Immer gegen den Mainstream denken

Wenn ich nach Afrika fahre, weil ich mich für die Kultur eines bestimmten Stammes interessiere, z. B. als ethnologischer Forscher, werde ich deren Denkgewohnheiten tolerieren und mich weitgehend ihren kulturellen Normen anpassen. Am besten wäre, mit ihnen zusammen zu leben und mit ihren Buschtrommeln zu tanzen, bum, bum, bum - im Kreis herum.

Wenn ich das Judentum erforschen will, muss ich mich diesem Denken anpassen, den Glauben nämlich an einen strafenden Vatergott, der die zehn Gebote aus dem Himmel heraus reichte, damit Moses sein Volk vom Tanz um das goldene Kalb weg führen konnte, ins gelobte Land. Danach weiß ich, was die „Wahrheit“ für diese Gruppe ist. Dasselbe kann ich mit dem Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und mit unendlich vielen anderen Gruppen tun, die alle an die für sie absolute „Wahrheit“ glauben.

Jetzt gibt es aber auch eine un-überblickbare Vielzahl von „Wahrheiten“ in den Wissenschaften. Kein Philosoph und Wissenschaftler kann mehr diese explodierende Menge von Wahrheitsansprüchen überblicken, die global gesehen einem geistigen Tsunami gleichen. Aber es gibt trotzdem welche, die immer noch an eine einzige, absolute und unerschütterliche „Wahrheit“ glauben, in deren „Besitz“ sie sind. Andere glauben, dass die „Wahrheit“ noch zu finden ist, wenn man nur genauer forscht. Nun ja, vielleicht ist das wirklich der vernünftigste Weg. Ja ich bin sicher. Das Problem ist nicht das Wissen selbst, sondern wie man damit umgeht.

Mein Anspruch auf eine philosophische Methode ist die des Sokrates als „Vater“ der ganzen abendländischen Wissenschaft. Ich habe seinen Ansatz noch auf meine Bedürfnisse hin erweitert durch meine 3-Welten-Methode, die noch nicht in der Literatur zu finden ist (Sokrates wusste nichts vom Medienzeitalter und die meisten Philosophen auch nicht). Meine neue Frage:

Wie ver-rückt ist es, nicht norm-al zu sein, sondern immer gegen den Mainstream zu denken?

Moin

Wenn ich das Judentum erforschen will, muss ich mich diesem
Denken anpassen, den Glauben nämlich an einen strafenden
Vatergott

Darauf würde ich die jüdische Religion nicht reduzieren wollen.

Ich habe seinen Ansatz noch auf meine Bedürfnisse hin
erweitert durch meine 3-Welten-Methode, die noch nicht in der
Literatur zu finden ist

Karl Poppr hat auch ine 3-Welten-Theorie erfunden. Ich persönlich finde diese unfruchtbar.

Meine
neue Frage:

Wie ver-rückt ist es, nicht norm-al zu sein, sondern immer
gegen den Mainstream zu denken?

Das ist sicherlich eine psychologisch relevante Frage; ich würde das indes nicht ver-rückt nennen.
Gruß,
Branden

Nebulöser Mainstream-Begriff
Hi.

Wenn ich das Judentum erforschen will, muss ich mich diesem
Denken anpassen

Erforschen heißt nicht sich anpassen. Wer Fische erforscht, muss kein Fisch sein, wer Planeten erforscht, kein Planet und wer das Judentum erforscht, kein Jude.

Was du meinst, ist der hermeneutische Ansatz. Es gibt verschiedene Richtungen in der Hermeneutik, darunter die (von Schleiermacher), welche das Sich-Hineinversetzen in das Objekt zur Leitlinie macht. Das ist aber nicht hundertprozentig möglich. Mit dieser „Unschärferelation“ muss der Forscher, sind seine Objekte Menschen oder menschliche Geistesleistungen, nun einmal leben.

Assimiliert der Forscher aber sein Objekt (wird er also Jude in deinem Beispiel), dann gewinnt er für sein Forschen nichts hinzu. Nichts in seinen Beschreibungen des Objekts wird a priori den Beschreibungen überlegen sein, die ein Forscher erstellt, der sich nicht assimiliert hat. Man kann z.B. den Gott der Christen religionswissenschaftlich untersuchen, ohne selbst Christ zu sein. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum ein Christ das a priori besser können sollte. Wenn ein christlicher Forscher sein unmittelbares Glaubensempfinden in die Beschreibung einfließen lässt, fügt das dem objektiven Inhalt der Beschreibung nichts hinzu.

Mein Anspruch auf eine philosophische Methode ist die des
Sokrates als „Vater“ der ganzen abendländischen Wissenschaft.
Ich habe seinen Ansatz noch auf meine Bedürfnisse hin
erweitert

Alles was recht ist, aber wenn du dich ständig mit den ganz Großen auf eine Stufe stellst, blockierst du dir die Möglichkeit, von anderen ernst genommen zu werden. Etwas mehr Bescheidenheit wäre ein Zier.

Wie ver-rückt ist es, nicht norm-al zu sein, sondern immer
gegen den Mainstream zu denken?

Der Begriff Mainstream ist hier ganz verschwommen und nichtssagend. Meinst du den statistischen Mainstream (prozentuale Verteilung der Anschauungen in der Bevölkerung) oder den universitär-akademischen?

Dein Ansatz, so wie ich ihn verstehe (er ist aufgrund seiner Unklarheit eigentlich kaum zu verstehen), ist überhaupt nicht „gegen“ irgendeinen Mainstream. Er entspricht weitgehend dem postmodernen Relativismus.

Da der postmoderne Relativist statistisch vermutlich die Mehrheit der universitär-akademischen Philosophen repräsentiert (vermutlich…), gehörst du also selbst zum Mainstream.

Andererseits bist du ein Relativist mit Neigung zum Fallilibismus. Was du abstreitest, ist nicht „Wahrheit“, sondern nur, dass irgend jemand die Wahrheit schon gefunden hat.

Vermutlich hast du das aus meiner Darstellung des Fallibilismus übernommen, welcher Wahrheit nicht bezweifelt, aber jeden Versuch, diese zu fixieren, als fallibel (nicht gesichert) relativiert.

Gut und schön, aber mit dieser Einstellung ähnelst du der Maus auf dem Laufrad, das sich ewig dreht, ohne dass die Maus von der Stelle kommt.

Gruß

Chan

Hi,

immer gegen den Mainstream zu denken, ist kein Problem, es ist weniger verrückt.
Nur immer gegen den Mainstream zu handeln, das ist eine Herausforderung, denn dadurch entstehen Konflikte zwischen Mit und den Anderen.
Wenn ich mich wie ein Punk anziehe und will dann Kanzler werden, ist das durch mein Äußeres von Nachteil, da ich nicht gesellschaftskonform gekleidet bin.
Wenn man in Abhängigkeit lebt und man handelt nicht so, wie man soll, kann das auch ein größeres Problem geben.

Anders Denken erlaubt, anders Handeln verboten!
Das ist die 1. Gesellschaftsregel!(Die totaler schwachsinn ist)

mfg,

Hanzo

Emotionale Belastung für ‚Geisterfahrer‘
Zu den drei „Einwürfen“ ein paar Anmerkungen: 1) Das Judentum ist nicht nur auf einen strafenden Vatergott zu reduzieren, den Einwand nehme ich ernst. Leider hast du nichts Positives weitergeführt, um dazu zu lernen. 2) Popper hat auch drei Welten gelehrt, darüber habe ich auch an anderer Stelle berichtet, aber Popper hat nichts über Lebenswelt, Mediengesellschaft und Introspektion gesagt. 3) Ver-rückt nicht? Aber es ist emotional oft eine Belastung, wie ein „Geisterfahrer“ angesehen zu werden :smile:

Immer noch nicht meine Methode begriffen?
Ich stelle mich nicht mit den Großen auf eine Stufe, warum auch? Ich integriere ihre Ideen in mein Bewusstsein, ein ganz einfacher Ansatz des Philosophierens.

Konflikte sind das ‚Normale‘ im Leben, owT

Wenn Konflikte normal sind…
…dann sind andere Denkweisen evt. verrückt, aber auch normal.

Klarstellung

Leider hast du nichts Positives weitergeführt, um dazu zu lernen.

Soll heißen, wenn du nichts Positives dagegen stellst, kann man nichts dazu lernen - ich wollte das noch mal geklärt wissen.

Ja das ist die Lebenswirklichkeit, owT

Die Ganze erste Hälfte deines Textes ist inhaltlich Unsinn. Kaum jemand, der etwas erforscht muss sich in den Gegenstand seiner Forschung hineinversetzen.

Kaum ein Wissenschaftler wird ernsthaft behaupten im Besitz der abolsuten Wahrheit zu sein - im Gegenteil. Die meisten werden dir nur sagen, dass die vorhandenen Fakten sehr dafür sprechen das dies oder jenes wahrscheinlich so ist.

Last but not least ist das berühmte „gegen den Mainstream“ denken derart verbreitet (thinking outside the box) und gefordert in unserer Gesellschaft dass es im Grunde schon wieder Mainstream ist.

So oder so - du bist gar nicht so anders oder toll, wie du glaubst.

Keine sachlichen Gegenargumente
Die Medien bieten ja nicht allein nur WISSENSCHAFT (was mich vielleicht vorrangig interessiert), sondern alles Mögliche, das ich in meine 3-Welten-Methode integrieren kann, zu meinem INDIVIDUELLEN Wachstum. Die Post-Strukturalisten sind nicht mein Vorbild, denn das sind allesamt SYSTEMDENKER. Leider sind bloße emotionale Angriffe, wie „Unsinn, Schwachsinn, Dummheit“ usw. keine sachlichen Gegenargumente.

Weit vorbei ist auch daneben

Die Medien bieten ja nicht allein nur WISSENSCHAFT (was mich vielleicht vorrangig interessiert)…

„Vielleicht vorrangig“? Weißt du selbst nicht, was dich vorrangig interessiert? Claus, Claus…

Die Post-Strukturalisten sind nicht mein Vorbild, denn das sind allesamt SYSTEMDENKER.

Und alle Kreise sind viereckig. Was - bitte sehr - soll es heißen, die Postis seien „allesamt“ Systemdenker? Ihre Intention geht doch exakt dagegen. Postmoderne - das ist die „Dekonstruktion“ des Systemdenkens.

Außerdem ist wieder mal nicht klar, wie du einen Begriff verwendest: meinst du das Denken in Systemen oder das Denken der Systemtheoretiker? Egal - beides trifft auf die Postis nicht zu.

Siehe auch betr. Derrida:

http://www.skriptenforum.net/index.php/Skriptum:Gesm…

Zitat:

„Die Praxis des Philosophierens ändert sich infolge der Dekonstruktion. Das Ideelle philosophischer Systeme tritt in den Hintergrund. Es gibt keine dahinterliegende Wirklichkeit, die eines Theoriemodells bedarf, sondern bei D. wird Theorie Praxis (Kritik an orthodoxer marxistischer Interpretation). Dekonstruktion ist eine Methode der Nichtmethode, insofern wir im Philosophieren bei der Realität sind, sie ist eine Art der Praxis, ist Leben, Realität. Änderung des Sprachgebrauchs ist Änderung des Lebens, dadurch ändert sich auch radikal die Form des Philosophierens mit. „System“ ist für Derrida unbrauchbar…“

Zitat Ende.

Übrigens ist auch dein 3-Welten-Modell ein System. Hast du diese Tatsache übersehen?

Eine Definition aus dem Internet:

„Ein System ist eine Einheit (oder Ganzheit), die aus mehreren miteinander in Beziehung stehenden Elementen zusammengesetzt ist.“

Gruß

Chan

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Schubladen-System vs. Ganzheitsbewusstsein

Mich mit System-Idealisten zu vergleichen, ist höchst lächerlich, weil ja meine Methode gerade das genaue Gegenteil ist.

Allerdings. Ich ironisierte nur deine Formulierung:

(und da gehe ich mit Spinoza, Hegel und Wilber einig)

Das kann man auch dezenter und respektvoller ausdrücken. Mit jener Formulierung stellst du dich mit ihnen auf eine Stufe. Ist halt eine Frage des Sprachgefühls.

Weder Spinoza, noch Hegel oder Wilber haben je von ihren subjektiven „drei Welten“ erzählt.

Was Wilber betrifft:

Er hat das Buch „Einfach Das“ herausgebracht, mit detaillierten Tagebucheinträgen eines ganzen Jahres. Auch hat er „Mut und Gnade“ veröffentlicht, ein umfangreiches Buch, das sehr persönlich ist und das Sterben seiner Frau behandelt.

Dir unterlaufen einfach zu viele Fehler bei sachlichen Aussagen. In diesem Fall in Sachen Wilber und sein Werk.

Was deine nicht sonderlich klar artikulierte „Methode“ betrifft:

Was unterscheidet sie von der Art und Weise, in der X Tausende von Menschen heutzutage leben und sich bilden? Viele machen Yoga, Meditation o.ä. und übertragen die Erfahrungen daraus wieder auf ihren Umgang mit dem nahen und dem weiteren Umfeld. Ähnliches - nur viel präziser - wird von vielen Autoren gelehrt. Ich sehe da überhaupt nichts Originelles.

Problematisch ist bei deinem Modell vor allem die rigide Grenze zwischen Innen und Außen, die auch durch den wenig hilfreichen Begriff der Introspektion verhärtet wird. Diese Grenze gibt es bei guten bewusstseinserweiternden Methoden nicht. Achtsamkeitsmeditation z.B. hat a l l e s zum Objekt, nicht nur „innere“ Ereignisse, und zieht keine künstlichen Grenzen zwischen Innen und Außen.

Erst so entsteht das Bewusstsein der Ganzheit.

Du aber trennst alles fein säuberlich auf in drei Schubladen und nennst das dann „Bildung“. Es ist aber nur die Bildung von Schubladen. „Ganzheit“ jedoch - das ist das Bewusstsein, dass es keine Grenzen und Schubladen für den Geist gibt.

Dieser Aspekt der Offenheit geht mir in deinem Modell völlig ab.

Der Einwurf, ich würde mit dieser Methode einen totalen „Solipsismus“ vertreten, ist irreführend.

Formulierungen wie „Was wahr ist, bestimme ich selbst“ sind schwer solipsismusverdächtig, oder doch zumindest egomanisch. Du solltest mehr an der Präzision deiner Formulierungen arbeiten.

Wir unterscheiden heutzutage hauptsächlich zwei Kategorien von Wahrheit: die ontologische (die du ablehnst) und die pragmatische.

Die pragmatische Wahrheit aber ist eine intersubjektive, d.h. sie wird per Konsens ausgehandelt.

Deine Formulierung entspricht weder dem einen noch dem anderen. Sie steht vielmehr sehr, sehr nahe am Solipsismus.

Chan

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Es gibt keine Grenze, nur variable Welten
Diese ständigen Beleidigungen erinnern mich an Fanatiker, die keine sachlichen Argumente haben, das ist die Schwäche der Unwissenden. Um deiner Behauptung zu widersprechen: Siehe Überschrift!

Ich muss doch bitte, dass du deine ständigen persönlichen Beleidigungen unterlässt, das nur als generelle Vorbemerkung für einen evtl. weiteren Disput.

Derrida ist aus meiner Sicht ein Systemdenker, weil er einen allgemein gültigen gesellschaftlichen Ansatz vertritt. Ich vertrete einen rein individuellen Ansatz. Noch dazu ist Derrida nur einer von vielen Postis und seine Methode der Dekonstruktion ist völlig anders als meine Methode der Integration. Es ist das genaue Gegenteil!

Mit der Methode der Dekonstruktion ist auch Derrida mit anderen Varianten von Postis nicht identisch. Besser ist deshalb, von einem Neostrukturalismus zu sprechen, dessen gemeinsames Ziel es ist, den absoluten Wahrheitsanspruch aller Religionen und das traditionelle System der Metaphysik radikal zu bekämpfen. Ich verfolge nicht dieses Ziel.

Hallo Claus,

wenn man sich nicht als Subjekt betrachtet, das als solches ein Objekt beobachtet… ja, dann ist man sicher schon nicht mehr in der herrschenden Definition von einem Naturwissenschaftler… und es ist sicher die feinnste Art, etwas VERSTEHEN zu wollen, wenn man sich identifizieren lernt, was aber ein durchschnittlicher Naturforscher sicher nicht kann und auch nicht will, denn das würde ja bedeuten, dass er über das bloße ERKLÄREN hinaus ginge.

Mein Anspruch auf eine philosophische Methode ist die des
Sokrates als „Vater“ der ganzen abendländischen Wissenschaft.

Wieso Sokrates?

Ich habe seinen Ansatz noch auf meine Bedürfnisse hin
erweitert durch meine 3-Welten-Methode,

Welche drei Welten sind das? Und welche Methode?

Wie ver-rückt ist es, nicht norm-al zu sein, sondern immer
gegen den Mainstream zu denken?

Hast Du mal was z.B. von Mary Daly gelesen? Die war völlig ver-rückt, aus Sicht derjenigen, die sie angriff… aber ich finde, dass sie sehr mutig und glasklar in ihrer Analyse war und - ist aber nur meine individuelle Meinung - ein gutes Beispiel für alle, die glauben, sie würden gegen den Strom schwimmen:smile:

Oder… ein Mann: Paul Celan?!

Gruß
Istiden

Die Masse will glauben…
Wenn ich mir die Welt so anschaue, sind es die streng gläubigen Dogmatiker, denen die Muffe flattert. Deswegen reagieren sie mit Hass, persönlichen Beleidigungen, Körperverletzung, Einzel- und Massenmorden. Warum? Weil sie NICHTS WISSEN, sondern nur glauben, die „Wahrheit“ zu besitzen.

UNGLAUBLICH!

Die Masse will glauben, egal an was, nur nicht an Selbsterkenntnis, das wäre ihr (Glaubens-) Tod.

CJW = Existentialist?

Ich muss doch bitte, dass du deine ständigen persönlichen
Beleidigungen unterlässt, das nur als generelle Vorbemerkung
für einen evtl. weiteren Disput.

Du provozierst durch deine dich selbst als Person ins Zentrum stellenden Argumentationen meine von dir monierte harte Gangart. In der Philosophie geht es um Allgemeingültigkeit. Da sollte die eigene Person im Hintergrund stehen, was bei dir nicht der Fall ist.

Auch gibst du dir nicht genug Mühe, den einen oder anderen Denker der Philosophiegeschichte mal etwas genauer zu behandeln/analysieren/kommentieren (ich z.B. habe das im WWW schon öfters gemacht), so dass der Eindruck aufkommen kann, dass du dich nie gründlich, also bestenfalls nur oberflächlich mit Philosophen befasst hast, was im Widerspruch zu deinen öffentlich demonstrierten Ambitionen als „Weisheitslehrer“ steht.

Derrida ist aus meiner Sicht ein Systemdenker, weil er einen
allgemein gültigen gesellschaftlichen Ansatz vertritt. Ich
vertrete einen rein individuellen Ansatz.

Ein Ansatz, der philosophisch out ist. Das Individuum als Basis philosophischer Reflexionen hat ausgedient und der „Intersubjektivität“ diesen Rang abgetreten. Das war spätestens der Fall, als der Existenzialismus vom Strukturalismus verdrängt wurde. Auch Habermas ordnet das Individuum der Intersubjektivität unter. Hegel tat das schon Jahrhunderte früher.

Das Prinzip der Intersubjektivitätsphilosophien besteht darin, dass sich Subjektivität nur als Effekt der Interaktion eines Individuums mit seiner sozialen Umwelt herausbildet, d.h. es gibt keinen Kern im Subjekt, der ein substantielles Ich wäre. Psychoanalytisch hat das Jacques Lacan schön beschrieben. In der Psychologie gelang das Jean Piaget.

Sowohl der Existenzialismus als auch der Strukturalismus haben diesen Ansatz von Hegel übernommen.

Geht man aber nur vom Subjekt aus, dann gehen diese Aspekte verloren.

So gesehen, sehe ich deinen Ansatz in Nachbarschaft zum Existenzialismus, der ja bei seinen Betrachtungen vom Individuum bzw. Subjekt ausgeht.

Würde du mir bei dieser ungefähren Verortung zustimmen?

…dessen gemeinsames Ziel es ist, den absoluten Wahrheitsanspruch aller Religionen und das traditionelle System der Metaphysik radikal zu bekämpfen. Ich verfolge nicht dieses Ziel.

Und doch attackierst du immer wieder den Wahrheitsanspruch metaphysischer Systeme.

Gruß

Chan

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Du provozierst durch deine dich selbst als Person ins Zentrum
stellenden Argumentationen meine von dir monierte harte
Gangart.

Ja das stimmt.

In der Philosophie geht es um Allgemeingültigkeit. Da
sollte die eigene Person im Hintergrund stehen, was bei dir
nicht der Fall ist.

Ja das stimmt. Du wirst mir jedoch keine Vorschriften machen können, was ich zu denken und zu tun habe, darüber entscheide alleine ich selbst.

Auch gibst du dir nicht genug Mühe, den einen oder anderen
Denker der Philosophiegeschichte mal etwas genauer zu
behandeln/analysieren/kommentieren

Ich philosophiere seit meinem sechsten Lebensjahr. Mein erstes Buch überhaupt las ich erst im späten Alter von 11 Jahren, weil wir im Kinderheim (außer Schulbücher) keine frei auswählbaren Bücher hatten. „Kritik der reinen Vernunft“ von Kant las ich erst mit 20 Jahren. Und bis heute ist mir die Literatur eine wesentliche Lebensorientierung geblieben. Ich habe aber keine Lust, auf die einzelnen Philosophen näher einzugehen, mir genügt meistens nur ein Hinweis, um sich dann selbst mit ihnen zu beschäftigen. Die Vermittlerrolle überlasse ich gerne dir.

so dass der Eindruck aufkommen kann,
dass du dich nie gründlich, also bestenfalls nur oberflächlich
mit Philosophen befasst hast

Du kannst das gerne glauben, wenn du willst. Ich sehe mich keineswegs genötigt, dir deine Meinung auszureden. Aber was meinst du wohl, woher ich die ganzen Ideen her habe? Allein vom „Himmel“ sind sie mir nicht zugeflogen.

was im Widerspruch zu deinen öffentlich demonstrierten Ambitionen als :„Weisheitslehrer“ steht.

Ich bin Manager und Philosoph. Ich habe nicht die leiseste Absicht mich als „Weisheitslehrer“ zu bezeichnen (das habe ich in keinem Posting getan), dafür gibt es genügend andere. Meine Intention geht ganz im Gegenteil in die andere Richtung. Heilslehren sind der Anspruch für Religion und Esoterik, davon will ich mich gründlich distanzieren und unterscheiden. Wer alle meine Artikel liest, wird diesen Unterschied erkennen.

Ich habe zwar die Wissenschaft im Sinne von Adorno, Habermas und Wilber, um nur einige zu nennen, wegen ihrer reduzierten mechanistischen Weltanschauung kritisiert (vor allem seit Wilhelm Dilthey den Begriff der Geisteswissenschaft prägte als Abgrenzung gegenüber der Naturwissenschaft), ich habe aber durch meine neue 3-Welten-Methode einen integrativen philosophischen Ansatz gefunden, mit dem ich die Wissenschaft nicht mehr bekämpfen muss, um meine eigene Position zu finden, sondern nach meinen Interessen vielmehr integrieren will.

Ein Ansatz, der philosophisch out ist.

Das ist ein Glaube, zu dem du in jeder Hinsicht ein Recht hast, ihn zu vertreten.

Das Individuum als Basis philosophischer Reflexionen hat ausgedient.

Für die Mehrheit der Gegenwartsphilosophie vielleicht. Für mich nicht.

„Intersubjektivität“ diesen Rang abgetreten. Das war
spätestens der Fall, als der Existenzialismus vom
Strukturalismus verdrängt wurde. Auch Habermas ordnet das
Individuum der Intersubjektivität unter. Hegel tat das schon
Jahrhunderte früher.

Das kann man so sehen. Vor allem die französischen Philosophen sehen das so. Ich sehe das nicht so, und zwar ganz bewusst sehe ich es nicht so.

Das Prinzip der Intersubjektivitätsphilosophien besteht darin,
dass sich Subjektivität nur als Effekt der Interaktion eines
Individuums mit seiner sozialen Umwelt herausbildet

Ja das stimmt. Allerdings hat jedes Individuum das Recht, sich selbst zu orientieren.

es gibt keinen Kern im Subjekt, der ein substantielles Ich wäre.
Psychoanalytisch hat das Jacques Lacan schön beschrieben. In
der Psychologie gelang das Jean Piaget.

Ich kenne die einschlägige Literatur und weiß, dass das so von der Mehrheit der Psychologen und Philosophen so behauptet wird, um ihr SYSTEMDENKEN durchzusetzen. Ich habe aber ganz andere Vorstellungen und Erfahrungen vom wahren Selbst. Ich glaube, im Gegensatz dazu, an ein Kern-Selbst.

Sowohl der Existenzialismus als auch der Strukturalismus haben
diesen Ansatz von Hegel übernommen.

Nun, der letzte Sinn von Hegel ist das SELBSTBEWUSSTSEIN, bei Wilber ebenso.

Geht man aber nur vom Subjekt aus, dann gehen diese Aspekte
verloren.

Das kannst du so glauben. Ich weiß dagegen, dass es genau umgekehrt ist.

So gesehen, sehe ich deinen Ansatz in Nachbarschaft zum
Existenzialismus, der ja bei seinen Betrachtungen vom
Individuum bzw. Subjekt ausgeht.

Ja das stimmt.

Würde du mir bei dieser ungefähren Verortung zustimmen?

Ja.

Und doch attackierst du immer wieder den Wahrheitsanspruch
metaphysischer Systeme.

Tue ich aus Prinzip. Es geht mir um den wesentlichen Unterschied zwischen System und Individuum. Das Problem ist speziell im Management aktuell, wo das Systemdenken 200 Jahre lang die gesamte westliche Welt beherrscht hat, seit dem Amerikaner Frederick Taylor, dem eigentlichen Begründer des wissenschaftlichen Managements. Dabei ist es ganz normal, wenn man zuerst „systemgläubig“ ist. Das war ich früher auch. Heute kann ich alles Systemdenken sehr gut in mein individuelles Bewusstsein integrieren.