Ist Fleisch essen moralisch?

Hallo,

was wäre, wenn ab heute kein Mensch mehr Fleisch konsumieren würde?

Es wäre sowohl für das Tierwohl als auch für das Weltklima positiv. Das ist wahrscheinlich unstrittig.

Aber was würde mit den Menschen in armen Ländern geschehen?

Einerseits weiden viele Tiere in Gebieten die für anderweitige landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet sind. Wenn das Fleisch dieser Tiere als Nahrungsquelle wegfallen würde, müßten einige Menschen auf andere proteinreiche Nahrungsmittel zurückgreifen, ohne dass die Pflanzen welche nicht durch die Tiere gefressen werden würden, anderweitig als Nahrungsquelle genutzt werden könnten. Dadurch würde der globale Bedarf an Nahrungsmitteln erst einmal steigen.

In der Praxis werden die meisten Nutztiere aber in Megaställen mit Nahrung versorgt, die direkt oder indirekt (über anderweitige Verwendung der Felder) auch Menschen verzehren könnten. Da ein Tier pro kg Fleisch ein vielfaches an pflanzlichen Futtermitteln verzehren muss, würde eine vegetarische Gesellschaft trotzdem viel weniger Futterpflanzen benötigen.

In dieser theoretischen Betrachtungsweise wäre es also moralisch positiv, wenn die gesamte Menschheit auf Fleischkonsum verzichten würde.

Aber wie sieht es in der Praxis aus? Da viel Futter für Tiere benötigt wird ist der Preis für landwirtschaftliche Erzeugnisse höher als wenn es keine Nutztierhaltung gäbe.

Ohne Fleischkonsum würden die Preise für Nahrungsmittel also sinken. Dadurch würde weniger angebaut werden, weil es sich (u. a. wegen der hohen Energiepreise) oft nicht mehr lohnen würde. In einigen Ländern würde es schon heute ohne staatliche Subventionen keine nennenswerte Landwirtschaft mehr geben. (Landwirtschaftssubventionen sind der größte Kostenposten im EU-Haushalt.)

Wenn es nun in einigen Erdteilen mit hoher landwirtschaftlicher Produktion in einem Jahr aufgrund von Extremwetter Ernteausfälle gibt, würde es womöglich zu wenig Nahrungsmittel auf der Welt geben um alle 8 Milliarden Menschen zu versorgen.

Wenn jedoch weiterhin Fleisch konsumiert wird, wird durch den höheren Preis für Futtermittel mehr produziert als von den Menschen gegessen wird weil die Tiere auch noch versorgt werden müssen. In einem Jahr mit extremen Wetterereignissen und damit weniger landwirtschaftlichen Erträgen steigen die Preise, was dazu führt dass weniger Nutztiere gehalten werden und somit weniger Futter für diese gebraucht wird. Somit bleibt genug Nahrung für die Menschen.

Fleischkonsum sorgt also für eine Überproduktion an landwirtschaftlichen Gütern und stellt damit einen Buffer für Jahre mit schlechten Ernten dar.

Wer Fleisch ißt sorgt also dafür, dass in Jahren mit schlechter Ernte weniger Menschen verhungern müssen.

Wie seht ihr das?

Gruß
Desperado

Ich sehe das so, dass da jemand Pseudoargumente zusammengetragen hat, um für sich selbst und andere Fleischkonsum zu rechtfertigen. Keines der scheinbaren Argumente hält einer näheren Überprüfung bzw. einer differenzierten Betrachtung stand.

Der Ressourcenverbrauch (Wasser, Fläche, Energie) ist bei Fleisch und Fleischprodukten über die gesamte Produktionskette um ein Vielfaches höher als bei rein pflanzlicher Nahrung. Hinzu kommt natürlich das Thema Tierwohl.

Natürlich darf man sich für den Verzehr von Fleisch und Fleischprodukten entscheiden, aber das sollte man dann bewusst tun, den Konsum möglichst reduzieren und sich möglichst auf Bio- und regionale Produkte beschränken.

Was man nicht machen sollte, seinen unveränderten Fleischkonsum mit an den Haaren herbeigezogenen Scheinargumenten zu rechtfertigen oder schönzureden.

Hier ein paar vernünftige Artikel zum Thema:
Fleisch - Unsere Inhalte zum Thema - quarks.de

Quarks auf Twitter: „Fleisch oder Fleischersatzprodukte? Geschmacklich liegt für viele immer noch das Fleisch vorne. Für Umwelt- und Klima haben Ersatzprodukte jedoch mehr Vorteile. https://t.co/b2KFRT2Y9I“ / Twitter

Quarks: Fleisch oder Veggie? Die Folgen für Klima und Umwelt | ARD Mediathek

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Es zeigt eigentlich nur, dass die meisten Dinge in der Welt deutlich komplexer sind, als die meisten annnehmen, und deswegen weder das eine noch das andere Schwarzweißdenken dabei hilft, diese Komplexität aufzulösen.

Weder der totale Verzicht auf Fleischkonsum noch der totale Fleischkonsum sind geeignet, die Welt zu retten.

M.

Nuja, „Soylent Green“ …

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Hallo,
nur mal angenommen, die Menschheit würde auf den Fleischverzehr verzichten, wäre da nicht ein logischer Schritt, auch auf die Tierhaltung als solche zu verzichten - gut, bei Schwein, Rind und Huhn, um nur mal die größten „Fleischlieferanten“ zu nennen, wäre das dann normal, aber was ist mit den Haustieren, wie z.B. Hund , Katze und Wellensittich - wo bliebe da die Moral - nur, weil wir (jedenfalls in Europa) die nicht als Nahrung hernehmen, müssen sie uns dann weiter „treu“ ergeben sein ?
Gruss
Czauderna

Dann würden allerdings einige (alte) Nutztierrassen austerben und viele Kulturlandschaften wie das Voralpenland wären in ihrer Existenz bedroht.

Ein moralische Herangehensweise wäre ein differenzierter, sachgerechter Umgang mit Fleischkonsum und Tierhaltung - statt pauschaler Polemik und wechselseitigem „Immere feste Druff“. Aber da habe ich gerade wenig Hoffnung.

Um das Klima zu retten, wird es notwendig sein, eine breite gesellschaftliche Bewegung zu schaffen, so wie es in den letzten Jahrzehnten auch bei der Atomkraft war. Ich halte das nicht für unmöglich. Die Letzte Generation tut aber gerade ihr bestes, das zu verhindern.

Beste Grüße,
Max

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Wenn unsere Urururururvorfahren nicht tierischen Eiweiß zu sich genommen haben, würden wir noch heute auf den Bäumen sitzen. Wäre vielleicht, für die Umwelt, besser so. Und wer mir, mit seiner Veggieerkrankung den Braten auf dem Teller madig machen will, der bleibt lieber zu hause. Es ist für ihn gesünder.

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Ich kann sehr empfehlen, mal paläoanthropologische Bücher zu lesen, zum Beispiel von Louis Lealey, oder auch die Bücher, die Jane Goodall über Schimpsanen geschrieben. Ja, da ist inzwisch einiges auch überholt, aber in den Grundzügen findet man da immer noch faszinierende Erlenntnisse.

Schimpansen ernähren sich zum Beispiel auch von Fleisch, sitzen aber immer noch auf den Bäumen. :slight_smile: Die frühen Mensche wiederum hätten ohne pflanzliche Nahrung nicht überleben können, sie hat einen Großteil ihrer Ernährung ausgemacht. Tatsächlich würde ich sagen, im Speiseplan von sehr frühen Menschen und Schimpansen besteht kein so großer Unterschied.

Pflanzliche Nahrung war für den frühen Menschen sicherer, wenn die Früchte reif waren, konnte man sich sicher sein, mit einem bestimmten Arbeitsaufwand eine bestimmte Menge an Nahrung zu erwirtschaften. Fleischliche Nahrung war dagegen unsicher - hatten die Jäger erfolg, gab es Essen im Überfluss, hatten sie keinen Erfolg, gab es nichts.

Der Hähepunkt des Fleischkonsums war bei Homo erectis erreicht - aber auch da war es nur ein Drittel der Gesamtnahrung. Insgesamt würde ich also eher sagen, die situative Anpassungsfähigkeit des Meschen an verschiedene Nahrungsquellen hat seinen nachhaltigen Erfolg ausgemacht, verbunden mit der Fähigkeit, Nahrung durch (mechanische) Bearbeitung leichter verdaulich zu machen.

Beste Grüße,
Max

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Servus,

etwa dreißig Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist Dauergrünland, dort ist kein Ackerbau möglich. Da die guten veganen Weidelgras-Bratlinge doch nicht so der Renner wurden, ist weiterhin die einzige Möglichkeit, Grünland zu nutzen, die Tierhaltung.

Wiederkäuer sind im Gegensatz zu Menschen in der Lage, Cellulose zu verwerten, indem sie sie in Fett umbauen - die Weidehaltung von Wiederkäuern ist eine der effizientesten Formen der Sonnenenergienutzung.

Futtermittel werden im wesentlichen aus Nebenprodukten aus der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse hergestellt: Wichtige Proteinträger sind Rapsextraktionsschrot, das bei der Gewinnung von Öl aus Raps anfällt; andere bedeutende Ausgangsstoffe in der Mischfutterherrstellung u.a. Kleie aus der Müllerei, Vinasse und Melasse, die bei der Gewinnung von Zucker anfallen, das Waschwasser, das bei der Gewinnung von Maisstärke anfällt, die Schlempe aus der Gewinnung von Bioethanol aus Mais und Lignocellulose aus der Holzindustrie.

Um den nächsten Holzhammer, den ich kommen sehe, gleich abzufangen: Das Sojaextraktionsschrot, das für Mischfuttermittel hoher Proteinklassen verwendet wird, stammt von den Donauanrainern Österreich bis Rumänien und aus der Ukraine, soweit es für nachgewiesen „gentechnikfreie“ Produktion eingesetzt wird. Die östereichischen Regenwälder waren bereits geraume Zeit vor dem Beginn des dortigen Sojaanbaus abgeholzt.

Die ackerbaren landwirtschaftlichen Nutzflächen in D sind von sehr unterschiedlicher Beschaffenheit und Eignung; es ist durchaus nicht so, dass auf einem Acker, auf dem heute Wintergerste zum Einsatz in der Schweineproduktion angebaut wird, genauso gut Weizen oder Zuckerrüben stehen könnten. Die Märkte für Agrarprodukte funktionieren ein ganz kleines bisselchen komplexer als

Zum Einstieg in die Thematik unverändert empfehlenswert der Klassiker von Egon Wöhlken, Einführung in die landwirtschaftliche Marktlehre, UTB 793.

Das hier:

könnte wörtlich von Technokratus aus „Obelix GmbH & Co KG“ stammen - ich habe keine Idee, wo man da ansetzen müßte, um die allergröbsten Klopfer richtigzustellen. Daher nichts weiter dazu.

Glück auf!

MM

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  • ach übrigens: Hier ist etwas, vor dem ich - obwohl ich glaube, die bestimmenden Faktoren auf diesem Markt einigermaßen zu kennen und einschätzen zu können - stehe wie der Ochs vor dem Scheunentor und auf die Frage, ich möge bitteschön erklären, was da jetzt schon wieder los ist, sagen muss: Ich weiß es nicht.

Der europäische Markt wird derzeit mit ukrainischem Weizen geflutet, der ansonsten per außerbörslichem Handel direkt in Afrika verkauft worden wäre. Das hat insbesondere in Polen zu massiv fallenden Preisen geführt, was auch zur Stimmungsverschlechterung in Bezug auf die Ukraine geführt hat. Gestern hat man sich auf eine Aussetzung der Lieferungen von der Ukraine nach Polen geeinigt. Das könnte schon am Montag wieder zu steigenden Kursen an der Matif führen (zumindest bei den Futures; bis der Spot reagiert, müssen die Silos wohl erst einmal etwas geleert werden).

Grüße

C.

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Und wer meint Essensgewohnheiten ohne Anlass zu diffamieren kann vielleicht mal überlegen. Diese Missionierungen gibt es nämlich von beiden Seiten.

(Veggie, da mir Fleisch schlichtweg nicht schmeckt. Nein, es wird auch nicht besser, wenn einem beim Grillen dann mit einem Würstchen unter der Nase rumgewedelt wird oder sich Veganer über den Käse echauffieren)

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Hammer! Das kann die eigenartige Flaute erklären - aber kommen da derartige Mengen auf der Schiene nach Polen, dass das einen bedeutenden Einfluss ausmacht? Da wundert es mich dann aber auf der anderen Seite, dass auf der Danziger Seite anscheinend zu wenig abfließt, obwohl beim Schiffstransport eine Woche mehr oder weniger nicht so viel an den Frachtkosten ausmacht.

Schöne Grüße

MM

Leider.

Aber passend ins Bild der modernen Nabelschau, bei der Essen und Ernährung regelrecht religiöse Züge angenommen hat…

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450.000 Tonnen im Monat waren es wohl zuletzt. Entgegen der ursprünglichen Absicht wurde der Weizen dann wohl nicht komplett direkt durchgehandelt, sondern in Polen auf den Markt geworfen.

Grüße

C.

Sagt jemand, der auf keines der Argumente eingeht…

Danach hast Du ja auch nicht gefragt. Mal abgesehen davon, dass jede Diskussion mit Dir über Deine Argumente ohnehin überflüssig ist, weil Du ja nie ein Gegenargument, geschweige denn eine Tatsache gelten lässt.

Zur Erinnerung hier noch einmal Deine Frage:

Wie ich das sehe, ist nachzulesen. Falls Du ernsthaft Argumente suchst, findest Du diese zuhauf in den von mir verlinkten Beiträgen und Videos.

Sicher?

"Fleischkonsum sorgt also für eine Überproduktion an landwirtschaftlichen Gütern und stellt damit einen Buffer für Jahre mit schlechten Ernten dar.

Wer Fleisch ißt sorgt also dafür, dass in Jahren mit schlechter Ernte weniger Menschen verhungern müssen."

Auf diese Kernthese ist bisher niemand eingegangen.

Doch, ich.

Und ich setze noch eine weitere Kernthese obendrauf:

Die Überproduktion an fehlendem Getreide in Hungerjahren lässt die Preise aus dem ersten Stock in den Hof hinunter hüpfen, wo sie dann vom Fleischkonsum aufgefangen werden. Gleichzeitig verschränkt sich der unausbleibliche Rückgang des Ackerbaus mit der erhöhten Aktivität der Bruderhahn-Mast, so dass der Fleischanteil in der Ernährung im Durchschnitt zwar zu-, auf das Gesamte betrachtet aber abnimmt.

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Kann man so sehen oder anders; in jedem Fall hast Du nun einmal nur Standpunkte und Meinungen abgefragt. Und im Vertrauen und nebenbei: diese „Kernthesen“ ist selbst für Deine Verhältnisse völlig absurd.

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