Innitiative für Grundeinkommen Schweiz

Hallo zusammen,

vor ein paar Tagen wurde in der Schweiz eine Innitiative für ein Grundeinkommen eingereicht. Ich weiss das war hier schon Thema vor langen Jahren. Was mich interessieren würde, und was ich nicht verstehe:

Ich hab mich in der Vergangenheit schon ein bisschen mit der Idee befasst und ich verstehe nur eines nicht. Vielleicht kann mir jemand auf die Sprünge helfen?

Also, ein grosser Teil des Grundeinkommens wäre sicher schon mit bereits bestehenden Sozialversicherungen gedeckt (IV, Sozi, Arbeitslosen etc.), damit wäre z.B. das GE von 2’500 CHF einer Verkäuferin gedeckt, die vielleicht im Monat 3’500 verdient (alles fiktional also egal ob brutto od. netto).

Der Arbeitgeber müsste also noch 1’000 drauf zahlen, der Rest käme ja vom GE. Was ich nicht verstehe, warum werden in diesen Konzepten rund ums GE die Arbeitgeber nicht stärker in die Zange genommen? Der müsste dann ja nur noch 1’000 drauf legen? Ich denke da z.B. an eine höhere Gewinnsteuer oder irgend so was in der Art des Unternehmens.

Ich hoffe es ist verständlich auf was ich raus möchte. Oder hab ich da einen kapitalen Denkfehler, bei dem mir wer auf die Sprünge helfen kann? Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass bei der Einführung eines Grundeinkommens die Mehrwertsteuer um ein X-faches erhöht werden müsste. Aber warum? Der Arbeitgeber müsste doch in diesem fiktionalen Fall nur noch 1000 drauf legen?

Wo liegt mein Denkfehler, kann mir wer weiterhelfen?

Danke und Gruss, Mirea

Hi,

Der Arbeitgeber müsste also noch 1’000 drauf zahlen, der Rest
käme ja vom GE.

Unter dem Bedingungslosen Grundeinkommen verstehe ich als Nichtfachmann ein Einkommen, daß jeder erhält. Das hat mit dem Gehalt, das er evtl. anderswo verdient, nichts zu tun, d. h. er erhält ein ganz normales Gehalt wie vorher.

Man korrigiere mich, wenn ich falsch liege (habe mich mit dem Thema nicht ausführlich beschäftigt).

Gruß S

Hi,

das Grundeinkommen wirde nicht versteuert - je höher es ist, um so mehr Einnahmen aus der Lohnsteuer entfallen. Man kann ja auch das sonstige Einkommen nicht endlos hoch besteuern. Und wenn man es tut, kriegt man ganz andere Probleme. Ein paar überschlagsmäßige REchenbeispiele für Steuerklasse I. basierend auf den Vorschlägen der Piraten:
BGE (bedingungsloses Grundeinkommen) 400Euro, Lst 45% einheitlich für alles, was drüber verdient wird:
Bruttolohn 1900, jetzt ca. 1200 netto, dann 1200 netto. Die man kriegt, auch ohne zu arbeiten. Ich weiß mindestens einen, der dann nicht mehr arbeiten gehen würde :smile:
Brutto 4000, netto jetzt 2400, Netto dann 2200.

BGE 1400, Lst 45%
Brutto 1900 dann netto 1400 ohne zu arbeiten, 1600 mit Vollzeitarbeit. Wer ist so blöd?
Brutto 3900. dann netto 2700.

Die geringen Verdiener hätten dann mehr oder gleich viel in der Geldbörse, würden aber vermutlich in großer Zahl die Arbeit niederlegen.
Jemand mit 400 rutto im Monat würde miese machen und erst bei sehr hohem BGE gleich oder mehr in der Tasche haben. a gibt es sicher auch den einen oder anderen, der sich das nochmal überlegt…

Und wie gesagt, je höher das BGE, um so höher der Ausfall an Steuereinnahmen. DAs rechne ich jetzt aber nicht durch :smile:
die Franzi

Hi,

stimmt, sorum habe ich es noch nicht gerechnet, also BGE plus das Brutto, was man jetzt hat. Meine REchnung oben funktioniert so, dass ich in dem Brutto, mit dem ich jeweils rechne, das BGE schon drin hab. Was nichts daran ändert, dass mein Bekannter die Arbeit niederlegen würde, wenn ihm jemand 1400 schenkt :smile:

Aber es verschärft das Problem noch… die Summen Geld, die für das BGE aufgebracht werden müssten (mind 400 pro Bürger… es heißt ja BEDINGUNGSLOS) würden die Sozialausgaben selbst bei 400Euro vervielfachen - es wären ja nicht nur die (vergleichsweise) paar HarztIVler und Arbeitlosen zu versorgen, sondern JEDER Bürger - statt 3 Millionen also 80 Millionen… eine Vereinheitlichung der Lohnsteuer auf 45% für alle (statt3x% Spitzensteuersatz) würde die Steuereinnahmen, verdreifachen? Ach ws, ich bin großzügig… verfünffachen!

die Franzi

Hallo,

das ist ein genial einfaches System: linke Tasche - rechte Tasche.
Das heißt, der Staat übernimmt die Verteilung, greift dem einen in die linke Tasche und tut dem anderen was in die recht Tasche.
Der mit der linken Tasche braucht natürlich eine Pipeline zur Notenpresse!
Wirklich an Genialität nicht mehr zu überbieten.

Gruß
Cassius

hi,
naja, vielleicht können wir ein grundeinkommen für alle noch gar nicht denken?
es stellen sich ja viele fragen und ganz neue perspektiven eröffnen sich.ich habe das gefühl,dass wir noch gar nicht verstehen was ein solch grundeinkommen für die lebensqualität und die kreativität einer gesellschaft bedeuten kann. wahrscheinlich begründet sich das unverständnis,gar das unvermögen das neue zu verstehen, darin,dass wir seit bismarks zeiten in ein abhängigkeitsverhältnis von staat und unternehmen geraten sind - und zwar geistig und wirtschaftlich.
möglicherweise sollten wir einmal gründlich unsere industriezeitaltergehirne einem check unterziehen um dann mit frischem geist "bedingungslos über ein neues einkommen für alle nachdenken mit welchem wir nicht mehr leben um zu arbeiten.
ich würde diese mammutaufgabe vergleichen mit der aktuellen debatte um den 150 jährigen benzinmotor:
bei seiner erfindung hat man ihn tatsächlich in pferdekutschen eingebaut - völlig deplatziert und unterfordert.bis man merkte,dass man dazu ein völlig neues konzept benötigt die heutige karosserie.
heute versucht man tatsächlich den e-motor in eine benzinkutsche einzubauen - derselbe schmarrn wie schon vor 150 jahren mit den kutschen - ein völlig neues konzept muss her.

das grundeinkomen braucht auch ein völlig,bis dato noch nicht erfundenes konzept. ich bin aber ganz sicher, dass wir ein solches in absehbarer zeit haben werden.

mkm

Solche Kommentare kann ich leiden.

Da haben sich namhafte Wirtschaftstheoretiker und Ökonomen der Sache angemommen und klar gezeigt, dass so ein System funktioniert…

…aber so Bildleser wie du, wissen es natürlich besser.

Konstruktiver wäre es,du würdest dich erstmal ein bisserl informieren und dem Thema dann mit echten Argumenten begegnen - die es ja durchaus gibt.

Hallo,

das Grundeinkommen wirde nicht versteuert - je höher es ist, um so mehr Einnahmen aus der Lohnsteuer entfallen.

Verstehe ich nicht. BGE bedeutet doch, dass es jeder bekommt, also auch diejenigen die Arbeiten. Also nicht al steuerfreien Betrag ihres Arbeitseinkommens sondern tatsächlich ausgezahlt. Wenn es dann dieses BGE gibt, dann ist das natürlich auch steuerfrei. Alles was dann verdient wird unterliegt logischerweise dann einer (höheren) Besteuerung. Es fallen ja auch mindestens die Beiträge zur AV und RV weg und auch die 0,9% KV-Beitrag für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Da ist also viel Luft für neue Steuern ohne, dass es der Bürger erstmal merkt. Vorher werden natürlich die Bruttobezüge endlich offen ausgewiesen, also so, dass der angebliche AG-Anteil Teil der Bruttobezüge ist, von dem dann alles abgeht.

auch das sonstige Einkommen nicht endlos hoch besteuern. Und wenn man es tut, kriegt man ganz andere Probleme. Ein paar überschlagsmäßige REchenbeispiele für Steuerklasse I. basierend auf den Vorschlägen der Piraten:
BGE (bedingungsloses Grundeinkommen) 400Euro,

1.400€ oder wirklich nur 400?

Lst 45% einheitlich für alles, was drüber verdient wird:
Bruttolohn 1900, jetzt ca. 1200 netto, dann 1200 netto. Die man kriegt, auch ohne zu arbeiten. Ich weiß mindestens einen, der dann nicht mehr arbeiten gehen würde :smile:
Brutto 4000, netto jetzt 2400, Netto dann 2200.

Sorry, ich kann die Berechnung nicht ganz nachvollziehen. Was wurde hier wie hoch versteuert und welcher SV-Anteil wurde berücksichtigt?

BGE 1400, Lst 45%
Brutto 1900 dann netto 1400 ohne zu arbeiten, 1600 mit Vollzeitarbeit.

Was wird hier gerechnet? Meine Rechnung wäre: 1.400 BGE + 1.900*(100-45%) = 2.445€.

Wer ist so blöd?

Jeder der sich mehr als 1.400€ an Ausgaben im Monat leisten möchte.

Brutto 3900. dann netto 2700.

Die geringen Verdiener hätten dann mehr oder gleich viel in der Geldbörse, würden aber vermutlich in großer Zahl die Arbeit niederlegen.

Glaube ich nicht. Wer mehr will, hat dann im Gegensatz zu jetzt ziemlich konkrete Vorstellungen vo dem, was er effektiv zusätzlich in der Tasche hat. Das ist heute noch nicht mal gegeben und manch einer schießt sich mit zusätzlicher Arbeit selbst ins Knie. Und wenn dann weniger Leute arbeiten zu den angebotenen Preisen arbeiten gehen wollen, dann werden die AG schon daruaf reagieren. Der Markt richtet das dann schon.

Jemand mit 400 rutto im Monat würde miese machen und erst bei sehr hohem BGE gleich oder mehr in der Tasche haben.

Ich verstehe diese Rechnung immer noch nicht.

a gibt es sicher auch den einen oder anderen, der sich das nochmal überlegt…

Davon bin ich überzeugt.

Und wie gesagt, je höher das BGE, um so höher der Ausfall an Steuereinnahmen.

Warum? Auch jetzt sind schon 8.004€ im Jahr steuerfrei. Mit dem BGE gäbe es nattürlich keinen Grund mehr für irgendwelche Steuervergünstigungen, Werbungskosten etc. Das wäre mit dem BGE gedeckt.
Ich mache mal folgende Rechnungen erstmal ohen Steuern auf:
Jetzt: 2.500€ Brutto 40% SV-Abgaben, wovon AN die Hälfte trägt, macht 2.000€ „netto“, die jetzt versteuert werden können.
Dann: Erstmal bekommt jeder 1.400€ ausgezahlt. Dann arbeitet der weiterhin. Jetzt wird aber der AG-Anteil der AN-Brutto aufgeschlagen, so dass erstmal 3.000€ Brutto dastehen. Rentenversicherung fällt weg (40% - 19,6%= 21,4%), AV auch weg (21,4% - 3% = 18,4%) und noch die 0,9% für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall macht 17,5% SV-Abgaben auf 3.000€, bleiben 2475€ zu versteuern. Das ist also schon mal mehr als vorher. Und da jetzt keine Werbungskosten und weitere Steuerfreibeträge abgezogen werden können, gehen wir spaßeshalber gleich von 45% aus. Bleiben 1.361,25€. Plus BGE hat der Mensch dann 2761,25€ zum vergeigeln.
Wer nur BGE hat, der bezahlt auch seine 17,5% und hat 1.155€ zum Leben. Es gibt heute schon viee, die für weniger als 1.600€ Brutto arbeiten, also dürften dann auch viele für 1.600€ netto mehr bereit sein zusätzlich zu arbeiten, um sich weitere Wünsche zu erfüllen.
Bei der Berechnung der 17,5% wurde übrigens vernachlässigt, dass die Beiträge viel niedriger wären, da dann JEDER einzahlt, während heute Ehepartner und Kinder kostenlos versichert sein können. Auch viele Rentner und Niedrigverdiener zahlen heute deutlich weniger als nach dem neuen Modell.
Bei den Steuerausfällen und zusätzlichen Ausgaben für das BGE wären sicher die Ausgabenausfälle für die ganzen Verwaltung der Arbeitslosen und Sozialhilfe (inklusive Wohngeld, BaföG usw.) und GRV (und genau hier sitzt eine große Lobby, die das verhindern wird) und eben eine höhere Bemessungsgrundlage und -steuersätze für das zusätzliche Einkommen gegenzurechnen.
Ein Problem wäre sicher eine Gestaltung, die die restliche Weltbevölkerung davon abhält, hierher zu kommen und 1.400€ im Monat zu kassieren. Es werden ja jetzt schon welche von wesentlich geringeren Sätzen angelockt.

Grüße

Hi,

ich habe anders gerechnet (warum auch immer) Ich habe das BGE vom Lohnbrutto abgezogen. Also das Brutto in meinen Beispielen von zB 3900 setzt sich zusammen aus 1400 (400) BGE und 2500 (3500) Gehalt. Warum auch imnmer ich drauf gekommen bin…

Bei der Berechnung der 17,5% wurde übrigens vernachlässigt, dass die Beiträge viel niedriger wären, da dann JEDER einzahlt,

Was für 17,5% meinst du?

[…]wären sicher die Ausgabenausfälle […] gegenzurechnen.

Wenn sich da mal nicht jemand verrechnet…

Es gibt heute schon viee, die für weniger als 1.600€ Brutto arbeiten, also dürften dann auch viele für 1.600€ netto mehr bereit sein zusätzlich zu arbeiten, um sich weitere Wünsche zu erfüllen.

Du träumst! Bei den 45% (und man braucht einen Satz in der Höhe) muss ich EINIGES mehr brutto verdienen, um es dann netto auf der Hand zu haben. Die Bevölkerung ist nicht arbeitsgeil.

Mit dem BGE gäbe es nattürlich keinen Grund mehr für irgendwelche Steuervergünstigungen, Werbungskosten etc. Das wäre mit dem BGE gedeckt.

Jo. und dann fangen alle an zu rechnen… das BGE muss ja dann…

  • für die anfallenden Steuervergündtigungen (Kindergeld, WErbungskosten, Pendlerpauschale, …) aufkommen
  • zumindest für einen Teil von Krankenkosten, Altersvorsorge, Lohnfortzahnlung etc - ich glaub das meinst du mit 17,5%, das das doch noch von BGE oder Lohn abgeht… aber das wird weniger Knete sein als jetzt, und wer ein bischen Grips im Hirn hat, legt sich was zur Seite - mehr als jetzt.

Thema Steuern etc: Jetzt ekomme ich zurück an WErbungskosten, was ich verbrauche. DAnn muss das das BGE abdecken. Das muss aber schon das Mehr an Lohnsteuer abdecken. und die (wenn meine Vermutung aus der Klammer im zweiten Spiegelstrich richitg ist) höheren Kosten für Arzt, Medikamente etc.
Außerdem, wenn das BGE für ALLE gleich ist und gewisse Steuerrückerstattungen oder -freibeträge ersetzen soll, dann ist das zwar gleich, aber nicht gerecht:

  • Ok, der Familienvater kriegt seine Kinderfreibeträge ersetzt, weil ja auch Frau und Kinder das BGE bekommen (übrigens ist dann ein Baby 400-1400 Euro wert. Meinst Du, das dann niemand mehr Kinder bekommt, weil es dafür Geld vom Staat gibt?)
  • Chronisch Kranke werden ihren Freibetrag los, der dann vom BGE abgeht - während ein Gesunder das gleiche BGE bekommt, aber die Zusatzkosten nicht hat (ich habe für die Zeit seit Anfang Dezember ca. 5000 Euro als Leistungsantrag bei KK und Beihilfe eingereicht. Auch ich zahle einen Selbstbehalt - dafür ist der Freibetrag da, den ich habe. Ich beschwere mich nicht, ich könnte es mir auch ohne Freibetrag leisten. Das geht aber nicht allen so, nicht mal allen, die das gleiche Netto haben wie ich. Dünneres Fell :smile:)
  • Pendler kriegen das gleiche BGE wie Nicht-Pendler. Wie sollen die Leute dann noch flexibel sein? Sie sind es doch jetzt schon nicht.
    … beliebig fortzusetzen.

Ich finde die Idee tatsächlich schön, aber sie berücksichtigt nicht, dass die Menschen in ihren Bedürfnissen verschieden sind. Für einen 20jährigen besteht die Welt aus seinen Altersgenossen, und der REst der Welt ist wurscht und eh viel zu alt (ja ich war ja auch mal 20)… mit der Einstellung rumzurennen, wenn man 20 ist, ist normal und ok. DAmit Politik zu machen ist gefährlich.

die Franzi

Hallo!

Ein paar überschlagsmäßige REchenbeispiele für Steuerklasse I.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) unter Beibehaltung gewohnter Besteuerung funktioniert natürlich nicht. Auf solcher Basis zu denken und zu diskutieren ist sinnlos. Vielmehr bringen die verschiedenen diskutierten BGE-Modelle einen umfassenden Systemwechsel mit sich. Einen ersten Überblick liefert http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundei…

Ich weiß mindestens einen, der dann nicht mehr arbeiten gehen würde …

Über genau diesen Punkt kommt das Denken vielerorts nicht hinaus, insbesondere bei Leuten, die sich mit den verschiedenen Modellen nie beschäftigten. Es geht beim BGE eben nicht daraum, alles zu lassen, wie es ist und ein Grundeinkommen gibt’s obendrauf.

Gruß
Wolfgang

Hi,

die Steuerklasse habe ich erwähnt, weil ich ja immer den Vergleich mit dem jetzigen Einkommen gezogen habe. Ich weiß schon, dass es die Steuerklassen beim BGE nicht mehr gibt.

Und was das Nicht-mehr-Arbeiten angeht: Wenn ich jedem, unabhängig von Vorgeschichte, Alter, Ausbildung, einfach von staatlicher Seite eine bestimmte Summe Geld gebe, und das mit Steuereinnahmen finanziere, dann MUSS ich mir auch überlegen, ob die dann auch trotzdem in genügender Anzahl arbeiten gehen. Und je höher das BGE, um so mehr LEute werden nicht mehr arbeiten gehen. Ob die dann für den REst ihres Lebens nicht mehr arbeiten gehen, ist irrelevant - sie müssen nur lang genug nicht arbeiten gehen und es muss genug von ihnen geben, um das ganze System kräftig zum Einsturz zu bringen
Ich persönlich fände ein BGE von 1400 Euro durchaus hoch genug, um mir zu überlegen, ob ich weiter arbeite.
Vermutlich würd es sich aber nicht ausgehen, da in der Praxis doch die Krankheitskosten zu hoch werden, und ich würde angesichts meiner gesundheitlichen Situation sowieso Geld zurücklegen müssen. Abgesehen davon wäre ich vermutlich so blöd und würde arbeiten, um nicht schuld am Bankrott zu sein. Eine Einkommenseinbuße wäre es für mich, solange das BGE nicht wahnsinnig hoch ist.

die Franzi

Die Praxis zeigt, dass die meisten Menschen nicht damit zurecht kommen, nicht mehr arbeiten zu müssen.

Fragt man Angestellte kurz vor der Pensionierung, ob sie sich vorstellen können trotzdem weiter für ihre Firma zu arbeiten ist die Antwort meist negativ, fragt 1 oder 2 Jahre später ist die Antwort fast immer positiv. Ohne eine Tätigkeit zu sein ist für viele Menschen nur solange erträglich, wie man eine Ersatztätigkeit hat oder ein Ende absehbar ist.

Aber mal ein ganz anderes Thema:

Letztendlich dient unser gesamtes Streben in der Wirtschaft der Optimierung und der Steigerung der Produktivität. Heutzutage braucht man nur noch einen Bruchteil des Personals wie vor, sagen wir, 50 Jahren.

Die Arbeit wird objektiv weniger!

Das heisst entweder müssen wir weniger Leute beschäftigen oder mehr Leute für kürzere Zeit. Vor diesem Hintergrund ist es irgendwie wiedersinnig, dass so viele Leute keinen Job haben, während sich andere 60 Stunden in der Woche abstrampeln (Von der Fachkräftemangel-Lüge wollen wir da mal nicht anfangen). Will sagen - mit einem BGE gibt es keinen Grund mehr 50 oder 60 Stunden im Büro zu schuften und dann wird es auch einen Wandel in der Industrie geben.

Es wäre für die Lebensqualität aller sicherlich ein Schritt nach vorn, wenn man eben nur noch 20 oder 30 Stunden in der Woche arbeiten müsste und trotzdem mit dem Geld hinkäme…

Guten Abend!

Und je höher das BGE, um so mehr LEute werden nicht mehr
arbeiten gehen.

Eines der auf Finanzierbarkeit geprüften und durchgerechneten Modelle geht von einem BGE von 1.000 € aus. Davon sind 200 € an die Krankenkasse zu zahlen. Bleiben 800 € monatlich. Das ist nur wenig mehr als die derzeitige Grundsicherung zzgl. Miete, also nicht sonderlich komfortabel.

Auch heute gibt es eine Schicht, die dauerhaft, manchmal über Generationen, vom staatlichen Transfersystem lebt, weder Veranlassung sieht, sich um Arbeit zu bemühen, noch realistische Chance auf Arbeit hat. An dieser Bevölkerungsschicht würde sich durch Einführung eines BGE nichts ändern. Diese Schicht ist auch mit Repressalien nicht in den Griff zu bekommen. Da müssten andere Mittel greifen, z. B. Verzicht auf das geplante Betreuungsgeld, statt dessen Kindergärten und flächendeckend Ganztagsschulen. Diese Unterschicht ist, wenn überhaupt, über das Bildungssystem zu beeinflussen. Aber nicht erst, nachdem sie mit dem (Verständnis-)Wortschatz meiner Katzen und als Analphabeten die Schule verlassen und in verkorksten Elternhäusern um alle Chancen gebracht wurden.

Wir leisten uns heute eine riesige Bürokratie, die sich in Sozialämtern und Jobcentern um das Verteilen von Transferleistungen kümmert. Ein beträchtlicher Teil dieser Bürokratie hat die Aufgabe „Fördern und Fordern“, ist damit aber überfordert und hat sich längst aufs Drangsalieren und Kriminalisieren verlegt. Ein weiterer Teil der Bürokratie prüft kleinteilig bis zur Krümelkackerei, ob ein alter Mensch Grundsicherung erhält. Weitere Bürokraten kümmern sich um Kindergeld und wieder andere um Bafög. Das sind ganze Großstädte voller Sesselwärmer, die nichts produzieren, keine Wertschöpfung zustande bringen und mit Einführung eines BGE überflüssig würden.

Die seriös durchgerechneten BGE-Modelle ermöglichen ein bescheidenes Leben, sind aber alles andere als ein Ruhekissen, das Menschen demotiviert, einer Arbeit nachzugehen.

Gruß
Wolfgang

Hi,

das mit der sich verändernden Arbeitswelt (weniger Arbeit) kann ich akzeptieren, da muss man reagieren. (wobei ich auch sehe, dass weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter sind und die Zahl schrumpfen wird… aber ich akzeptiere Dein A’rgument).
Dass mit dem bürokratischen Wasserkopf ist ein Stammtischargument, das akzeptiere ich nciht. Ich weiß, es beschäftigt viele Leute, vielleicht kann man die Bürokratie auch ein bisschen kürzen, aber die, die so schimpfen, denken nicht weit genug, und würden mit BGE böse auf die Nase fallen.
Erklär Du mir doch mal, warum es zB besser ist, die Steuererklärung und Freibeträge wegfaalen zu lassen und dafür BGE zu zahlen. Ich bin furchtbar gespannt.

die Franzi

Hallo,

ich habe anders gerechnet (warum auch immer) Ich habe das BGE
vom Lohnbrutto abgezogen. Also das Brutto in meinen Beispielen
von zB 3900 setzt sich zusammen aus 1400 (400) BGE und 2500
(3500) Gehalt. Warum auch imnmer ich drauf gekommen bin…

Na ok, dann kommen natürlich andere Ergebnisse raus. Ich habe dass BGE immer so verstanden, dass es eben jeder bekommt.

Bei der Berechnung der 17,5% wurde übrigens vernachlässigt, dass die Beiträge viel niedriger wären, da dann JEDER einzahlt,

Was für 17,5% meinst du?

Die Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung.

[…]wären sicher die Ausgabenausfälle […] gegenzurechnen.

Wenn sich da mal nicht jemand verrechnet…

Ich habe nicht geschrieben, dass sich das aufhebt, sondern dass es zumindest gegengerechnet werden muss.

Es gibt heute schon viele, die für weniger als 1.600€ Brutto arbeiten, also dürften dann auch viele für 1.600€ netto mehr bereit sein zusätzlich zu arbeiten, um sich weitere Wünsche zu erfüllen.

Du träumst!

Nein tue ich nicht. Es gibt Menschen, die für weniger arbeiten gehen.

Bei den 45% (und man braucht einen Satz in der Höhe) muss ich EINIGES mehr brutto verdienen, um es dann netto auf der Hand zu haben. Die Bevölkerung ist nicht arbeitsgeil.

Heute ist der Bevölkerung ja auch gar nicht bewusst, dass sie teilweise subventioniert wird. Ich führe hier bloß mal die gerade wieder heiß diskutierte Entfernungspauschale an. Aber sebstverständlich auch alle anderen Steuersubventionen. Auch der Familie mit einem Einkommensbezieher ist es wohl kaum bewußt, dass den Krankassenbeitrag für die Kinder und den Ehegaten andere bezahlen.
Wenn dann von den 1.400€ alles selbst bezahlt werden muss, dann gibt es genug, die mehr wollen. Heute wollen doch auch schon viele Leute mehr. Warum sollte das in Zukunft anders sein? Und in Zukunft fallen natürlich solche Faxen wie Wohngeld, Kindergeld, BaföG, Hartz 4 inklusive Wonhkosten, GEZ-Befreiung usw. usf. weg. Einfach mal ausrechnen, was dann noch nach Wohnkosten, Nahrung, Klamotten, Krankenversicherung und einem bescheidenen Luxus auf untererm Niveau übrig bleibt.

Mit dem BGE gäbe es nattürlich keinen Grund mehr für irgendwelche Steuervergünstigungen, Werbungskosten etc. Das wäre mit dem BGE gedeckt.

Jo. und dann fangen alle an zu rechnen… das BGE muss ja dann…

1.400€ stehen zur Diskussion und nicht ein Betrag, den sich jeder einzelne wünscht. Und selbstverständlich wäre das nichts, was einfach auf das jetzige System draufkommt, sondern etwas, dass es weitgehend ersetzt.

  • für die anfallenden Steuervergündtigungen (Kindergeld,
    WErbungskosten, Pendlerpauschale, …) aufkommen

Genau.

  • zumindest für einen Teil von Krankenkosten, Altersvorsorge, Lohnfortzahnlung etc - ich glaub das meinst du mit 17,5%, das
    das doch noch von BGE oder Lohn abgeht

Ja, das habe ich ja mal so hilfsweise hergeleitet.

… aber das wird weniger Knete sein als jetzt, und wer ein bischen Grips im Hirn hat, legt sich was zur Seite - mehr als jetzt.

Die 1.400€ sollen ein Grund einkommen sein und keine spätrömische Dekadenz für jedermann ermöglichen.

Thema Steuern etc: Jetzt ekomme ich zurück an WErbungskosten, was ich verbrauche. Dann muss das das BGE abdecken. Das muss aber schon das Mehr an Lohnsteuer abdecken.

Die decken das nicht für jeden Einzelnen ab, sondern es ist ein Grundeinkommen. Entscheidungen hängen dann in der Zukunf nicht mehr davon ab, ob irgendjemand anderes meine Entscheidung subventioniert, sondern allein davon, ab es sich für „meine“ Bedürfnisse lohnt zusätzlich die Arbeit X in Y aufzunehmen.
und die (wenn meine Vermutung aus der Klammer im zweiten Spiegelstrich richitg ist) höheren Kosten für Arzt, Medikamente etc.
Warum sind die höher als beim bestehenden System?

Außerdem, wenn das BGE für ALLE gleich ist und gewisse Steuerrückerstattungen oder -freibeträge ersetzen soll, dann ist das zwar gleich, aber nicht gerecht:

  • Ok, der Familienvater kriegt seine Kinderfreibeträge ersetzt, weil ja auch Frau und Kinder das BGE bekommen

Ja. Und das Ehegattensplitting fällt natürlich auch weg.

(übrigens ist dann ein Baby 400-1400 Euro wert. Meinst Du, das dann niemand mehr Kinder bekommt, weil es dafür Geld vom Staat gibt?)

Na und? Wo ist das Problem?

  • Chronisch Kranke werden ihren Freibetrag los, der dann vom BGE abgeht

Ich glaube der ist deutlich höher als der Steuereffekt dieses Freibetrages

  • während ein Gesunder das gleiche BGE bekommt, aber die Zusatzkosten nicht hat (ich habe für die Zeit seit Anfang Dezember ca. 5000 Euro als Leistungsantrag bei KK und Beihilfe eingereicht. Auch ich zahle einen Selbstbehalt - dafür ist der Freibetrag da, den ich habe. Ich beschwere mich nicht, ich könnte es mir auch ohne Freibetrag leisten.

Es wird in diesem Land niemals eine Einzelfallgerechtigkeit geben können. Der Verwaltungsaufwand ist jetzt schon immens und wird allein mit dem Argument begründet, dass es sozial gerecht wäre.

Das geht aber nicht allen so, nicht mal allen, die das gleiche Netto haben wie ich. Dünneres Fell :smile:)

Naja, dafür sinken die Kassenbeiträge. Und auch jetzt hat eben ein Nichtkranker weniger Ausgaben, da er keine Ausgaben für Zuzahlungen oder die Praxismaut hat. Ist das ungerecht? Sollten nicht Gesnde eigentlich noch mehr Beiträge zahlen?

  • Pendler kriegen das gleiche BGE wie Nicht-Pendler. Wie sollen die Leute dann noch flexibel sein? Sie sind es doch jetzt schon nicht.

Flexibilität fängt im Kopf an. Wenn sich die Arbeit X in Y für mich lohnt, mache ich sie, wenn nicht lasse ich es. Extrem flexibel. Und jemand mit 15% Steuersatz muss sich auch nicht mehr einbilden, der Staat beteiligte sich mit 30ct am Entfernungskilometer. Ich möchte nicht wissen, wieviele Entscheidungen heute aufgrund solcher falschen Annahmen getroffen werden.

… beliebig fortzusetzen.

Selbstverständlich.

Ich finde die Idee tatsächlich schön, aber sie berücksichtigt
nicht, dass die Menschen in ihren Bedürfnissen verschieden
sind.

Das kann doch auch nicht Aufgabe des Staates sein, jedem ein Einkommen nach seinen Bedürfnissen zu garantieren. Es soll ein Grund einkommen sein. Das wird effektiv nicht viel mehr sein als heute Hartz 4. aber eben ohne jeden Zwang. Dafür wird es ein extrem transparentes System, in dem jeder weiß, was er bezahlt und was er rausbekommt.
Schau Dich mal allein hier im Forum um, wie oft gefragt wird, ob und welches Einkommen irgendwie bei Rente, Hartz 4, beitragsfeier Familienversicherung, BaföG etc. pp. angerechnet wird. Das ist nicht mehr zu überblicken und eine an sich sinnvolle Entscheidung im Rechtsgebiet a kann schon mal durch negative Ergebnisse in Rechtsgebiet 2 zu einem insgesamt negativen Ergebnis führen. Und was da alleine für Energie drauf verwendet wird, das rauszufinden oder entsprechende Gestaltungen vorzunehmen. Was da an Energie und Lebensfreude frei würde, wenn sowas wegfiele. Das ist gar nicht im Euro auszudrücken.

Für einen 20jährigen besteht die Welt aus seinen Altersgenossen, und der REst der Welt ist wurscht und eh viel zu alt

Aber bekäme ja auch 1.400€, immerhin mehr als heute schon viele Rentner haben. Und die haben ja auch ein Leben lang Zeit für sich zu entscheiden, ob sie a) zusätzlich noch Arbeiten gehen und b)) etwas zurücklegen. Und sie müssen dabei keine Angst haben, dass sich die Entscheidung für a und/oder b später mal rächt, weil alles für die Hartz-4 Anrechnung draufgeht.

(ja ich war ja auch mal 20)… mit der Einstellung rumzurennen, wenn man 20 ist, ist normal und ok. DAmit Politik zu machen ist gefährlich.

Man sollte aber auch nicht zuviel von Politik oder einzelenen Vorhaben erwarten. Die 20-jährigen wird das BGE nicht viel ändern. Aber auch sie werden merken, dass ihnen 1.400€ nach KV, Miete für die eigene Wohnung, 2 Handys, PC samt Internet, jeden Tag Party und Auto eventuell nicht reichen.
Es wird keine Einzelfallgerechtigkeit geben, da jeder Gerechtigkeit für sich selbst anders bewertet. Aber gerechter im Sinne von transparent und nachvollziehbar wäre ein BGE auf jeden Fall. Daran änderte auch nichts, wenn sich dann drei Leute schlechter stellen als jetzt.

Grüße

Hi

Meinst Du mit namhaften Ökonomen Leute wie z.B. John Keynes? Wohin Thesen solcher glorreicher Wirtschaftstheoretiker führen kannst Du 1:1 bei den PIIGS Staaten sehen: ausser einer exorbitanten Staatsverschuldung gar nichts.

BGE? ich habe selten so einen Schwachsinn gehört, dafür höre ich schon die Linkspopulisten, Sozialisten und Kommunisten: Kapitalismus abschaffen, man könnte fast meinen, dass diese Neunmalklugen sich die UDSSR wieder herbei wünschen?

Solchen Leuten empfehle ich ein Ticket Pjöngjang-Einfach, dort gehts bis auf den Apparatschiks allen gleich, zwar gehts denen dreckig, aber immerhin muss man so nicht seinen Nachbarn beneiden der mehr verdient, wahnsinn!

bye

l.

Hallo,

ich habe mich ebenfalls schon mit dieser Thematik befasst. Das Schweizer Modell kenne ich nicht, aber in Deutschland wurden - soviel ich weiß - zwei verschiedene Grundmodelle diskutiert:

In der ersten Variante, die wohl auch als Bürgergeld bezeichnet wird, zahlt das Finanzamt allen Bürgern, deren Einkommen (gemeint ist die Summe aller Einkünfte, also Gewinne aus selbständigen Tätigkeiten, Arbeitsentgelte, Kapitalerträge, Mieteinnahmen etc.) unter einem bestimmten Betrag X liegt, die Differenz sozusagen als „negative Einkommensteuer“ aus. Dieses Modell liegt offensichtlich Deinem Beitrag zugrunde.

In der zweiten, radikaleren Variante zahlt das Finanzamt allen Bürgern, unabhängig von ihrem sonstigen Einkommen oder Vermögen das gleiche bedingungsloses Grundeinkommen (BDG). Wer damit zufrieden ist, braucht nicht mehr zu arbeiten. Wer trotzdem arbeitet oder auf andere Weise Einkünfte erzielt, dem wird Nichts angerechnet oder abgezogen. Diese Variante sieht zugleich die Abschaffung aller anderen staatlichen Transferleistungen vor. Damit werden auch die Kosten für die Bewilligungs- und Kontrollbürokratie eingespart. Finanziert werden soll das BDG aus Steuern, und zwar entweder aus einem ausgewogenen Mix aus Einkommens- und Verbrauchssteuern oder sogar (unter Abschaffung der Einkommensteuer) ausschließlich aus Verbrauchssteuern. In einer solchen Gesellschaft ist Niemand mehr gezwungen, aus wirtschaftlicher Not eine ihm unangenehme Arbeit zu übernehmen. Wer seine Arbeit gern macht, wird sie vermutlich trotz des BDG weiter machen. Für die eher unangenehmen Arbeiten wird man wahrscheinlich nur noch zu deutlich höheren Gehältern Bewerber finden.

Für dieses Modell spricht, dass die Menschen das tun können, was sie gerne tun, ohne den Zwang, damit ausreichend Geld verdienen zu müssen. Und nach meiner Erfahrung macht man das, was man gerne tut, zumindest nach einer gewissen Zeit meistens auch gut.

Gegen das Modell spricht meine Skepsis, ob meine Artgenossen und ich in einer solchen Welt, weitgehend frei von wirtschaftlichen Zwängen, langfristig zufrieden wären.

Allerdings finde ich auch den gegenwärtigen Zustand in Deutschland mit seinem Wildwuchs aus steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Ausnahmetatbeständen und seinem Hin und Her an Zahlungen und Forderungen zwischen Bürgern, Sozialkassen und den verschiedenen staatlichen Ebenen, das Niemand mehr überblickt und dessen Verwaltung uns viel Geld kostet, ausgesprochen schlecht. Trotz hoher Verschuldung mischt sich der Staat, vor allem im Sozialbereich, in immer mehr persönliche Belange seiner Bürger ein. Die Versuchung ist groß, hier durch Einführung des BDG einen Schnitt durchzuführen.

Gruß, Martin

BaB *gg*

Hallo,

ich bin sowas von Unexperte, aber das Thema hat mich auch interessiert.

Meine Idee hatte allerdings einen anderen Ansatz: es gibt ein Grundeinkommen (das Existensminimum) und wer mehr will, geht arbeiten.

Das Grundeinkommen bekommt jeder - unabhängig vom persönlichen Vermögen, Einkommen, Kinder etc. Dafür werden alle anderen Bezüge gestrichen (Sozialversicherung, Arbeitslosengeld, Wohngeld, Erziehungsgeld etc.). Dafür wird ein erheblicher Verwaltungsaufwand bei den entsprechenden Ämtern eingespart.

Geht man arbeiten, dann wird dies ganz normal vergütet, also unabhängig vom Grundeinkommen.

Ein weiterer Schritt wäre eine einheitliche Steuer - alle zahlen den gleichen Prozentsatz vom Einkommen, was ebenfalls zu einer erheblichen Entlastung der Ämter führt.

Irgendwie klingt das danach, dass alle gesichert wären. Und wenn alle gesichert sind, dann kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren: Nächstenliebe, Kunst, Kultur, politisches Engagement, Bildung, Erziehung und Familie.

Geht eine solche „Rechnung“ volkswirtschaftlich" überhaupt auf? Gibt es Pilotprojekte und ist sie gerecht?

Viele Grüße

das grundeinkomen braucht auch ein völlig,bis dato noch nicht
erfundenes konzept. ich bin aber ganz sicher, dass wir ein
solches in absehbarer zeit haben werden.

Hallo,

genau das ist der Punkt. Beim BGE geht es darum, ein neues Konzept zu finden - wir müssen/wollen davon weg den Wert eines Menschen aus seiner Arbeit zu definieren.

Genau das will in die Köpfe vieler Leute noch nicht hinein, dass jemand etwas bekommt, ohne dafür etwas zu leisten - dies würden viele als ungerecht empfinden. Dies ist aber m.E. ein falsches Gerechtigkeitsempfinden. Wenn wir jeden erst mal mit der materiellen Basis für ein menschenwürdiges Leben ausstatten, geben wir jedem die Freiheit und Unabhängigkeit selbst zu entscheiden ob und wieviel er noch zusätzlich arbeiten will.

Jeder darf/kann jetzt selbst entscheiden ob er

  • mit dem Minimum auskommen und nichts arbeiten will,
  • sich eine Beschäftigung sucht, um etwas sinnvolles zu tun (u.U. auch im ehrenamtlichen oder schlecht bezahlten Bereich)
  • mehr oder weniger viel arbeitet, um sich mehr oder weniger viel Luxus gönnen zu können
  • oder, oder … (was weiß ich, was den Leuten alles einfällt)

Die Finanzierung, die viele als Gegenargument vorschieben, scheint mir nicht so schwierig. Gehen wir mal von EUR 1.000,- pro Monat (was ich +/- x für eine realistische Größenordnung halte um ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben zu führen) kommen wir für Deutschland auf Kosten von ca. 80 Milliarden pro Monat = 960 Milliarden pro Jahr. Das Sozialbudget im Jahr 2010 lag bei 760 Milliarden, so groß ist die Deckungslücke also gar nicht.

Natürlich gibt es viele Probleme im Detail, die noch zu lösen wären.
Sie hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen, aber ich bin überzeugt, dass es für jedes dieser Probleme eine praktikable Lösung gibt.

Aber wir müssten halt lernen umzudenken und unsere Gesellschaft radikal zu ändern. In einer solchen Gesellschaft gäbe es keine „arbeitscheuen Hartz-4-ler“ mehr, sondern nur noch Menschen, die ihr gutes Recht nutzen bescheiden, aber ohne sich den Zwängen der Arbeitswelt zu unterwerfen, ihr Leben zu leben.

Gruß
Werner