Hallo Walden,
Waren alle Deutschen Nazis? Ist so eine Verpauschalisierung
denn ethisch i.O.?
Ok, die Frage gibt mir zu denken. Andererseits bekommt ja auch die Regierung Geld dadurch, dass ich in ein privates Unternehmen investiere (Steuern). … Südafrika habe ich damals mit voller Überzeugung boykottiert. Allerdings war ich da auch noch etwas jünger und habe noch nicht so viel darüber nachgedacht.
Den Boykott habe ich bestimmt 10 oder 15 Jahre durchgehalten, und ehrlich gesagt ist er mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich noch heute eher zu einem anderen Produkt greife, wenn eine Grapefruit, Orange oder was auch immer aus Südafrika kommt
Das ist der entscheidende Punkt. Ist es ethisch vertretbar
in eine westliche Firma zu investieren, die Waffen oder
deren Steuerungen, genmanipulierte Produkte, Alkohol,
Zigaretten usw. vertreibt oder entwickelt?
Nein, auch hier muss man meiner Meinung nach für sich eine Grenze ziehen, was in Ordnung ist und was nicht. Ich würde z.B. zwar in Unternehmen investieren, die Medikamente gentechnisch herstellen, aber nicht in solche, die gentechnisch veränderte Lebensmittel auf den Markt bringen.
In Tabakunternehmen investiere ich auch nicht. Das ist doch nichts: Immer mehr Nichtraucherschutzgesetze, dann noch ein paar Millionenklagen von Krebsopfern, und außerdem nimmt der Tabakanbau wertvolle Anbaufläche weg, die man sinnvoller nutzen könnte.
Die Milliardengewinne
machen und trotzdem tausende Mitarbeiter entlassen etc.
Hm, ob es daran liegt, dass der Kurs von Nokia nun fällt? … Ehrlich, ich denke, diese Unternehmen tun sich damit keinen Gefallen. Vielleicht ist nicht jeder so wie ich, dass er etwas gleich boykottiert, aber man registriert doch irgendwo: Die haben ein ganzes Werk geschlossen, obwohl sie Gewinne machen, die sind böööööse. Das wirkt doch wie Werbung, nur umgekehrt, oder nicht?
Ist es überhaupt ethisch Leerkäufe zu tätigen? Man
spekuliert auf den Misserfolg eines Unternehmens!
Nun ja, ich denke man spekuliert eher auf einen kurzfristigen Kursrücksetzer eines ansonsten erfolgreichen Unternehmens. … Man kauft ja auch im Geschäft etwas, wenn es im Sonderangebot ist - auch wenn der Grund für das Sonderangebot vielleicht ist, dass jemand einfach zu viel Ware bestellt hat. Ist das dann unethisch?
Ob es ethisch ist, musst du individuell mit deinem Gewissen
ausmachen, vor allem würde ich mir die Firma genau ansehen,
welche Ethik, welche Firmenphilosophie wird dort gelebt?
Welche Werte werden geschaffen?
Interessanterweise habe ich den gleichen Gedanken schon in einem meiner Bücher über Geldanlage gefunden, und zwar war es das Buch von Phil Town, „Rule No. 1“. Er schreibt auch, dass man sich Gedanken machen sollte, ob man sich mit dem Unternehmen und seinem Management identifizieren kann - und zwar nicht aus irgendwelchen ethischen Überlegungen, sondern um Gewinne zu machen!
Auch auf einer Anlegerveranstaltung hieß es, dass Ökofonds eine bessere Performance aufweisen als herkömmliche Fonds. Man hat das damals so erklärt: Wenn ein Unternehmen ohnehin am Umweltschutz interessiert ist, dann erfüllt es vielleicht schon längst die neuen Abgasnormen, auch schon bevor diese überhaupt beschlossen werden. Ein Unternehmen, das auf herkömmliche Art wirtschaftet, hat sich bisher nicht so sehr um die Emissionen gekümmert und erfüllt nur die momentan bestehenden Abgasnormen. Werden nun neue Abgasnormen beschlossen, muss dieses herkömmliche Unternehmen erst einmal anfangen, sich Gedanken zu machen und investieren. Das Öko-Unternehmen hat das schon längst erledigt. Also hat das Öko-Unternehmen die Nase vorn.
Es wird viel diskutiert über deine Fragen, da bist du nicht
die einzige. Ein Fakt der bleibt, man muss mit den Chinesen
leben, ob man will oder nicht.
Ich denke, es ist eine Herausforderung für uns zu sehen, dass es da ein System gibt, das ganz anders ist als das westliche System und trotzdem funktioniert.
Schöne Grüße
Petra