Ist es ethisch vertretbar in China zu investieren?

Hallo zusammen,

wie bereits im Titel angedeutet, geht es darum, in chinesische Aktien zu investieren, obwohl die chinesische Regierung in Tibet derzeit, und bereits seit Längerem, die Menschenrechte verletzt.

Aber China ist nur ein Beispiel von vielen. Es gab und gibt ja immer wieder Regierungen, mit deren Handlungsweise ich nicht einverstanden bin.

Andererseits investiere ich nicht in die Regierung, sondern in die Aktien irgendeines privaten Unternehmens. Ob nun irgendeine chinesische Softwarefirma etwas von meinem Geld hat oder nicht, wird sich ja nicht auf die Situation in Tibet auswirken. Oder doch?

Und wie sieht es eigentlich aus, wenn man auf fallende Kurse setzt? Macht das eine Investition ethisch vertretbar, auch wenn man mit der Handlungsweise der Regierung nicht einverstanden ist?

Vielleicht ist es eine dumme Frage, aber ich denke schon seit Monaten immer wieder einmal darüber nach und finde keine befriedigende Antwort.

Schöne Grüße

Petra

Hallo

Hallo zusammen,

wie bereits im Titel angedeutet, geht es darum, in chinesische
Aktien zu investieren, obwohl die chinesische Regierung in
Tibet derzeit, und bereits seit Längerem, die Menschenrechte
verletzt.

Aber China ist nur ein Beispiel von vielen. Es gab und gibt ja
immer wieder Regierungen, mit deren Handlungsweise ich nicht
einverstanden bin.

Geld stink nicht und wenn man jedesmal irgendwelche Grundsätze ansetzen würde, würde die Weltwirtschaft überhaupt nicht mehr funktionieren. Der Westen hat während des kalten Krieges auch im Ostblock investiert, die Amis haben selbst russiche Waffenfabriken finanziert,damit die Vietcongs was zum schiessen gegen die Amis in Vietnam hatten !!!

Letztendlich muss das jeder mit sich selber aushandeln

Schöne Grüße

Petra

LG
Mikesch

Hallo,

wie bereits im Titel angedeutet, geht es darum, in chinesische
Aktien zu investieren, obwohl die chinesische Regierung in
Tibet derzeit, und bereits seit Längerem, die Menschenrechte
verletzt.

Waren alle Deutschen Nazis? Ist so eine Verpauschalisierung
denn ethisch i.O.?

Andererseits investiere ich nicht in die Regierung, sondern in
die Aktien irgendeines privaten Unternehmens.

Das ist der entscheidende Punkt. Ist es ethisch vertretbar
in eine westliche Firma zu investieren, die Waffen oder
deren Steuerungen, genmanipulierte Produkte, Alkohol,
Zigaretten usw. vertreibt oder entwickelt? Die Milliardengewinne
machen und trotzdem tausende Mitarbeiter entlassen etc. Das wird jeder individuell nach seiner Einstellung anders sehen. Was den
einen ein Schulterzucken kostet, bringt den anderen in
Gewissenskonflikte.

Ob nun
irgendeine chinesische Softwarefirma etwas von meinem Geld hat
oder nicht, wird sich ja nicht auf die Situation in Tibet
auswirken. Oder doch?

Aber natürlich und wenn es nur indirekt ist, z.B. das
Geld um in Tibet Urlaub zu machen, die Rohstoffe, die
dort ausgebeutet werden usw.

Und wie sieht es eigentlich aus, wenn man auf fallende Kurse
setzt? Macht das eine Investition ethisch vertretbar, auch
wenn man mit der Handlungsweise der Regierung nicht
einverstanden ist?

Ist es überhaupt ethisch Leerkäufe zu tätigen? Man
spekuliert auf den Misserfolg eines Unternehmens!

Vielleicht ist es eine dumme Frage, aber ich denke schon seit
Monaten immer wieder einmal darüber nach und finde keine
befriedigende Antwort.

Ob es ethisch ist, musst du individuell mit deinem Gewissen
ausmachen, vor allem würde ich mir die Firma genau ansehen,
welche Ethik, welche Firmenphilosophie wird dort gelebt?
Welche Werte werden geschaffen?
Im übrigen bleibt die einfache Frage, wer hat mehr Einfluss
auf die chinesische Politik, jemand der das Land boykottiert
oder jemand, der dort investiert, also ist es nicht nur
eine ethische Frage, sondern auch eine Frage der Vernunft.
Und last but not least, wenn ich in eine chinesische Firma
investiere, die durch Spionage, illegale Kopien also geistigen
Diebstahl die eigentlichen Schöpfer einer Sache, die vielleicht
zig Millionen in ein Projekt gesteckt haben, ruiniert,
weil sie eben billige Arbeitskräfte ohne Ende besitzen,
bin ich dann mitschuldig? Es geht ja nicht nur um Tibet allein.

Es wird viel diskutiert über deine Fragen, da bist du nicht
die einzige. Ein Fakt der bleibt, man muss mit den Chinesen
leben, ob man will oder nicht. Ein schönes ethisches Beispiel
ist hier die Politik und Einstellung des Dalai Lama.
Wenn es einem so sehr involvierten und gepeinigten Menschen
gelingt, das Schwert nicht zu erheben, was wollen wir es dann?

Sehen wir es als Herausforderung an.

Gruss
Walden

Hallo Petra,

die Philosophie kann Dir m.E. keine befriedigende Antwort geben, aber vielleicht die Wirtschaftswissenschaft. Auch wenn dieser Gedanke über die aktuellen Diskussionen in Deutschland außer Blickes geraten ist: freie Wirtschaft und freie Gesellschaft gehören zusammen.

Daraus folgt, dass Rot-China (Rußland, Indiene…) langfristig nur erfolgreich sein wird, wenn es auch ein freiheitliches politisches System hat. Von daher ist es nicht ethisch, sondern schlicht wirtschaftlich zu begründen, ob ich in dort investiere oder nicht.

Noch eine Ergänzung zu meinem Begriff „Rot-China“. Es gibt einen demokratischen, marktwirtschaftlichen chinesischen Staat, der der Dauerpropaganda der KPCh, „westliche Demokratie“ und chinesische Kultur passten nicht zusammen, jeden neuen Tag Lügen straft.

Viele Grüße,
Andreas

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Hallo Petra,

Tibet, Regierung, ethisch vertretbar? Aber auf der anderen Seite Privatunternehmen. Wie jemand anders bereits geschrieben hat, Freiheit und Demokratie gedeiht besser auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis. Und Geld in Privatunternehmen schwächt indirekt automatisch die Zentralmacht. Also würde ich erstmal schauen, was für Unternehmen das sind und vor allem, das es nicht gerade ein Minenbauunternehmen im Tibet ist, aber im Rahmen solcher Überlegungen halte ich solche Investitionen vom ethischen Standpunkt aus für durchaus wünschenswert und vertretbar.

Übrigens, hier noch ein nettes Detail. Die chinesische Marine hat vor ein paar Monaten erst ein paar Neubauvorhaben auf Eis gelegt. Nicht weil sie wollte oder weil das Geld knapp gewesen wäre. Die Privatwirtschaft hatte nur die notwendigen Ingenieure abgeworben. (Quelle Jane’s).

Gruß
Peter B.

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hALLO pETRA
Lass es mich mit einer zeitversetzten Gegenfrage beantworten:
Wäre es für dich aus heutiger Sicht ethisch vertretbar gewesen, als, sagen wir mal, Französin, 1943 in Aktien der IG Farben, welchge ja das Gas für die KZs herstellte oder Aktien an einer Munitionsfabrik des 3.Reiches, investiert zu haben?
Gruß,
Branden

Hallo Branden,

Lass es mich mit einer zeitversetzten Gegenfrage beantworten:
Wäre es für dich aus heutiger Sicht ethisch vertretbar
gewesen, als, sagen wir mal, Französin, 1943 in Aktien der IG
Farben, welchge ja das Gas für die KZs herstellte oder Aktien
an einer Munitionsfabrik des 3.Reiches, investiert zu haben?

Na ja, der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber genau das ist mein Problem. Wobei die anderen hier geäußerten Argumente (Privatwirtschaft schwächt die totalitäre Regierung) natürlich auch etwas für sich haben.

Und was die I.G. Farben angeht: Ich habe einmal gelesen, dass BASF und Bayer deren Nachfolgeunternehmen sind. Da kann der Chart noch so schön sein - so etwas hatte ich bisher nicht im Depot und habe es auch nicht vor.

Wobei I.G. Farben ja erst Mitte der 50er Jahre aufgekauft wurde, denn so lange hat es gedauert, bis diese Firma endlich pleite ging! Obwohl, man könnte auch sagen: Mehr als 10 Jahre hat denen das Geld nicht gereicht, dass sie verdient haben? … Jedenfalls bin ich mir auch hier nicht sicher, wie ich die Nachfolgeunternehmen bzw. Aufkäufer ethisch bewerten soll. Deshalb lasse ich die Finger davon, und ehrlich gesagt ärgert es mich ein bisschen, dass in meinem Umweltfonds Aktien von Bayer sind. *grummel* Habe ich erst letzte Woche gemerkt. Machen kann man da wohl ohnehin nicht viel, außer gar keine Fonds zu kaufen. Vielleicht schreibe ich mal an das Management und frage sie, was sie sich dabei gedacht haben, so etwas ins Depot zu lassen. Mit „Umwelt“ hat das ja ohnehin nicht viel zu tun und hat meiner Meinung nach in einem Umweltfonds auch nichts verloren.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Peter,

Tibet, Regierung, ethisch vertretbar? Aber auf der anderen
Seite Privatunternehmen. Wie jemand anders bereits geschrieben
hat, Freiheit und Demokratie gedeiht besser auf einer gesunden
wirtschaftlichen Basis. Und Geld in Privatunternehmen schwächt
indirekt automatisch die Zentralmacht.

Naja, nicht unbedingt. Immerhin zahlen diese Privatunternehmen Steuern. … Andererseits, wenn man nicht investiert, würde man ja gerade diejenigen „bestrafen“, die anders denken und eben nicht an der Umsetzung irgendwelcher Zehnjahrespläne interessiert sind, sondern daran, ein ganz normales Unternehmen aufzubauen.

Übrigens habe ich gestern gesehen, dass die chinesische Regierung nun mit dem Dalai Lama sprechen will. Wer weiß, was sich daraus ergibt.

Also würde ich erstmal
schauen, was für Unternehmen das sind und vor allem, das es
nicht gerade ein Minenbauunternehmen im Tibet ist, aber im
Rahmen solcher Überlegungen halte ich solche Investitionen vom
ethischen Standpunkt aus für durchaus wünschenswert und
vertretbar.

Um chinesische Einzelaktien zu kaufen, fehlt mir leider das Wissen. Wenn überhaupt, dann wäre das ein Fonds. … Wobei ich am Freitag einen sehr interessanten Fonds mit japanischen Aktien entdeckt habe, der um 45% gefallen ist (und daher meiner Meinung nach bald wieder steigt). Vielleicht kaufe ich erstmal lieber den.

Übrigens, hier noch ein nettes Detail. Die chinesische Marine
hat vor ein paar Monaten erst ein paar Neubauvorhaben auf Eis
gelegt. Nicht weil sie wollte oder weil das Geld knapp gewesen
wäre. Die Privatwirtschaft hatte nur die notwendigen
Ingenieure abgeworben. (Quelle Jane’s).

*gg* Das ist cool!

Schöne Grüße

Petra

Hallo Walden,

Waren alle Deutschen Nazis? Ist so eine Verpauschalisierung
denn ethisch i.O.?

Ok, die Frage gibt mir zu denken. Andererseits bekommt ja auch die Regierung Geld dadurch, dass ich in ein privates Unternehmen investiere (Steuern). … Südafrika habe ich damals mit voller Überzeugung boykottiert. Allerdings war ich da auch noch etwas jünger und habe noch nicht so viel darüber nachgedacht.

Den Boykott habe ich bestimmt 10 oder 15 Jahre durchgehalten, und ehrlich gesagt ist er mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich noch heute eher zu einem anderen Produkt greife, wenn eine Grapefruit, Orange oder was auch immer aus Südafrika kommt :wink:

Das ist der entscheidende Punkt. Ist es ethisch vertretbar
in eine westliche Firma zu investieren, die Waffen oder
deren Steuerungen, genmanipulierte Produkte, Alkohol,
Zigaretten usw. vertreibt oder entwickelt?

Nein, auch hier muss man meiner Meinung nach für sich eine Grenze ziehen, was in Ordnung ist und was nicht. Ich würde z.B. zwar in Unternehmen investieren, die Medikamente gentechnisch herstellen, aber nicht in solche, die gentechnisch veränderte Lebensmittel auf den Markt bringen.

In Tabakunternehmen investiere ich auch nicht. Das ist doch nichts: Immer mehr Nichtraucherschutzgesetze, dann noch ein paar Millionenklagen von Krebsopfern, und außerdem nimmt der Tabakanbau wertvolle Anbaufläche weg, die man sinnvoller nutzen könnte.

Die Milliardengewinne
machen und trotzdem tausende Mitarbeiter entlassen etc.

Hm, ob es daran liegt, dass der Kurs von Nokia nun fällt? … Ehrlich, ich denke, diese Unternehmen tun sich damit keinen Gefallen. Vielleicht ist nicht jeder so wie ich, dass er etwas gleich boykottiert, aber man registriert doch irgendwo: Die haben ein ganzes Werk geschlossen, obwohl sie Gewinne machen, die sind böööööse. Das wirkt doch wie Werbung, nur umgekehrt, oder nicht?

Ist es überhaupt ethisch Leerkäufe zu tätigen? Man
spekuliert auf den Misserfolg eines Unternehmens!

Nun ja, ich denke man spekuliert eher auf einen kurzfristigen Kursrücksetzer eines ansonsten erfolgreichen Unternehmens. … Man kauft ja auch im Geschäft etwas, wenn es im Sonderangebot ist - auch wenn der Grund für das Sonderangebot vielleicht ist, dass jemand einfach zu viel Ware bestellt hat. Ist das dann unethisch?

Ob es ethisch ist, musst du individuell mit deinem Gewissen
ausmachen, vor allem würde ich mir die Firma genau ansehen,
welche Ethik, welche Firmenphilosophie wird dort gelebt?
Welche Werte werden geschaffen?

Interessanterweise habe ich den gleichen Gedanken schon in einem meiner Bücher über Geldanlage gefunden, und zwar war es das Buch von Phil Town, „Rule No. 1“. Er schreibt auch, dass man sich Gedanken machen sollte, ob man sich mit dem Unternehmen und seinem Management identifizieren kann - und zwar nicht aus irgendwelchen ethischen Überlegungen, sondern um Gewinne zu machen!

Auch auf einer Anlegerveranstaltung hieß es, dass Ökofonds eine bessere Performance aufweisen als herkömmliche Fonds. Man hat das damals so erklärt: Wenn ein Unternehmen ohnehin am Umweltschutz interessiert ist, dann erfüllt es vielleicht schon längst die neuen Abgasnormen, auch schon bevor diese überhaupt beschlossen werden. Ein Unternehmen, das auf herkömmliche Art wirtschaftet, hat sich bisher nicht so sehr um die Emissionen gekümmert und erfüllt nur die momentan bestehenden Abgasnormen. Werden nun neue Abgasnormen beschlossen, muss dieses herkömmliche Unternehmen erst einmal anfangen, sich Gedanken zu machen und investieren. Das Öko-Unternehmen hat das schon längst erledigt. Also hat das Öko-Unternehmen die Nase vorn.

Es wird viel diskutiert über deine Fragen, da bist du nicht
die einzige. Ein Fakt der bleibt, man muss mit den Chinesen
leben, ob man will oder nicht.

Ich denke, es ist eine Herausforderung für uns zu sehen, dass es da ein System gibt, das ganz anders ist als das westliche System und trotzdem funktioniert.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

Hm, ob es daran liegt, dass der Kurs von Nokia nun fällt? …

über eine Millon gutbezahlte Arbeitsplätze sind allein in D
gekündigt worden und u.a. durch Produktion in Niedriglohnländer
oder durch inländische Niedriglohnproduktion ersetzt
worden. Man spricht hier von Globalisierungsgewinnern
und Globalisierungsverlierern. Eine einfache Frage aber bleibt:
Wer wird mittel und langfristig gesehen, sich z.B. noch
ein Auto für 50000 € kaufen können, wenn man nur 700 €
verdient? Die hier so vielgepriesene Freiheit impliziert
auch die Freiheit gegen die Wand zu fahren. Bloss aus
der Tatsache, dass der Weltkommunismus gescheitert ist,
kann man nicht die „Weisheit“ ableiten, dass der freien,
der freien sozialen oder die kapitalistische Marktwirtschaft
dies Schicksal nicht auch widerfährt. Die Bankenkrise, deren
Ausmass von vielen gar nicht richtig erkannt wurde, hat die
Weltwirstschaft haarscharf an den Abgrund geführt.
Das Lohnbeispiel oben langfristig gesehen oder solche
verdeckten Explosionen lassen das wacklige Fundament erahnen,
auf dem gebaut ist. So sicher steht das nicht und immer
ist die Habgier Triebfeder ins eigene Verderben.
Wenn selbst Leute wie Ackermann nach Vater Staat rufen,
kann man das als Indiz für aus dem Ruder gelaufene
Strukturen werten, die eigendynamisch-selbstzerstörerisch
agieren/wirken.
Obwohl ich natürlich auch die Freiheit als höchstes Gut
und unerlässliche Basis betrachte.

Ehrlich, ich denke, diese … Werbung, nur umgekehrt,
oder nicht?

Ja natürlich, zumindest kurzfristig, die meisten Leute
haben ja, dich ausgenommen :wink:, ein schlechtes Gedächtnis.

Nun ja, ich denke man spekuliert eher auf einen kurzfristigen
Kursrücksetzer

*fg* jaja natürlich!

Unternehmen und seinem Management identifizieren kann - und
zwar nicht aus irgendwelchen ethischen Überlegungen, sondern
um Gewinne zu machen!

Das sehe ich auch so, das eine schliesst das andere ja nicht
aus, sondern eher gegenteilges ist richtig. Unternehmen
mit hoher ethischen Identifikation haben mittel-
bis langfristig immer mehr Erfolg. Diese schnellen Schübe
verpuffen in der Regel genau so schnell wieder.
Ein gewachsenes Wertesystem schlägt den Ausbeuter immer,
weil es der wichtigsten Resource, der Human Resource,
Raum und Motivation bietet.

Wenn ein Unternehmen ohnehin am
Umweltschutz interessiert ist, dann erfüllt es vielleicht
schon längst die neuen Abgasnormen,

Genau, ein werteorientiertes Unternehmen impliziert
in seine Ziele und Visionen natürlich auch ökologische
und andere langfristigen Punkte.

Also hat das Öko-Unternehmen die Nase vorn.

Ja, vorausgesetzt es ist auch an langfristiger Tätigkeit
interessiert. Manche dieser Umweltsünder wollen nur die
schnelle Mark, äh den €.

Ich denke, es ist eine Herausforderung für uns zu sehen, dass
es da ein System gibt, das ganz anders ist als das westliche
System und trotzdem funktioniert.

Wir haben nun schon seit über 10 Jahren eine Niederlassung
in Shanghai, ich kenne die Situation dort recht gut,
es ist nicht nur das System, es sind die Mentalitäten,
es ist die Mischung zwischen unwiderstehlicher
Liebenswürdigkeit und knallhartem Kalkül. Es ist so
viel Menschlichkeit spürbar, dass einen dieses
„Fremdsein“ abstrakt erscheinen lässt. Auf der anderen
Seite ziehen sie dich aber so schnell über den Tisch,
so schnell kannst du nicht schauen.
Am schlimmsten allerdings ist ihr fürchterliches Essen! :wink:)
Damit schaffen sie jeden und machen westliche Dekadenz
wie McDonald`s zu Tempeln.
Bei all deiner berechtigten Kritik, darf man nicht vergessen,
es sind Menschen, mit den gleichen Sorgen und Nöten wie wir,
mit hungrigen Kindern und einer ungewissen Zukunft.
Ich find es stark, dass es noch Leute wie dich gibt,
die sich Gedanken machen und nicht nur impulsiv aus
dem Bauch heraus reagieren.

Sei gegrüsst
Walden.

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IG Farben
Hallo Petra,

abgesehen davon, dass man heutige Unternehmen nicht für das verantwortlich machen kann, was vor 60 Jahren war (Du fährst doch nicht etwa ein deutsches Auto, also das Fabrikat eines früheren Rüstungsbetriebs??? :wink:), stellt sich die Geschichte der IG Farben doch etwas anders da:

http://de.wikipedia.org/wiki/I.G._Farben

Zu Deinem Umweltproblem mit Bayer: Nur weil Chemie drauf steht, wird nicht gleich der Rhein verseucht. Aus der chemischen Industrie kommen wirklich gute Lösungen zum Umweltschutz (nein, ich bin bei keinem Unternehmen der IG Farben angestellt!).

Gruß,
Andreas

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P.S.:
ergänzend zu meinen Aussagen hier ein aktueller Link,
grade gelesen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,551309,00.html

Hallo Andreas,

nun ja, Rüstung ist die eine Sache. Das ist ja noch „normal“ im Krieg.

Ganz abgesehen davon fahre ich eh kein Auto, sondern nur Bus, Straßenbahn und Zug - und ärgere mich jede Woche darüber :wink:
Und wenn ich mir ein Auto kaufen würde, dann wäre es wohl ein japanisches oder koreanisches, oder vielleicht ein Chrysler.

Aber es gibt Dinge, die sind eben auch nach über 60 Jahren noch nicht vergessen. Ich finde das kann man auch nicht mit der Rüstungsindustrie vergleichen.

http://de.wikipedia.org/wiki/I.G._Farben

Lese ich mir bei Gelegenheit mal durch. Ich werde wohl erst nächstes Wochenende dazu kommen.

Zu Deinem Umweltproblem mit Bayer: Nur weil Chemie drauf
steht, wird nicht gleich der Rhein verseucht. Aus der
chemischen Industrie kommen wirklich gute Lösungen zum
Umweltschutz …

Ja, schon klar - aber Bayer ist doch ein großer Konzern der AUCH die anderen Chemikalien herstellt, die man beim besten Willen nicht mehr als „umweltfreundlich“ bezeichnen kann. Und wenn mir das dann in meinen Ökofonds gepackt wird, habe ich damit schon ein Problem.

… (nein, ich bin bei keinem Unternehmen der IG
Farben angestellt!).

Na dann ist’s ja gut :wink:

Schöne Grüße

Petra

ergänzend zu meinen Aussagen hier ein aktueller Link,
grade gelesen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,551309,00.html

Hm, etwas ähnlches habe ich doch heute morgen auf sueddeutsche.de gelesen?

Stimmt schon, in unserer Gesellschaft ist eine Menge im Wandel und nicht alles zum Besseren. Am meisten macht mir diese beharrliche Ablehnung eines Mindestlohnes Sorgen. Was soll das? Man braucht nun einmal einen gewissen Mindestbetrag, um leben zu können ohne auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.

Sogar in den USA, dem Inbegriff des Kapitalismus, gibt es einen Mindestlohn. Als ich damals die Gelegenheit hatte, dort im Catering zu arbeiten, betrug der $4,95. Jetzt ist das nicht mehr viel, aber damals stand der Dollar bei etwa DM 2,40 und ich war recht froh über dieses Taschengeld. (Was Gutes zu essen gab es auch immer … und der Weg zur Arbeit betrug sensationelle fünf Minuten - zu Fuß!)

Aber bei uns werden 1-Euro-Jobs geschaffen. Und es entsteht eine Menge Unzufriedenheit. Es gibt immer mehr rechtsextreme Demonstrationen. Noch gibt es Gegendemonstrationen, und wenn die Polizei nicht dazwischen gehen würde, gäbe es wohl auch Straßenschlachten. War es nicht damals in den 20er Jahren genauso?

Nein, mir gefällt das alles gar nicht. Da braut sich etwas zusammen, und ich bin nun in der Zwickmühle, weil ich einerseits möglichst viel Geld ansammeln will, bis es soweit ist, aber andererseits nicht selbst zu irgendwelchen Katastrophen beitragen will.

Schöne Grüße

Petra

P.S. I.G. Farben
Jetzt habe ich den Artikel doch gelesen. Na klasse, die haben ja nicht nur Zyklon B hergestellt, sondern auch noch Tabun. Und nach dem Krieg haben sie sich in „hunderte“ von kleinen Einzelunternehmen aufgespaltet und munter mit anderen Firmen fusioniert, so dass es so gut wie unmöglich sein dürfte, heute noch das Depot frei von Resten der I.G. Farben zu halten, wenn man nicht komplett auf den Chemie- und Pharmasektor verzichtet.

Aber ich will so etwas jedenfalls nicht in meinem Depot haben. In 50 Jahren oder so könnte man mal darüber reden, aber ich denke nicht, dass ich dann noch in Aktien investiere :wink:

Schöne Grüße

Petra

Ethisch vertretbar in Aktien zu investieren?
Hallo,

wie bereits im Titel angedeutet, geht es darum, in chinesische
Aktien zu investieren,

warum gerade Anlagen in China? Ist unser Land oder EU nicht gut?

obwohl die chinesische Regierung in
Tibet derzeit, und bereits seit Längerem, die Menschenrechte
verletzt.

Abgeshen davon, daß wir nur über diese Dinge durch das
Medienspaktakel informiert werden, gibt es ja wohl genug
andere Länder, die auch Menschenrechte verletzen.
Nicht zuletzt, das selbsternannte Mutterland der freiheitlichen
Demokratie -> USA.

Aber China ist nur ein Beispiel von vielen. Es gab und gibt ja
immer wieder Regierungen, mit deren Handlungsweise ich nicht
einverstanden bin.

Keine Regierung dieser Welt kann für sich behaupten, daß qalle
Menschen mit ihren Handlungen einverstanden ist.

Es steht eher die Frage, ob man Handlungen einer Regierung
konsequent wegen unauflösbarer Widersprüche gegenüber der eigenen
Weltanschuung ablehnen muß.

Andererseits investiere ich nicht in die Regierung, sondern in
die Aktien irgendeines privaten Unternehmens.

Damit hast du dich also schon mal mit vorherrschenden
Wirtschaftssystem arragiert?
Die Frage nach der Vertretbarkeit von Investitionen zum Zwecke
des Geldverdienens steht also prinzipiell nicht mehr?
Ich will das nicht verteufeln. Immerhin scheint dieses System
derzeit das mit den weinigsten schwerwiegenden Nachteilen zu sein.

Ob nun
irgendeine chinesische Softwarefirma etwas von meinem Geld hat
oder nicht, wird sich ja nicht auf die Situation in Tibet
auswirken. Oder doch?

Letzlich hat irgendwie alles eine Auswirkung und
Boykott hat nicht immer die positivste Wirkung.
Enge wirtschaftliche Beziehungen schaffen auch Zwänge (pos. und neg.).

Und wie sieht es eigentlich aus, wenn man auf fallende Kurse
setzt? Macht das eine Investition ethisch vertretbar, auch
wenn man mit der Handlungsweise der Regierung nicht
einverstanden ist?

Das kommt als Frage ganz weit hinten, wenn obige grundsätzliche
Fragen schon beantwortet sind.

Vielleicht ist es eine dumme Frage, aber ich denke schon seit
Monaten immer wieder einmal darüber nach und finde keine
befriedigende Antwort.

Wirst du auch nicht so einfach bekommen.
Als einzelner Mensch kann man sich in ein System einfügen, oder
versuchen es zu beeinflussen oder auch rigoros bekämpfen. Je nach
Weltanschauung muß man dann seine konkreten Handlungen danach ausrichten.
Gruß Uwi

Puh, jetzt wird’s anstrengend
Hallo Ihr Zwei,

Eure Diskussion verzweigt sich immer mehr, und es gibt viel dazu zu sagen.

Also ein paar Versuche:

Stichwort Nokia. Natürlich können wir in Deutschland nicht von 3-Welt-Löhnen leben. Aber wir profitieren gerne von Billig-Produkten. Petra will kein deutsches Auto kaufen, also schließt sich der Kreis.
Wenn aber jeder Deutsche eine Aktie von Nokia hätte, dann würde er nicht nur als Konsument von einem gut verdienenden Unternehmen Nokia profitieren und Anteil am Produktivvermögen erhalten.

Ketzerische Frage: warum wehren sich die Gewerkschaften seit Jahrzehnten gegen die Arbeitnehmerbeteiligungen? Haben Sie Angst, ABHÄNGIG Beschäftigte als Klientel zu verlieren?

Am meisten macht mir diese
beharrliche Ablehnung eines Mindestlohnes Sorgen. Was soll
das? Man braucht nun einmal einen gewissen Mindestbetrag, um
leben zu können ohne auf staatliche Unterstützung
angewiesen zu sein
.

Und alle Jobs, die weniger wert sind, werden wegfallen. Durch den demographischen Wandel geht die Zeit der Arbeitslosigkeit eh zu Ende. Es ist aber immer noch billiger, einen Lohnzuschuss zu zahlen als einen „Vollzeitarbeitslosen“. Von dessen Selbstbewusstesein (Oder Minderwertigkeitsgefühl) ganz zu schweigen. Der entscheidende Unterschied in den Ideologien liegt eigentlich in diesem Punkt. Ist Arbeit etwas schlechtes, das ich machen muss, um zu leben, oder ist etwas, das meinem Leben Sinn gibt. (Darum ist diese Diskussion im Brett Philosophie nicht verkehrt.)

Gruß,
Andreas

Hallo Petra_44

Nein, mir gefällt das alles gar nicht. Da braut sich etwas
zusammen, und ich bin nun in der Zwickmühle, weil ich
einerseits möglichst viel Geld ansammeln will,

du bist du aber echt aufm Holzweg, wenn alle Uhren mal wieder auf Null gestellt werden,kannst du mit dem wertlosen Papiergeld heizen, mehr aber auch nicht. Mit Gold kannste immer was eintauschen :smile:zum Bsp.

guckst du dir mal das Video an,dann verstehst du worum es in der Welt geht

http://video.google.de/videoplay?docid=-535224649588…

bis es soweit
ist, aber andererseits nicht selbst zu irgendwelchen
Katastrophen beitragen will.

Dafür sorgen andere, da brauchste dir keine Gedanken machen :smile:

Schöne Grüße

Petra

LG
Mikesch

Hallo,

Stichwort Nokia. Natürlich können wir in Deutschland nicht von
3-Welt-Löhnen leben. Aber wir profitieren gerne von
Billig-Produkten.

Sind Nokia Handys Billig-Produkte? Die kosten bis zu 1000 €,
welcher Arbeiter aus Rumänien wird sich so ein Teil kaufen?
Das Problem bleibt, dass ohne die gut bezahlten Arbeitsplätze
auch die hohen Gewinnmargen nicht mehr im Massenumsatz
zu erzielen sind. Eine kontraproduktive Tendenz, zumindest
mittelfristig.

Ketzerische Frage: warum wehren sich die Gewerkschaften seit
Jahrzehnten gegen die Arbeitnehmerbeteiligungen? Haben Sie
Angst, ABHÄNGIG Beschäftigte als Klientel zu verlieren?

Diese Frage sollte man den Vorsitzenden selbst stellen,
eine Gewerkschaft ist eine demokratische Gemeinschaft,
ob die Mitglieder derselben Ansicht sind, die du hier
unterstellst? Abgewählt ist ein Vorstand schnell und
noch schneller ist man ausgetreten.

Und alle Jobs, die weniger wert sind, werden wegfallen.

Na und? Ist das nicht ein ganz normaler Vorgang,
fast schon evolutionär.

Durch den demographischen Wandel geht die Zeit
der Arbeitslosigkeit eh zu Ende.

Eben.

Es ist aber immer noch billiger, einen
Lohnzuschuss zu zahlen als einen „Vollzeitarbeitslosen“.

Und es ist immer noch lohnender Steuern zu kassieren,
als auszugeben.

dessen Selbstbewusstesein (Oder Minderwertigkeitsgefühl) ganz
zu schweigen.

Das ist ein wichtiger Punkt, es ist eine perspektivische
Frage, man muss sie aus betriebswirtschaftlicher,
aus volkswirtschaftlicher, der Sicht des Staates
als abstraktes Gebilde, als humanes Gebilde und
am wichtigsten vielleicht, aus Sicht der Betroffenen
betrachten und dazu muss man sie selbst zu Wort kommen
lassen. Da können wir jetzt viel konstruieren,
der dankbare, der einen 1 € Job macht, nur um
wieder gebraucht und integriert zu sein, genau
wie der Verweigerer, der nicht für Hartz IV arbeiten will.

Ist Arbeit etwas schlechtes,
das ich machen muss, um zu leben, oder ist etwas, das meinem
Leben Sinn gibt. (Darum ist diese Diskussion im Brett
Philosophie nicht verkehrt.)

Was sagst denn du dazu, wenn du die Frage schon ansprichst?
Eine allgemeingültige, grundsätzliche Antwort
wird es nicht geben. Sind Künstler Arbeiter weil sie
etwas schaffen? Hätte es dem Leben von Picasso einen
Sinn gegeben, wenn er statt zu malen in einer Fabrik
gearbeitet hätte? (Auch ich beherrsche die Kunst
des ketzerischen Fragens :wink:)
Oder ist die Frage nicht eher soziologisch…

Gruss
Walden

weils so schön war…
gleich noch ein link:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,551524,00.html

es kann nicht sein, dass das Heil in regressiven
Schritten gesucht wird!
Wer seine Zeit mit unterbezahlten Jobs verplempert,
vergeudet wertvolles Potential. Es stellt sich die
Frage auch andersherum:
Können wir uns diese Billigjobs überhaupt leisten?
Es ist eine soziologische Herausforderung,
wir müssen eine Basis schaffen, indem der Einzelne
sich und sein Potential entwickeln kann.
Diese „Human Resource“ ist wertvoller als alle
anderen.
Die sogenannte Mittelschicht ist doch nicht blöder
als die sogenannte Elite, da hängt der Hammer!

Gruss nochmal

Walden

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