Hallo Mirea,
das Konzept eines Grundeinkommens, so wie Du es beschreibst, scheint mir nicht funktionsfähig. Wenn jede Person einen Betrag erhält, der alleine ein bescheidenes Auskommen ermöglicht, muß es auf der anderen Seite Staatseinnahmen geben, aus denen das finaziert wird, also Steuern, Abgaben. Wenn also der Arbeitgeber nur noch einen geringen Zusatzlohn zahlen muß, müssen die Steuern anders generiert werden, z. B. durch eine exorbitant hohe Mehrwertsteuer, und dann reicht ein bescheidenes Grundeinkommen nicht mehr aus.
Es gibt aber noch andere Konzepte, wie z. B. das der negativen Einkommenssteuer. Wer wenig Lohn erhält, bekommt einen zusätzlichen Betrag ausbezahlt, die negative Einkommenssteuer, die so bemessen ist, daß es zum Existenzminimum reicht, wenn kein weiteres Arbeitseinkommen vorhanden ist. Im Grunde haben wir schon ein ähnliches System, mit Arbeitslosengeld, Hartz 4, Pensionen, Aufstockungen usw.
Der wichtigste Unterschied ist die Nicht-Freiwilligkeit im derzeitigen System und der Verwaltungsaufwand für „Fördern und Fordern“.
Es gab in Nordamerika Experimente über die sozialen Auswirkungen des Grundeinkommens, z. B. MINCOME in den 1970er Jahren in Kanada.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mincome
http://economix.u-paris10.fr/pdf/seminaires/H2S/forg…
Ich habe den pdf-Text nur überflogen, im letzten Abschnitt wird erwähnt, daß nur wenige Menschen sich für ein Leben rein auf Basis des Grundeinkommens entschieden haben, ohne sonst zu arbeiten, die Effekte eines „verminderten Arbeitsanreizes“ also sehr moderat waren. Das erscheint mir plausibel, denn ich bin mir sicher, daß die weitaus meisten Menschen ein starkes Bedürfnis haben, sich sinnvoll in ihre Gemeinschaft einzubringen und Anerkennung zu finden.
Deshalb halte ich das Grundeinkommen prinzipiell für finanzierbar, bei vernünftigen Konzepten sogar ohne hohen Mehraufwand.
Unser derzeitiges System wird durch Kräfte aufrechterhalten wie Gier und Ehrgeiz auf der einen Seite, Angst vor dem Abstieg und Fall nach unten anderseits, und innere Leere, welche es durch Konsum zu überdecken gilt. Wenn nun aus dieser unguten Mischung die Angst herausgenommen oder zumindest stark reduziert werden könnte, hätte das nur Vorteile:
Weniger Angst - das würde wahrscheinlich mehr Kreativität ermöglichen, die wir für die Lösung unserer heutigen Probleme ohnedies brauchen. Potentielle Arbeitnehmer hätten auf dem Arbeitsmarkt bessere Karten als jetzt, und manche Arbeitgeber mit ausbeuterischem Geschäftsmodell hätten es nicht mehr so leicht wie derzeit.
Grüße,
I.