Hallo,
genau das ist der Punkt. Beim BGE geht es darum, ein neues
Konzept zu finden - wir müssen/wollen davon weg den Wert eines
Menschen aus seiner Arbeit zu definieren.
es geht nicht um den Wert eines Menschen, sondern um dessen Einkommen.
Genau das will in die Köpfe vieler Leute noch nicht hinein,
dass jemand etwas bekommt, ohne dafür etwas zu leisten - dies
würden viele als ungerecht empfinden.
Ich denke, die wenigsten haben ein Problem damit, arbeitsunfähigen Menschen, Rentnern und - um es allgemein zu formulieren - Bedürftigen ein Einkommen zu finanzieren, das ohne Gegenleistung ausgezahlt wird. Ungerecht fänden es hingegen wohl nicht wenige, wenn alle die Möglichkeit hätten, Einkommen ohne Gegenleistung zu erhalten.
falsches Gerechtigkeitsempfinden. Wenn wir jeden erst mal mit
der materiellen Basis für ein menschenwürdiges Leben
ausstatten,
Das nennt sich Grundsicherung oder meinetwegen Hartz IV. Wie man hört, ist es wohl nicht allzu schwer, diese Leistung zu erhalten, ohne eine Gegenleistung zu erbringen, wenn man für einen Moment unterstellt, daß gelegentliche Besuche und das Beibringen von Bestätigungen nicht wirklich eine Gegenleistung darstellen.
- sich eine Beschäftigung sucht, um etwas sinnvolles zu tun
(u.U. auch im ehrenamtlichen oder schlecht bezahlten Bereich)
- mehr oder weniger viel arbeitet, um sich mehr oder weniger
viel Luxus gönnen zu können
Wenn man die Diskussionen hier in den letzten Jahren aufmerksam verfolgt hat, muß man bezweifeln, daß es sich bei allem, was über die Grundsicherung hinausgeht, um Luxus handelt. Stattdessen wird vehement der Standpunkt vertreten, mit der Grundsicherung sei nicht einmal das abgedeckt, das für ein menschenwürdiges Leben unbedingt erforderlich ist.
Die Finanzierung, die viele als Gegenargument vorschieben,
scheint mir nicht so schwierig. Gehen wir mal von EUR 1.000,-
pro Monat (was ich +/- x für eine realistische Größenordnung
halte um ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben zu
führen) kommen wir für Deutschland auf Kosten von ca. 80
Milliarden pro Monat = 960 Milliarden pro Jahr. Das
Sozialbudget im Jahr 2010 lag bei 760 Milliarden, so groß ist
die Deckungslücke also gar nicht.
Das stimmt; ich habe allerdings Zweifel, daß sich ein gesellschaftlicher Konsens darüber erzielen läßt, daß die Summe aller Sozialausgaben pro Bürger auf 800 Euro im Monat begrenzt wird.
Kürzungen bei Alters- und Berufsunfähigkeitsrenten mag man noch hinnehmen können, aber daß man zukünftig auf Operationen und Medikamente einige Jahrzehnte wird sparen müssen, dürfte kaum zu vermitteln sein.
Natürlich gibt es viele Probleme im Detail, die noch zu lösen
wären.
Als da wären die Finanzierbarkeit und das Stricken eines neuen Typs Mensch.
Sie hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen, aber ich bin
überzeugt, dass es für jedes dieser Probleme eine praktikable
Lösung gibt.
An der zweiten Voraussetzung sind schon ganze Systeme gescheitert und wir scheitern gerade an der Finanzierbarkeit unseres Lebenswandels auf heutigem Niveau. Eine Erhöhung der jährlichen Neuverschuldung auf fröhliche 500 Mrd. Euro halte ich weder für realisierbar noch für vernünftig.
Aber wir müssten halt lernen umzudenken und unsere
Gesellschaft radikal zu ändern. In einer solchen Gesellschaft
gäbe es keine „arbeitscheuen Hartz-4-ler“ mehr, sondern nur
noch Menschen, die ihr gutes Recht nutzen bescheiden, aber
ohne sich den Zwängen der Arbeitswelt zu unterwerfen, ihr
Leben zu leben.
Dann würde ich gerne für das Recht eintreten, zu 100% über mein Einkommen verfügen zu dürfen; ich Gegenzug würde ich versprechen, alle anderen so leben zu lassen wie sie gerne möchten.
C.