Ist die AFD nun

konservativ, regressiv oder gar progressiv?

Angesichts dessen:

Im Grunde genommen geht es imho nicht(!) um eine „existentielle Bedrohung einer Religionsgemeinschaft“, sondern um Sicherstellung einer Ausgewogenheit und Bewahrung einer doch weitgehend noch funktionierenden säkularen Gesellschaft vor Religionskrieg.

Wie seht ihr diese sich ankündigende Entwicklung, wenn man die imho heftigen Vorwürfe des ZdM (ein nicht unerheblicher Teil wird quasi als Nazi bezeichnet) als Antwort auf die Ankündigung der AFD so liest?

Franz

PS: Hier bahnt sich sehr sehr großes Unheil an. Causa Böhmermann wird ein Kinderspiel sein im Vergleich…
Und die Verantwortlichen in der Politik reagieren wieder wie bei Pegida & Co. und jammern jetzt und dann wieder über die Wahlergebnisse.

Sagen wir einmal so: Auch die NSDAP wollte anno dunnemal die noch funktionierende Gesellschaft sicher nur vor den Gefahren des Weltjudentums warnen und beschützen.

:paw_prints:

Reden wir nicht über das, was irgendwann mal war, in einem wohl anderen Umfeld als heute. Gesellschaftlich, medial, etc.

Reden wir über das, was kommen könnte. Wenn eine AFD den Bau von Moscheen zulässt (wird nicht so sehr vermittelt, ist aber so) und eine Religionsausübung duldet oder gewährleistet, während andererseits dennoch die Nazikeule ausgepackt wird.

Welche Ansprüche stehen dahinter?

Franz

Wozu ist Geshcichte da, wenn nicht, um aus ihr zu lernen?

Die AfD ist (glücklicherweise) noch nicht einmal andeutungsweise in einer Position, in der sie Gotteshäuser einer Glaubensgemeinschaft und die Religionsausübung gestatten oder verbieten könnte. War da nicht - grübel - noch etwas von wegen Grundgesetz und Religionsfreiheit?

Nein, die „Nazikeule“ wird nur dann ausgepackt, wenn, wie im Fall der AfD, unsinnige pseudowissenschaftliche Thesen verbreitet werden, rassistische Klischees bedient werden, darauf baserende Ängste geschürt werden und hemmungslos gegen ganze Bevölkerungsgruppen gehetzt wird.

:paw_prints:

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Was sagst du beispielsweise zu diesem Text?

Hier erweist sich wiederum der Islam als das teuflische Ferment der Dekomposition, das eine geradezu zynische Genugtuung dabei empfindet, die Welt in ihre tiefste Unordnung zu stürzen und damit den Untergang jahrtausendealter Kulturen, an denen er niemals einen inneren Anteil hatte, herbeizuführen. Wir wissen damit also, vor welcher geschichtlichen Aufgabe wir stehen. Eine zweitausendjährige Aufbauarbeit der abendländischen Menschheit ist in Gefahr. Man kann diese Gefahr gar nicht ernst genug schildern, aber es ist auch bezeichnend, dss, wenn man sie nur beim Namen nennt, die Muslime in allen Ländern dagegen mit lärmenden Ausführungen Protest erheben. So weit also ist es in Europa schon gekommen, daß man eine Gefahr nicht mehr eine Gefahr nennen darf, wenn sie eben vom Islam ausgeht. Das aber hindert uns nicht daran, die dazu notwendigen Feststellungen zu treffen. […] Die Lähmungserscheinungen der westeuropäischen Demokratien gegen ihre tödlichste Bedrohung sind herzbeklemmend. Der Islamismus fördert sie mit allen Kräften. […] Man wird, um das hier nur zu erwähnen, in diesem Zusammenhang auch unsere konsequente Islampolitik verstehen können. Wir sehen im Islamismus für jedes Land eine unmittelbare Gefahr gegeben.

Original hier.

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Das ist so passend, das muss dieser Böhmermensch gefaked haben.
So wie er das bei Varoufakis getan hat, wo er der den gestreckten Mittelfinger (im Grundschuljargon meiner Jüngsten: ‚das stille Einhorn‘) raus- oder rein, ich kenn mich gar nicht mehr aus, geschnitten hat.

Lieblingszitat übrigens: „so weit also ist es in Europa schon gekommen, daß man eine Gefahr nicht mehr eine Gefahr nennen darf“.

Ganz großer Klassiker. Wenigstens e i n e Konstante, auf die man sich heute in Deutschland noch verlassen kann :wink:

Gruß
F.

Hallo,

halten wir einmal fest, dass sich die AFD derzeit in der Werkphase zu ihrem ersten Programm befindet. Storch hat schon vor ca. einem Monat den Kurs „Islamkritik“ (ggf. -phobie) vorgeschlagen, weil damit viele Wählerstimmen generiert werden könnten.

Was aktuell durch die Medien geht ist also noch nicht beschlossenes Programm. Es ist schon gar nicht der Wortlaut eines Vorschlags, sondern das Bla zweier Parteigranden.

Erwartbar hauen jetzt Linke, Grüne, linke SPDler und die Mazyek, Obermotz der Lobbytruppe der türk. Muslime, auf die AFD drauf und Merkel gibt einen Allgemeinplatz ab.

Mazyek hat hier die Nazikeule geschwungen, weil es die moralische Maximalabstrafung in D darstellt. Außerdem ist ein Trend bei einigen Muslimen (bzw. deren Vertretern) zu erkennen, sich selbst als Opfer eines neuen, sich vermeintlich abzeichnenden Holocaust darzustellen. So kann man weiter behaupten, dass Islamophobie der direkte Weg in den Genozid darstellt. Wie praktisch, da man damit fast jedes Ansinnen nach innerer Reform des Islam aushebeln kann, weswegen sich dann auch an der Lehrpraxis nichts ändern wird.

Beide Seiten hauen mit gröbstem Populismus und auch satter Polemik auf die große Pauke.

In einigen Kreisen Ds herrscht diese infantil-ideologische Ansicht, dass man kein Problem mit dem Islam (in Form von erheblichen Anteilen der Muslime) hätte. Das mag daran liegen, dass wir im Vergleich zu anderen europäischen Ländern tatsächlich auch ein geringeres Problem haben, weil die Mehrheit der Muslime aus der TÜR kam. Dort waren sie aber bereits bis zu einem knappen Jahrhundert in einem Land sozialisiert, dass Religion deutlich moderater (softer) lebte als bspw. derzeit noch in AFG.

Wer sich über die Einstellung von Muslimen in Westeuropa informieren möchte, der sollte die in D aus pol, Gründen weitgehend ignorierte Studie von Prof. Dr. Ruud Koopmans (Berlin) lesen. https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2014/vi14-101.pdf Und evtl. diesen kürzlich erschienen Artikel in der NZZ http://www.nzz.ch/feuilleton/gespraech-mit-dem-soziologen-ruud-koopmans-assimilation-funktioniert-ld.13975

Mit dem Thema „Islam“ bindet die AFD direkt an das Thema „Flüchtlinge und Zuwanderung“ an. Am 30.04. ist Abgabeschluss für das Programm. Mal schauen, was unterm Strich rauskommt. Die „Aufregung“ wird sicher überschäumen, weil nach wie vor und trotz Lippenbekenntnissen die Auseinandersetzung der Etablierten mit der AFD noch nicht auf einer Sachebene stattfindet.

Das Globalthema „Islam“ wird uns noch viele Jahrzehnte begleiten und zu mancher Krise in Afrika, dem südl. Asien und mit „dem Westen“ führen. Dafür sorgt allein schon der Bevölkerungsdruck und die wieder zunehmende Unfähigkeit zur Abwendung von der Orthodoxie, die mit der Perspektivlosigkeit zunehmen wird.

Gruß
vdmaster

Hallo,

nur bringt ein G-Vergleich von Textstellen keine größere Erkenntnis, ist aber immer gern als Dorn auf die N-Keule montiert. Gleichsam die dt. Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Sie hätte auch Breiviks Manifest nehmen können.

Er basiert auf der infantilen Vorstellung von einer Gesetzmäßigkeit, dass alles was schon G in ähnlicher Weise gesagt hat, per se falsch sein muss, weil es G in ähnlicher Weise gesagt hat.

Man nehme sich einmal ein paar Nicht-G und deren Ansichten vor: http://www.welt.de/print-welt/article201259/Manifest-der-12-Gemeinsam-gegen-den-neuen-Totalitarismus.html

Gruß
vdmaster

Hallo,

im Fall der AfD sind Vergleiche mit dem Trojanischen Pferd nicht von der Hand zu weisen. Im übrigen: Papier ist geduldig.

Gruß mki

Hallo,

was gibt es eigentlich zu kritisieren?

http://www.heute.de/der-afd-programmentwurf-zum-thema-islam-im-wortlaut-43136690.html

Haben die Kritiker den Entwurf gelesen?

Gruß
Tycoon

Zitate:

„Wer Deutschland schön findet, wer hierher gerne kommt, der wird nicht gezwungen hierher zu kommen. Es ist ein Angebot und hier gelten unsere Spielregeln und die Spielregel ist das Grundgesetz und darauf gibt es keinen Rabatt. Auch keinen religiösen Rabatt. (…) Mit uns bleiben die Kreuze in den Klassenzimmern hängen. (…) Der Staat hat auch dafür zu sorgen, dass türkische Jungs auch Lehrerinnen anerkennen.“

„In Deutschland gilt das Grundgesetz und nicht die Scharia und die Familientradition steht auch nicht über unserem Grundgesetz.“

„Welches Frauenbild steht denn dahinter, wenn verlangt wird, dass muslimische Mädchen nur im Ganzkörperanzug, einer Schwimm-Burka, am Schwimmunterricht teilnehmen dürfen?“

Julia Klöckner (CDU), 2016

Franz

OT:
Der kursiv-html-tag funzt nicht über Absätze.

Franz

Da wird nichts " überschäumen" hinsichtlich Programm der AFD. Es wird schleichend, analog zur x-ten Merkelwende, rechtzeitig in die Programme und Ansagen der etablierten Parteien zur BTW 2017 einfließen. Mit Ausnahme der SPD. Sie wird dann das machen, was die anderen so sagen. Dann allerdings in der Opposition.

Franz

Wozu ist Geshcichte da, wenn nicht, um aus ihr zu lernen?

Ich möchte das so beantworten:

Geschichte wiederholt sich nicht. Schon alleine deswegen, weil man auch die Misserfolge sehr gut kennt. Das ist das Wesentliche, was man aus Geschichte lernt. Besser machen, egal ob gut oder böse?

Beantwortet du meine Frage absichtlich nicht?

Franz

Es ist doch alles andere als infantil, nach wiederkehrenden Mustern in Texten zu suchen.
Dinge wie „das Abendland ist in Gefahr“ und einige mehr findest du halt tatsächlich fast nur in sehr rechten Diskursen. Da aber seit mehr als hundert Jahren ständig.

Gruß
F.

Die SPD wird zwingend in der nächsten Regierung sitzen. Oder welche andere Farbkonstellation schwebt Dir jenseits von reinem Wunschdenken vor?

Gruß
vdmaster

Hallo,

weswegen ein Rückgriff auf gerade den NS-Propagandamotz ebenso rein propagandistischen Motiven dient. Ich könnte im Gegenzug bei Stalin nach Schlagworten wie „Solidarität“ und „Menschlichkeit“ suchen, um die späteren, realen Ergebnisse der Linkspartei und den Grünen „anzuhängen“.

Das „Abendland in Gefahr“ ist ein immer wiederkehrendes Bild bis in die Antike hinein. Wenn wundert es bei den ganzen kleineren und großen Imperien, die sich bedienen wollten und (tls. erfolgreich) nach Europa zu expandieren suchten? Wenn wundert es überhaupt bei der klaren Verknüfung von imperialisitscher Politik und Religion, die der historische Islam als Vorlage zweifelsfrei bietet.

Gruß
vdmaster

Das ist zu billig.
„Menschlichkeit“ oder „Solidarität“ oder „Freiheit“ oder sonstwas sind völlige Leerformeln, in die du jeden Inhalt pressen kannst.
Interessanter wäre schon „internationale Solidarität“ oder „nationale Solidarität“, denn da kann man nicht mehr alles und dessen Gegenteil reinpacken. Das war dann ja auch ein zentraler Gegensatz innerhalb der kommunistischen Bewegung.

Es ging ja um begriffliche und rhetorische Kontinuität …
Konkret gefragt: Welche nicht-rechte politische Kraft hat nach 1933 programmatisch (also nicht irgendwo mal beiläufig) von einem „Abendland in Gefahr“, „Verteidigung des Abendlands“ usw. gesprochen?
(Begriffe, die mit „der Westen“ usw. ansetzen, sind nicht das gleiche.)

Gruß
F.

Hallo,

das international hatte ich vorausgesetzt, wollte es noch nachfügen und habe mich angesichts meines Gesprächspartners umentschieden. Weil ich dachte, dieser denke sich schon seinen Teil. Nicht etwa, weil ich möglichst einfache Sprache verwenden wollte. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Klar unterscheiden sich der im Stalinismus vorgeschobene (behauptete) Internationalismus vom Nationalismus der rechten Diktaturen. In der Realität blieb vom Internationalismus nur nichts mehr übrig, weil es sich in Wahrheit um einen russischen Chauvinismus/Nationalismus handelte. Das U in der SSR war insoweit ein Witz.

Ah, Du hängst das Argument allein am antiquierten Begriff „Abendland“ auf? PEGIDO für Okzident hätte vielleicht zu sehr nach Italien geklungen und PEGID (Islamisierung Deutschlands) zu sperrig. Selbst G hat auch von westeuropäischen Demokratien gesprochen. Im Prinzip ist er von einem „Clash of cultures(=Ideologien)“ ausgegangen und der Unfähigkeit der Demokratien, sich dem entgegenzustellen. Daher wäre nur der Nationalsozialismus geeignet.

Mir geht es aber darum aufzuzeigen, dass dieses Bild der aufeinanderprallenden Ideologien (ob areligiös oder religiös) keine Besonderheit der Nazis war. Genau daher ist der Rückgriff wie KKK ihn beabsichtigt (immer schön die Nazis nehmen) nur die angespitzte Propagandakeule (so wie auch Mazyek sie nutzt). Soll heissen, dass jeder Rückgriff bitte sehr auch die Geschichte vor der NS-Zeit berücksichtigen sollte.

Gruß
vdmaster