Höflichkeit

hallo,
schon länger plage ich mich mit einer Unzulänglichkeit meinerseits herum, und interessiere mich für Eure Meinung:
Ich habe ein Problem damit, wenn mir ein Mann in den Mantel hilft, oder in jedem Fall den Vortritt läßt, also bestimmte Höflichkeiten an den Tag legt, wie sie zwischen Mann und Frau sein sollten.
Wieso ist das unüblich einem Mann in den Mantel zu helfen? Wenn mir jemand in den Mantel hilft, verheddere ich mich prompt in einen Ärmel. Ich hasse es, wenn ein Mann mir beim Treppen raufgehen den Vortritt läßt - da fühle ich mich verfolgt. Es gibt Situationen, dass ich jemanden die Tür aufhalte, weil dieser beide Hände voll hat. Und manche Männer finde das unpassend.
Ich habe schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die ihr Höflichkeitsgetue aufgesetzt haben, und so Charakterschwächen kompensieren. Ein ehrlicher Ungezogener ist mir mittlerweile lieber, als ein ewig lächelnder Wohlerzogener, der heimlich moppt (so habe ich meinen letzten Arbeitsplatz verloren!).
Sind denn diese Höflichkeitsregeln noch zeitgemäß? Wäre es nicht besser gutes Benehmen aus Menschenliebe oder aus einer Situation heraus an den Tag zu legen?
grilla

Hallo grilla,

schon länger plage ich mich mit einer Unzulänglichkeit
meinerseits herum, und interessiere mich für Eure Meinung:
Ich habe ein Problem damit, wenn mir ein Mann in den Mantel
hilft, oder in jedem Fall den Vortritt läßt, also bestimmte
Höflichkeiten an den Tag legt, wie sie zwischen Mann und Frau
sein sollten.

Du sagst „Unzulänglichkeit meinerseits“, also bist Du damit unglücklich, dass Du Dir nicht gern helfen lässt? :smile:

Wieso ist das unüblich einem Mann in den Mantel zu helfen?

Ganz einfach Tradition. Weil die Frau als Angehörige des weithin als schwächeren bekannten Geschlechts eher Hilfe benötigt; in dem Fall symbolische Hilfe.
(Durchaus nicht negativ von mir gemeint!! Ich lasse mir gern in den Mantel helfen :wink: Und noch dazu bin ich wirklich körperlich schwächer als mein Freund und freue mich daher auch über praktische Hilfe, wie bei den Getränkekisten usw.)

Wenn mir jemand in den Mantel hilft, verheddere ich mich
prompt in einen Ärmel. Ich hasse es, wenn ein Mann mir beim
Treppen raufgehen den Vortritt läßt - da fühle ich mich
verfolgt.

Ich hoffe, das klingt jetzt nicht anmaßend, aber ich meine, Du solltest Dich da etwas entspannen.

Es gibt Situationen, dass ich jemanden die Tür
aufhalte, weil dieser beide Hände voll hat. Und manche Männer
finde das unpassend.

Das ist doch dumm. Wieso soll man sich nicht gegenseitig helfen, gleichgültig, welchen Geschlechts das Gegenüber ist?

Ich habe schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die ihr
Höflichkeitsgetue aufgesetzt haben, und so Charakterschwächen
kompensieren. Ein ehrlicher Ungezogener ist mir mittlerweile
lieber, als ein ewig lächelnder Wohlerzogener, der heimlich
moppt (so habe ich meinen letzten Arbeitsplatz verloren!).

Klar, alles Aufgesetzte hat etwas negatives an sich.

Sind denn diese Höflichkeitsregeln noch zeitgemäß? Wäre es
nicht besser gutes Benehmen aus Menschenliebe oder aus einer
Situation heraus an den Tag zu legen?

Wie oben schon gesagt - ja. Aber solange der männliche Part freiwillig und nicht aufgesetzt mir gern den Stuhl zurechtrückt, mir in den Mantel hilft usw., warum nicht?!

Liebe Grüße

Antje

hallo, grilla,
ich bin noch so erzogen worden, dass ein Mann einer Frau höflich und hilfbereit ist.
Inzwischen bin ich der Auffassung, dass es jedem gut ansteht, höflich zu sein. Mir ist es gleich ob Mann oder Frau oder Kind: wenn ich durch eine Tür gehe, sehe ich zuück, ob jemand hinter mir ist. Wenn ja, halte ich die Tür auf.
Unsere Welt ist viel zu kalt und egoistisch gworden. Jeder sieht nur noch auf seinen eigen Vorteil.
Es ist zwar richtig, dass man ohne Höflichkeit weiter kommt, doch das leben gestaltet sich wesentlich angenehmer, wenn man höflich ist. Ich könnte platzen, wenn freche ungepflegte Flegel sich in der Straßenbahn oder im Zug teils über die ganze Bank ausbreiten und eine alte Frau stehen lassen. Sagt man was, steht man kurz vor einer Schlägerei. also lass´ ich´s und biete meinen Platz an!
Ich habe mich auch noch nie dagegen gewehrt, wenn eine Frau mir in den Mantel geholfen hat.
Mit Höflichkeit breche ich mir keine Zacke aus der Krone.
Grüße
Raimund

hallo,
schon länger plage ich mich mit einer Unzulänglichkeit
meinerseits herum, und interessiere mich für Eure Meinung:
Ich habe ein Problem damit, wenn mir ein Mann in den Mantel
hilft, oder in jedem Fall den Vortritt läßt, also bestimmte
Höflichkeiten an den Tag legt, wie sie zwischen Mann und Frau
sein sollten.
Wieso ist das unüblich einem Mann in den Mantel zu helfen?
Wenn mir jemand in den Mantel hilft, verheddere ich mich
prompt in einen Ärmel.

Ich gehöre zu den Leuten, denen gewissen Höflichkeitsriten bereits schon in der Lehre eingebleut wurden. Damit komme ich ganz gut zurecht. Wenn der Mann es nicht schafft, den Mantel richtig „einzufädeln“, dann solltest entweder stillhalten oder er soll es üben. Meine Ehefrau ist 1,60 m; ich bin 1,85 m, also genau der Fall, der zum Verheddern führt. Ich habe es gelernt, wie es geht.

Ich hasse es, wenn ein Mann mir beim

Treppen raufgehen den Vortritt läßt - da fühle ich mich
verfolgt.

Das ist m.E. erst ein Problem, wenn der Rock so kurz ist, daß der Blick nach oben an der Decke endet.

Es gibt Situationen, dass ich jemanden die Tür

aufhalte, weil dieser beide Hände voll hat. Und manche Männer
finde das unpassend.

wenn der Typ damit Probleme hat, dann kannst ihm die Tür vor die Nase knallen. Auch mir haben Damen, Frauen, Mädchen (ankreuzen nach Belieben) die Türe aufgehalten. Kommt vor, ich bedanke mich dann dafür.

Ich habe schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die ihr
Höflichkeitsgetue aufgesetzt haben, und so Charakterschwächen
kompensieren.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es gibt Rüpel, die bei der Erziehung zur Höflichkeit durch die Kinderstube geflogen sind und auch Schleimer, die excellent die Umgangsformen beherrschen und ansonsten auf den Mond geschossen gehören. Du solltest aber etwas Menschenkenntnis erlernen, um echte Höflichkeit von Schleimscheißerei unterscheiden zu lernen. Das kann man lernen!

Ein ehrlicher Ungezogener ist mir mittlerweile

lieber, als ein ewig lächelnder Wohlerzogener, der heimlich
moppt (so habe ich meinen letzten Arbeitsplatz verloren!).
Sind denn diese Höflichkeitsregeln noch zeitgemäß?

Natürlich! Viele Kollegen (ich bin Unternehmensberater) verdienen eine Menge Geld damit, daß sie Stoffeln beibringen, wie man sich richtig verhält! Was glaubst Du, warum zB eine bestimmte Menschengruppe im Ausland so „beliebt“ ist? Nicht wegen der übertriebenen Höflichkeit, sondern weil sie sich wie Schweine benehmen (zB Ballermann, Rowdies auf dem Fußballplatz usw.). Auch in unserer Zeit kommt Höflichkeit immer noch besser an als Flegeltum. In meinem Job überlebensnotwendig.
Wäre es

nicht besser gutes Benehmen aus Menschenliebe

gibt es die überhaupt?

oder aus einer

Situation heraus an den Tag zu legen?
grilla

Hallo Grilla,
aufgesetzte Höflichkeit halte ich auch nicht für erstrebenswert. Ich (27/w) habe aber festgestellt, daß bei Beachtung der Höflichkeitsregeln wie Mann geht immer vorn, Mann hält Türe auf, wer grüßt wen zuerst, … einige blöde Situationen von vorneherein nicht entstehen. Insofern finde ich es praktisch. Als schwaches Weiblein komme ich mir da nicht vor. Was mich manchmal tierisch ärgert ist die gedankenlose Unhöflichkeit, wegen derer einem die Kaufhaustür vor den Kopf fliegt, man ohne lautes „Hallo, ich bin dran!“ beim Bäcker kein Brötchen verkauft bekommt oder man sich sehr „höflich aber direkt“ wehren muss, um beim Essen keinen Tabakrauch direkt ins Gesicht geblasen bekommt. Aber wie gesagt: wir sind ja heute keine schwachen Weiblein mehr.
Gruß! Donga

Höflichkeit erlernen
Hallo Klaus,
aus Deiner Warte als Unternehmensberater kann ich nachvollziehen, warum Du Höflichkeit nicht nur als erlernbar sondern auch für Unternehmen überlebensnotwendig erachtest. Insofern teile ich Deine Meinung, und sie widerspricht nicht der Erfahrung, die ich gemacht habe.
Vor ein paar Jahren hatte ich einen Polo - ein sparsames und flottes Auto. Aber auf zweispurigen Autobahnen habe ich mir die Gelegenheit zum Überholen eines langsamen LKWs immer „ergaunern“ müssen. Prompt fuhren mir die BMWs, Mercedes und Porschefahrer dicht an die Stoßstange, der eine oder andere mit Blendsignalen. Meist saßen gepflegte Männer mittleren Alters am Steuer. Auf der Straße gelten nicht die Höflichkeitsregeln (Vortritt oder so), sondern die Macht der PS-Zahl. Jetzt fahre ich ein größeres Auto, da sind die Schnellfahrer mit ihrem Statussymbol mit Nobelmarke nachsichtiger.
Ich werde gestylt höflicher behandelt als in Jeans und Pullover, wenn ich im dichten Gedränge in der Fußgängerzone mich bewege.
Als gelernte Verkäuferin (stamme aus einem Geschäftshaushalt) bin ich resigniert und erschrocken, wie schlecht man als Kunde von Verkäuferinnen in Kaufhäusern behandelt wird. Daran haben meiner Meinung nach die Geschäftsführer Schuld, die in der Hinsicht keine Vorgaben machen.
Kurzum, Höflichkeit ist wie Handwerkszeug im Umgang miteinander.
Für Firmenchefs auf gleicher Ebene absolut notwendig, wenn zeitsparend und sachlich miteinander verhandelt werden muß.
Aber es garantiert nicht, dass die Person so freundlich ist wie sie tut. Das bedauere ich, damit komme ich schlecht zurecht.
So denke ich, dass ich auf bestimmte formelhafte Höflichkeiten verzichten könnte. Ich spiele halt manchmal mit (in Mantel helfen, bemüht meine Arme zu kontrollieren. Alleine fällt es mir leichter den Mantel anzuziehen).
grilla

Hallo Grilla

Vor ein paar Jahren hatte ich einen Polo - ein sparsames und
flottes Auto. Aber auf zweispurigen Autobahnen habe ich mir
die Gelegenheit zum Überholen eines langsamen LKWs immer
„ergaunern“ müssen. Prompt fuhren mir die BMWs, Mercedes und
Porschefahrer dicht an die Stoßstange, der eine oder andere
mit Blendsignalen. Meist saßen gepflegte Männer mittleren
Alters am Steuer. Auf der Straße gelten nicht die
Höflichkeitsregeln (Vortritt oder so), sondern die Macht der
PS-Zahl. Jetzt fahre ich ein größeres Auto, da sind die
Schnellfahrer mit ihrem Statussymbol mit Nobelmarke
nachsichtiger.

Da hab ich andere Erfahrungen, meist sind es die Jungen, die drängeln, BMW stimmt, aber Golf und Co auch, die sind ja heute alle stark motorisiert.

Als gelernte Verkäuferin (stamme aus einem Geschäftshaushalt)
bin ich resigniert und erschrocken, wie schlecht man als Kunde
von Verkäuferinnen in Kaufhäusern behandelt wird. Daran haben
meiner Meinung nach die Geschäftsführer Schuld, die in der
Hinsicht keine Vorgaben machen.

Stimmt, das ärgert mich auch immer, ich hab das Gefühl, das es schlimmer wird, je größer das Geschäft ist. In kleinen Fachgeschäften wird man meist freundlich und zuvorkommend bedient, in Kaufhäusern oder Filialketten rennt man sich die Hacken ab nach einem Verkäufer, wenn man was Fragen will, hat man endlich einen, ist der (angeblich?) nicht zuständig.
Das nervt.

Kurzum, Höflichkeit ist wie Handwerkszeug im Umgang
miteinander.

Genau :wink:

Für Firmenchefs auf gleicher Ebene absolut notwendig, wenn
zeitsparend und sachlich miteinander verhandelt werden muß.
Aber es garantiert nicht, dass die Person so freundlich ist
wie sie tut. Das bedauere ich, damit komme ich schlecht
zurecht.
So denke ich, dass ich auf bestimmte formelhafte Höflichkeiten
verzichten könnte. Ich spiele halt manchmal mit (in Mantel
helfen, bemüht meine Arme zu kontrollieren. Alleine fällt es
mir leichter den Mantel anzuziehen).

Och, so grundsätzlich ablehnen würde ich das nicht, es beweist ja immerhin, das man Dich respektiert.
Das ist ja auch der Sinn von Höflichkeit, daß man auch bei verschiedener Meinung nicht gleich auf einander losgeht.
Sicher muß das nicht gleich echte Herzlichkeit sein, kann aber doch.
Gruß
Rainer

Hallo Grilla,
also, Du bist Frau dann seih Frau,
Seih Offen fuer alles, aber halt nicht fuer Jeden…
…das hab ich von meiner Mama gelernt…
ich hab sie darauf gebracht, sie hat was daraus gemacht…
Wenn Du ungezogen gut findest dann probier es aus…das tut unheimlich gut und du wirst viele Ehrliche Freude finden…
…Oliver

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Hallo grille,
beschäftige dich doch mal mit dem Begriff Höflichkeit an sich,
Ee stammt aus den Zeiten wo man zu Hofe ging oder kam , an den hochherrschaftlichen Häusern, Königshäusern usw. da war man am Hofe und mußte höflicxh sein, Hofschranzentum nannte man das,
du hast es in der reinsten Form erlebt, hinter der Höflicxhkeit war Mobbing angesagt, und das kann man hinter einer solchen Maske ganz subtil verbergen, das ist aber auch irgendwo hochherrschafdtliches Gebahren einer kapitalistisch angehauchten Manier.kann dir nur raten, bleib weg wenn einer so kompensiert verlaß sich einfach auf deine Gefühle,
grüßi

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hi Raimund, wenn hinter deiner Form von Höflichkeit viele schöne und gute Gefühle dan n auch noch stehen, ist das schon in der form einfach anständig und moralisch.
Gruß0

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Hi, du hast recht, Höflichkeit als Maske aufgesetzt ist verdeckt auch unmoralisch es ist nicht das wahre im Leben.
gruß Mupfelhupf.

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hallo grilla,

habe die anderen posts nur teilweise gelesen… aber ich schreib dir einfach mal wies ich halte…
und zwar finde ich die übermäßige oder gar gespielte höflichkeit auch ätzend. wie zum beispiel… der chef macht einen schlechten witz… oder der kollege… und alle lachen… ahahaha… war das aber witzig(grad das du dir die mundwinkel nicht anpappen must)
aber ich habe festgestellt, das du wenn du höflich bist einfach besser fährst im leben. dafür beachte ich ein paar regeln wie zum bsp.
der jüngere grüßt den älteren
man hält nachfolgenden die türe auf
man sieht sich in die augen beim sprechen
man läßt andere aussprechen
man raucht nicht, wenn andere essen(bzw. man frägt obs stört)
aber generell sollte es ja so sein, das du von selber nach diesen regeln handelst… das heist das es ziemlich wurscht ist, mit welchem essbesteck o.ä. du mit deinem essen beginnst…
sondern das du es checkst, von alleine einer alten oma über die strasse hilfst, bzw ihr beim einsteigen in den bus behilflich bist. da gibts meiner meinung nach 2 arten von benimm bzw. höflichkeit
ich hoffe, ich hab mich jetzt richtig ausgedrückt. hab nämlich keine zeit und noch 10 andere sache im kopf

aber viele grüße von mir

rasta

hallo grilla,

schon länger plage ich mich mit einer Unzulänglichkeit
meinerseits herum,

ich finde das nicht unzulänglich sondern ganz gut.

Ich habe ein Problem damit, wenn mir ein Mann in den Mantel
hilft, oder in jedem Fall den Vortritt läßt, also bestimmte
Höflichkeiten an den Tag legt, wie sie zwischen Mann und Frau
sein sollten.

Ich finde auch doof, wenn das immer Mann läßt Frau vor usw. ist. Ein Beispiel hierzu aus einem Wendeltreppenhaus: Ich muß immer Kollegen fast mit Gewalt aus dem sehr engen Treppenhaus in den weitläufigen Flur komplimentieren, in dem ich warte. Warum miß ein Mann halb die Treppe runterfallen, wenn ich Platz zum ausweichen habe?

Wieso ist das unüblich einem Mann in den Mantel zu helfen?
Wenn mir jemand in den Mantel hilft, verheddere ich mich
prompt in einen Ärmel. Ich hasse es, wenn ein Mann mir beim
Treppen raufgehen den Vortritt läßt - da fühle ich mich
verfolgt.

Dies ist der klassische Fall, wo Herr Knigge auch meinen würde, daß der Mann vorgehen solle. Die Regel stammt noch aus den Zeiten, als die werte Gesellschaft Bedenken trug, der Mann könnte etwas von den Knöcheln der Frau sehen und ist im Zeitalter der stark schwankenden Rocklängen vielleicht sogar wieder angebracht.

Es gibt Situationen, dass ich jemanden die Tür
aufhalte, weil dieser beide Hände voll hat.

s.oben.

Sind denn diese Höflichkeitsregeln noch zeitgemäß? Wäre es
nicht besser gutes Benehmen aus Menschenliebe oder aus einer
Situation heraus an den Tag zu legen?

Da kann ich Dir echt zustimmen: Gehen wir miteinander menschlich um, weil wir alle Menschen sind (so ähnlich steht es sogar schon in der Verteidigungsrede des Sokrates). Und das steht m.E. auch nicht in Widerspruch zu den vorstehenden Verteidigungsansprachen für die Höflichkeit. Grilla, wenn ich Dich richtig verstehe: Du willst nicht den höflich-menschlichen Umgang miteinander abschaffen, sondern Regeln durch Menschlichkeit ersetzen.

Gruß, Karin

Es ist ein Zeichen der Zeit,
dass Hoeflichkeit mit Scheinheiligkeit
und Falschheit verwechselt wird.

Oh tempora, oh mores!

Marco

Es ist ein Zeichen der Zeit,
dass Hoeflichkeit mit Scheinheiligkeit
und Falschheit verwechselt wird.

Also das glaube ich nicht. Wir erleben die Scheinheiligkeit in unserer Zeit viel unmittelbarer, deshalb kommt sie uns schlimmer vor. Herzlichkeit ist dagegen lange auf dem Rückzug gewesen, scheint aber wiederzukommen, wie ich aus Echos auf meine Versuche, diese zu verbreiten, merke.

Oh tempora, oh mores!

Auch Seneca, Cato und Co. (ich bin jetzt zu faul, den wirklichen Autor dieses Ausspruchs zu suchen) haben nicht immer Recht.

Gruß, Karin

Oh tempora, oh mores!

Auch Seneca, Cato und Co. (ich bin jetzt zu faul, den
wirklichen Autor dieses Ausspruchs zu suchen)

in diesem Fall Cicero (In Catilinam)
Gruß Eckard

gentlewomen
Hallo Karin,
jetzt würde mich Deine Meinung interessieren:
haben wir Frauen schlechtere Umgangsformen als die Männer?
So grundsätzlich ist es doch so, dass manche Männer anerzogener Maßen noch manche Benimmregeln im Petto haben, während wir Frauen als Kinder von unseren Müttern dahingehend nicht mehr erzogen wurden.
Mir fällt unter Kolleginnen auf, dass kaum „Gentlemen“ anzutreffen sind.
Nun ist es sowieso nicht mehr so modern sich höflich zu benehmen (ich meine, um gesellschaftlich Anerkennung zu bekommen, muß man nicht unbedingt höfliches Verhalten an den Tag legen)
Da bleibt doch bei uns Frauen keine allgemeingültigen Regeln mehr übrig. Sind wir Frauen unhöflicher als die Männer?
grilla
ps.ich radle übrigens auch furchtbar gerne, und hab was gegen Porschlöcher.

Hallo grilla,

jetzt würde mich Deine Meinung interessieren:
haben wir Frauen schlechtere Umgangsformen als die Männer?
So grundsätzlich ist es doch so, dass manche Männer
anerzogener Maßen noch manche Benimmregeln im Petto haben,
während wir Frauen als Kinder von unseren Müttern dahingehend
nicht mehr erzogen wurden.

Aalso ich wurde so in den 50ern und bis mittigen 60ern (also, als ich noch an die Autorität von Eltern glaubte, das gab sich so mit 15, 16 Jahren) sehr wohl noch zur Höflichkeit erzogen. Durch eine Mutter, die nicht mehr geglaubt hat, daß die deutsche Frau an den Herd gehört, habe ich aber einen starken Ruck in Richtung Emanzipation erhalten, was in einer Zeit, als alle erwachsenen Männer noch glaubten, daß emanzipierte Frauen per se unglücklich werden müßten, eine ziemliche Herausforderung war. Deshalb habe ich mich immer stark auch mit diesen formalistischen Höflichkeitsregeln auseinandergesetzt und sie so ausgelegt, wie ich sie für sinnvoll halte.

Mir fällt unter Kolleginnen auf, dass kaum „Gentlemen“
anzutreffen sind.

Fällt mir bei meinen Kolleginnen nicht auf.

Da bleibt doch bei uns Frauen keine allgemeingültigen Regeln
mehr übrig. Sind wir Frauen unhöflicher als die Männer?

Nein. Ich glaube fest daran und habe auch die Beobachtung gemacht, daß Mädchen immer noch zu mehr sozialem Wohlverhalten angehalten werden, wo nicht in der Familie, dort dann durch gesellschaftlichen Druck. Auch bei meiner Tochter (inzwischen Studentin) konnte ich das beobachten, aber glücklicherweise als Mutter etwas gegenhalten. Aber so besteht in meinen Augen eine Chance, auch ohne Regeln menschliches Verhalten zu lernen.

ps.ich radle übrigens auch furchtbar gerne, und hab was gegen
Porschlöcher.

Ich habe eigentlich etwas gegen alle, die im Straßenverkehr glauben: Auf Radler brauche ich nicht zu achten, die sollen selber schauen, daß ihnen nichts passiert. Und das können auch Fußgänger sein, die die „Gehwegverbreiterung“, die so schön asphaltiert ist, mitbenutzen ohne nach Radlern zu schauen.

Karin

prompt in einen Ärmel. Ich hasse es, wenn ein Mann mir beim
Treppen raufgehen den Vortritt läßt - da fühle ich mich
verfolgt.

Dies ist der klassische Fall, wo Herr Knigge auch meinen
würde, daß der Mann vorgehen solle. Die Regel stammt noch aus
den Zeiten, als die werte Gesellschaft Bedenken trug, der Mann
könnte etwas von den Knöcheln der Frau sehen und ist im
Zeitalter der stark schwankenden Rocklängen vielleicht sogar
wieder angebracht.

hmmm… ich habe das so in Erinnerung, daß der Mann deshalb hinter der Frau wandelt, damit er sie auffangen kann falls sie fällt… !!!

ich kann mich aber auch irren…

Zauberm@us

Dies ist der klassische Fall, wo Herr Knigge auch meinen
würde, daß der Mann vorgehen solle. Die Regel stammt noch aus
den Zeiten, als die werte Gesellschaft Bedenken trug, der Mann
könnte etwas von den Knöcheln der Frau sehen und ist im
Zeitalter der stark schwankenden Rocklängen vielleicht sogar
wieder angebracht.

hmmm… ich habe das so in Erinnerung, daß der Mann deshalb
hinter der Frau wandelt, damit er sie auffangen kann falls sie
fällt… !!!

ich kann mich aber auch irren…

Also ich habe es von meiner Mutter (Jahrgang 1911) die noch Eltern hatte, die diese Regel mit den Knöcheln kannten…

Karin