Guten Abend.
Ja, sollten sie! Im Studiengang meiner Tochter ändern die sich nach „Sachlage“.
Das klingt nicht überzeugend. Veränderungen bei Studien- und Prüfungsordnungen können den bereits eingeschriebenen Studenten egal sein, denn wenn ich mein Studium z.B. unter der Prüfungsordnung Version 2007 aufnehme und die Prüfungsordnung 2009 verändert wird, gilt für mein Studium weiterhin die Version 2007, nicht die Version 2009.
Es gehört zu den studentischen Pflichten, sich gründlich mit den gültigen Ordnungen zu beschäftigen. Und auf die gültigen Ordnungen kann man sich immer berufen.
Mir wäre es lieber, man würde die Schwachstellen ausmerzen als das ganze System wieder umzukrempeln
Der Versuch, das Diplom wiedereinzuführen, ist richtig und begrüßenswert, vor allem für die Universitäten. Das Diplom ist die bessere Studienstruktur und tatsächlich mit relativ hoher Güte verbunden. International ist es de facto unbekannt, was jedoch nicht stört. Entgegen der Behauptungen werden die deutschen Bachelor- und Masterabschlüsse maximal in Europa verstanden. (In Nordamerika bspw. wartet weiterhin die Gleichwertigkeitsprüfung.)
Das Diplom ist für die Universitäten die einzige Gelegenheit, dem Sumpf der Fachhochschulen wieder zu entsteigen. Ein einfacher Blick auf die Rohform der deutschen Umsetzung des Bologna-Prozesses hätte einst genügt, um der Zwickmühle habhaft zu werden: Wie soll die Universität sich adäquat gegen die Fachhochschule behaupten, wenn auf dem ureigenen Terrain der Fachhochschule gekämpft wird? (verschultes, verkürztes, theoretisch verflachtes, jedoch gut betreutes Studium mit Ziel auf Mittelmaß und Quantität)
Eine Auseinandersetzung, die für die Universitäten verloren war, ehe es überhaupt losging.
Die Alternative wäre ein gut organisiertes Diplom, dessen Studiendauer heutzutage auf mindestens 12 Semester verlängert werden sollte. Mit einer entsprechenden Betreuung, Begleitung und Hilfe für die Studenten ließen sich die Abschlüsse durchschnittlich in oder knapp oberhalb der Regelstudienzeit erreichen.
Im Grunde habe ich als Student schon vor 40 Jahren einen Bologna-Prozeß erlebt - die späte Phase der III. Hochschulreform in der DDR ab 1971. Dort wurde zuungunsten des Tiefgangs eine Ökonomisierung, Verkürzung und Verengung des Diplom-Ingenieurstudiums durchgesetzt. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß das grober Unfug war und schon damals nicht wirklich funktionierte. Und jetzt kommt der gleiche Kladderadatsch wieder…
Gute Nacht
reinerlein