Ist euch schon die gelbe Erleuchtung gekommen?

Moin,

Wenn ich etwas in meiner Zeit der Marktforschung gelernt habe,
ist es die Tatsache, dass die eigene Beobachtung hilfreich
sein kann, sie aber manchmal auch komplett an der Realität
vorbei gehen kann.

so bildet sich dann jeder seine eigene Wahrheit. Lustigerweise gab die Bahn ja selber mal vor einigen Jahren ihre Verspätungen in Prozent an, um zu zeigen, das sich da was verbessert, nachdem sich die Zahlen aber in die falsche Richtung entwickelten, wurde das wieder sein gelassen.

Bis jetzt stelle ich nur fest, dass die Leute die nie die Bahn benutzen (wie auch der Bahnvorstand seinerzeit) der Ansicht sind, dass sich nichts geändert hat oder es sogar besser geworden ist.

Wenn dann die Leute die Bahn immer weniger benutzen, liegt es in deren Augen ja daran, dass alle dämlich sind oder nicht genug bezahlen wollen.
Und da ist die Bahn nur ein Dienstleistungsbetrieb von vielen, denen es so geht.
Schuld ist dann immer der dumme Kunde, der die tollen Geschäftsideen nicht zu würdigen weiss und nicht bereit ist, dafür mehr Geld auszugeben. Darauf lief ja auch die Argumentation des Herrn von der FDP im Ausgangsposting hinaus.

Gruß
T.

Hier widersprichst du deiner eigenen Argumentation.

Nein.

Globalisierung --> SPD, Grüne und Linke schüren Ängste
FDP = liberale Partei
andere Parteien setzen liberal mit freien Märkten und Globalisierung gleich

Ergebnis: weite Teile der Bevölkerung lehnen die FDP ab, ohne sich mit den tatsächlichen Zielen beschäftigt zu haben

Diese Form der Diskreditierung wird natürlich von allen Parteien praktiziert, nur ist es halt leichter, den tendenziell schlechter gebildeten und informierten Bevölkerungsschichten etwas einzuimpfen als gut ausgebildeten und informierten. Mal abgesehen davon, daß die letztgenannte Gruppe auch deutlich kleiner ist.

die deutsche Wirtschaft sind dementsprechend nicht auf ihrem
Mist gewachsen, weswegen man natürlich etwas dagegen haben
muß.

…sondern müßten (insgeheim) glühende Verehrer der
Globalisierung sein. Vor allem wenn, wie du weiter behauptest,
Deutschland de-fakto eigentlich nur davon profitiere.

wir sind eine Exportnation. Natürlich profitieren wir von offenen Märkten und weltweitem Wettbewerb.

Sicher hat die deutsche Wirtschaft auch davon profitiert. Aber
für weite Bevölkerungsschichten bedeutet Globalisierung eben
auch größere Unsicheheit, das Wegbrechen tariflich geregelter
Arbeitsverhältnisse (Ausdehnung des Billiglohn-Sektors),
prekäre Arbeitsverhältnisse, Arbeitslosigkeit, Abstiegsängste,
ein Schrumpfen der Mittelschicht…

Die richtige Reaktion ist nicht Angst, sondern Initiative und Weiterbildung. Der Bedarf an niedrig qualifizierten Arbeitskräften geht seit Jahrhunderten zurück. Daß heute nicht mehr Millionen von Tagelöhnern gebraucht werden, liegt nicht an der Globalisierung, sondern vor allem an der Veränderung der Arbeitswelt.

Ich persönlich habe auch eine akademische Ausbildung genossen
und bin von den härtesten Zumutungen der heutigen Arbeitswelt
verschont. Das sollte einen jedoch nicht dazu verführen auf
weniger gut Qualifizierte als das dumme Fussvolk
herabzublicken, die es halt nicht gepackt haben und selber
Schuld sind. Weiterbildung schön und gut, aber es kann nun
mal nicht jeder Dipl. Ingenieur oder was auch immer werden.

Das hat auch niemand behauptet, nur ist der Bedarf an ungelernten und anderen niedrig qualifizierten Arbeitskräften rückläufig und eben nicht wegen der Globalisierung. Lagerarbeiter und Träger werden schon seit mindestens 200 Jahren zunehmend durch Maschinen ersetzt.

Auch für Hauptschüler muss es vernünftige
Beschäftigungsmöglichkeiten geben, gibt es aber nicht.

Natürlich gibt es die, nur wirds halt schwierig, wenn die Bewerbung vor Fehlern nur so strotzt und die Zahl der Fehltage im letzten Schuljahr den IQ übersteigt (nur zwei Beispiele, von denen mir neulich mein Friseuer erzählte, der nun schon das zweite Jahr keinen passenden Azubi fand).

Die Präkarisierung breiter Bevölkerungsschichten ist eine
soziale Realität, die man auf Dauer nicht wird ignorieren
können. Da helfen auch keine Kräfte des freien Marktes weiter.
Natürlich wird das von Parteien wie der Linken und anderen
aufgegriffen, die auf diese Weise mit populistischen Parolen
Wählerstimmen hinzugewinnen können. Natürlich wählt ein
1€-Jobber nicht FDP, und zwar nicht weil man ihm irgendwas von
volkswirtschaftlichen Zusammenhängen nicht gut genug erklärt
hat.

Vielleicht würde er sie wählen, wenn er wüßte, daß die FDP schon seit Jahren für höhere Steuerfreibeträge für niedrige Einkommen plädiert, ein pauschales Bürgergeld von rd. 670 Euro und ein erhöhtes Kindergeld im Wahlprogramm stehen hatte und die Abschaffung der GEZ forderte. Mal ganz abgesehen davon, daß man ihm mal erklären könnte, daß eine Lockerung des Kündigungsschutzes nicht bedeutet, daß man schneller seinen Arbeitsplatz verliert, sondern schneller wieder einen findet.

sein kann, sie aber manchmal auch komplett an der Realität
vorbei gehen kann.

so bildet sich dann jeder seine eigene Wahrheit. Lustigerweise
gab die Bahn ja selber mal vor einigen Jahren ihre
Verspätungen in Prozent an, um zu zeigen, das sich da was
verbessert, nachdem sich die Zahlen aber in die falsche
Richtung entwickelten, wurde das wieder sein gelassen.

Hm, und nun hat sie die Zahlen aber wieder veröffentlicht. Mal ganz abgesehen davon solltest Du mal überlegen, über welche Zeiträume Du eigentlich redest. Die Pünktlichkeit ist heute deutlich besser als noch vor 20 Jahren - also der Zeit vor der „Privatisierung“.

Vielleicht würde er sie wählen, wenn er wüßte, daß die FDP
schon seit Jahren für höhere Steuerfreibeträge für niedrige
Einkommen plädiert, ein pauschales Bürgergeld von rd. 670 Euro
und ein erhöhtes Kindergeld im Wahlprogramm stehen hatte und
die Abschaffung der GEZ forderte.

Das würde ich unterstützen, aber ob es der FDP ernst damit ist? Fest steht, dass angesichts der strukturellen Arbeitslosigkeit die Erwerbsarbeitsgesellschaft radikal umstrukturiert werden müsste, so dass alle am Erwerbsprozess beteiligt werden. Aber daran traut sich leider keiner, alle halten an der Lüge und der Illusionen einer Vollbeschäftigungsgesellschaft fest!

Mal ganz abgesehen davon,
daß man ihm mal erklären könnte, daß eine Lockerung des
Kündigungsschutzes nicht bedeutet, daß man schneller seinen
Arbeitsplatz verliert, sondern schneller wieder einen findet.

Beides vermutlich! Allerdings muss man auch durch gesetzliche Regelungen verhindern, wenn z.B. Unternehmen unbequeme Mitarbeiter (wegen Engagements im Betriebsrat etc., gibt es ja alles) durch ungerechtfertigte Kündigung loswerden wollen.

Gruss
Knut die Denkmaschine

In dem die Bahn Pünktlichkeit bei den neuen Statistiken anders definiert.

Unbestritten - es kann sein dass es heute deutlich pünktlicher zugeht.

Eine der Hauptursachen für die Unpünktlichkeit lag aber im Wunsch dem Flugzeug Konkurrenz zu machen, so dass man die Streckenzeiten im laufenden Fahrplan einfach mal verkürzt hatte. Diese neuen Zeiten waren jedoch nur im Optimalbetrieb zu erreichen… drum gings lange in die falsche Richtung. Dies wurde meines Wissens wieder ein korrigiert.

Ich kenne mindestens eine Flugline die es genau ander rum gemacht hat… ständig haben sich die Leute über Verspätungen beschwert… im nächsten Flugplan waren alle Streckenteiten plötzlich 10 Minuten länger und die Flieger teilweise überpünktlich. Passagiere waren damit glkücklich obwohl der Flug genaus lang ging wie vorher…

Alles nur Psychologie^^

Gruss HighQ