Integrationspolitik Schule und Papstbesuch

Hallo Kätzchen,

ähnlich wie bei der Beurteilung des Nahost-Konfliktes scheinst du dir auch beim Thema Religionsunterricht die Realität - mit Verlaub - ein bisschen so zurechtzubasteln, wie du es gerne hättest.

betrachte es einmal von der anderen Seite: Dadurch, dass der
Religionsunterricht in die Schule integriert ist, haben die
Kultusministerien die Möglichkeit Einfluss darauf zu nehmen,
was unterrichtet wird.

Einfluss zu nehmen - naja. Angesichts der grundgesetzlichen Regelung steht die staatliche Aufsicht eher ganz am Ende der Kette:

„Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt.“

So ist gewährleistet, dass eben keine Missionierung erfolgt
bzw. nicht der Glauben unterrichtet wird, sondern Wissen
vermittelt wird.

Das genaue Gegenteil ist der Fall. Durch die Formulierung „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften“ ist sichergestellt, dass eben doch missioniert werden kann.

In der Diskussion um die Integration von Muslimen in unsere
Gesellschaft wurde bereits häufiger der Vorschlag gemacht,
auch für diese einen Religionsunterricht einzurichten, einen
Vorschlag, den ich persönlich befürworte.

Wer hätte das gedacht?

Gruß
Ultra

Hallo Katze,

So ist gewährleistet, dass eben keine Missionierung erfolgt bzw. nicht :der Glauben unterrichtet wird, sondern Wissen vermittelt wird.

wenn dem so wäre, brauchte man doch für Muslime keinen besonderen R-Unterricht.

Gruß
Cassius

Hallo Cassius,

So ist gewährleistet, dass eben keine Missionierung erfolgt bzw. nicht :der Glauben unterrichtet wird, sondern Wissen vermittelt wird.

wenn dem so wäre, brauchte man doch für Muslime keinen
besonderen R-Unterricht.

doch, natürlich, denn in selbigen würde u.a. die Geschichte und die Grundlagen ihrer Religion unterrichtet - und zwar gerade eben nicht mit Gewichtung auf eine Fraktion innerhalb des Islam. Koranschulen, die keinerlei Kontrolle über den Unterrichtsinhalt unterliegen, können ja wohl nicht die Alternative sein.

Grüße

=^…^=

Hallo Ultrachen,

ich weiß ja nicht, wie es bei Dir aussieht, aber ich kann mich nicht nur an meinen eigenen Religionsunterricht erinnern (und das an einer katholischen Privatschule!), sondern habe auch zwei Kinder im schulpflichtigen Alter. Mein Sohn besucht eine öffentliche Grundschule, meine Tochter die gymnasiale Oberstufe (an nämlicher katholischen Privatschule!) - ich bin mir deshalb sicher, dass ich mir ein fundiertes Urteil über den derzeit real existierenden Religionsunterricht erlauben kann.

Gruß

=^…^=

Hallo Ultrachen,

Sie mag mich…

ich weiß ja nicht, wie es bei Dir aussieht, aber ich kann mich
nicht nur an meinen eigenen Religionsunterricht erinnern (und
das an einer katholischen Privatschule!), sondern habe auch
zwei Kinder im schulpflichtigen Alter. Mein Sohn besucht eine
öffentliche Grundschule, meine Tochter die gymnasiale
Oberstufe (an nämlicher katholischen Privatschule!) - ich bin
mir deshalb sicher, dass ich mir ein fundiertes Urteil über
den derzeit real existierenden Religionsunterricht erlauben
kann.

Und das lautet? Dass es zum Teil vernünftige Religionslehrer gibt, die auf Missionierung verzichten. Ok, akzeptiert. Nur schriebst du oben folgendes (Hervorhebung durch mich):

Dadurch, dass der Religionsunterricht in die Schule integriert
ist, haben die Kultusministerien die Möglichkeit Einfluss darauf
zu nehmen, was unterrichtet wird.

So ist gewährleistet, dass eben keine Missionierung erfolgt
bzw. nicht der Glauben unterrichtet wird, sondern Wissen
vermittelt wird.

Nein, wie ich erläutert habe, ist dass eben nicht gewährleistet. Im Gegenteil, den Kirchen steht das Recht zu, konkret ihren Glauben zu unterrichten. Das gleiche gilt bzw. gälte für den islamischen Religionsunterricht.

Es wird daher von vielen Seiten die Forderung erhoben, dass

  • der Staat ausreichend gute staatliche Schulen und Kindergärten bereit stellt, sodass das kirchliche Bildunsangebot nur zusätzlich bereit steht und

  • dass der Ethik- / Religionsunterricht in staatlichen Schulen religionskundlich gestaltet wird und somit Wissen über die Religionen vermittelt und keine Glaubensinhalte.

Wenn du bei deinen Kindern auf werteneutrale Erziehung achtest, ist das lobenswert. Nur ist das nicht bei allen Kindern gewährleistet, sodass m. E. die Schulen auch über die negativen Seiten von Religion aufklären sollten.

Gruß
Ultra

Hi,

ich weiß ja nicht, wie Du Dir das vorstellst, aber es gibt auch für den Religionsunterricht verbindliche Lehrpläne (zumindest in Ba-Wü). Was Inhalt des Unterrichts ist, habe ich bereits weiter unten aufgeführt.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich der Allgemeinbildung höchst unmodernerweise einen hohen Wert zumesse, weshalb ich beispielsweise dieser Tage meinem Sohn griechische Sagen vorlese (welche dann in derselben Kategorie laufen wie die netten Bibelgeschichten *gg*).

Gruß

=^…^=

Hi Kätzchen,

du stellst dir das alles immer so leicht vor. Aber man muss immer genau hinschauen.

ich weiß ja nicht, wie Du Dir das vorstellst, aber es gibt
auch für den Religionsunterricht verbindliche Lehrpläne
(zumindest in Ba-Wü). Was Inhalt des Unterrichts ist, habe ich
bereits weiter unten aufgeführt.

Inhalt des Unterrichts ist die Vermittlung konfessioneller, christlicher Glaubensinhalte. Dass einige Schulen bzw. einige Lehrer dies etwas in den Hintergrund treten lassen, ist ja in Ordnung. Nichtsdestotrotz darf man vor derartigen Regelungen (hier: Schulgesetz Baden-Württemberg) die Augen verschließen:

[…] die Schule (ist) insbesondere gehalten, die Schüler
in Verantwortung vor Gott, im Geiste christlicher
Nächstenliebe, […] zu erziehen (§ 1 Abs. 2)

Lehrkräfte an öffentlichen Schulen nach § 2 Abs. 1 dürfen in
der Schule keine politischen, religiösen, weltanschaulichen
oder ähnliche äußeren Bekundungen abgeben, die geeignet sind,
die Neutralität des Landes gegenüber Schülern und Eltern oder
den politischen, religiösen oder weltanschaulichen Schulfrieden
zu gefährden oder zu stören. […] Die Wahrnehmung des
Erziehungsauftrags […] und die entsprechende Darstellung
christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte oder
Traditionen widerspricht nicht dem Verhaltensgebot nach Satz 1.
Das religiöse Neutralitätsgebot des Satzes 1 gilt nicht im
Religionsunterricht […] des Landes Baden-Württemberg. (§ 38 Abs. 2)

Es ist so wie es ist.

Gruß
Ultra

Hi Ultrachen,

du stellst dir das alles immer so leicht vor. Aber man muss
immer genau hinschauen.

ja, in der Tat.

Wie Du selbst sagt, werden im Religionsunterricht Glaubens inhalte unterrichtet - also Wissen. Es wird nicht missioniert, es wird niemand zur Teilnahme an Gottesdiensten o.ä. gezwungen (auch nicht in indirekter Weise durch die Notengebung) - noch nicht einmal an einer katholischen Privatschule.

Sämtliche aktive Religionsausübung sowie der Kommunions- bzw Konfirmationsuntericht, also die Vorbereitung auf die Aufnahme als „vollwertiges“ Kirchenmitglied, findet außerhalb des Unterrichts in der Freizeit statt.

Und zu wissen, was die Dreifaltigkeit ist, was genau an Pfingsten gefeiert wird und warum es in den protestantischen Kirchen keine Heiligen gibt, sollte imho auch bei Atheisten zur Allgemeinbildung gehören.

Grüße

=^…^=

PS: Da der andere Teilstrang abgeschlossen wurde: Weihnachten wird übrigens nicht deshalb am 25. Dezember gefeiert, weil es von irgendeinem germanischen Sonnwendfest abgekupfert wurde, sondern weil dies der „Geburtstag“ von Mithras war, dessen Kult zeitweise in starker Konkurrenz zu dem Christus-Kult stand.

Ich mische mich mal ein:

Wie Du selbst sagt, werden im Religionsunterricht Gla
ubens inhalte unterrichtet - also Wissen.

Nein, denn Glauben ist nicht Wissen. Glaubensinhalte sind die Grund überzeugungen einer Religion. Dazu gehört natürlich auch Wissen über die Hintergründe, aber ein wesentlicher Glaubensinhalt des Christentums ist die Mission.

Und zu wissen, was die Dreifaltigkeit ist, was genau an
Pfingsten gefeiert wird und warum es in den protestantischen
Kirchen keine Heiligen gibt, sollte imho auch bei Atheisten
zur Allgemeinbildung gehören.

Was genau die Dreifaltigkeit darstellt, darüber streiten sich sogar Leute mit abgeschlossenem Theologiestudium - du stellst hier also reichlich hohe Anforderung (wahrscheinlich ohne dir darüber bewusst zu sein).

Frag mal in deinem Bekanntenkreis unter den Christen, was an Pfingsten gefeiert wird - ich denke die Antworten werden dich erstaunen.

PS: Da der andere Teilstrang abgeschlossen wurde: Weihnachten
wird übrigens nicht deshalb am 25. Dezember gefeiert, weil es
von irgendeinem germanischen Sonnwendfest abgekupfert wurde,
sondern weil dies der „Geburtstag“ von Mithras war, dessen
Kult zeitweise in starker Konkurrenz zu dem Christus-Kult
stand.

Dafür gibt’s Dutzende andere Feiertage, die aus germanischen Riten übernommen worden sind. Frag dich mal, warum Ostern so heißt, wie es heißt und nicht pessach oder ähnlich.

Gruß

Anwar

Gehe ich recht in der Annahme, dass Du noch nie einen Erstkommunions- oder Katechismusunterricht besucht hast? Zwischen dem schulischen Religionsunterricht und letzteren liegen Welten.

Was genau die Dreifaltigkeit darstellt, darüber streiten sich
sogar Leute mit abgeschlossenem Theologiestudium - du stellst
hier also reichlich hohe Anforderung (wahrscheinlich ohne dir
darüber bewusst zu sein).

Nett, was du mir da unterstellst. Was du allerdings nicht zu erkennen vermocht hast, ist, dass es nicht um theologische Spitzfindigkeiten geht, sondern um Allgemeinbildung.

Frag mal in deinem Bekanntenkreis unter den Christen, was an
Pfingsten gefeiert wird - ich denke die Antworten werden dich
erstaunen.

Eher nicht, denn es ist mir durchaus bekannt, dass die meisten, die sich als Christen bezeichnen, keine Ahnung davon haben. Das spricht aber imho gerade nicht gegen Wissensvermuittlung in Sachen Religion.

Dafür gibt’s Dutzende andere Feiertage, die aus germanischen
Riten übernommen worden sind. Frag dich mal, warum Ostern so
heißt, wie es heißt und nicht pessach oder ähnlich.

Das stimmt so nicht. Im Italienischen heißt es beispielsweise Pasqua, im Französischen Pâques. Dass der Name der vermeintlichen germanischen Göttin Ostera (deren Existenz keineswegs gesichert ist; es spricht einiges dafür, dass sich das Ursprungswort, welches Morgenröte bedeutete, sich auf die Auferstehung bezog) übernommen wurde, bedeutet keineswegs, dass auch das Fest als solches von den Germanen übernommen wurde bzw. uminterpretiert wurde.

Gruß

=^…^=
*humanistischgebildet*

=^…^=

Hi,

Sämtliche aktive Religionsausübung sowie der Kommunions- bzw
Konfirmationsuntericht, also die Vorbereitung auf die Aufnahme
als „vollwertiges“ Kirchenmitglied, findet außerhalb des
Unterrichts in der Freizeit statt.

Schön, daß es eine Person gibt, Dich, die schon Erfahrung damit hat, wie ich vorgeschlagen habe: Den Religionsunterricht außerhalb des Unterrichts stattfinden zu lassen. Geht doch, oder? Sollte auch in allen Schulen eingeführt werden, genau dies war mein ernstzunehmendes Thema.

Gruß

Hallo,

ich glaube, du hast Kammikatzes Beitrag falsch verstanden.

Das, was sie schreibt, ist doch heute gang und gäbe (oder irre ich mich?): sie schreibt ja lediglich, dass die Vorbereitung auf Kommunion, bzw. Konfirmation oder Firmung außerhalb der Schule stattfinden. Das war doch schon immer ein „extra“ Unterricht in der Kirche?

Und hat somit nichts mit dem Religionsunterricht zu tun.

Gruß

Hey,
also die Kirchenersatzsteuer wird erhoben, wenn einer der beiden Ehepartner aus der Kirche austritt und der Andere noch drin bleibt. Dann wird der, der ausgetreten ist mit der Kirchenersatzsteuer belegt :wink:

Puh… kompliziert :-/

gruß :smile:
legolas

Hallo.

In der Diskussion um die Integration von Muslimen in unsere
Gesellschaft wurde bereits häufiger der Vorschlag gemacht,
auch für diese einen Religionsunterricht einzurichten, einen
Vorschlag, den ich persönlich befürworte.

Mich verwundert immer wieder, daß für unsere Schulen Muslim-Unterricht gefordert wird.
Für welche Richtung eigentlich?
Wir hören und sehen täglich, daß z.B. die Schiiten und die Sunniten sich bis aufs Blut hassen und nicht mal davor zurückschrecken, sie gebenseitig in ihren Moscheen in die Luft zu sprengen.
Also welcher Muslim-Unterricht, der die Vertreter der beiden Konfessionen zufriedenstellt?
Ich glaube das ist Traumtänzerei von Illusionisten.
Gruß an alle

Hallo Pellegrin!

Diese Sektengemeinschaft nennt man Islam.Grundlage dafür wäre der Koran.
Eine andere Sektengemeinschaft ist das Christentum.Dessen Grundlage wäre die Bibel.
Noch eine andere wäre dann das Judentum.Diese Sektengemeinschaft wiederum liest die Thora.
Vielleicht fallen dir noch einige Sekten ein von denen du schon einmal am Rande gehört hast.

Möchtest du den Unterschied kennenlernen, lese bitte die entsprechenden Bücher und vergleiche.Erst dann bilde dir ein Urteil, das aber dann nur für dich gelten kann.

Gruß

T.

Hi,

Diese Sektengemeinschaft nennt man Islam.Grundlage dafür wäre
der Koran.

Wenn das mal so einfach wäre. Grundlage ist vielleicht der Koran. Aber was ist mit den Hadithen?

Möchtest du den Unterschied kennenlernen, lese bitte die
entsprechenden Bücher und vergleiche.Erst dann bilde dir ein
Urteil, das aber dann nur für dich gelten kann.

Quatsch. Ich kann doch sehr wohl objektive Aussagen über, z.B. Katholiken treffen ohne die Bibel gelesen zu haben.

Gruß

Anwar