto=germanischen Kult der Dreimütter vor. Tolerant, wie sie waren, ließen sie ihn bestehen und machten ihn sich zu eigen. Ganz fremd war er ihnen nicht. Die immer in der Dreizahl erscheinenden Suleviae, von den Römern als Matronae bezeichnet, entsprachen in etwa den römischen Parzen._
Das alles ist deutlich älter als jeder greifbare Beleg für den germano-keltischen Matronenkult, auch wenn dessen territoriale Verbreitung einen Zusammenhang mit der La-Tène-Kultur als nicht unwahrscheinlich erscheinen lässt. Nichtsdestotrotz gehört das in den Bereich der Spekulation.
Ich denke, dass zitierte Inschriften-Seite zeigt, dass ein unmittelbarer Zusammenhang von keltischem und römischem Kult besteht und dass keine Notwendigkeit gegeben ist, den Matronenkult auf den Parzenkult zurückzuführen, was ich ja auch nie behauptet habe.
Aber Du bist mit Deinem Irrtum in guter Gesellschaft - auch Bischof Burchard von Worms bezeichnete im 11. Jahrhundert den in seiner Diözese sich vor allem bei Frauen hartnäckig haltenden Matronenkult (als Bethen / Beden christianisiert) als heidnischen Glauben an die „Parcae“…
Ob diese Gesellschaft nun gut wäre oder nicht - sie besteht nicht. Ich sage (und habe es begründet), dass der Matronenkult primär auf den keltischen Drei-Mütter-Kult zurückgeht, nicht auf den Parzenkult.
Chan