Ist es denn so schlimm, rechts zu sein, was gegen Flüchtlinge zu haben?

Es gibt da ein philosophische Gedankenexperiment Namens „Der Schleier des Unwissens“. Hört sich im ersten Moment verschwurbelt an, ist aber eigentlich ganz einfach.
Wenn es um die Frage geht, was gerecht ist, neigt jeder dazu an seinen eigenen Vorteil zu denken. Ein Großunternehmer empfindet die Idee mit dem Mindestlohn als ungerecht während ein Fabrikarbeiter, der schwer schuftet, schon meint, dass er mehr Geld verdient hat. usw.

Wenn man sich verschiedene Fragen vornimmt, wie z.B.:

  • Sollte man Flüchtlinge aufnehmen?
  • Sollte man neu hergezogenen Ausländern Sozialhilfe gewähren?
  • Sollte man Schwerbehinderte auf Staatskosten unterstützen?
  • Sollte man eine Reichensteuer einführen?
  • Sollte man eine Frauenquote einführen?
    usw.
    … dann muss man versuchen sich in dem Gedankenexperiment vorzustellen, dass man einen Tag lang Diktator der Welt ist, der alle diese Fragen verbindlich beantworten darf. Aber während dieses einen Tages hätte man sein ganze Gedächtnis verloren. Man wüsste nicht welche Hautfarbe man hat, aus welchem Land man stammt und in welchem man gerade lebt, ob man Mann oder Frau, schwul, hetero oder transsexuell ist, ob man behindert, krank oder gesund ist, und ob man Großverdiener, kleiner Angestellter oder Abreitsloser ist.
    Natürlich kann man sich das schwer vorstellen, weil man ja nicht so einfach für ne Minute vergessen kann wer man ist. Aber wenn man sich in die Lage versetzt, dass man über die eigene Identität nichts weiß und gleichzeitig darüber entscheiden soll wie alle diese Dinge geregelt werden sollen, dann kriegt man vielleicht ein bischen ein anderes Bild von der Welt.
    Wenn man sich vorstellt, man könnte selbst ein Flüchtling sein, der wegen eines Kriegs aus seiner Heimat geflohen ist und sein gesamtes Hab und Gut und vielleicht noch ein paar Familienmitglieder verloren hat, jetzt in einem fremden Land und ohne Perspektive ist, dann würde man die Frage, ob man Flüchtlinge aufnehmen sollte, wohl eher mit „ja“ beantworten, oder?

Stimmt. Dafür kommen aber ca. 225.000 aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Und wie man auf der gleichen Seite sieht, erhalten von den Personen aus Balkanländern maximal 0,5% Asyl. Von den ca. 137.000 anerkannten Flüchtlingen kommen dementsprechend auch etwa 117.000 aus den von mir genannten Ländern und weitere 8900 aus Eritrea. Vom Balkan bleiben hier ganze 47 übrig.

Hallo,

das Dumme ist nur, dass dieses Experiment von einer Idealvorstellung ausgeht. Von einer Weltregierung, die Gerechtigkeit mit der Gießkanne gleichmäßig verteilen kann, ohne auch die Folgen kalkulieren zu müssen.

vdmaster

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Hallo,

das ist absolut nicht unehrlich. Der Umstand der minimalen Anerkennungsquote war schon seit langem bekannt. Nur wurden diese Staaten mittlerweile zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Dies führt dazu, dass ein Asylbewerber schon sehr glaubhafte Belege beibringen muß, die eine Verfolgung bestätigen. Und das hat sich in den Ländern rumgesprochen. Auch die Info, dass man bevorzugt in einem Durchgang bearbeitet wird, was den Aufenthalt extrem verkürzt. Da ist der Anreiz trotz fehlender Aussichten nach D zu kommen ganz schnell auf nahe Null gesunken.

Sehr zum Verdruß von Grünen und Linkspartei, die diese Effekte von Beginn an zuerst verleugneten und später haltlios und infam kritiserten (unmenschlich, bla bla).

Und es ist nur der Nachweis, dass ein großer Teil (=Großteil) der Flüchtlinge aus wirtschaftlichen Erwägungen kam.

Gruß
vdmaster

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Das Entscheidende an dem Gedankenexperiment ist, dass man sich vor Augen führt, wie es anderen Menschen geht. Es ist praktisch der kategorische Imperativ in Form eines Gedankenexperimentes. Dein Einwand geht am eigentlichen Thema vorbei.

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Aus der Zahl anerkannter Flüchtlinge kann man derzeit nur ablesen, wieviel einen anerkannten Fluchtgrund im Herkunftsland hatten. Mit einem erheblichen Anteil pauschaler, wohlwollender Bewertung bei den Syrern, in deren Sinne. Nicht hingegen kann ermittelt werden oder wird ermittelt, welcher Anteil keinen Fluchtgrund mehr hatte, weil er sich bereits in Sicherheit befand. Dies mal unabhängig von Dublin3.

Die Vorstellung, dass ein Anerkannter immer auch nach D fliehen musste ist einigermaßen blauäugig. Sehr oft war das Motiv eine Gewinnmaximierung, eine Verbesserung der wirtschaftl. Situation über den akuten oder früheren Fluchtgrund hinausgehend.

Aber da befänden wir uns im nebligen Dickicht und werden sicher keine Zahlenbasis herstellen können.

Gruß
vdmaster

Geht er nicht. Du erhebst nur idealisierte moralische Erwägungen über die der Realisierbarkeit und ihrer Auswirkung.

vdmaster

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Blödsinn. Um diese geht es doch noch gar nicht. Wie man dass dann realistisch ausgestaltet steht auf einem anderen Blatt. Machbar ist das alles.

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Noch dürfen Sie nicht Arbeitern. Aber in 5 Jahren, werden Sie wohl arbeiten dürfen, aber nicht können, weil Sie den Arbeitsanforderungen in Deutschland (größtenteils) nicht gewachsen sind.

Hallo

Wenn man das von dir liest, dann passt dieser Teil

sehr gut auch zu dir. Österreich hat im Verhältnis zur Einwohnerzahl sehr sehr viele Flüchtlinge aufgenommen, ist auch bereit noch weitere aufzunehmen, nur Frau Merkel neigt dazu, den Belastunsbogen für eigentlich willige Länder und auch Landsleuten so lange auszunutzen, wie sich diese das gefallen lassen, ab da sind sie dann die Bösen. Bis nicht entschieden stop gesagt wird, wird von ihr salbungsvoll balavert, Wahlwerbung betrieben und ihr Heiligenschein poliert.

Mit einem hast du soweit recht, Merkel- Deutschland will im Alleingang Europapolitik machen (nicht Österreich) und darum kommt dir das so vor als wärd nur ihr die humanitären Macher!

Gruß Selina
(Über ein Jahrzehnt in Flüchtlingsbetreuungsverein beschäftigt)

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Sorry, das ist ein leerer Werbespruch. Übertragen auf die pol. Ebene würde ich schon von Machbarkeitswahn sprechen.

Das Problem entsteht dann dadurch, dass man Moral/Ethik zur allerhöchsten Direktive erhebt, ohne die Auswirkungen des konkreten Handelns einzubeziehen.

vdmaster

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Ja was denn auch sonst? Das ist doch der Knackpunkt. Moral und Ethik sind die höchste Instanz, der alle anderen Überlegungen untergeordnet sein müssen. Auch wenn du das für einen leeren Werbespruch hältst: Rein formal ist alles machbar, es gibt da facto kaum eine Grenze für das, was wir im Bereich Flüchtlingskrise/Armutsbekämpfung nicht erreichen könnten, wenn wir es nur ernsthaft wöllten.

Sicherlich hätte man den Flüchtlingen auch schon in „sicheren Gebieten“ oder sogar in den Nachbarländern Syriens helfen können - haben wir aber nicht. Wir (als westliche Welt) habens verbockt und gehen jetzt eben den anderen Weg.

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Deine Rede ist passend als „Wort zum Sonntag“ und geeignet für die Kanzel.

„Wir“ haben so gut wie nichts verbockt. Aber die (exemplarisch) syrische Administration hat es ganz massiv verbockt.

Jetzt auch noch das Thema „Armutsbekämpfung“ einzubringen, überfrachtet das Thema immens.

Unabhängig davon werden wir auf der absoluten Ebene des „Moral oder Realismus“ nicht weiterkommen. Für Deine moralische Direktive dennoch ein kleines Gedankenspiel: Wo bewirkt 1 Euro für Flüchtlinge mehr? In D oder in einem kenianischen Flüchtlingscamp für Somalis?

Eine Antwort brauchst Du mir nicht geben. Dieser Teil des Threads wird sonst noch mehr OT als er bereits ist.

vdmaster

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Wer die Folgen einer Entscheidung für ein Gemeinwesen nicht berücksichtigt, sollte besser die Finger von Politik lassen.

vdmaster

Was immer noch besser wäre, als das was @Nemo und @joppo hier abziehen, nämlich Halbwahrheiten bzw. glatte Lügen abzusondern und dann auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Aber das ist ja leider genau das Niveau, auf dem sich die meisten Diskussionen zu dem Thema bewegen.

Lg,
Penegrin

Maximal „sollten“.

Die höchste Instanz ist stets der eigene Überlebenswille.

Das Gedankenexperiment von El Borbah basiert daher auf „Diktator“. Jede Entscheidung wird letztendlich auf eigenem Nutzen beruhen.

pasquino

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Unsere Kanzlerin ist durchaus noch perfider. In der einen Hand hält sie ein Demonstrationsschild mit der Aufschrift „Die Grenzen bleiben offen“ und in der anderen mit der Aufschrift „Die Zeit des Durchwinkens ist vorbei“. Nur wenige Medien machen auf diesen Widerspruch in der gebotenen Deutlichkeit aufmerksam.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man in Österreich ihre pol. Schizophrenie mit ganz dickem Hals zur Kenntnis genommen hat. Nicht nur seitens der Regierung.

Gruß
vdmaster

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Nach drei Monaten Aufenthalt mit Aufenthaltsgestattung dürfen sie arbeiten bzw. die Genehmigung beantragen.

https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Asyl/faq-arbeitsmarktzugang-gefluechtete-menschen.pdf?__blob=publicationFile Seite 3, unten.

Jeder, der ein Asylgesuch stellt, erhält die vorläufige Aufenthaltsgestattung.

Gruß
vdmaster

Das ist der Plan des Herrn Erdogan, der unter seinem Deckmantel die ihm unliebigen Kurden bekämpfen möchte. Abgesehen davon, dass der Plan keine Chance erhielte ein UN-Mandat zu erhalten (Vetorecht VRC und RUS), müsste man auch Bodentruppen einsetzen und würde de facto gegen das Völkerrecht gem. UN-Charta (territoriale Souveränität) verstossen.

Klar, hat man bereits im Kosovo gemacht. Du darfst Dir sicher sein, dass das gleiche Geschrei wieder losginge von all den "Friedens"bewegten und NATO-Hassern. Am Ende wären sich Linkspartei und AfD darin einig, dass die bösen Amis SYR in die NATO aufnehmen möchten :unamused:.

Nebenbei will niemand (außer Dir) noch mehr Stress mit RUS bekommen, ohne dass im syr. Bürgerkrieg erst recht keinerlei Chance auf Waffenstillstand bestünde. Evtl. möchte das noch Erdogan.

vdmaster

Hallo,

vielleicht hängt das bei Nemo (den in einem Atemzug mit dem anderen zu nennen, könnte in entlegenen Regionen schon Dein Ende sein :grin:) damit zusammen, dass Du seinen einen Satz übersteigern möchtest.

Es dürfte wohl unstrittig sein, dass die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge über den akuten Fluchtgrund hinaus auch Gewinnmaximierung betreibt. In Indomeni kann man das bestens sehen. Also ist das Label Wirtschaftsflüchtling auch nicht wirklich falsch. Ob die Wirtschaftlichkeit (Kosten/Nutzen-Effekt) nun darin liegt, seine Familie wiederzusehen oder für die Kinder eine bessere Zukunft aufzubauen, kann dahingestellt bleiben.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich behaupte nicht, dass alle GFKler im Libanon (selbst für dortige Verhältnisse) das Minimum zum Leben hätten oder erwirtschaften könnten. Der UNHCR hat nicht umsonst die Zustände seit langem beklagt und wurde viel zu lange ignoriert.

Gruß
vdmaster