Also es ist etwas schwierig, da anderen Textet schon etwas älter waren. Wir hatten ihn in verschiedenen Forums eingestellt, in der Hoffnung irgend einen Rat zu bekommen, der uns weiterhilft. Da ich hier schon so viele Antworten erhalten habe, erläutere ich es mal ganz ausführlich. Aber vorsicht, es wird lang…
In der Zwischenzeit waren wir bei 3!!! Psychologen und Ärzten.
- Psychologin - Test auf ADS
Methode: IQ Test CFT 20 / kurze schulische Überprüfung / Testung soziale Kompetenz
IQ Test : 139
schulische Überprüfung: alles OK nur viele Flüchtigkeitsfehler
keine Rechtschreibschwäche
soziale Kompetenz: überragend gut, überdurchschnittlich für sein Alter
Ihre Meinung: Hochbegabung also kein Problem, er soll aufs Gym gehen, dann wird schon alles gut, ADS ausgeschlossen
Weiterüberweisung an die Uniklinik zur Überprüfung einer auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
-
Uniklinik
Auditive Wahrnehmungsstörung festgestellt
sehr schlechte Merkfähig von Zahlenfolgen oder gesprochenen Aufgabenstellungen, schlechte Konzentration unter Störgeräuschen -
Psychologin spezialisiert auf Hochbegabte
Konzentrationstest in Form von Seitenweise ankreuzen / Gespräche mit dem Kind
Ihre Meinung: Hochbegabt und wahrscheinlich unterfordert
Wir sollten mit ihm ein Konzentrationstraining machen. Gesagt getan. Kostete eine ganze Stange Geld (über 200 Euro).
- Psychologin in der Uniklinik / Test auf ADS
Methode: IQ Test / HAWIK III / kurzes Gespräch / Test für Konzentrationsschwäche (irgendwelche Würfel ankreuzen)
IQ Test: 124
Alle Werte weit überdurchschnittlich 132 – 148 / ausgenommen die Merktests (Zahlenfolgen merken = 74 / Figuren merken und ankreuzen = 82 – somit weit unterdurchschnittlich
Es muss dazu gesagt werden, dass der gesamte Test von der Psychologin vorgelesen wurde und er danach ausführen sollte. Leider ist genau dies seine Schwäche, durch die auditive Wahrnehmungsstörung.
Konzentrationstest: weit überdurchschnittlich
Ihre Meinung: Kein ADS, keine Hochbegabung, da man nur mit einem IQ ab 130 als Hochbegabt ist. Man sollte nicht alles so eng sehen (kurz ausgedrückt)
Unser Schulproblem hat sich durch dies alles nicht behoben. Er wird jetzt bald 12 und geht in die 5. Klasse des Gymnasiums. Er hat immer noch arge Probleme sich zu konzentrieren und hat auch keinerlei Lust auf Schule. Wir müssen ihn öfter von der Schule abholen wegen Kopf oder Bauchschmerzen, die zu Hause wieder verschwinden. Hausaufgaben werden nur widerwillig erledigt und auch nur sehr liederlich. Schulische Noten sind noch viel schlimmer geworden. Wir pendeln uns teilweise zwischen 3 – 6 ein. Ab und zu auch mal eine 2 dazwischen, aber meinst nur in „unwichtigen“ Fächern, wie Musik. Auf seine Sport Einser ist er super stolz, da dies auch das einzige Fach ist, für das er sich interessiert. Alles andere nervt ihn nur. Wegen der auditiven Wahrnehmungsstörung haben wir mit der Lehrerin gesprochen, dass sie ihn bitte direkter ansprechen sollten und auf Augenkontakt achten sollen, damit er Anweisungen wirklich mitbekommt. Sie meinten, dass sie es versuchen wollen, aber nun mal noch weitere 27 Schüler in der Klasse sind. Dazu muss noch erwähnt werden, dass er sehr gern Fussball spielt und deshalb in eine Sportklasse wollte. Leider ist diese Klasse auch die lauteste Klasse und von den Lehrern verhasst, da man dort keine Ordnung hineinbekommt. Es kommt auch öfter mal zu Schlägereien während !!! des Unterrichts. Er wird auch oft von den anderen Kindern geärgert, da er mit dieser etwas rüden Art nicht umgehen kann. Unser Sohn wird nie laut und prügeln tut er sich schon gar nicht. Er lehnt jede Art von Gewalt strikt ab und streitet sich auch nicht gern. Somit ist er eher ein Außenseiter.
Die schulischen Probleme sind auch nicht unbedingt unsere schlimmsten. Im Allgemeinen benimmt sich unser Kind seit dem Eintritt in die Schule immer mehr so, als hat er sein Gehirn komplett ausgeschaltet. Das klingt hart, ist aber wirklich so. Wenn man ihn zu Hause beobachtet oder im Umgang mit anderen Kindern, gewinnt man den Eindruck, man hat kein schlaues Kind vor sich, sondern eher das Gegenteil. Als kleines Beispiel: Wenn er sich die Zähne geputzt hat, sollte er die Zahnbürste zurück in das Glas stellen. Wir haben ein halbes Jahr (kein Witz und keine Übertreibung), jeden Morgen und jeden Abend, das Kind wieder zurückgeholt, da die Bürste auf dem Waschtisch liegen blieb. Jeden Tag musste er aus seinem Zimmer zurückkommen und dann die Zahnbürste wieder in das Glas stecken. Jeden Tag zwei mal und trotzdem lag sie den nächsten Tag wieder da. Das sind Kleinigkeiten, ich weiß, aber dies geht mit jeder anderen Alltagstätigkeit so weiter. Er hat es bis heute nicht gelernt, obwohl schon fast drei Viertel des Schuljahres vorbei sind, dass er jeden Mittwoch und Freitag sein Sportzeug zu packen hat. Er vergisst es jedes mal. Gott sei Dank verliert er nicht mehr so oft seine Sachen. Wir hatten Zeiten, da mussten wir 2 mal die Woche neue Mützen kaufen. An solchen Dingen reiben sich die Nerven langsam auf und man ist tierisch genervt. Er kann nicht spielen, was auch tierisch nervig ist. Habt ihr schon mal ein Kind erlebt, was mit keinem !!! Spielzeug spielen kann, oder will??? Ich habe ein Kind, was es noch nie in seinem Leben geschafft hat, sich eine Stunde mal mit seinem Spielzeug zu beschäftigen oder zu malen. Er hat Lego, Bausteine, Autos, Bastelzeug usw…. Er spielt mit nichts. Er fängt an, nach 10 Minuten ist er wieder bei dir und will dir irgendwas zeigen oder erzählen. Wenn er mit Lego was baut (das muss man ihm aber vorher auch gesagt haben, da er sonst immer nicht weiß was er machen soll) kommt er nach beinahe jedem Stein, den er neu angebaut hat, angelaufen und will es zeigen. (Unsere Eltern meinten immer, dass wenn unser Sohn bei denen ist, darf man sich nichts vornehmen, da man sonst nichts schafft.) Oder er läuft aller viertel Stunde aufs Klo um die Zeit totzuschlagen. Letztes Jahr im Sommer (gefühlte 35 Grad im Schatten haben wir ihm gesagt, dass er doch mal in den Pool gehen kann oder mit Opa baden fahren soll. Da fragte er doch glatt, wie lange er im Pool bleiben muss!!! Er hockte sich dann in sein Zimmer und blieb dort drin sitzen und las ein Comic, dass er schon 10 x gelesen hatte. Wo er noch kleiner war, hat er tatsächlich die Wand angestarrt! Das einzige was er spielen möchte, ist Playstation. Da er aber nur eine Stunde am Tag spielen darf, weiß er die meiste Zeit nicht, was er machen soll. Die Ferien werden für uns so zur Qual. Wenn er doch mal für längere Zeit verschwunden ist, dann muss man schnell nachsehen gehen, da er dann meist irgendwelchen Blödsinn macht. Dann werden mit einem Stock die Blumen zerhauen, auf den Gasflaschen herumgeturnt (trotz Warnung von uns) oder mit dem Fussball das Tor eingeschossen.
Das nächste Problem ist seine ständige Lügerei. Man glaubt ihm schon kein Wort mehr, da er es mit seiner Lügerei arg übertrieben hat. Das sind keine kleinen Notlügen mehr. Er selbst sagt, er hätte es sich so angewöhnt. Vielleicht bekommen wir es ja nicht heraus, was eine Lüge war und was nicht. Ernsthafte Gespräche sind mit ihm kaum noch möglich, da er immer alles ins Lächerliche zieht (er will das wir mal lachen) oder man nur ein kurzes „ja“ bekommt. Wenn man ihn fragt, warum er das (egal was) gemacht hat, kommen nur Antworten wie: Vergessen, oder nicht nachgedacht. Das macht einen irre! Sobald andere Menschen anwesend sind, macht unser Sohn den Clown. Turnt rum, hört nicht mehr. Gespräche die er dann führt hören sich an, als ob ein 7 jähriger redet. Wenn andere Kinder da sind oder er zu anderen Kindern hinkommt, bekommt er kein Wort heraus, selbst wenn er angesprochen wird antwortet er nicht. Bei Erwachsenen plappert er wie ein Wasserfall.
Ich weiß, das war sehr lang. Aber ich hoffe, dass vielleicht jemand einen Rat für uns hat, da wir echt schon verzweifelt sind und nicht mehr verstehen, was in dem Kopf von unserem Kind vorgeht.
Lieben Dank im Voraus.