Augustinus, Johannes, Paulus und die Liebe Gottes
Hi ma-kani.
Historisch gesehen, ist sie eine Idee von Augustinus,
Willst du mir damit sagen, die Erbsünde ist eine Erfindung von
Augustinus?
Theologieschichtlich ist er der „Erfinder“ der Erbsündenlehre, ja.
Soll das heißen, Gott hat damit nichts zu tun?
Das wiederum ist keine theologiegeschichtliche, sondern eine religiöse Frage, die auf einer ganz anderen Ebene liegt. Innerhalb der Lehre von Augustinus hat „Gott“ natürlich sehr viel mit der Erbsünde zu tun, er gilt ja als Urheber von allem.
Mit Adams und Evas Übertretung eines paradiesischen Verbotes -
initiiert durch den rebellischen Engel Satan - wird der Mensch
sündig;
aber doch nur Adam und Eva,
Wie so ich auch, der nichts damit zu tun hatte, und nicht
dabei war?
Das ist ja die Pointe bei der Erbsündenlehre: der Mensch erbt diese Schuld, ohne sie verursacht zu haben. Im irdischen Erbschaftsrecht ist das übrigens ganz genauso: wer jemanden offiziell beerbt, erbt auch seine finanziellen Verbindlichkeiten.
dieser Mangel pflanzt sich fortan als Erbsünde
ich verweigere aber die Annahme so eines Erbes.
Das ist dein gutes irdisches Recht .
Und da mir Gott einen freien Willen gegeben hat bin ich ja
wohl auch dazu berechtigt.
Ich bin alles andere als ein Christ, aber da muss ich dir widersprechen, denn laut christlicher Lehre gehen aus der Willensfreiheit keinerlei Rechte hervor. Der freie Wille hat in der christlichen Theologie die Funktion, den Menschen hinsichtlich seiner Gottesliebe zu prüfen: der Mensch kann sich „frei“ für oder gegen „Gott“ entscheiden. Ob und inwiefern die Nichtanerkennung der Erbsünde ein sündhafter Verstoß gegen die christliche Moral und damit eine unberechtigte Entscheidung ist, das möge dir ein theologisch bewanderter Christ sagen.
Am Ende der Geschichte wird
‘Gott’ ein schreckliches Gericht halten und den weitaus
geringeren Teil der irdischen Schar kraft Seiner Liebe und
Gnade ins Paradies erheben, die große Masse der anderen aber,
verseucht durch die auf sie gekommene Sündhaftigkeit der
beiden ersten Menschen, auf ewig den Torturen der Hölle
überlassen.
Diese Aussage klingt für mich unglaublich ungöttlich.
Das i s t aber Teil der augustinisch-christlichen Theologie.
Kraft seiner Liebe und Gnade,
Wo wäre die dann noch, die Liebe und Gnade.?
Keine Ahnung. Ich übe mich hier in Objektivität und verweise einfach auf den Umstand, dass laut Theologie a l l e s, was ist und geschieht, ein Ausdruck der „Liebe Gottes“ ist. Auch das Allerschlimmste wie Kriege und Konzentrationslager. Ich zitiere 1. Johannes,4,7-12:
„Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.“
Und wie ist das mit dem Versprechen, für unsere Sünden ist
doch Jesus für uns am Kreuz gestorben?
Zählt das nicht?
So wie ich das überblicke, gehen da die Meinungen auseinander. Laut Augustinus wird nur ein kleiner Teil der Menschheit erlöst, laut Paulus wurden durch den Kreuzestod alle Menschen erlöst. Ich zitiere aus dem Römerbrief, Kap.5:
„12 Durch einen einzigen Menschen, durch Adam, ist die Sünde in die Welt gekommen und als Folge davon der Tod. Weil nun alle Menschen gesündigt haben, sind sie alle dem Tod ausgeliefert.
13 Demnach war die Sünde schon da, lange bevor Gott durch Mose das Gesetz gab. Aber wo kein Gesetz ist, kann auch keine Sünde, das heißt eine Übertretung des Gesetzes, angerechnet werden.
14 Dennoch muß man sagen, daß alle Menschen von Adam bis zu Mose ebenfalls dem Tod verfallen waren, auch wenn sie nicht bewußt gegen Gottes Willen handelten, wie es Adam getan hatte. Und doch weist Adam in seiner Person auf den kommenden Christus hin.
15 Freilich läßt sich die Erlösung, die uns Christus gebracht hat, nicht mit der Sünde Adams vergleichen. Denn durch die Sünde des einen wurde die gesamte Menschheit dem Tode ausgeliefert; durch Jesus Christus aber erfuhren wir in überreichem Maße Gottes Barmherzigkeit und Liebe.
16 Man kann also die Erlösung durch Christus und die Sünde Adams nicht auf eine Stufe stellen. Gottes Urteilsspruch brachte wegen der einen Sünde Adams allen die Verdammnis; was Christus getan hat, brachte uns trotz unzähliger Sünden den Freispruch.“
Also wie du das erklärst, gibt es nur ein paar Auserwählte,
und der Rest hat keine Chancen, wie ist das möglich bei dem
Gott der Liebe und Gnade?
Da musst du Augustinus fragen. Aber es denken ja nicht alle Christen so.
…Satan macht den Anfang bei Eva, dem „niedrigeren Teil des
Menschenpaares“,
verstehe ich das so, dass bei dir, Frauen niedriger bewertet
werden als Männer, oder ist das nur eine Zufallsaussage von
dir?
Verzeihung, aber da habe ich Augustinus zitiert . Alles in Anführungszeichen in meinem Text über Augustinus sind Zitate aus seinem Buch „Der Gottesstaat“.
Gruß
Chan