Hallo Coco,
ein paar Bemerkungen dazu:
dieses therma würde auch in das psychologiebrett passen. ich
würde es aber auch gerne under dem feministischen aspekt
diskutieren.
Das ist sehr richtig und gerade die Psychoanalyse (auf die spielst Du hier ja implizit an) ist heftigst und zu Recht von feministischer Seite kritisiert worden; Schlagwort: Freuds Phallozentrismus; Autorinnen: z.B. die Psychoanalytikerinnen und Feministinnen Jessica Benjamin und Luce Irigaray; oder auch Judith Butler.
immer wieder lese ich von psychischen störungen, welche durch
zuviel oder zuwenig oder falscher präsenz/betreuung der mutter
im frühkindlichen alter entstanden sind. die mutter wird so in
die rolle der bösen frau gedrängt, sozusagen alleine schuld am
versagen ihrer kinder.
eine solche Darstellung ist rein pseudo-wissenschaftlich und hat mit der Psychoanalyse selbst nichts zu tun, weil:
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es in deren Betrachtungsweise nicht um Schuld geht, also um eine moralische Frage, sondern um das, was war, um Faktizität.
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wichtiger noch: der psychoanalytische terminus technicus „Mutter“ bzw. auch „Vater“ nicht eindeutig dem biologischen Geschlecht entsprechen, damit ein „mütterlicher Mann“ kein Widerspruch ist. Der Terminus „Mutter“ meint eine bestimmte Fuktionsstelle, sonst würde ja die ganze Psychoanalyse schon damit über den Haufen geworfen, weil heutzutage viele Kinder bei nur einem Elternteil aufwachsen oder auch bei zwei gleichgeschechtlichen Elternteilen.
was ist jetzt bei kindern, die vom vater erzogen werden?
zeigen diese die gleichen symptome, bei ähnlich
zuviel/zuwenig/schlechter kümmerung?
ja; wobei auch zu erwähnen ist, dass die Psychoanalyse keine eindeutige Determinationsbeziehung zwischen frühkindlichen Erlebnissen und späteren Störungen annimmt, sondern eher so etwas wie eine Grunddisposition
und inwiefern würden
diese störungen nicht auftreten, wenn es statt einer nur
mütterlichen, auch eine väterliche betreuung geben würde? wenn
mütterliche absenz so schlimm ist, wie viel schlimmer muss
denn die totale absenz des vaters (räumlich oder nur
psychisch) sein?
So hat in der Tat das Gros der Psychoanalyse zu einer Zeit gerätselt, als die Kleinfamilie noch sozialer Standard war; mit solchen Überlegungen hat man tatsächlich vor der Alleinerziehung gewarnt.
Heute aber gibt es einen breiten Konsens, dass etwa das, was mit dem „Vater“ gemeint ist, nicht der tatsächliche Vater ist, sondern ganz allgemein eine dritte Person gegenüber der „Mutter“-Kind-Dyade (die ja auch -wie eben beschrieben- eine Vater-Kind-Dyade sein kann); also kann z.B. die Tante des Kindes sein „Vater“ im psychoanalytischen Sinne sein: ein Rivale um die Aufmerksamkeit der Mutter, eine verbietende Instanz, etc.
liebe grüsse und schönes wochenende
coco
auch Dir ein schönes Wochenende
franz