Integrationspolitik Schule und Papstbesuch

Hi KamikazeKatze,

In der Schule ist Reliunterricht/ sollte Reliunterricht kein
Pflichtfach sein. Ethik und/oder Philosophie sollten als
Alternative angeboten werden.

zumindest von Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und
Berlin weiß ich, dass dem so ist.

Gibt es kein Ersatzfach für den Religionsunterricht für anders Gläubige?
Zum. kenne ich das so, dass Ethik als Ersatzfach angeboten wurde.

Es gibt in einigen Bundesländern auch Wahlpflichtfächer zwischen Reli und Ethik (manchmal auch Philosophie).

mfg,

Hanzo

Hi legolas,

du hast die Kirchenersatzsteuer vergessen. Sie ist zwar
niedriger aber immer noch vorhanden.

Kannst du mir mal ein paar mehr Infos darüber geben? Die Steuer kenne ich nämlich garnicht und habe auch nichts dazu gefunden.

An den meisten Schulen
wird der Ersatzunterricht ab der neunten Klasse angeboten. Und
an meiner Schule sind so langsam mehr Schüler in
Ethik/Philosophie
als in Reli :wink:

Gut, ich kenne es noch aus meinen Schulen, dass man ab der 6. oder 7. Klasse selber entscheiden darf, ob man in Reli oder Ethik geht. Vorher haben das die Eltern festgelegt.
Gut, ist aber anscheinend nicht auf allen Schulen so, was ich schade finde, da niemand zum Reliunterricht gezwungen werden sollte.

Gruß,

Hanzo

Hi,

Religionsunterricht an staatlichen Schulen, wie er
nach meinem Verständnis auszusehen hätte, müsste den Schülern
Basiskenntnisse aller bedeutenden Religionen und damit im
Zusammenhang Kenntnisse anderer Kulturen,
Gesellschaftsordnungen und Wertvorstellungen vermitteln.

Das wäre das Ideal, aber keine der Glaubensgemeinschaften wird
dies zulassen.

Bei mir an der Schule hat das gut geklappt. Im Reliunterricht hatten wir ein Jahr lang andere Religionen unter die Lupe genommen. Vom Hinduismus, Judentum, Islam, Buddhismus, ja sogar die Sekten haben wir behandelt(gut die Sekten erst das Jahr drauf).
Es kamen sogar Vertreter in einzelnen Stunden vorbei, die uns etwas über ihren Glauben erzählt haben und für eine Fragenrunde auch zur Verfügung standen.

Niemand hatte ein Problem damit.

mfg,

Hanzo

Hallo,

Und das spürt man halt noch in der Kirchensteuer und in der
Schule.

die "Kirchen"steuer können aber auch andere anerkannte Religionsgruppen vom Staat eintreiben lassen. Manche tun das auch.

Gruß
T.

ein kleines Märchen
Hallo auch,
ich würde euch auch gerne eine Geschichte zum Thema Religionsunterricht erzählen:

Es war einmal ein kleines Mädchen, das ging in seinem kleinen Dorf mit allen seinen Freunden zum Kindergarten und war glücklich und zufrieden. Dann kann der Tag, an dem das Mädchen in die Schule kam. Diese war im Nachbarort und hatte zwei erste Klassen.
Aber was musste das Mädchen am ersten Schultag feststellen? Alle 15 Kinder aus dem Ort des Mädchens waren in einer Klasse, das Mädchen als einziges Kind des Dorfes in der anderen. Da weinte das Mädchen sehr und klagte deinem Vater ihr Leid. Da der Vater aber seine Tochter liebte, wie sein Augenlicht, beschloss er den Direktor des Mädchens aufzusuchen und zu bitten, seine Tochter in die andere Klasse zu versetzten. Dieser aber antwortete: „Eure Tochter hat die falsche Konfession. In der einen Klasse sind auch organisatorischen Gründen nur Katholiken und eure Tochter ist eben Protestantin. Darauf erwiderte der Vater, dass es im nichts ausmache, seine Tochter diese eine Stunde in der Woche in den katholischen Unterricht zu schicken, wenn sie nur bei ihren Freunden sein dürfte. Aber der eierlose Pädagoge hätte sich dafür persönlich bei oberen Instanzen einsetzen müssen und das tat er nicht.
So verbrachte das Mädchen seine ersten vier Schuljahre in einer anderen Klasse. Seine Freundinnen aber verlor es nach und nach und nun ist sie im Dorf nur noch mit einem Mädchen befreundet. Der Vater aber verfluchte den Direktor und alle Konfessionen, trat aus der Kirche aus und schuf sich seinen eigenen Glauben.
Merke: mit einem einheitlichen Unterricht (Lehre über alle Religionen + Ethik) wäre allen geholfen

Bye
Leo

Hallo,

Bei mir an der Schule hat das gut geklappt. Im Reliunterricht
hatten wir ein Jahr lang andere Religionen unter die Lupe
genommen. Vom Hinduismus, Judentum, Islam, Buddhismus, ja
sogar die Sekten haben wir behandelt(gut die Sekten erst das
Jahr drauf).

Jetzt bin ich aber verwirrt… ich nehme an du hattest ev. oder kath. Reli-Unterricht? Also hast du ja mindestens eine Sekte intensiver behandelt.

Gruß

Anwar

in Berlin gibt es keine Hauptschulen mehr?

Nein, inzwischen nicht mehr. Irgendwie bin ich auf die Schnelle zu blöd, das passende Statement der Senatsverwaltung zu finden, dafür hier:

http://www.morgenpost.de/berlin/article1091882/In_Be…

Was gibt es stattdessen?

Sekundarschule und Gymnasium, siehe hier:
http://www.berlin.de/sen/bildung/bildungswege/

Ich habe mal gegoogelt und das hier:

http://www.berlin.de/sen/bildung/bildungswege/haupts…

gefunden.

Das ist die alte Datei, die wohl noch nicht aus dem Archiv verschwunden ist.

Jetzt bin ich aber verwirrt… ich nehme an du hattest ev.
oder kath. Reli-Unterricht? Also hast du ja mindestens eine
Sekte intensiver behandelt.

Das kann, muss aber nicht. Es hängt doch maßgeblich eh davon ab, was gemacht wird und wie.

Ich bspw. bin ein Jahrgang, bei dem es (vor über 20 Jahren) gar kein „ob“ in der Frage gab. Es gab auch keine Alternative „Ethik“. Ich habe an zwei Grundschulen und zwei weiterführenden Schulen (Gymnasien) Religionsunterricht genossen und kann mich über keine dieser Unterrichte beklagen. Alle waren auf ihre Art toll, wir haben viel über andere Religionen gelernt, viel Ethik, noch mehr Philosophie, zumindest dann in der Oberstufe.

Ähnliche Erfahrungen kann ich aus der Mehrheit der Religionsunterrichte sagen, die ich am eigenen Nachwuchs oder im Freundeskreis mitbekommen habe. Da gab es allerdings auch „grausame“ Ausreißer in die andere Richtung. Relevante Bundesländer: NRW, Hessen, Niedersachsen, Berlin, Rheinland-Pfalz.

Meine Statistik unter Bezug zur Qualität des Ethikunterrichtes fällt da eindeutig zugunsten von Reli aus. Nur will das im Zweifel gar nichts sagen, weil es von der Lehrkraft abhängt.

Wichtig finde ich nur, DASS etwas in der Art nicht nur ein Jahr, sondern durchgängig unterrichtet wird. Schon die Fragestellung hier ist ein Indiz dafür, wie wichtig es ist, wenigstens in Grundzügen Ahnung zu haben - und wie wenig tatsächlich exisitiert. Auch was die Anfälligkeit gegenüber tatsächlichen Sekten angeht, ist Wissen nun mal besser als Unwissen.

Jetzt bin ich aber verwirrt… ich nehme an du hattest ev.
oder kath. Reli-Unterricht? Also hast du ja mindestens eine
Sekte intensiver behandelt.

Das kann, muss aber nicht. Es hängt doch maßgeblich eh davon
ab, was gemacht wird und wie.

Mein Kommentar war eher eine Anspielung auf das Wort „Sekte“. Denn das Christentum ist ja nur eine Sekte des Judentums.

Meine Statistik unter Bezug zur Qualität des Ethikunterrichtes
fällt da eindeutig zugunsten von Reli aus. Nur will das im
Zweifel gar nichts sagen, weil es von der Lehrkraft abhängt.

Doch, du triffst den Nagel auf den Kopf, damit, dass es von der Lehrkraft abhängt. Denn leider ist es so, dass der Ethik-Unterricht in den meisten Schulen nicht von ausgebildeten Fachkräften unterrichtet wird. Stattdessen erfolgt die Zuteilung nach Religionszugehörigkeit. Meine Frau (konfessionslos) muss daher eigentlich jedes Jahr für den Ethik-Unterricht herhalten (weil sie eben über den Anschein der Parteinahme erhaben ist), obwohl sie dazu weder ausgebildet (Studium Deutsch und Englisch) noch besonders am Fach interessiert ist.

Anders verhält es sich eben beim Reli-Unterricht, der eben von spezialisierten Fachkräften gegeben wird, die auch Interesse an der Sache haben.

Gruß

Anwar

Hallo Leo,

ach wäre das schön, wenn es nur ein Märchen wäre!

Merke: mit einem einheitlichen Unterricht (Lehre über alle Religionen :+ Ethik) wäre allen geholfen

Da sind unsere Ossis den Wessis um Längen voraus.

Gruß
Cassius

Hallo Leo,

es kann aber auch ganz anders sein.

Meine Tochter besucht beispielsweise - wie meine Schwestern und ich bereits vor ihr - eine katholische Privatschule. Nicht aus irgendwelchen (bei mir sowieso nicht vorhandenen) Glaubensgründen, sondern schlicht und ergreifend, weil es die mit Abstand beste Schule hier ist.

Und ja, es ist dort tatsächlich Pflicht, entweder den katholischen oder den evangelischen Religionsunterricht zu besuchen. Ethik wird an der Schule nicht unterrichtet.

Aber weißt Du was? Das Ganze ist völlig unproblematisch. An der Schule sind neben Katholikinnen und Protestantinnen auch ganz selbstverständlich Musliminnen, Hindus und sogar die Kinder bekennender Atheisten.

Auch der Unterricht ist weit entfernt davon, irgendeine Form von Indoktrination darzustellen. Gebete oder sonst irgendein Pipapo finden nicht statt und es gibt auch keinerlei Pflicht, den Gottesdienst zu besuchen. In der Unterstufe werden hauptsächlich Geschichten aus der Bibel behandelt, in der Mittelstufe liegt das Schwergewicht bei den Weltreligionen und in der Oberstufe befasst frau sich mit ethischen Fragen aller Art. Letztendlich wird ein Wissenspaket vermittelt, das nicht zu einer bestimmten Religion hinführt, sondern hilft, diese unsere abendländische Kultur und unsere Geschichte zu verstehen - etwas, das allen, gleich welchen Glaubens, nicht schadet. Noch heute könntest Du mich in einer x-beliebigen Kirche fallen lassen und ich könnte Dir sofort sagen, ob es eine katholische oder eine evangelische ist. ;o)

Grüße

=^…^=
*atheistin*

Hallo!

Auch der Unterricht ist weit entfernt davon, irgendeine Form
von Indoktrination darzustellen. Gebete oder sonst irgendein
Pipapo finden nicht statt und es gibt auch keinerlei Pflicht,
den Gottesdienst zu besuchen. In der Unterstufe werden
hauptsächlich Geschichten aus der Bibel behandelt, in der
Mittelstufe liegt das Schwergewicht bei den Weltreligionen und
in der Oberstufe befasst frau sich mit ethischen Fragen aller
Art. Letztendlich wird ein Wissenspaket vermittelt

Ist das nicht der Normalfall an staatlichen Schulen?
Ich erinnere mich an die Klage eines Pfarrers, dass die Religionslehrer ihre Schüler nicht zum Besuch des Gottesdienstes animieren dürfen.
Gruß!
H.

Vielen Dank!

Gruß
Tina

hi

So verbrachte das Mädchen seine ersten vier Schuljahre in
einer anderen Klasse. Seine Freundinnen aber verlor es nach
und nach und nun ist sie im Dorf nur noch mit einem Mädchen
befreundet.

Wenn das Mädchen es nicht schafft über den Tellerrand hinauszusehen und in vier Jahren neue Freundinnen zu finden, dann liegt das Problem nicht (nur) beim Religionsunterricht.

Gruß
Edith

Hi,

Jetzt bin ich aber verwirrt… ich nehme an du hattest ev.
oder kath. Reli-Unterricht? Also hast du ja mindestens eine
Sekte intensiver behandelt.

Nö, das „sektistische“ was wir gemacht haben war ein ev. Gottesdienst zur Verabschiedung.

Das das Christentum eine Sekte an sich ist, ist historisch gesehen klar. Nur es ist eben als Religion anerkannt worden. Genauso wie die zeugen Jehovas auch(soweit ich das jetzt gehört habe).

Ansonsten nur alg. um die Bibel herum, also alg. Christentum (würde ich so jetzt bewerten).

mfg,

Hanzo

Hallo Hannes,

Ist das nicht der Normalfall an staatlichen Schulen?

es ist keine staatliche Schule, sondern - wie erwähnt - eine katholische Privatschule. Direkt dem Erzbistum unterstellt. Und auch noch eine reine Mädchenschule. ;o)

Beste Grüße

=^…^=

Hi,

Das das Christentum eine Sekte an sich ist, ist historisch
gesehen klar. Nur es ist eben als Religion anerkannt worden.
Genauso wie die zeugen Jehovas auch(soweit ich das jetzt
gehört habe).

Nein, als Religion muss man nicht anerkannt werden (dieser Status kann einem höchstens offiziell aberkannt werden - wie z.B. bei Scientology). Was du meinst ist der Status als Körperschaft öffentlichen Rechts. Den muss man… hmm, ich glaube beantragen.

Gruß

Anwar

Wenn das Mädchen es nicht schafft über den Tellerrand
hinauszusehen und in vier Jahren neue Freundinnen zu finden,
dann liegt das Problem nicht (nur) beim Religionsunterricht.

Ja echt blöd ,diese kleinen Mädchen, schaffen es in vier Jahren nicht über den Tellerrand zu sehen.
Wie bescheuert ist das denn?
MacG

Edith

Guten Abend!

Ist das nicht der Normalfall an staatlichen Schulen?

es ist keine staatliche Schule, sondern - wie erwähnt - eine
katholische Privatschule. Direkt dem Erzbistum unterstellt.

Das war mir schon klar. Gemeint hatte ich:
Ist das nicht der Normalfall AUCH an staatlichen Schulen?
Sorry für das Missverständnis! War meine Schuld.
Ps: Die Leute tun hier immer so, als wäre der schulische Religionsunterricht konfessionelle Indoktrination. Gäb’s Gott, dass endlich an den Schulen auch ein Islam-Unterricht nach den gleichen Vorgaben erteilt wird, wie sie für den der christlichen Konfessionen gelten! (Ich erinnere mich noch gut an eine Überschrift in der Zeitung, ich denke, in der SZ: „Der Imam bläut die Suren ein.“)
Beste Grüße!
H.

Hallo,

Darauf erwiderte der Vater, dass es im nichts ausmache, seine
Tochter diese eine Stunde in der Woche in den katholischen
Unterricht zu schicken, wenn sie nur bei ihren Freunden sein
dürfte.

Kein Vater des Islam wird dies jemals zulassen.

Merke: mit einem einheitlichen Unterricht (Lehre über alle
Religionen + Ethik) wäre allen geholfen

Nach dem Papstbesuch und der Bewunderung dieser einzig gültigen Religion wird dies kein Thema sein und leider Jahrzehnte dauern, bis es verwirklicht wird.
Deshalb wäre erst einmal die Trennung von Schule/Wissen und Religionsunterricht/Kirche wichtig, sodaß sich kein Kind ausgegrenzt fühlen muß. Ob es einer anderen oder KEINER Konfession angehört.

Die staatliche Behördenwillkür ist grenzenlos, vielleicht könnten sich die Schulen auf eine nachmittägliche „Religionsstunde“ für jede Konfession einigen, sodaß eben genau dies, wie Du es beschreibst, nicht passiert.

Warum sind die Schulen überhaupt für die Religionsführung zuständig? Es könnte möglich sein, daß jedem Elternteil es obliegt, sein Kind NACH der Schule an dem Religionsunterricht teilnehmen zu lassen. D.h., es müßte von der kath., evangelischen Kirch, dem Islam…etc. in deren Räumen nachmittags Räume zur Verfügung stehen und zwar ohne Bezahlung.

Schule und Konfession sollte getrennt werden.

Übrigens: Das Märchen hat mich sehr berührt.

Gruß
Karin