Hallo!
Deswegen ist die Liebe nicht gegangen, sondern schon vorher.
Das Nörgeln ist ein Zeichen dafür.
Da möchte ich widersprechen. Wenn ich die Beziehungen in meinem Umfeld (auch meine eigene) betrachte, dann hat dort das Nörgeln zum Teil schon so früh begonnen, daß es schwer zu glauben ist, daß da die Liebe bereits futsch gewesen sein soll. Von den Fällen, in denen trotz Nörgeln die Liebe nie futsch gegangen ist (wiederum meine eigene Beziehung), ganz zu schweigen.
Das Nörgeln beginnt nicht, wenn die Liebe geht. Das Nörgeln beginnt, wenn der Alltag einzieht. Und da prallen dann zwei Menschen aufeinander, die zwangsläufig ganz unterschiedliche Wertvorstellungen, Proritäten, Bedürfnisse haben. Zwangläufig deshalb, weil keine zwei Menschen gleich sind. Der eine möchte die Fenster gerne wöchentlich geputzt haben - dem anderen reicht es einmal im Monat. Der eine möchte, daß man sieben Tage die Woche miteinander verbringt - dem anderen reichen zwei Tage. Der eine möchte den Rasen akkurat gestutzt haben - den anderen stören ein paar Grasbüschel nicht.
Das ist nun kein Problem, solange sich beide bewusst sind, daß das ihre ganz privaten, persönlichen Wertvorstellungen sind und kein Mensch verpflichtet ist, diese Wertvorstellungen zu erfüllen. Dann kann man sich wie erwachsene Menschen hinsetzen und einen Konsens oder Kompromiss finden.
Das Problem beginnt dann, wenn mindestens einer der Partner seine ganz private, persönliche Wertvorstellung für eine allgemeingültige Wahrheit hält: „In einem ordentlichebn Haushalt werden natürlich die Fenster wöchentlich geputzt!“ - „Das ist doch selbstverständlich, daß man sich so oft wie möglich sieht!“ - „Ein Rasen muss ordentlich gestutzt sein!“ Und weil das alles selbstvwerständlich ist, muß der andere Partner das selbstverständlich erfüllen. Und wenn er das nicht erfüllt, dann ist mit ihm etwas nicht richtig und er muss erzogen werden. Und schon geht das Genörgel los.
Im schlimmsten Fall sind es beide Partner, die sich da ihre Selbstverständlichkeiten um die Ohren hauen. Das kann so weit gehen, daß ein Partner im Inbrunst der Überzeugung erklärt, daß er ein selbstloser Mensch ist, der nichts, aber auch gar nichts von seinem Partner erwarte! … … außer natürlich dem, was man selbstverständlich in einer Beziehung erwarten kann …
Kommt euch das bekannt vor? Ja, wir hatten hier schon viele Postings, in denen es um die Frage ging, was „man“ den in einer Beziehung erwarten könne. Aber die Wahrheit ist: MAN kann gar nichts erwarten - es sind immer Menschen, die etwas erwarten. Und das ist auch nichts schlimmes. Jeder Mensch hat Erwartungen. Jeder Mensch schleppt ein ganzes Bündel von Erwartungen in die Beziehungen. Manche davon sind verhandelbar, manche sind unabdingbar, manche sind wichtig, manche weniger wichtig - Beziehungsarbeit bedeutet, die beiden Bündel an Erwartungen zusammenzuwerfen und zu sehen, was sich daraus machen lässt. Aber wenn einer oder gar beide Partner leugnen, dieses Bündel mitgebracht zu haben, wenn sie sich hinter dem „man“ verstecken, anstatt selbstbewusst, frei und eigenverantwortlich „ich“ zu sagen, dann kann man auch nichts zusammenwerfen.
Natürlich hat das mit „man“ einen Grund: Es ist eine Rechtfertigung, Entschuldigung, Begründung für die eigenen Erwartungen. „Ich erwarte, daß Du mir mehr Aufmerksamkeit schenkst“ - huch, wenn ich das sage, dann könnte ja jemand kommen und mich egoistisch nennen. Also sage ich: „Es ist selbstverständlich, daß man seinem Partner mehr Aufmerksamkeit schenkt.“ Und fühe hinzu: „Die bei w-w-w im Forum sagen auch, daß man das von einem Partner erwarten kann. Also musst Du das tun!“ Aber Erwartungen zu haben ist nicht egoistisch. Sondern normal. Genauso, wie es normal ist, daß sich nicht alle Erwartungen erfüllen, daß man Kompromisse schließen oder einen Konsens finden muß. Oder gehen muß, wenn die Erwartung unabdingbar ist und sich nicht erfüllt. Aber es sind immer MEINE Erwartungen und nicht die von MAN.
Übrigens glaube ich nicht, daß das eine Geschlechterfrage ist, getreu dem Motto: Immer die nörgelnden Frauen … Dafür kenne ich zuviel schwule Beziehungen, in denen das genauso ist. Und ja, auch in heterosexuellen Beziehungen gibt es nörgelnde Männer.
Gruß,
Max