schnell reden: näher hinschauen
Hallo Sven,
ich empfehle Dir, dass Du Dich einfach einmal aufnimmst - ganz normal mit dem Cassettenrecorder. Wichtig ist, dass Du normal reinsprichst: also lies einfach mal laut aus einem Buch was vor und nimm’s auf (nicht besonders betonen oder extra „sauber“ vorlesen, sondern ganz natürlich runterlesen).
Und nimm eine Gesprächssituation auf, kann ja mit einem Freund oder Familienmitglied sein. Lass am besten die Cassette länger mitlaufen, damit Ihr das Tonband vergesst - das ist am Anfang etwas blöd, gibt sich jedoch.
Hintergrund ist, dass Du Dich dann mal von außen hörst und bewusst mitkriegst,
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wie sich Deine Stimme anhört
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wie Deine Geschwindigkeit ist (schnell, langsam, irgendwas dazwischen oder auch wechselnd)
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wie es mit Pausen aussieht (also ob die Wörter, Sätze alle aneinander hängen)
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wie der „Gedankenfluss“ dahinter aussieht -> damit meine ich, ob Du einen Gedanken schlüssig zuende bringst oder Dich etwa immer wieder korrigierst, abbrichst, ein Gedanke/ein Satzteil dazwischen"funkt"
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wie „sauber“ und klar Du einzelne Wörter aussprichst (oder Endungen verschluckst, Dialekt mit reinmischt, nuschelst etc.)
etc.
Es geht also darum, dass Du Dir mal ganz bewusst zuhörst und mitkriegst, wie Du Dich „außen“ anhörst.
Innen hören wir uns erstens vom Klang der Stimme her anders an - und zweitens: klar verstehst Du Dich selbst einwandfrei, Du weißt ja auch, was Du sagen willst.
Ein Beispiel von mir: Wenn ich etwas sage und gleichzeitig dabei lache, dann versteht meistens kein Mensch, was ich gesagt habe. Ich selbst wundere mich, weil ich in mir drin das Gesagte unabhängig vom Lachen wunderbar deutlich „verstehe“.
Die Gründe bzw. das, was Du dann am besten machst, um „Dich zu verdeutlichen“ hängen davon ab, was konkret Sache ist.
Noch ein Beispiel: Ein Kunde von mir hatte ebenfalls Situationen (nicht immer), bei denen er plötzlich viel zu undeutlich und auch wirr wurde mit dem Sprechen. Bei ihm war es tatsächlich so, dass er dann undeutlich/wirr/zu schnell wurde, wenn er mit Fragen/Verhalten konfrontiert wurde, mit dem er spontan nicht umzugehen wusste. Anstatt sich die Zeit zu nehmen und auch kurz darüber nachzudenken, was Sache ist, hat er seinen innerlichen Denkprozess nach außen damit übertünchen wollen, indem er wie ein Maschinengewehr drauflosgeplappert hat.
Bei ihm war deshalb nicht das Thema „Wie lerne ich langsamer zu sprechen?“, sondern a) bewusst zu sehen (und zu erleben), wie er nach außen ankommt und b) mit der Situation Sammeln-und-zur-Ruhe-kommen und dann erst reden, Pausen nehmen und auch aushalten können.
Darum mein Rat an Dich: erstmal näher hinschauen, was konkret Sache ist - und dann zielgerichtet was machen.
Ach, und pauschale Vorsätze à la „ich nehme mir vor, langsamer zu reden“ gehen meistens in die Hose - zu unkonkret und möglicherweise am Auslöser vorbei.
Viele Grüße
Gitte