Innerdeutsche Kultur: Umgang mit Handwerkern

Ich bin leicht irritiert. Die Fassade unseres Hauses wird renoviert. Da stehen jeden Tag 4 - 5 Menschen in derzeit Prallsonne in wenigstens 16 Meher Höhe auf einem Gerüst und ackern sich von oben nach unten durch.
Einfach, weil ich es wohl so gelernt habe und immer noch als richtig empfinde, stelle ich den Handwerkern gelegentlich Kaffee, Wasser und ein paar Kekse oder sowas dazu raus. Die freuen sich natürlich, sagen mir aber gleichzeitig, das sei ja gar nicht mehr üblich. Ich habe ihnen gesagt, dass sich das für mich gehört. Ich mach das auch weiter.
Mich irritieren eher die anderen Hausbewohner: Sie nehmen das wahr, sprechen mich auch durchaus freundlich darauf an, kommen aber nicht auf die naheliegende Idee, selber mal ein kleines bisschen zu spendieren.Es fehlt mit Sicherheit nicht das Geld, sondern so eine Grundhaltung…Man kann doch wohl freundlich sein!
Ich verstehe das als kleinen Bruch mit meiner Kultur.
Die ich aber erhalten möçhte.
LG
Rebekka

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Ich glaube, dass ist sehr unterschiedlich. Manche denken - die Handwerker werden bezahlt - fertig. Andere sind eben freundlicher. :wink:

Mein Sohn ist selber Handwerker. Bei manchen Kunden, wenn sie länger dort sind (neues Bad oder Heizung), dann stellen einige belegte Brötchen hin und Kaffee, andere bestellen z.B. mittags Pizza - oder/und geben Trinkgeld.

Andere geben nicht mal Wasser oder stehen auch noch die ganze Zeit hinter ihnen.

Hallo Rebekka,
deine Ansicht kann ich absolut teilen!
Handwerker, die bei mir arbeiten, bekommen grundsätzlich Getränke und Weckerl mit Wurst/Käse (nach Wunsch/Wahl), Obst und auch Süßes.
Für mich ist der Grund ganz einfach: Bekommen sie Trink- und Essbares, müssen sie nicht in ihrer doch realtiv kurzen Pause mit dem Auto zum nächsten Supermarkt, sich dort anstellen (irgendwie machen doch immer alle zeitgleich Pause :smile:) und auf dem Weg zurück schnell die Jause in sich hineinmapfen.
Gibt es etwas bei mir, ist die Pause auch Erholung - kommt doch mir zugute, weil die Handwerker erholt und satt wieder an die Arbeit gehen können.

:+1:

Genau so sehe ich das auch!

Gruß

dafy

Hallo,

mir schmiert auch kein Kunde Brote oder stellt mir ein Wasser hin. Warum sollte ich das also für einen Handwerker tun, der bei mir arbeitet? Solange der Vertrag zwischen mir und dem Handwerker nichts anderes vorsieht, sehe ich mich nicht für seine Verpflegung verantwortlich.

Aber: als „Ersatz“ für Trinkgeld sehe ich solch eine Maßnahme durchaus als sinnvoll an. Das kommt aus meiner Sicht dann auch darauf an, wie dicht der Handwerker in meiner Privatsphäre arbeitet. Also alles eine Frage der Verhältnisse.

Grüße

Prinzipiell richtig, aber:

Es kommt immer darauf an, wie sich dieser Handwerker verhält!

Und das war - so glaube ich - auch früher schon so… :wink:

Glückauf!

:blush: Natürlich! Bei Kotzbrocken würde ich das nicht tun. Die werden hier 4 bis 6 Wochen arbeiten und passen schon seit dem 2. Arbeitstag darauf auf, dass das Gartentor nicht offensteht (damit mein Hund nicht spazieren geht). Die passen sich enorm gut an die Spezialitäten des Hauses an. Das ist im Lohn nicht enthalten. Also eher so was wie Trinkgeld in Naturalien.

Ich mag keine Ahnung haben, aber die Ansicht erkläre mir bitte mal ein wenig näher.

Genau. Und das sind dann auch die, welche das Handwerk in den Schmutz ziehen. Frage ist nur, warum die Schulterglotzer ihren Mist nicht selbst machen, da sie eh alles besser können.

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Volle Zustimmung. Leider traurig genug, das die Tendenz in eine andere Richtung geht.

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Nichtmal eine Flasche Wasser für den Dachdecker, der versucht zu deiner vollen Zufriedenheit bei 35° im Schatten auf deinem Dach arbeitet? Naja… Verantwortung hin oder her.

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Na vlt. wollen die „Glotzer“ ja noch etwas lernen!
Ich hätte mich nie getraut die Wasserweiche auszubauen wenn ich nicht gesehen hätte wie es geht.
Durch das angeguckte Wissen konnte ich einen Neukauf der Heizung bis zum Verkauf des Hauses vermeiden. Es war richtig Geld wert!
Gruß Volker

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Gebe dir recht, wenn es sich um fachliches Interesse dreht. Ist aber in den wenigsten Fällen so. Meine Erfahrung geht eher in Richtung Bevormundung und auch teils Kritik. Wenn ernsthaftes Interesse besteht soll das kein Thema sein.

Moin Rebekka,

ich bin auch Deiner Meinung, ABER.

Bei mir wurden gerade Wasserleitungen ersetzt. Mietwohnung im Block. Die Handwerker arbeiteten parallel in versch. Bereichen. „Cheffe“ hätte richtig Ärger gemacht wenn die bei mir eine Pause einlegen. Bei den aktuellen Temp. wurde aber Wasser gerne genommen.

In meinem Haus war es unterschiedlich. Nachdem ich ein- zweimal mit „Ich hab was für euch!“ rein gefallen bin habe ich immer gefragt. Wasser, Kaffee geht fast immer, aber mit belegten Brötchen o.ä. bin ich vorsichtig.

Wenn der/die Handwerker erkennbar länger arbeiten, kann man ja fragen „Soll ich morgen Mittag etwas vorbereiten?“.

Gruß Volker

Stellst du dem DHL-Boten der dir für Hungerlohn und brutalem Zeitdruck eines der 250 Pakete die er pro Tag ausfahren muss in den 5. Stock trägt auch was hin? Macht ja auch keinen Sinn, der hätte ja dafür gar keine Zeit…

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Wenn mein Vermieter eine Malerfirma bestellt, die die Hauswand des Mehrfamilienhauses außen streicht geht mir das nicht so nahe, wie ein Elektriker, der in meiner eigenen Wohnung den Sicherungskasten tauscht. (Beide Arbeiten und noch einiges mehr haben mich letztes Jahr viele Nerven und Energie gekostet…)

Welcher Kunde stellt mir denn eine Kiste Wasser hin, wenn ich bei 30°C durch sein Auto krieche und guten Klang installiere? Niemand.

Welcher Fahrgast bringt dem Taxifahrer bei 35°C eine Wasserflasche mit? Oder dem Fahrzeugführer bei der Bahn? Oder dem Busfahrer? Wahrscheinlich niemand.

Wer bringt seinem Anwalt Wasser und Brote mit, wenn er sich von ihm beraten lässt? Ich fürchte niemand?

Warum sollten also gerade Handwerker besonders bevorzugt werden? Die arbeiten an/ in meinem Haus ja nicht für Logis - sondern für Geld. Von dem Geld können sie sich ihre Verpflegung auch selbst kaufen.

moin,

Üblich ist es nach wie vor, aber wie unten schon geschrieben wurde, kommt es auf den Ort der Baustelle an.
In einer bewohnten Wohnung arbeiten ist eben etwas anderes als im Keller eines Mietshauses.

Bei Firmen gibts fast grundsätzlich was oder man darf sich gleich frei am Kaffee bedienen.
Im privaten Bereich ist es auch durchaus üblich, wenn es denn angemessen ist.
Es kommt selten vor, dass man einen Kaffee oder Wasser vermissen würde. - mal ehrlich, Getränke hat man selbstverständlich dabei. Es ist ja ein materielles Dankeschön und nichts Benötigtes.

Es gibt aber auch Haushalte, da bekommt man nicht einmal Strom für die Maschinen :wink: Auch Wasser zum Arbeiten wurde schon mitgebracht. Aber das sind absolute Ausnahmen, da ist eben nix mehr zu retten.

keine Sorge, alles nach wie vor im Rahmen.

Ist tatsächlich oft so bei Arbeiten, welche mehrere Bewohner betreffen und es wäre vom Schnitt her auch anders, wäre jeder Bewohner einzeln dran. @Pierre hats ganz gut umschrieben.

grüße
lipi

Zunächst einmal irritiert mich die Einleiteschrift. Innerdeutsch hat man früher, bis 1989 etwas benannt, was den Verkehr beider deutscher Staaten untereinander betrifft. Ist es so, dass in eurem Haus ein kleiner Wessi-/Ossi-Konflikt schwelt?

Ich arbeite für größere Auftraggeber, die es GRUNDSÄTZLICH verbieten, Speisen, Getränke, Gelder, Geschenke und Sonstiges anzunehmen. Und ich glaube, heutzutage gehört es auch zu den Geschäftsgebaren, das sich meine Mitarbeiter beim Auftraggeber nicht durchfressen.

Das dürfte gemeinhin durchgestellt und bei vielen Leuten angekommen sein.

hi,

bleib mal bei einer Tasse Kaffee und nem süßen Teilchen. Das macht die Sache deutlicher als ne Flasche Wasser.

Man hat auf einer Baustelle nur schwer die Möglichkeit der Verpflegung mit frischem Kaffee. Da ist eine Tasse zwischen durch einfach eine nette Geste und deutlich mehr Wert als eine Dankeschön am Ende des Tages.

warum bevorzugt? Gibst du sonst kein Trinkgeld?
Beim Handwerker ist sinnvoll und praktisch umzusetzen, einen Kaffee anzubieten. Um Verpflegung gehts dabei doch gar nicht.
Auch Wasser bleibt ‚nur‘ eine nette Geste, jeder Handwerker wird selbstverständlich seine Getränke dabei haben.

Wie kommts, dass deine Meinung plötzlich so abweichend ist?

grüße
lipi

Hallo Tokei_ihto,

Abgesehen von der Wortwahl:
Von „durchfressen“ war nirgendwo die Rede.
Gezwungen wird kein Handwerker, etwas anzunehmen, er wird ja gefragt, ob er etwas möchte!

Und wenn du mein Posting aufmerksam gelesen hast/hättest (?), gibt es gerade im nicht großstädtischen Bereich oft gar keine Möglichkeit, vor Arbeitsbeginn (sehr oft 7 Uhr und vorher noch weite Anfahrtswege in die Firma) jausenmäßig etwas einzukaufen. Die Pause sollte ja der Erholung dienen, damit die Handwerker anschließend wieder gut weiterarbeiten können. Getränke kann man ja gerade noch mitnehmen, bei Essbarem wird es etwas unangenehmer, denn die Geschäfte schließen auf dem Land auch nicht erst um Mitetrnacht, sondern viele Stunden früher.

Bleib du ruhig bei deiner Meinung, die ich nicht teilen kann, ich bleib bei meiner und dabei, dass ich „meine“ Handwerker frage, ob sie Getränke - nein, natürlich kein Alkohol, sondern Mineralwasser - oder ein Weckerl mit etwas drinnen mögen.

Gruß

dafy

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