Irrenhaus und so

Das Theater in den USA interessiert euch nicht so, oder?

  1. Erstaunlich ist nicht, dass unter Trump so etwas passiert, finde ich. Seit vier Jahren bin ich (wie ja sehr viele Menschen in Deutschland) überzeugt, dass er ein unfähiger, peinlicher, widerlicher, total egozentrischer Mensch ist, der seinem Amt in keiner Weise gewachsen ist, dem alles andere, was nicht direkt ihn betrifft, piepegal ist, den Demokratie, überhaupt das geordnete, faire, gemeinsame Zusammenleben mit anderen Menschen sowas von egal ist, der, wenn es passt, auch über Leichen gehen würde (im Grunde hat er das ja in der Corona-Pandemie) und für den auch der Begriff „Wahrheit“ überhaupt nicht existiert. Was für ihn „Wahrheit“ ist, ist das, was ihm gerade passt. Das ist die Einstellung eines Zweijährigen.

  2. Dieser Pöbel, welcher das heilige Kapitol stürmte, wirkte ja zum Glück nicht gefährlich, oder? Auf den Bildern sieht es so aus, als ob die außer „ich-schmeiße-mal die Möbel-um,-mache-schön-was-kaputt-und fühle mich saugeil“ nichts weiter im Hirn hatten. Diese Menschen sind nicht in der Lage, die Demokratie zu gefährden. Dass sie denken, man benimmt sich so in einem zentralen Gebäude der amerikanischen Demokratie, ist natürlich dennoch schlimm.

  3. Was ist mit den wirklich gefährlichen antidemokratischen Kräften, paramilitärischen Einheiten und Menschen auf höheren Machtposten? Ahnt man, ob da gestern jemand einen Moment überlegt hat, sich einzuklinken und einen echten Putsch daraus zu machen? Oder haben die sich sofort gesagt, das ist mir zu gefährlich, da halte ich leiber (noch?) die Hände still?

  4. Dann ist die Frage, warum die Polizei nicht in der Lage war, diese Menschen abzuhalten, ins Kapitol zu dringen. Findet man in der Polizeiführung Trump gut und hat sich darum gesagt, ach, wir warten mal ab, was da so passiert? Hatte man wenig Lust, gegen diese „Patrioten“, die ja „zum Glück“ keine Schwarzen waren, vorzugehen?

  5. Insgesamt denke ich, dass dieser Tag Trump extrem geschadet hat. Das könnte eventuell bedeuten, dass die Demokratie gestärkt aus dem Theater hervorgeht?

  6. Nach wie vor empfinde ich geradezu Verachtung vor der republikanischen Partei, die diesen Spinner vor vier Jahren aufgestellt hat, ihm vier Jahre die Treue gehalten hat und ihn allen ernstes ein zweites Mal hat kandidieren lassen. Das alles finde ich beschämend!

  7. Und ich kann nach wie vor nicht die mehr als 45 Prozent der US-Bevölkerung verstehen (darunter sogar einige Schwarze), die diesen Spinner vor vier Jahren und jetzt wieder gewählt haben. Zumindest die Menschen, die über gewisse Bildung und gewisses Intellekt verfügen und dann so etwas wählen. Peinlich (was überhaupt nicht heißt, dass ich denke, in Deutschland wäre das nicht möglich, Gott bewahre!). Dass andere Länder jetzt jede Achtung vor der amerikanischen Demokratie verlieren ist doch selbstverständlich. Solche Aktionen passieren in Bananenrepubliken!

  8. Ich finde toll, dass die USA ab dem 20.1. wieder einen Präsidenten haben, den man zumindest erst mal ernst nehmen und dem man abnehmen kann, dass er an seinem Land interessiert ist.

Was meint ihr?
Karl

3 Like

doch… aber ich möchte das nicht in einem Forum diskutieren… mach ich lieber mit Menschen im realen Leben…

Bringt mir persönlich mehr…

Gruß
Fronk

6 Like

Doch natürlich , das ist schon unglaublich , was da passiert. Aber das ist die andere Seite des Atlantiks , wir sind hier in Europa/Deutschland , und wir haben ganz andere Probleme die für uns wichtiger sind . Oder meinst du , das Geschehen in den USA wirkt sich irgendwie auf dein persönliches Leben aus?

Gruss Michael

Guten Morgen Karl,
ich habe das Buch von Mary Trump über ihren Onkel gelesen -
deshalb wundert mich garnichts: er ist wohl zu allem fähig.

Gruß Walter VB

Natürlich wirken sich - mal mehr, mal weniger - Geschehen in den USA auch auf unser persönliches Leben aus, wir leben in einer Welt, in der vieles mit vielem zusammenhängt. Trumps Anstrengungen, die Umwelt möglichst heftig zu schädigen, könnte z. B. dazu führen, dass meine Kinder oder Enkel sich mit noch extremeren Dürre-Sommern und Überschwemmungs-Wintern herumschlagen müssen, als wenn ein anderer Präsident vor vier Jahren den Umweltschutz forciert hätte.

Es gibt durchaus Menschen in Deutschland die schon heute, oder bei einer weiteren Amtszeit von Trump in den USA durchaus ganz persönlich von amerikanischer Politik betroffen sind/wären. Der Handelskrieg ist für eine extrem exportlastige Wirtschaft, wie unsere durchaus auch für viele einzelne Deutsche ganz persönlich zu spüren, die in Unternehmen arbeiten/gearbeitet haben, die nicht mehr im gewohnten Maße in die USA exportieren können/deren Produkte aufgrund von Strafzöllen dort preislich nicht mehr konkurrenzfähig sind.

Der geplante Truppenabbau hätte viele direkt bei den amerikanischen Streitkräften tätige deutsche Zivilbeschäftigte ganz unmittelbar betroffen. Was der recht plötzliche Wegzug von ganzen Stadtvierteln für die Wirtschaft vor Ort bedeutet hätte, sollte auch klar sein. Da gibt es viele Dienstleister, die sich stark in Richtung der Bedürfnisse der Army und deren Angehöriger spezialisiert haben, und selbst ohne Spezialisierung bricht da dann einfach mal ein Gutteil der Einnahmen weg, wenn da plötzlich die Bevölkerung eines ganzen Stadtteils als Kunden fehlt.

Leute die häufiger geschäftlich in die USA reisen müssen, können auch ein Lied von diversen „Nettigkeiten“ singen, wenn bei der Einreise Notebooks mit durchaus geheimhaltungswürdigen Unterlagen eingehender „überprüft“ werden, und dann ein Deal platzt, weil ein amerikanischer Wettbewerber aus dem Nichts heraus plötzlich eine an sich von dem deutschen Unternehmen gerade erst entwickelte Technologie anbietet.

Es mag sich auch nicht jeder private Internetnutzer darüber im Klaren sein, was an Daten von und über ihn ganz legal von amerikanischen Sicherheitsbehörden gesammelt, ausgewertet und ggf. bei passender Gelegenheit gegen ihn verwendet wird, und dass amerikanischen Unternehmen bei Strafe verboten ist, einem Kunden auch nur mitzuteilen, dass es Daten an Sicherheitsbehörden übergeben/diesen zugänglich machen musste, …

Das sind jetzt nicht alles Dinge, die ausschließlich durch Trump zu verantworten sind, die aber sehr deutlich zeigen, wie sich amerikanische Politik sehr wohl auch ganz unmittelbar auf einzelne Deutsche auswirken kann. Von den Gefahren bei einer weiteren Schwächung des transatlantischen Bündnisses will ich noch nicht einmal anfangen.

3 Like

Bei uns hat doch letzthin auch ein Pöbel den Reichstag gestürmt, etwas weniger dramatisch, tapfer von drei anwesenden Polizisten abgewehrt. BRD = Bananenrepublik Deutschland?

Aber mal im Ernst: Ich finde, es steht uns nicht zu, oberlehrerhaft den USA zu erklären, wie Demokratie funktioniert. Die beherrschen das seit 1776, in einigen Staaten auch schon davor, wahrend wir in diesem Zeitraum eigentlich die meiste Zeit als Monarchie oder Diktatur vor uns hingewurstelt und nebenbei zeitweise noch Völkermorde begangen haben. Man sieht, trotz aller Friktionen, die demokratischen Institutionen der USA funktionieren, der Machtwechsel funktioniert, selbst ein Spinner im Präsidentenamt kann das nicht aushebeln.

Ich habe Vertrauen in die demokratischen Institutionen der USA.

3 Like

Hi
alles richtig , ich red ja auch nur von den Ausschreitungen am Capitol…

Auch die habe ich mit meiner Familie durchaus mit Anspannung live verfolgt, weil es hier um eine ganz massive Grenzüberschreitung gegangen ist, die durchaus in der aktuellen Situation im Sinne eines „Antesten des Möglichen“ zu verstehen ist. Das zunächst teilweise sehr zögerliche Einschreiten von Sicherheitsbeamten, machte zudem deutlich, dass es hier durchaus ein Gefahrenpotential gibt, das man nicht unterschätzen sollte.

Glücklicherweise reicht dieses Potential (noch) nicht für einen Staatsstreich, aber wir reden hier nicht nur von ein paar Vollpfosten, die an der Tür des Reichstags waren, sondern immerhin von einem Ereignis mit dem Einsatz von Schusswaffen und inzwischen fünf Todesopfern. Und allein dies sprengte für mich schon den Rahmen des selbst unter aktuellen Rahmenbedingungen Denkbaren ganz erheblich.

Es wird sich jetzt zeigen, inwieweit die neue Regierung in der Lage ist, dieses inzwischen tief gespaltene Land wieder auf Basis der demokratischen Grundprinzipien zu einigen, und diesen marodierenden Banden das Wasser abzugraben, oder ob dies nicht gelingt, sich die Spaltung ggf. sogar vertieft, und dann in einigen Jahren tatsächlich eine hinreichende Zahl Gewaltbereiter findet, die einem künftigen Präsidenten dann gefährlich werden/diesem eine zunächst demokratisch erlangte Macht dann höchst undemokratisch zu erhalten versuchen könnten. Trump steht zwar aktuell auf der Liste der „worst presidents ever“ ziemlich weit oben, aber man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass es Leuten wie seinen Anhängern nicht auch in der Zukunft gelingen könnte, einen noch schlimmeren Nachfolger zu wählen.

2 Like

Hallo,

was mir wirklich Sorgen macht, ist dass durch Trumps agieren eine Masse rechtsradilaker, antidemokratischer und gewaltbereiter Leute unverfrorener denn je auftreten. Ich befürchte sogar, dass für diese Leute Trump ein nützlicher Idiot ist, um ihrer Ideologie Auftrieb zu geben. Ich denke dabei an Steve Bannon und andere miese Typen…

Gabi

2 Like

Nö. Sie nennen das so, das ist nicht das gleiche.

Noch nie von den seit Jahrzehnten, im Süden seit Jahrhunderten angewandten massiven Wahlfälschungen gelesen?

Ich nicht. Nicht mal ein wenig. Muss ich dich an Assange erinnern?

1 Like

Ist der überhaupt Amerikaner? (nurmalsofrag)

Nein. Australier. Der mit illegalen Mitteln aus Schweden herausgelockt, mit weiteren illegalen Mitteln in GB festgesetzt, mit illegalen Mitteln aus der Botschaft Ecuadors geholt (nachdem er dort illegal rund um die Uhr sogar auf dem Klo abgehört wurde) und mit illegalen Mitteln immer noch in einem IRA-Hochsicherheitstrakt festgehalten wird. Gemeinschaftsproduktion von Schweden, GB, Ecuador unter der Leitung der USA.

Verschwörungstheorie? Dann schau mal, was der UN-Berichterstatter dazu sagt:

Oder was da in diesem „rechtstaatlichen“ Prozess in GB aufgrund der Anschuldigungen der USA abgeht:

2 Like

Heute war in der ZEIT ein wirklich richtig guter Artikel dazu:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/daniel-ziblatt-us-demokratie-ausschreitungen-washington

Und die Anstalt hatte mit Max Uthoff eine Sendung dazu. Vermutlich sehr gut, ich habe nur einen Teil bisher gesehen, da bleibt einem das Lachen ganz schnell im Rachen stecken.

Es war Immerhin nicht die „Beschießung von Ft. Sumter“. Dennoch Gewalt und Sprengstoff. Immerhin vier Tote


Der Markt reagiert schnell. :rofl:
Gruß
Rakete

Mittlerweile schon fünf.

Die USA von 1776 haben wenig bis gar nichts mit unserer Vorstellung einer Demokratie zu tun. Frühestens ab dem Civil Rights Act of 1866 kann man von so etwas ähnlichem wie einer Demokratie nach unserem Verständnis sprechen und erst mit dem Voting Rights Act of 1965 sind wir mehr oder weniger bei den USA, wie wir sie heutekennen.

Größtes Hindernis, die USA als vollwertige Demokratie anzusehen, ist das Electoral College, das neben einiger (historischen) Schwächen bis heute nicht mit dem Prinzip der Wahlgleichheit im Einklang ist. Für mich ist auch die Rolle des VP als Präsident des Senats zumindest fragwürdig und nicht wirklich mit dem Prinzip der Gewaltenteilung vereinbar.

Dass du die USA hier zum Leichtturm der Demokratie erheben willst, an dem sich jede Kritik von selber verbietet, zeugt von einem gewissen Unverständnis der tatsächlichen Gegebenheiten.

3 Like

Und halt eben auch das Mehrheitswahlrecht. Bei dem ja absurderweise großer Wert darauf gelegt wird, daß zwar im Bundesstaat jede Stimme wenigstens in etwa das gleiche Gewicht hat. Insgesamt betrachtet kommt es auf den mehrheitlichen Wählerwillen halt nicht so recht an.

Insofern ist tatsächlich die Frage, ob das US-amerikanische System so nah an Demokratie nach unserem Verständnis ist.

Andererseits sind Fraktionszwang und Kabinettsbeschlüsse über Gesetzentwürfe auch Punkte, bei denen man Zweifel darüber bekommen kann, ob unsere Demokratien letztlich unsere Ansprüche an Demokratien erfüllen.

3 Like

Wie werden denn in Deutschland die Bürger am Gesetzgebungsprozess beteiligt? Wir haben doch die zweite Kammer („Bundesrat“), bei der nicht nur gilt „The winner takes it all“, sondern zudem eine völlig ungleiche Gewichtung besteht, Bremen hat beispielsweise pro Bürger eine wesentlich höhere Gewichtung als NRW. Obwohl die Beteiligung des Bundesrats am Gesetzgebungsprozess nicht so sehr im medialen Fokus steht, ist dieser in den meisten Gebieten der Gesetzgebung gleichberechtigt beteiligt.