Beweise dass du ein guter Moslem bist !
Hallo,
ich kann mich zwar über die Beweggründe mikis völlig täuschen, aber ich sehe hier in der „Frage“ vor allem einen Apell und evtl. sogar eine Anklage versteckt.
Von Andersgläubigen ist das aber zunächst mal ein Fremdanspruch und kann immer mit unterstelltem Unverständnis oder als Angriff auf den Glauben mit missionarischen Zielen zurückgewiesen werden.
Wenn aber Menschen des gleichen Glaubens gegen Begründungen aus dem Glauben aufstehen, erhält dies eine andere Qualität.
Die ernsthafte Frage die ich darin verborgen sehe, würde m. E. lauten,
ob der Abfall vom Glauben tatsächlich nach Überzeugung der Muslime (auch in D.) ein todeswürdiges Vergehen ist.
Deutsche Muslime fordern so etwas (soweit ich erkennen kann) nicht, aber gibt es unter ihnen ein so großes Erschrecken über eine solche Interpretation ihres Glaubens, dass sie sich herausgefordert sehen um ihres eigenen Glaubens willen dagegen aufzustehen?
Oder ist diese Auffassung auch hier im Spektrum möglicher Auslegungen akzeptiert, so dass Muslime die Tötung von Apostaten im Namen ihres Gottes als nicht aufregenswert ansehen?
Das bestätigte dann einige Vorurteile die gegenüber dem Islam bestehen.
Letztlich ist aber auch darin ein Appel versteckt, der etwa lauten könnte:
Beweise, dass du ein guter Moslem bist, indem du gegen deine eigenen Glaubensbrüder antrittst!
Und die Unterstellung:
Wenn du nicht gegen die(se) Sharia öffentlich aufbegehrst, dann müssen wir annehmen du sympathisierst damit.
Die Frage nach der Distanz zu bestimmten Inhalte des Koran finde ich zwar interessant, ich fürchte aber sie wird sich so nicht klären lassen - ebenso wenig wie man dies für irgend einen Glauben könnte.
Die Implikationen, die ich versucht habe zu formulieren, sind aber natürlich infam.
Die Kausalität ist fehlerhaft und willkürlich.
Man fasse sich als Christ nur an die eigene Nase:
Wo ist „unser“ öffentliches Aufbegehren gegen die (falschen) christlichen Begründungen der Totesstrafe oder gegen religiös motivierte Morde an Ärzten in den USA, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen?
Wann haben sich DIE Christen gegen den von chritlichen Predigern geschürten Hexenwahn (mit tausendfachen Morden deswegen) in West- und Ostafrika gewandt?
Haben Muslime also nicht auch das Recht festzutellen, dass sie für den Wahnsinn ganz-weit-weg nicht in Haftung genommen werden dürfen, so wie ich das selbstverständlich in Auseinandersetzung mit pathologischen christlichen Sekten ganz-weit-weg auch mache?
Im Übrigen hat es m. W. bereits wiederholt Stellungnahmen muslimischer Vereinigungen zu diversen scheinbar durch den Glauben motivierter Praktiken im Ausland gegeben.
Das gebetsmühlenhaft zu wiederholen, würde die ohnehin nach außen (Richtung Iran) kaum vorhandene Wirkung nicht erhöhen, sondern könnte nur als Beschwichtigung der deutschen Öffentlichkeit dienen und wäre als solche dann ein höchst bedenkliches Zeichen von Angst.
Dabei ist es für Moslems hier viel schwieriger gemeinsam öffentlich Position zu beziehen, weil sie keine solche Spitzenfunktionäre wie Bischöfe oder Päpste haben, die das einfach mal für alle abmachen können.
Gruß
Werner