Hallo,
hätte man hier nicht erst mal diplomatisch handeln müssen?
Einbinden von Stammesältesten in gemeinsame, vom Westen
finanzierte Projekte.
Oder passiert sowas?
Das geschieht ja. Allerdings gestaltet es sich schwierig. Pacta sunt servanda gilt in jenen Weltregionen nicht. Was heute beschlossen wird, wird von Warlords schon morgen lachend und kraft eigener Arroganz über den Haufen geworfen, wenn es ihnen nicht mehr ins Konzept passt.
Ich habe z.B. gelesen, dass die Opiumbauern dazu gebracht
wurden, stattdessen Getreide anzubauen und als sie ihr
Getreide dann verkaufen wollten, wären die Getreidepreise im
Keller gewesen, weil die Hilfsorganisationen mit ihren
kostenlosen Lieferungen die Preise kaputt gemacht hätten.
Das ist doch Missmanagement auf höchster Ebene.
Naja, die Armut im Lande ist groß genug, um damit kostenlose Getreidelieferungen zu rechtfertigen. Es kann ja nicht sein, dass Menschen hungern, nur um den afghanischen „Landwirten“ finanzielles Glück zu verschaffen, damit sie im Gegenzug dann freundlicherweise keine Pflanzen mehr anbauen, mit deren Verarbeitung kriminelle Kreise dann Tod und Elend über den Rest des Globus bringen. Man kann es leider nicht allen rechtmachen. Aber das ist auch nicht schlimm, denn die Afghanen wollen gar nicht, dass man sie auf die Beine stellt, sondern nur, dass man ihnen dabei hilft, selbst wieder auf die Beine zu kommen. Von daher ist es völlig überflüssig, wenn man glaubt, man müsste dort alles regeln können. Das ist Politikerdenke. Wer aber vor Ort war, der weiß, dass die Afghanen ein stolzes Volk sind, dessen Männer sich nicht darüber freuen, wenn man ihnen ein Haus baut, die aber ewig dankbar sind, wenn man ihnen diskreten Schutz gibt, damit sie ihr Haus selber bauen können.
Oder, wofür das Ganze jetzt noch gut sein soll?
Ist das nicht die wichtigste Frage überhaupt?
Die Frage ist wichtig, aber m. E. bereits auch schon beantwortet.
Seitdem ist vieles geschehen. Wir wissen jetzt, dass die
amerikanische Regierung uns und ihr eigenes Volk belogen hat
und von Geheimgefängnissen, Guantanamo und Folterpraktiken wie
„Waterboarding“, war damals auch noch nicht die Rede.
Dass die USA in der einen oder anderen Weise Fehlverhalten zeigen, ist ja unbestritten, und solche Vorwürfe werden ja selbst von sehr vielen Amerikanern gegen ihre eigene Regierung erhoben. Für mich aber kein Grund, dass wir uns selbst nicht mehr daran halten müssen, was wir mal zugesagt haben.
Wortbrüchigkeit? Wenn ich von einem Freund wissentlich belogen
werde, werde ich doch meine Verhaltensmassnahmen anpassen
dürfen.
Belogen wurden wir im Hinblick auf Afghanistan nicht, sondern in der Begründung zum Irak-Krieg. Deshalb haben wir gar keinen Grund, etwas anzupassen. Außerdem kommt der Wunsche nach deutschen Truppen im Süden auch nicht nur aus Washington. Ich nehme mal an, dass Sarkozy demnächst ein großes Fass aufmacht. Dann gehen auch wir in den Süden, wo sich selbst die Dänen aufhalten oder sind isoliert.
Der derzeitige Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan wird in
der deutschen Presse so dargestellt, dass er, beständig
unterfinanziert wäre. Ist dem nicht so?
Das deutsche Militär ist generell unterfinanziert
Wobei die Frage: „Was richtig ist“, doch gar nicht geklärt
ist.
Für mich ist diese Frage durchaus geklärt. Falsch wäre es jedenfalls, das Erreichte jetzt durch NATO-interne Beleidigtheiten und Weinerlichkeiten zu gefährden. Die, die die afghanische Frau wieder aus der Schule vertreiben und hinter den Gesichtsvorhang zwingen wollen, warten nur darauf. Ihnen tut es so unendlich gut zu sehen, wie sich die NATO langsam selbst verdampft, weil einige (m. E. zurecht) der Ansicht sind, lange genug die Rübe hingehalten zu haben, während andere wohl glauben, sie hätten dergleichen nicht nötig.
Doch. Es besteht ein Aufklärungsdefizit.
Nein. Es ist nicht Staatsaufgabe, Informationen aufzudrängen, sondern zugänglich zu machen. Und das geschieht auch - nur halt nicht in Bezug auf jedes militärische Detail. Und das ist auch richtig.
Meinst Du, der afghanische Staat wäre dazu in der Lage?
Ich hoffe es. Nicht des Zwecks an sich wegen, sondern allein schon im Interesse des afghanischen Volkes.
Gruß
Tom