Moin,
Davon abgesehen, daß in der Erziehung des fraglichen Kindes
von Beginn an vieles falschgelaufen sein muß, wenn es die
Grenze überschreitet und zur Lüge greift:
Kann sein und wurde ja auch nicht abgestritten. Wobei Kinder (und auch Erwachsene) oft zu Lügen greifen, aus den unterschiedlichsten Gründen.
Rein pädagogisch ist der Lehrer aber eine absolute Pfeife und hat der
Sache damit einen Bärendienst erwiesen.
Der Bursche hat daraus nur gelernt, dass man für die Wahrheit noch
härter bestraft wird und es doch besser ist zu lügen.
Das ist völlig korrekt.
In letzter Zeit frage ich mich häufiger, was für ein Typus
Logik hinter diesen Sichtweisen steht und ob das nicht
verkapptes satirisches Kabarett ist.
Das sehe ich eher in deiner Antwort.
Kinder sind keine Freunde und keine Wesen, die
liebespartnerschaftlich oder symbiotisch begleitet werden
müssen.
Kinder sind auch keine Maschinen, die zu funktionieren haben.
Erziehung ist vor allem Stringenz, Konsequenz,
Transparenz, deutliche Machtdurchsetzung und, sehr wichtig,
nicht lange zu fackeln.
Erziehung ist neben der allerdings unumgänglichen Konsequenz hauptsächlich die Einsicht, daß auch Kinder Menschen sind und man sie respektieren muß.
Mir wurde eigentlich von meinen Eltern (Generation Weimarer
Republik) mal warmherzig, mal streng vermittelt, daß das
Ursache-Wirkungs-Prinzip ein heiliges Gebot im individuellen
und zwischenmenschlichen Umgang ist.
Das ist ja auch richtig.
Wenn ein Kind eine Gurke fabriziert hat, dann soll es wohl
noch gelobt oder belohnt werden, weil es - oh Wunder - vom
schlechten Gewissen übermannt wurde; oder vielleicht von der
Angst, erwischt zu werden?
Es soll keineswegs für Gurken" gelobt werden. Aber wenn es zeigt, daß es nachgedacht hat und seinen Blödsinn aus eigenem Antrieb wieder korrigiert und dazu noch beichtet. sollte diese Entwicklung unterstützt werden, statt sie mit kontraproduktiven harten Strafen gleich wieder im Keim zu ersticken.
Wahrheit gut und schön; Dummheit oder unbedachtes
Fehlverhalten schützt nicht vor Strafe.
Natürlich nicht, aber hier wurde ja eben selbst erkannt, daß die Handlung falsch war, und diese korrigiert und eingestanden.
Man könnte auch sagen „für seine Scheiße Marke Eigenbau
geradestehen“.
Klar. Aber genauso müssen positive Ansätze anerkannt werden.
Scheiße gebaut, ist Scheiße gebaut; Geständnis schützt nicht
vor Strafe, sondern kann die Strafe höchstens abmildern. Oder
hat sich seit Immanuel Kant irgendwas am Prinzip des gesunden
Menschenverstandes oder des aufgeklärten Rechtsstaates
geändert, was ich nicht mitbekommen habe?!?!
Nein. Du hast nur nicht verstanden, daß gerade der gesunde Menschenverstand hier sagt, daß ein positiver Kommentar angebracht ist, und keine Strafe für eine eingesehene, eingestandene und korrigierte Fehlhandlung.
Der Lehrer handelt absolut richtig.
Nein, absolut falsch.
Normalerweise müßte er das
Fehlverhalten erziehungswirksam vor der ganzen Klasse
ansprechen und scharf verurteilen, so daß dieses Beispiel der
Lügnerei, des gewollten Betrügens und der versuchten
Unterschriftenfälschung für die restlichen Kinder als Exempel
klarstellt: Alle wissen jetzt und in Zukunft, wie der Hase
läuft, und der nächste der erwischt wird, bekommt ohne
Rücksicht auf Ausreden oder mildernde Begleitumständen
furchtbar eins auf die Mütze.
Hoffentlich hast du nie mit Kindern zu tun…
Das geständige Verhalten des Kindes sollte darüber hinaus vor
der Klasse positiv dargestellt, bekräftigt und gelobt werden.
Endlich kommt mal ein Einsehen.
Die Strafe muß es trotzdem geben.
Wofür? Die „strafbare“ Handlung hat es doch aus eigenem Antrieb wieder eingestellt.
Gruß
Kubi