Es ist doch ganz einfach: Stimmung macht man mit Angst und mit
Stimmung erreicht man Wähler. Verstrahlung, Arbeitslosigkeit,
Verelendung, Krieg, Ausländer. Das sind die Themen, mit denen
man in den vergangenen 25 Jahren hat punkten können und zwar
waren das vor allem die SPD, die Grünen, die Linke und
zwischenzeitlich bzw. im Osten die rechtsextremen Parteien.
Man könnte das auch so sehen, dass die betreffenden Parteien
die Ängste der Menschen zumindest ansatzweise ernst genommen
haben.
Die Ängste ernstnehmen, die man selber erst geschürt haben, halte ich für keine große Kunst.
Und da hat er dann recht, der Herr Pfeil: die Masse ist
entweder nicht willens und/oder in der Lage, sich von diesen
Ängsten, die ja von einigen Parteien und den Gewerkschaften
nachvollziehbarerweise geschürt werden, zu lösen und sich mit
den Themen der FDP vorurteilsfrei auseinanderzusetzen. Die
Vorurteile wiegen stärker und wie man hier auch im Forum immer
wieder feststellen kann, helfen auch Tatsachen nicht, diese
Vorurteile zu überwinden. Es bleibt am Ende immer ein „ja,
aber“ im Raume stehen.
Naja, ich weiß nicht. Was ist an den sich ewig wiederholenden
„Mehr Netto vom Brutto“, „Steuern senken“ und „Leistung muss
sich wieder lohnen“ Parolen aus dem Hause FDP denn so schwer
zu verstehen?
Das ist es ja gerade: man hat aus der Not heraus solche Slogans gewählt, die aber dem tatsächlichen Profil/Programm der Partei nicht gerecht werden. Diese Dinge konnte man einfach formulieren.
Um den Leuten aber zu erklären, daß mehr Privatwirtschaft gut ist, ist in einem Satz kaum zu schaffen; erst recht nicht, wenn allen im Kopf sitzt, daß Privatisierung zu Arbeitslosigkeit und schlechteren Dienstleistung und Produkten führt.
Der Grundansatz einer liberalen Wirtschaftspolitik ist Privatisierung ini Teilbereichen deshalb, weil das bedeutet, daß staatliche Mittel freiwerden und privat investiertes Geld effizienter ist, was wieder zu mehr Arbeitsplätzen führt usw. An der Stelle wittern die meisten aber wieder nur Entlassungen usw., so daß man an diesem Punkt nur weiterkommt, wenn die Adressaten ein gewisses Grundverständnis von Volks- und Betriebswirtschaft haben.
Liberalisierung bedeutet auch nicht, dem freien Markt alles zu überlassen und nicht mehr einzugreifen. Tatsächlich ist der liberale Ansatz der, Leitlinien vorzugeben, um das Ausufern des freien Wirtschaftens zu verhindern - was ja im übrigen auch das ist, für das die Neoliberalen ursprünglich standen; inzwischen wurde der Sinn des Wortes „neoliberal“ ins vollkommene Gegenteil verkehrt und zwar so konsequent, daß schon die Erwähnung dieses Umstandes dazu führt, daß man z.B. hier angemault wird.
Aufgrund der Komplexität und der emotionalen Aufladung der Themen, kommt man mit kurzen und leichtverständlichen Aussagen nicht wirklich weiter und die vollständigen Erklärungen, wollen die meisten nicht hören und wenn doch, glaubt man sie nicht.
Wähler nicht verstanden wird, sondern viel mehr zu geringe
Komplexität und die Fixierung einzig und allein auf
wirtschaftsliberale Themen. Wo sind denn der linksliberale
Flügel und Bürgerrechtsthemen in der FDP geblieben? Wer außer
vielleicht noch Leutheusser-Schnarrenberger steht noch für
diese „alte FDP“? Früher hatte es Leute wie Gerhart Baum oder
Genscher, die parteiübergreifendes Ansehen genossen. Heute hat
es Leute wie Rösler und Lindner, die selbst vom
Koalitionspartner nicht mehr ernst genommen werden.
Da war die lange Herrschaft des Großen GW wohl nicht ganz so hilfreich, der einerseits alle vielversprechenden Nachrücker genauso verbiß wie einst Kohl oder heute Merkel und andererseits einige schwere Versäumnisse begangen hat, die u.a. auf dem Unverständnis dessen beruhte, was Möllemann als langfristige strategische Ausrichtung der FDP ausgearbeitet hat.
völlig überforderten Außenminister nicht mit einem
scheinminderjährigen Hohlschwätzer kompensieren kann, wird
sich an der aktuellen Stimmungslage bei der FDP in absehbarer
Zeit auch nichts ändern.
Somit sehe ich kein verborgen schlummerndes Potential und
Marketingproblem sondern eine möchtegern liberale Partei die
personell und inhaltlich am Ende ist. Der Insolvenzverwalter
kommt schon bald.
Das hat man der FDP, der CDU, der SPD und den Grünen auch schon einige male nachgesagt. Nur weil die Stammwähler der FDP sich andere Alternativen suchen, heißt das ja nicht, daß sie wieder zurückkehren, wenn die FDP wieder einen gescheiten Kurs gefunden hat.
Rein inhaltlich hat sich bei der FDP nicht allzu viel geändert.
Nebenbei: die Piraten sind derzeit keine Alternative. Bis die
sich gefunden haben, werden noch Jahre vergehen. In der Zeit
muß sich die Partei erst einmal überlegen, was sie außer einem
freien Internet, Transparenz und gestärkten Bürgerrechten
wirklich will. Mein Eindruck ist, daß sich da die frühere
Teestubenfraktion neu formiert und lange Haare mit technischen
Aspekten kombiniert werden. Für meine Begriffe wird die Partei
noch am ehesten für SPD und Grüne zu ernsthafter Konkurrenz.
Naja, viele haben mal klein angefangen. wenn die FDP
verschwindet tut sich jedenfalls eine Marktlücke auf, und als
Betriebswirtschaftler solltest du wissen, Marktlücken bleiben
auf dem freien Markt nicht lange offen
Ich weiß nur nicht, wie groß die Marktlücke für linke Technikfreaks ist. Hinter dem Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung, die online-Durchsuchungen, die Krankenkarte usw. steckt m.E. jedenfalls keine grundsätzlich liberale Haltung, sondern mehr so etwas wie der politische Arm des CCC. Aber wir werden sehen.
C.