Hallo Christian!
Kleine Überlegung vorweg: 1970 verdiente ich ziemlich genau 600 DM netto. Normalbenzin kostete damals 56 Pfennig und ein VW-Käfer mit 34 PS schluckte locker seine 10 Liter auf 100 km. Ich konnte mir also für meinen damals etwas unterdurchschnittlichen Monatslohn 1.071 Liter Benzin kaufen. Heute würde man für die gleiche Menge Benzin rund 1.500 € bezahlen, was einem eher mäßigen Nettoeinkommen entspricht. Merkst Du was? Der Sprit ist im Verhältnis zu früheren Jahren nicht wirklich teurer geworden. Daran ändert auch das allgemeine Gezeter nichts. Die Leute zeterten übrigens schon vor 35 Jahren ähnlich wie heute über die steigenden Spritpreise.
aber so lange sich dieses :extrem hohe Niveau nur für :einen absehbaren
Zeitraum hält…
Du glaubst an den Weihnachtsmann? Der derzeitige Preis ist ab sofort das Niveau, mit dem zu rechnen ist! Preisschwankungen wird es immer geben, aber man darf getrost von einer Tendenz nach oben ausgehen, wobei das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Der weltweite Bedarf an Mineralölprodukten steigt nämlich.
sollte man nicht durch :Angreifen der Reserven
den Preis drosseln wollen.
Die Reserve dient zur Pufferung von Versorgungsmängeln. Als Regulativ für den Weltmarktpreis ist die Reserve nicht gedacht und zudem ungeeignet, weil um ganze Zehnerpotenzen zu klein. Die Wirkung würde binnen kürzester Frist verpuffen.
Und statt dumme Sprüche zu :klopfen sollte Herr Trittin :mal lieber überlegen, ob man :nicht per Sondererlass für :eben diese Zeit die Ökosteuer :senken könnte.
Weder Herr Trittin noch sonst irgend jemand aus einer auch nur halbwegs ernst zu nehmenden politischen Ecke denkt im Traum daran, den Steueranteil am Treibstoff zu senken. Solche Ideen wären kontraproduktiv. Die Steuereinnahmen würden bitter fehlen und außerdem geht von jeder Preissenkung beim Benzin das falsche Signal aus. Es gibt überhaupt nirgends - vom Mineralölhandel einmal abgesehen - ein Interesse an Signalen, die in Richtung Mehrverbrauch gehen. Das Gegenteil ist der Fall. Jeder Anreiz zum sparsamen Umgang ist willkommen.
Nach meiner persönlichen Einschätzung ist die Verteuerung von Mineralölprodukten und in der Folge auch aller anderen Energieträger positiv zu bewerten, obwohl es im Portemonnaie weh tut. Da ist zunächst der Umweltaspekt. Jede nicht verheizte kWh schont die Umwelt und die Luft, die wir atmen. Jeder Cent Preissteigerung bei Öl und Gas initiiert Einsparpotential, weckt Erfindergeist, läßt über Alternativen nachdenken und läßt früher zu teuer erscheinende Technologien dem Bereich der Wirtschaftlichkeit näher kommen. Wer noch vor ein paar Jahren z. B. eine Mio € für die Entwicklung eines chemischen Speichersystems für Wärme haben wollte, hätte sich eine Abfuhr geholt. Heute sieht das sganz anders aus. Wenn so ein System bezahlbar zur Verfügung stünde, bräuchten wir plötzlich nur noch Sonnenenergie zum Beheizen unserer Wohnungen statt Öl und Gas. Ich halte es inzwischen für denkbar, den 7- oder 8-stelligen Betrag aufzutreiben, um mit einem ausreichend temperaturfesten Werkstoff einen Verbrennungsmotor mit deutlich höherem Wirkungsgrad als bisherige Otto- und Dieselmotore zu entwickeln. Bislang zu teuer erscheinende Hybridantriebe mit einer Kombination aus E- und Verbrennungsmotor werden jetzt äußerst attraktiv. Wenn der Saft aber nichts kostet, wird er mehr oder weniger sinnlos verpulvert, wird spazieren gefahren, wird nicht nachgedacht, wird die Umwelt verpestet.
Gruß
Wolfgang