In meiner Familie interessiert sich niemand für den anderen

Ich (31 Jahre) war bis vorgestern bei meiner Oma mütterlicherseits in Potsdam zu Besuch. Sie ist schon über 80 und auch nicht mehr die Fitteste. Wir haben uns alte Fotoalben durchgeschaut, wo auch Fotos von mir und meinen Geschwistern als Kinder drin sind. Mir kamen fast die Tränen, da ich sowieso schon ziemlich nah am Wasser gebaut bin (auch Männer können weinen).

Vor allem tat es mir Leid, dass die Familie mütterlicherseits untereinander kaum noch was miteinander zu tun hat. Die Familie meines Vaters (mit dem ich nichts zu tun haben will) kannte ich eh nie wirklich und da vermisse ich nichts, die leben auch nicht in Europa.Eine jüngere Cousine von mir habe zuletzt irgendwann in den 80ern gesehen, woran wir uns aber nicht erinnern können, da wir zu jung waren. Mittlerweile lebt sie verheiratet in den USA (Seattle) und ich werde sie wohl niemals kennen lernen. Offenbar scheint das aber Gang und Gäbe im erweiterten Kreis der Familie zu sein, denn niemand bemüht sich mal, daran was zu ändern. Das belastet mich einfach.
Ein Cousin lebt in Dortmund, den habe ich auch zuletzt in den 80ern gesehen, als ich noch sehr jung war. Auch null Kontakt und man weiß praktisch nichts voneinander. Warum meine Onkels keinen Kontakt zu uns oder zu meiner Mutter und Brüdern suchen, kann ich auch nicht sagen.Ich würde sogar so weit gehen und behaupten als die Mauer noch stand, war das Interesse noch größer. Seit der Wende ging es kontinuierlich bergab mit den Kontakten. Man schrieb sich nicht mehr, bekam keine Glückwünsche zum Geburtstag mehr, von Weihnachten oder Silvester mal ganz zu schweigen. Als Kind habe ich mal von meiner Tante einen LKW-Kipper zugeschickt bekommen, aus der DDR! Das kann ich mir heute nicht mehr vorstellen.

Besonders an Weihnachten oder am Geburtstag macht mir das sehr zu schaffen, ganz davon abgesehen, dass ich außer meiner Mutter und den Brüdern nie eine Anlaufstelle in der Familie hatte, da alle so weit weg lebten und sich eben nie meldeten. Vor 5 Jahren hatte ich mal lose Mailkontakt mit meiner Cousine und Tante aus Potsdam, aber das schlief dann leider nach etwa 6 Monaten wieder ein und seitdem hört man nichts mehr voneinander. Irgendwann kam halt einfach keine Antwort mehr, als ich mal eine Mail schrieb… :frowning: Wie soll ich damit umgehen? Oder soll ich gleich sagen „sch*** drauf“?

Familienzwang, Familiendrang
Hi!
Man kann niemanden zum Familienglucken zwingen, was hätte das auch für einen Sinn?

Wenn Du das Bedürfnis nach Kontakt hast, dann verbietet Dir auch niemand, diesen zu suchen. Gerade in Zeiten von Facebook und Email und Internet ist das ja auch so leicht wie nie zuvor, jemanden ausfindig zu machen. Also nix wie los!

Wobei ich anmerken möchte, dass eine Email eben auch mal schnell aussortiert wird oder als Spamverdacht unbeachtet bleibt. Da wirkt ein Anruf vielleicht Wunder oder ein geschriebener Brief (evtl mit einem Foto, um die Erinnerung zu wecken).

Vielleicht ist es so wie bei uns: Cousins und Cousinen waren froh, dass endlich jemand ein Treffen organisiert hat, wir haben uns nach 30 Jahren fast alle getroffen und es war ziemlich genial. Leider bleiben Besuche eher selten (alle verstreut von N bis S), aber manchmal klappt’s ja doch. Was bleibt ist die schöne Versicherung der gegenseitig offenen Besuchertür und dann und wann schneit man eben mal rein.

Andere Variante, hat ein Onkel von mir schonmal gemacht: Er setzte sich ins Auto und machte eine Deutschlandrundfahrt und besuchte sehr kurzfristig alle Verwandten, die er mal wieder sehen wollte, zum Teil nach zig Jahren. Das hat ihm keiner übel genommen, manche waren etwas verwundert, aber für eine Verabredung bei Kaffe&Kuchen waren alle zu haben.

Vielleicht triffst Du aber auf taube Ohren, dann hast Du’s aber wenigstens versucht. Vielleicht triffst Du in ein paar Jahren auf mehr Resonanz?

Also: Ran ans Telefon. Oder an den Autoatlas.:smile:

Grüße
kernig

Was genau möchtest du?
Hallo,

ich finds recht schwer, dir einen konkreten Rat zu geben. Aber das erste, was mir zu deiner abschließenden Frage:

Wie soll ich damit
umgehen? Oder soll ich gleich sagen „sch*** drauf“?

eingefallen ist, ist Folgendes:
Das Verkehrteste, was du tun kannst, wäre, einfach zu sagen „scheiß drauf“, obwohl du eben nicht drauf scheißt. (Oder umgekehrt, zu sagen: „Mir ist der Kontakt wichtig.“ obwohl er dir egal ist.) Etwas anderes nach außen darzustellen, oder sich einzureden, als man innerlich fühlt, macht auf Dauer kaputt. Selbst wenn mein abschließender Rat (den ich dir noch nicht geben kann, weil ich nicht weiß, worum es dir eigentlich geht), lauten würde, dem spärlichen Kontakt gleichgültiger gegenüberzustehen, würde ich damit nicht meinen, dass du dir sagen sollst „scheiß drauf“. Sondern höchstens, dass du langsam versuchen sollst, innerlich gelassener damit umzugehen.

Aber zunächst einmal, schiene es mir sehr wichtig, herauszufinden, warum du eigentlich gerne näheren Kontakt zu deinen Verwandten haben möchtest? Die erste Erklärung, die mir spontan bei deinem Posting einfällt (und ich entschuldige mich im Voraus, falls ich dir damit Unrecht tue), ist die, dass du irgendwie einsam und/oder unglücklich bist. Du hast die Hoffnung, dass eine tiefe Beziehung zu deinen Verwandten, dir mehr geben würde, als oberflächliche Beziehungen zu irgendwelchen Freunden. Könnte das sein?

Wenn das in etwa zutrifft, lass dir gesagt sein, dass das eine romantische Illusion ist. Warum sollte dich der Kontakt zu deinen (teilweise wohl weit entfernten) Verwandten glücklicher machen, als der Kontakt zu Menschen, mit ähnlichen Interessen / gleicher Wellenlänge o. ä. die du regelmäßig treffen kannst. Das eine ist nicht automatisch besser, als das andere. Es funktioniert immer nur dann, wenn beide Seiten ein echtes Interesse daran haben. Und das ist bei Verwandten auch nicht zwangsläufig stärker.

Diese Entwicklung, die du beschreibst, dass das Verhältnis noch wesentlich besser war, als du noch klein warst, ist m. E. nicht ungewöhnlich. Der Kontakt zwischen Onkel/Tante und Neffe/Nichte, lässt glaub ich häufig nach, wenn die Kinder älter werden. Und damit oft auch der Kontakt zwischen Cousins und Cousinen. Das ist im Grunde auch nichts Schlimmes. Es ist okay, wenn das Interesse aneinander mit dem Erwachsenwerden nachlässt. Meistens, wenn sowas passiert, beruht das aber vermutlich auch so ziemlich auf Gegenseitigkeit. Auch wenn sich der ein oder andere schon irgendwie mehr Kontakt wünschen würde, ein wirklich ernsthaftes und dauerhaftes Interesse und Bemühen, gibt es dann doch nur selten. Und ich finde, dass man darüber dann auch nicht allzu traurig oder enttäuscht sein muss. Warum denn da was erzwingen, nur weil man verwandt ist?

Vor 5 Jahren hatte ich mal lose Mailkontakt mit meiner Cousine
und Tante aus Potsdam, aber das schlief dann leider nach etwa
6 Monaten wieder ein und seitdem hört man nichts mehr
voneinander. Irgendwann kam halt einfach keine Antwort mehr,
als ich mal eine Mail schrieb… :frowning:

Es klingt ziemlich deutlich raus, wie enttäuscht du von deiner Cousine und Tante bist, dass sie irgendwann nicht mehr geantwortet haben. Aber mal ganz ehrlich… Loser Mailkontakt… Das klingt so leer, so langweilig, so nichtssagend… Waren die Mails so? Was hätte es gebracht, sich (um der Verwandtschaft Willen, oder warum auch immer), immer weiter nichtssagende Mails zu schreiben? Wäre es das, was du dir vorstellen würdest? Haben diese Mails dir wirklich was gegeben? Und wenn ja was? Wenn nein, warum bist du enttäuscht? Vermutlich haben diese Mails deiner Tante und Cousine nicht viel gegeben, sonst wäre der Kontakt nicht eingeschlafen. Warum glaubst du haben die Mails ihnen nicht viel gegeben? (Auch hier möchte ich mich nochmal entschuldigen, falls ich mir diesen losen Mailkontakt falsch vorstelle.)

Das waren jetzt wohl mehr Fragen, als Antworten, aber es scheint mir nicht sinnvoll, dir Ratschläge wie: „Meld dich doch nochmal bei ihnen!“ oder „Besuch sie einfach mal!“ oder „Vergiss sie besser!“ o. ä. zu geben.

Gruß
M.

PS: Ich hoffe du bist nicht wieder einen von denen, dir hier einfach eine Frage stellen und dann nie wieder auftauchen…

Ich habe zwar ein Auto, aber das ist auch nicht mehr das Neueste. Dazu ist der Sprit sehr teuer. Mit dem Zug würde das zwar auch gehen, aber auch hier sind die Fahrkarten extrem teuer, „dank“ dem Monopol der Deutschen Bahn. Vor 5 Jahren hatte ich mal für ein paar Monate mal Kontakt zu meiner Tante und Cousine, aber leider schlief das nach etwa einem halben Jahr wieder ein, ohne dass es zu einem Wiedersehen kam.
Bei Facebook sind auch nicht alle auffindbar, weil die sich da wahrscheinlich aus Gründen der Privatsphäre Fantasie-Namen gegeben haben. Ich kann mir das irgendwie absolut nicht vorstellen, dass man 30 Jahre keinen Kontakt zu seinen Geschwister hat, aber bei meiner Mutter ist das mit einem ihrer Brüder wirklich so, dass sie sich zuletzt irgendwann Mitte der 80er zuletzt sahen und hörten. Ich frage mich, woher dieses Desinteresse kommt, denn gestritten haben sich die beiden nie, im Gegenteil. Sie verstanden sich früher immer bestens.

Vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort, das hat mir sehr geholfen! Es ist so, dass ich in der Jugend und Pubertät oft Phasen hatte, wo ich mich sehr einsam und allein gelassen fühlte. Besonders wenn es mal Probleme gab, egal ob privat oder in der Schule, wünschte ich mir oft jemanden von meiner erweiterten Verwandschaft, zu dem ich mal eben flüchten, oder mir Rat und Trost einholen konnte. Das alles habe ich nie gehabt. Ich frage mich halt oft, was hätte, wäre und wenn sein können, wären wir nie von dort weggegangen. Hätte ich vielleicht eine gute Beziehung zu meiner 5 Jahre älteren Cousine gehabt? Hätten wir viel unternommen? Hätte ich allgemein mehr Freude gehabt? Ich weiß, dass das alles hypothetische Fragen sind, aber die haben mich nie ganz losgelassen.

Der Mailkontakt damals war in Ordnung. Es waren nicht nur Einzeiler. Meine Cousine gab mir damals auch mal ihre Handynummer und wir wollten auch mal telefonieren, doch leider kam es nie dazu, weil ich eines abends mal versuchte durchzuklingeln, die aber nicht abnahm und mir daraufhin später eine SMS schrieb, dass sie viel zu tun hatte und sie sich noch bei mir melden wird. Das geschah dann leider doch nicht…
Durch dieses Erlebnis war ich dann auch nicht mehr motiviert, mich weiter dahinter zu klemmen.

Hi,

du bist kein Einzelfall und deine Familie verhält sich genauso „normal desinteressiert“ an den anderen Familienmitgliedern, wie meine oder andere die ich kenne.

Prinzipiell glaube ich an Wahlverwandtschaften und nicht an Blutsbande. Blut mag dicker als Wasser sein, es ist aber kein „Wir-ham-uns-alle-lieb-wir-sind-doch-eine-Familie“-Leim. Wenn da kein Kontakt ist, dann isses eben so. Ende Gelände.

Wenn du darunter leidest und das ändern willst, dann tu es.

Falls du nicht weißt wie du beginnen sollst, mach einfach einen auf „Hey, wie gehts dir eigentlich. Habe letztens alte Bilder betrachtet und gemerkt wie lange wir uns nicht mehr gesehen haben und da habe ich dich spontan aus dem Internet gefischt. Ich finde wir müssen uns echt mal wieder treffen“. Oder erzähl was von Ahnenforschung und frage einfach mal nach ob der andere Unterlagen und Stammbücher hat. Das Gespräch wird sich schon entsprinnen, bzw. dir zeigen ob man da gar keinen Wert drauf legt, oder doch interessiert ist.

Finde es heraus und mache den Erstkontakt. Dann biste schlauer.

Gruß
Helena

Mir ist aufgefallen, dass oftmals Mädchen/Frauen noch bessere Verhältnisse zu ihren Verwandten haben, vor allem in jüngeren Jahren, wenn sie noch zur Schule gehen oder teilweise selbst während dem Studium/der Ausbildung. Ein Kumpel von mir will z.B. überhaupt nichts mit seinen Verwandten zu tun haben, abgesehen von seiner Mutter, in deren Haus er das obere Stockwerk bewohnt. Ich vermisse halt irgendwie etwas, was ich nie wirklich hatte. Mein Kumpel zum Beispiel hatte früher mehr als genug Kontakte zu seiner erweiterten Familie und gerade deswegen hat er heute absolut keine Lust mehr drauf. Bei mir ist das genau umgekehrt.

Lamentieren oder lösen
Hi!
Es gibt viele Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen. Mir fallen da als erstes Mitfahrzentralen ein oder die neuen Buslinien (www.mein-fernbus.de)

Bei Facebook sind … woher
dieses Desinteresse kommt, denn gestritten haben sich die
beiden nie, im Gegenteil. Sie verstanden sich früher immer
bestens.

Ja - und nu?
Willst Du was ändern? Dann tu einfach was!
Oder was erwartest Du von uns hier?

Grüße
kernig

2 Like

Hallo,

auch für mich liest sich dein Beitrag, als wartest du unablässig darauf, dass irgendwas passiert. Wenn du an einem Zustand etwas geändert haben willst, musst du aber in aller Regel SELBST aktiv werden.
Du wünschst Kontakt zu den anderen Familienmitgliedern. Wen hast du schon wie oft angeschrieben? Sicherlich sind einzelne Mitglieder deiner Verwandschaft noch untereinander vernetzt. Hast du erstmal Kontakt zu einer Person, kann die dir vielleicht Kontaktdaten von den anderen geben. Versuchs doch mal auf diesem Weg. Außerdem würde ich nicht nach einem eingeschlafenen Kontakt nach Potsdam eingeschüchtert sein. Zwischen manchen Menschen passts halt einfach nicht, das ist normal. Da sucht man eben weiter.

Ganz allgemein scheinst du mir, basierend auf deinen Posts, ziemlich in der Vergangenheit verhaftet zu sein. Du fragst dich quasi permanent, wie das Leben heute wäre, wenn in deiner Vergangenheit was anders gelaufen wäre und kommst immer zu dem Schluss, dass es dann heute besser wäre. So wird das eine selbsterfüllende Prophezeiung. Indem du in der Vergangenheit gräbst, erscheint dir deine Zukunft quasi schon vorbestimmt und es gibt nichts mehr was du ändern könntest.
Diese Sichtweise finde ich falsch und für dich auch verhängnisvoll. Setz dir stattdessen Ziele, die du erreichen möchtest. Z.B. mal ein Treffen aller Cousins und Cousinen (oder zumindest erstmal derer, die in Deutschland leben). Mach dir eine Platte, wie DU das erreichen kannst. Bau dabei nicht darauf, dass irgendjemand anderes dir die Arbeit abnimmt und die Initiative ergreift, sondern leg dir einen Plan zurecht, was DU dafür alles tun musst. 1. Zu verfügbaren Personen wieder Kontakt herstellen. 2. Fehlende Personen ausfindig machen. usw.

Was dein Gefühl der Einsamkeit angeht. Versuch dies nicht nur über die Verbindung zu deiner Verwandtschaft zu kompensieren. Freunde können eine prima Ersatzfamilie sein oder oftmals sogar noch besser als diese. In einer Familie finden sich oft Leute, mit denen man sich nicht anfreunden würde, wenn sie nicht die Verwandtschaft wären. Freunde kannst du dir aussuchen. Falls du keine hast, frag dich, woran das liegt. Hattest du mal Freundschaften, die dir urplötzlich abhanden gekommen sind? Wodurch sind sie zu Bruch gegangen? Haben sich die anderen plötzlich zurückgezogen? Falls, ja, warum? Hast du Hobbys? Kommst du genug unter Leute, die dich auch interessieren und mit denen du gemeinsame Interessen teilst?

Es gibt soviele Wege, Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen. Aber zuhause sitzen, sich beklagen und sich bei Fehlschlägen ins Boxhorn jagen lassen, das bringt eher wenig.

Gruß

Hi

JA. Das liegt daran, dass Frauen/Mädchen wenn sie sich einsam fühlen einfach mal nen Kontakt organisieren, und wenn auf den ersten Anruf/Mail keiner antwortet, wird ne zweite geschrieben/nochmal angerufen!

Männer dagegen brummen halt deprimiert vor sich hin. Nicht alle, aber schon oft. Kenne das auch von meinem Vater, der „könnte“ auch ganz ohne Familie. Kann er eigentlich nicht. Eigentlich hängt er an seinen Verwandten und eigentlich ist er auch nicht allein. Aber er würde nie von selbst was sagen, nie von selbst anrufen und wenn er unterwegs am Haus eines Verwandten oder Freundes ankommt würde er NIEMALSNICHT dort einfach mal anschellen.

lg
Kate

Hi,

finde Dich damit ab. Es ist, wie es ist. Du kennst die Hintergründe, Animositäten und evtl. vorangegangenen Streitereien nicht. Und es wird Dir nichts bringen das herauszufinden.

Bei mir war das ähnlich gelagert. Eine Zeit lang hat mich das auch geschmerzt, weil - es ist ja die Familie. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich mir dann auch vorgenommen, daß mir das am Heck lang geht und habe mich auf mein eigenes Leben konzentriert.

Ich lege Dir nahe dies auch für Dich zu machen. Du wirst nur gewinnen dabei.

Kopf hoch und immer Socken oben.

Gruß vom Raben

Hallo

Freunde sucht man sich aus - Familie hat man einfach.

Und meist sind die Familienmitglieder Leute, mit denen man nicht wirklich was anfangen kann und die einem nicht interessieren. Als Kinder versteht man sich noch, aber später lebt man sich auch auseinander - so dürft es deiner Mutter mit ihrem Bruder gehen: Man hat sich nichts mehr zu sagen, eine E-mail am Geburtstag ist in solchen Situationen schon das höchste der Gefühle.

Manchmal gibt es in der Familie jemanden, der einen ausgeprägten Familiensinn hat und Lust, Zeit und Talent, ein Treffen zu organisieren.

Heutzutage, wo die Familien sehr zerstreut sind und eine Sippe nicht mehr Lebensmittelpunkt (sondern die Freunde die wichtigen Personen sind), ist Familie eher unwichtig geworden.

Du musst dich damit abfinden, das man keine Lust hat, mit dir Kontakt zu pflegen, „nur“ weil du ein Cousin bist.

Gruss, Sama

Hallo Experience 82
Was du mit deiner Familie erlebst, ist völlig normal. Und fast in allen Familien so.
(Und vielleicht besser als zwanghaft geheuchelte Familiengeselligkeit)

Ich hab in den letzten Jahren viel Kontakt mit Großstadt-Singles gehabt und
festgestellt: Die konstruieren sich ihre „Familien“ selber, indem sie irgendwelche
Kreise mit netten Leuten suchen und mit ihnen regelmäßig zusammenkommen.
Da bleibt dann auch mal wer weg, oder es kommt ein neuer dazu…

Also: Ich würde nicht so viel Zeit für die Suche nach der „eigenen“ Familie
aufwenden. Wer genügend nette Bekanntschaften hat, der braucht das nicht.

Übrigens: Das ganze gilt nicht nur für Familien, sondern auch für die meisten
Partnerschaften, die nach einigen Jahren einfrieren, wenn nicht von außen neue
Kontakte und Anregungen dazukommen.

Hallo,

ich verstehe absolut was Du meinst. Meine Familie ist ebenfalls in der ganzen Welt verstreut - um genau zu sein, bin ich die einzige, die in Deutschland lebt. Als ich Kind war beschränkten sich die Länder auf zwei und der Kontakt war sehr gut ausgeprägt. Das es sich nur um zwei Länder handelte war aber nicht der ausschlaggebende Punkt dafür, sondern hauptsächlich die Großeltern, die wie ein Motor der Familien funktionierte - sie hielten alle und alles zusammen. Seit deren Tod und weitere viele Jahre mit Hochzeiten, Todesfällen, Kriege und Umzüge ist die Familie zerstreuter und es fehlt der „Motor“. Oft weiss ich die Namen nicht mehr von den Menschen, die durch Heirat neu hinzugekommen sind oder so banale Sachen, wie Geburtstage. Von den Dingen, die den Menschen täglich beschäftigen ganz zu schweigen.

Ich habe aber immer die Erfahrung gemacht positiv aufgenommen zu werden, wenn ich den Kontakt gesucht habe und ich finde es wunderbar zu wissen, dass ich nicht in ein Hotel ziehen muss wenn ich nach Kapstadt, Dubai, London oder San Fransisco möchte, sondern herzlich von der Familie empfangen werde. Und ich habe mit der Zeit gelernt, dass wenn der Motor fehlt, man selber einer werden muss. Einfach damit anfangen den Kontakt aufzunehmen und locker zu halten - im Zeitalter von Skype, Emails und facebook ist das doch ein Klax. Was hindert dich daran, wenn Du Kontakt zu Deiner Cousine hast anstatt Deinen Urlaub drei Wochen zwischen gebratenen Leibern an der italienischen Küste lieber für eine Woche in Seattle zu verbringen?

Ein Interesse muss ja erstmal da sein - und das scheint bei Dir ja sogar sehr ausgeprägt zu sein - dann nehme selber die Sache in die Hand.

Meine Tante hat in ihrer Freizeit Ahnenforschung betrieben und sogar die handschriftlichen Passagierlisten der Schiffe nach Amerika durchforstet - und Verwandte dort gefunden. Plötzlich hatten wir Kontakt zu einem amerikanischen Landwirt mit dem wir eng verwandt waren - es folgten Briefe, Weihnachtskarten und gegenseitige Besuche.

Probiere es doch einfach aus und lasse Dir von Deiner Oma so viel wie möglich erzählen - wer war das nochmal, wen hat sie geheiratet und wie heisst sie jetzt, wo lebt er, wie war es damals? Notiere Dir alles, vielleicht brauchst Du es mal. Das sind alles Informationen, die oft mit dem Tod verloren gehen - aber sie gehören zu Dir und Deiner Geschichte dazu.

Viele Grüße

ich habe mit der Zeit gelernt, dass wenn der Motor fehlt, man
selber einer werden muss. Einfach damit anfangen den Kontakt
aufzunehmen und locker zu halten

Du hast es auf den Punkt gebracht. Dafür ein * von mir.

M.

Hallo,

als erstes solltest Du nicht aufgeben, Kontakt zu Deiner Familie zu suchen, wenn Du Dir das wünscht.
Das klappt auch, wenn Du dran bleibst.

Vielleicht solltest Du den Kontakt zu jenen Verwandten aufnehmen, die Du schon mal gedanklich kategoriesch ausschließt.

Warum willst Du z.B. mit der ganzen Familie Deines Vaters nix zu tun haben?
Ich verstehe, wenn Du von Deinem Vater enttäuscht bist. Dennoch bist Du ein maßgeblicher Teil von ihm.
Es könnte sein, dass eine Tante, ein Onkel oder eines der Kinder aus der Familie Deines Vaters Dich als Familienmitglied betrachtet und sich auf eine Bekanntschaft mit Dir freuen würde. Es soll auch in ‚fremden‘ Familien nette Menschen geben…

Wenn Du es schaffst und echtes Interesse hast, gehe mal rational an die Sache ran und erstelle auf einem Blatt Papier einen Stammbaum für Deine Großeltern, Deine Mutter, Deinen Vater, deren Geschwister samt Ehepartnern und Kinder und für Dich, samt Adressen, sofern bekannt.
Auf diesem Wege könntest Du Anknüpfungspunkte für erste und weitere Kontakte schaffen. Dein Interesse an Deiner Herkunft und Deiner Familie müsste aber echt sein.

Ich bin sicher, Du wirst herbe Enttäuschungen erleben - aber auch sehr viele positive Überraschungen.

Falls Du diese Übergegung aufgreifst, mach schnell, so lange Deine Oma Dir noch hilfreiche Tipps zu Namen und Beziehungen geben kann&will…

M.

Mir ist eingefallen, weil du das mit dem Motor erwähnst, dass mein Opa in gewisser Weise der Motor der Familie war, der alles zusammenhielt. Er starb viel zu früh 4 Monate nach meiner Geburt (November 1982) und ab da ging es, laut Aussage meiner Oma, immer mehr mit den Streitigkeiten innerhalb der Familie los. So richtig heftig wurde das erst, als die Mauer fiel. Sie meinte letztens wieder zu mir, wenn mein Opa nicht so früh verstorben wäre, hätte sich wahrscheinlich alles zum Besseren entwickelt. Er hätte wahrscheinlich uns öfters besucht und den Kontakt gehalten. Er war Fernfahrer und kam viel herum - auch im westlichen Ausland. Wenn meine Oma mal nicht mehr ist, gehen noch mehr Verbindungen verloren und das macht mich schon traurig, wenn ich daran denke. Meine Tante ist heftig mit meiner Großmutter zerstritten und hält es nicht mal für nötig, ihr mal beim Alltag zu helfen. Sie fährt sie nicht mal einkaufen und hat sich seit etwa 3 Jahren nicht mehr bei ihr blicken lassen, obwohl sie nur 10 bis 15 Autominuten entfernt in derselben Stadt wohnt. Das ist mehr als traurig.

Hallo nochmal,

und wem nützt das jetzt, dass du dich über Dinge beklagst, die vor mehr als 20 Jahren geschehen sind? Den Opa bringt keiner mehr zurück, es lohnt auch nicht, die zu losen Familienbande nun ursächlich beim Tod des Opas anzusetzen und daraufhin mit den Schultern zu zucken, weil ja nun anscheinend nichts mehr zu ändern ist (es gibt ja den Opa nicht mehr). Wie schon von mehreren hier gesagt: Selbst aktiv werden. „Hätte“, „wenn“ und „wäre“ nützen dir im Hier und Jetzt überhaupt nichts.

Gruß

???
Hallo,
Mehrere Leute haben dir ausführlich geantwortet und vorgeschlagen, selber Kontakt aufzunehmen mit Verwandten, aber du gehst mit (fast) keinem Wort darauf ein. Das finde ich sehr verwunderlich! Was hemmt dich denn?

Schließe doch mal von dir auf andere: Du wünschst dir Kontakt, aber es meldet sich keiner bei dir, das interpretierst du als Desinteresse.
Velleicht geht es einigen deiner Verwandten genau so? Sie glauben vielleicht auch, du interessierst dich nicht für sie.

Also, wenn du wirklich etwas ändern willst, ruf an, maile, schreibe, skype,…
sicher werden nicht alle antworten, aber einige bestimmt!

Es eine Plattitüde, aber wahr: Wenn du willst, dass sich was ändert in deinem Leben, musst du etwas anders machen…

viel Erfolg wünscht bixie

Hallo nochmal,

Vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort, das hat mir
sehr geholfen!

Womit? Was willst du jetzt tun?

Es ist so, dass ich in der Jugend und Pubertät
oft Phasen hatte, wo ich mich sehr einsam und allein gelassen
fühlte. Besonders wenn es mal Probleme gab, egal ob privat
oder in der Schule, wünschte ich mir oft jemanden von meiner
erweiterten Verwandschaft, zu dem ich mal eben flüchten, oder
mir Rat und Trost einholen konnte. Das alles habe ich nie
gehabt.

Das kommt mir bekannt vor. :smile: Ich schätze, dass das ein Großteil aller Pubertierenden so empfindet. Manche kommen besser damit klar, andere weniger. Aber fast jeder kennt wohl dieses Gefühl „Niemand versteht mich.“ Rückblickend glaube ich aber, wenigstens für mich (aber womöglich trifft das auch auf viele andere zu) sagen zu können, dass das nur zu einem Teil an meinem Umfeld lag. Zu einem großen Teil lag das auch an mir selber. Daran, dass ich mich gar nicht traute, mich mit meinen Sorgen jemandem anzuvertrauen. Ich glaube, man könnte sagen, dieses Gefühl „Keiner versteht mich.“ rührt nicht daher, dass einen keiner versteht, sondern daher, dass man sich niemandem anvertraut. Aber man traut sich eben nicht, sich anzuvertrauen, weil man gar nicht dran glaubt, dass einen doch jemand verstehen könnte. Das ist ein Teufelskreis, eine Abwärtsspirale. Aber das Gute ist, dass diese Abwärtsspirale auch umgekehrt funktioniert. Wenn der erste Schritt des „Sich anvertrauens“ einmal geglückt ist, fällt es schon ein kleines bisschen leichter, das wieder und wieder zu probieren, auch wenn es sicher lange immer wieder Überwindung kostet. Vor allem, weil es auch immer wieder Rückschläge geben wird. Aber die Kraft, trotz Rückschlägen immer wieder auf andere zuzugehen und erneute Ablehnung zu riskieren, muss zuerst aus dir selber kommen. Insofern muss ich im Grunde denen hier, die versuchen, dir einen „virtuellen Arschtritt“ zu verpassen, dass du dich aufraffen und was tun sollst, statt zu grübeln und zu jammern, Recht geben. Nur ist es eben mit Sicherheit für jemanden, der in dieser Abwärtsspirale schon so weit nach unten getrudelt ist, verdammt schwer, sich wieder soweit hochzuarbeiten, dass man nicht immer wieder abgleitet. So ein Arschtritt ist sicherlich in vielen Fällen angebracht und hilfreich. Aber bei dir scheint es mir leider so zu sein, dass er dich nur noch weiter in der Spirale nach unten befördert.

Ich frage mich halt oft, was hätte, wäre und wenn sein
können, wären wir nie von dort weggegangen. Hätte ich
vielleicht eine gute Beziehung zu meiner 5 Jahre älteren
Cousine gehabt? Hätten wir viel unternommen? Hätte ich
allgemein mehr Freude gehabt? Ich weiß, dass das alles
hypothetische Fragen sind, aber die haben mich nie ganz
losgelassen.

Dreh das mal um! Nicht die Fragen haben dich nicht losgelassen. (Eine Frage kann nichts „tun“, auch nicht an dir festhalten.) Du hast die Frage nicht losgelassen. Oder konntest sie nicht loslassen. Vielleicht, weil es manchmal leichter ist in einem rückwärtsgewandten „Was wäre wenn?“ verhaftet zu bleiben, als nach vorne zu blicken und Neues zu wagen.

Der Mailkontakt damals war in Ordnung. Es waren nicht nur
Einzeiler. Meine Cousine gab mir damals auch mal ihre
Handynummer und wir wollten auch mal telefonieren, doch leider
kam es nie dazu, weil ich eines abends mal versuchte
durchzuklingeln, die aber nicht abnahm und mir daraufhin
später eine SMS schrieb, dass sie viel zu tun hatte und sie
sich noch bei mir melden wird. Das geschah dann leider doch
nicht…
Durch dieses Erlebnis war ich dann auch nicht mehr motiviert,
mich weiter dahinter zu klemmen.

Und wenn du dich doch mal dazu durchringst, dich aufraffst, die Unsicherheit überwindest und deine Cousine einfach anrufst, dann gleich wieder ein Rückschlag, erst geht sie nicht ran, (schon ein kleiner Rückschlag, obwohl das im Grunde überhaupt nichts bedeutet), dann die SMS „Keine Zeit, ruf dich zurück.“ (Für jemanden wie dich, der das Gefühl, dauernd nur abgewiesen zu werden, schon total verinnerlich hat, ein herber Rückschlag.) Aber ein Funke Hoffnung existiert noch. Du wartest auf ihren Anruf. Aber nichts passiert. Der Gedanke, dass du sie ja einfach nochmal anrufen könntest, ist zwar da, aber er lässt sich nicht in die Tat umsetzen, weil die Hemmschwelle durch den Gedanken, dass sie vielleicht im Grunde gar nichts mit dir zu tun haben möchte, dass sie vielleicht sogar genervt ist von dir, viel zu groß ist. Wärest du in der Spirale deutlich weiter oben, wäre diese Angst vor Ablehnung bei weitem nicht so groß und du könntest ohne so lange drüber nachzudenken in einer solchen Situation einfach nochmal anrufen. Du würdest die Möglichkeit, dass sie sich über deinen erneuten Anruf total freut, viel eher in Erwägung ziehen. Was das ganze außerdem noch erschwert, ist, dass die Gefahr, dass andere von dir genervt sind, tatsächlich viel größer ist, wenn du soviel Angst vor Ablehnung hast. Wenn du mit einer solch ängstlichen, verkrampften Haltung anrufst, wird deine hohe Erwartung an den anderen (dass er dich doch bitteschön unbedingt gern haben soll), leicht Ablehnung hervorrufen. Wärest du lockerer und gelassener und es würde dir nicht viel ausmachen, auf Ablehnung zu stoßen ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass sich der Angerufene freut und nicht von dir genervt ist.

Du bist unglücklich und unzufrieden, und du hast irgendwie die Hoffnung, dass deine Verwandten diese Unzufriedenheit beseitigen könnten, wenn sie dich so gern hätten, wie du es dir wünschst. Aber gleichzeitig ist da die große Angst vor Ablehnung, weshalb du es häufig lieber nicht riskierst und dich eher zurückhältst oder zurückziehst. Aber du bist inzwischen erwachsen und kannst nicht mehr von deinen Verwandten erwarten, dass sie dir deine Ängste nehmen. Die müsstest du eigentlich loswerden, bevor du den Kontakt suchst. Es gibt nämlich meiner Erfahrung nach eher wenig Menschen, die einen unsicheren und ängstlichen Menschen so annehmen können, dass dieser sich wirklich öffnen kann und gestärkt aus dieser Begegnung hervorgeht. Ich hatte vor drei Jahren das Glück, so jemandem zu begegnen. Allerdings hat diese Begegnung nur was bewirkt, weil ich bereit war, mich zu öffnen, mich anzuvertrauen, die Maske fallenzulassen, um Hilfe zu bitten. Der Blick zurück ist nicht falsch, aber der Blick nach vorne, ist viel viel wichtiger.

Du hast die Kraft, was zu ändern. Und du allein bist es, der es kann. Wenn du Unterstützung brauchst, dann frag danach, such sie dir. Ganz offen und aktiv.

Alles Gute und Liebe Grüße
M.