Islam: Anti-Kopftuch-Proteste und was D von F lernen könnte

Ich denke, so komplex ist es gar nicht gemeint.
Diese Form des öffentlichen Haareschneidens ist schlichtweg ein bewusster Regelverstoß. Ziviler Ungehorsam.

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Dafür hätte ja eigentlich schon allein das Weglassen der Verhüllung genügt. Warum die Frisur (auf die die Frauen auch meist sehr bedacht sind) auch noch verhunzen, wenn keine Symbolik dahinter steckt?

Ja, leider.
Neuerdings versucht man diese speziellen Tötungshandlungen unter dem allgemeinen Begriff „Femizid“ zu verstecken.
Es ist lt. Terres de Femmes eine Gewalt in Familien, in denen Mädchen und Frauen grundsätzlich nicht die gleichen Rechte wie Männer haben und oft streng kontrolliert werden.

Ziviler Protest ist doch Symbolik …
Ich glaube lediglich, dass es recht unkomplex um ‚hey Staat, du sollst nicht mehr über mein Haar verfügen dürfen!‘ geht (da gehts ja nicht nur ums Bedecken, auch um Frisuren), weniger um Überlegungen zur ‚männlichen Lüsternheit‘.

Wenn die Frauen den Schmuck, der laut Koran bedeckt werden soll, abschneiden, ist eigentlich keine Begründung mehr für das Kopftuch gegeben!

Das ist meine Interpretation der Motivation des Haareschneidens.

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Mir fiel da kein besserer passender Begriff ein. Vielleicht passt „Body worship“ besser.

Wenn man sich die Gesamtsituation in den konservativen islamisch geprägten Staaten anschaut, muss man m.E. noch weiter zurückgehen, um in unserer Vergangenheit einen vergleichbaren Punkt zu finden. Letztlich hat der Islam Renaissance und Humanismus noch vor sich. Wir bewegen uns also im Bereich des 15./16. Jahrhundert. Und das, obwohl der Islam lange Zeit Wissenschaft, Technik und Philosophie sehr aufgeschlossen war und sogar aufgeschlossener als der damals christlich geprägte Teil der Welt.

Ich weiß nicht, wie das im 12-Islam des Irans gehandhabt wird (erst recht nicht, wie es staatlich umgesetzt wird), aber was alles an Haaren rasiert und geschnitten werden darf und was nicht, ist generell im Islam für Männer und Frauen detailliert normiert (wie fast sämtliche Alltagsbanalitäten vom Essen bis zum Defäzieren).
Glatze bei Frauen (von Ausnahmen abgesehen) wird vermutlich nicht dazu gehören.

Es gibt also nicht nur eine (inner-islamisch umstrittene) Bedeckungspflicht, sondern auch eine (inner-islamisch umstrittene) Haar-richtig-Trage-Pflicht.

Hintergrund ist, dass die Frau (auch der Mann!) im Islam ja durchaus attraktiv sein soll - nur nicht allen Personenkreisen gegenüber.

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Das ist der Casus knacktus!

Mir gings gar nicht um den Begriff, sondern um die Frage, ob wir im Iran einen ‚Aufstand der Frauen gegen die Männer / männlichen Unterdrücker‘ sehen oder einen ‚Aufstand der Iraner gegen das Regime‘?
Das ist ja ein wesentlicher Unterschied, denke ich, wenn auch vielleicht nicht ganz trennscharf.

Was ich mich persönlich frage, ist, ob das nicht Teil des Versuchs einer weiteren, gezielt zum Zweck der Destabilisierung des Regimes, von außen angefachten ‚Farbrevolution‘ ist.

Und eine kleine Gruppe alter Männer (wie im Katholizismus) masst sich an zuständig zu sein, gegenüber welchen Personenkreisen das wie geschehen soll.

Der Prophet hat das, soviel ich weiß, nur bei seinen eigenen Frauen praktiziert und nicht für die Allgemeinheit vorgeschrieben.
Wie in jeder Ideologie gibt es eben auch im Islam 150%ige Fanatiker, die den Willen des Gründers persiflieren.
Mohammed wollte ja die Frauen der damaligen Zeit vor den damals üblichen „robusten“ Sitten der Männer schützen und nicht zusätzlich terrorisieren.
Was wir heute als Unterdrückung der Frau im Koran interpretieren war häufig das genaue Gegenteil, nämlich eine Befreiung.

Das ist kein Gebot, das Kopftuch zu tragen. Allein Wikipedia als erster treffer gibt schon Aufschluss darüber, dass das Kopftuchgebot im Koran nicht klar erwähnt wird.
Gruß

Hier nochmal von TERRE DES FEMMES zu der Frage im UP:
Warum brauchen gerade Schulkinder KEIN Kopftuch?

Eine bundesweite Regelung zum sogenannten Kinderkopftuch in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Öffentliche Schulen müssen für alle Minderjährigen eine selbstbestimmte und freie Entwicklung ermöglichen und als staatliche Orte religiöse und ideologische Symbolik vermeiden. Nur so kann der Staat seinen Bildungsauftrag erfüllen und Heranwachsenden die Wichtigkeit von Gleichberechtigung vermitteln sowie demokratisches Denken fördern. Mit der Regelung zum sogenannten Kinderkopftuch sollen alle religiösen und weltanschaulichen Symbole in Schulen verboten werden…
Der öffentliche Bildungsraum bietet die Möglichkeit, Kinder zum selbstständigen und freien Denken aufzufordern und im Unterricht traditionelle Rollenvorstellungen und Familienkonstellationen zu hinterfragen. Das sogenannte Kinderkopftuch erschwert den betroffenen Mädchen eine gleichberechtigte Teilhabe an schulischen oder außer-schulischen Aktivitäten, wie am Schwimm- und Sportunterricht.

Das sogenannte Kinderkopftuch steht für:

eine geschlechtsspezifische Diskriminierung
eine fundamentalistische Auslegung des Islam
Einteilung in „ehrbare“ und „nicht ehrbahre“ Mädchen
Kontrolle über den Körper von Kindern
frühes Erlernen von Sittsamkeit und Frömmigkeit
weitere körperliche und seelische Einschränkungen

Aus einer westlichen Perspektive kann das sogenannte Kinderkopftuch harmlos wirken. Beschäftigt man sich jedoch genauer damit, wird deutlich, dass Mädchen durch das Tragen eines Kopftuchs in einem sehr jungen Alter lernen sollen, ihren Körper und ihre Haare vor „fremden Blicken zu schützen“. Das sogenannte Kinderkopftuch ist ein frühes Mittel, Sittsamkeit und Frömmigkeit zu erlernen und geht mit weiteren Verboten oder Pflichten für die betroffenen Mädchen einher.

In den letzten Jahren treten immer mehr LehrerInnen, PädagogInnen und ErzieherInnen an TERRE DES FEMMES heran und berichten von Kleinkindern, die bereits in sehr jungen Jahren jeden Tag ein Kopftuch in der Kindertagesstätte tragen. Auch in den Grundschulen beobachten LehrerInnen einen eindeutigen Anstieg an Mädchen mit Kopftuch.

So ist es.
250% sogar.

In einer der anerkanntesten Hadithen-Sammlung ist folgendes zu finden:

Drei Leute kamen zum Haus des Propheten … Einer von ihnen sagte: „Ich bete die ganze Nacht hindurch.” Der andere sagte: „Ich faste ständig ohne Unterbrechung.” Der andere sagte: „Und ich halte mich von Frauen fern und heirate niemals.” Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – kam und fragte: „Seid ihr diejenigen, die dies gesagt haben? Bei Allah, ich fürchte Allah mehr als ihr alle, und trotzdem faste ich, und ich esse; ich bete und schlafe; und ich heirate Frauen.

Glaube ich eher nicht. Den Wunsch nach Freiheit durch Verweigerung des Kopftuchzwangs auszudrücken, ist auch im Iran nicht neu. Der Artikel hier erschien schon 2014:

Fotos auf Masihs Pinnwand: alle von Iranerinnen, die sich die Freiheit nehmen, den Schleier zu ­lüften. Inzwischen sind es tausende. Aus Protest gegen den Verhüllungszwang des Mullah-Regimes. Das Schockierende beim Anblick dieser Bilder ist die Erkenntnis: Diese Frauen, die wir sonst nur als wandelnde, triste Stoffhaufen wahrnehmen, sind Frauen wie wir. Mit denselben Sehnsüchten und demselben Freiheitsdrang – aber meist schönerem Haar.

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Farbrevolutionen/-versuche weisen bestimmte gemeinsame Strukturmerkmale auf, u.a. dass sie gezielt von außen gepusht werden, wie das z.B. hier an Birma untersucht wird.

Sehe ich beim Iran aber eher auch nicht.
Dass ein Teil der Iraner sich immer wieder gegen das Unterdrückungsregime zu wehren versucht, ist schon klar.

Und genau so ist es:


Es bedarf keiner besonderen Auffassungsgabe, sollte man meinen, dass es unter Umständen sehr wohl etwas mit dem Islam zu tun hat, wenn eine junge Frau in der islamischen Republik von der islamischen Sittenpolizei allein deswegen getötet wird, weil sie ihr Kopftuch unislamisch trägt. Religion ist, was ihre Angehörigen daraus machen – und im Iran bedeutet das Unterdrückung, Gewalt und Mord.

Wer das in Deutschland ausspricht, läuft noch immer Gefahr, mit dem Vorwurf der „Islamophobie“ oder aber mit dem besonders intelligenzbefreiten Neologismus des „antimuslimischen Rassismus“ bedacht zu werden. Unter dieser Chiffre machten sich in den vergangenen Jahren zeitgeistig bewegte Grüne und Linke daran, jegliche Kritik am Islam mundtot zu machen – und sie tun es noch, was angesichts der Tragödie im Iran nur eher schwer erträglich ist.

„Bei allem Respekt vor kulturellen und religiösen Unterschieden. Wenn die Polizei, wie es scheint, eine Frau zu Tode prügelt, weil sie aus Sicht der Sittenwärter ihr Kopftuch nicht richtig trägt, dann hat das nichts, aber auch gar nichts mit Religion oder Kultur zu tun. Dann ist das schlicht ein entsetzliches Verbrechen“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock vergangene Woche im Bundestag und wurde dafür vom Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann, für ihre „glasklare Rede“ gelobt.
Man weiß eigentlich nicht, was schlimmer ist: Dass die Außenministerin ernsthaft zu Protokoll gibt, das alles habe nichts mit dem Islam zu tun, oder, dass ihr ein homosexueller Mann beispringt, der offensichtlich erfolgreich verdrängt, was ihm geschähe, hätte er im Iran Sex mit einem Mann.
Einen Schritt weiter gehen bloß noch die sich selbst gerne als linksliberal bezeichnenden Islamismusverharmloser, die behaupten, das Kopftuchtragen hierzulande sei ein Symbol der Freiheit.
Es macht eben doch einen Unterschied, ob man sich in einem freien Land dafür entscheidet, das Kopftuch zu tragen – oder ob man von einem religiös-totalitären Regime dazu gezwungen wird. Solange Frauen sterben, weil sie sich dagegen verweigern, ist dieses Pseudo-Freiheitsgelaber himmelschreiend zynisch. Nichts daran ist liberal, nichts daran ist feministisch und nichts daran ist progressiv. Aber alles daran ist woke.

@raketenbasis: Chapeau

Mich wundert immer wieder, dass den Feministen hierzulande, die sich gegen ein Vorgehen gegen den Iran wehren, sich nicht klar machen, was für eine verquere Sicht die Iraner auf sich selbst haben bzw. auf ihre jungen Männer:

offensichtlich sind das alles schwanzgesteuerte Tiere, die über alles was weiblich ist und nur eine Haarlocke zeigt, sofort herfallen werden und das Eigentum anderer Männer demzufolge beschädigen.

Das werden sie sicher nicht denken. Sie werden denken, dass der Klerus ihre Unterjochung durch das Patriarchat legitimiert. Das Kopftuch ist eine Art „Sklavenzeichen“. Wenn die Frauen zeigen möchten, wie schön sie sich zurechtmachen können, geht das irgendwelche lüsternen Idioten gar nichts an. Erst recht nicht der Familie. Bei denen müsste eine Sittenpolizei mit dem Knüppel kräftig draufschlagen, wenn sie wagen, die Frauen, Mädchen, Schülerinnen lüstern oder vorwurfsvoll anzustarren. Die Leisetreterei unserer "feministischen " Politiker zu dem Thema hierzulande ist erst recht unerträglich.

Das hatte ich genau auf diesen Klerus bezogen!