Ist wirklich immer BIO drin wo BIO drauf steht?

Hallo,
für den neuen Agrarminister gibt es viel zu tun.
Oder sollte sich eher die Staatsanwaltschaft damit befassen?
Habe gerade einen Artikel gelesen der wieder mal typisch das System beschreibt.

Da gibt man gutgläubig eine Menge Geld aus um die Zustände zu verbessern, und dann das.

Hallo,

das Versagen von Kontrollen gibt es doch in jeder Branche (Dieselscandal, Wirecard etc.).
Übrigens auch in der konverntionellen Landwirtschaft.
Da wäre es doch ein Wunder, wenn bei Bio alles so läuft, wie es soll. Wir können unter den gegebenen Umständen wohl nur hoffen, dass es trotzdem etwas besser läuft, als in den konventionellen Betrieben und der Unterschied den Preis letzlich rechtfertigt.

Gruß,
Paran

Wenn aber die Kontrolleure von den zu Kontrollierenden abhängig und nicht frei in ihren Handlungen sind, dann ist das Ganze doch sinnlos.
Da sagt der Landwirt: Nö, der Kontrolleur passt mir nicht, der guckt zu genau hin, schickt mir einen anderen.
Das klappt dann auch weil der selbe Landwirt im Aufsichtsrat des Kontrollorgans sitzt.

Hallo,

auch das ist in vielen Bereichen der Fall. Und ja, großenteils sinnlos.
Was erwartest Du in einer von der Wirtschaft beherrschten Ökonomie?

Gruß,
Paran

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Du hast das Problem erkannt. Das übrigens bei den Wirtschaftsprüfern exakt das gleiche ist - siehe Wirecard. Und kennst du nicht auch Leute, die lieber zur Dekra fahren als zum Tüv, weil da nicht so genau geschaut wird?

Das Problem lässt sich erst lösen, wenn der Kopf des Fisches nicht mehr stinkt - wenn also unsere Politiker nicht mehr aufgrund prinzipiell korrupter innerparteilicher Strukturen, sondern aufgrund von Sachkenntnis und Integrität aufgestellt und gewählt würden. Ich kann aber leider nirgends erkennen, dass es in den entsprechenden Kreisen Ansätze dazu gäbe. Es besteht dort ja auch keinerlei Interesse in diese Richtung - ganz im Gegenteil. Und dem Wahlvolk ist es offensichtlich ebenfalls Wurst, sonst hätten weder CDU noch SPD noch FDP bei der letzten Wahl auch nur eine Stimme bekommen.

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Hallo,

Richtig. Und bei der Steuererklärung wird „selbstverständlich“ auch ein bisschen geschummelt. Mach doch Jeder, oder nicht?

Das ist die Lösung des Problems? Wenn „die Politiker“ gut sind, sind alle Anderen automatisch auch gut?
Ich habe da grosse Zweifel. Gerade auch weil es im Moment sehr im Schwange ist, auf „die Politiker“ zu schimpfen, weil sie - und nur sie - die Situation verbockt haben und deshalb die Quelle allen Übels sind. Eine schöne Situation, denn wenn „die Anderen“ an irgendwas schuld sind, dann muss ich mir nicht mehr an die eigene Nase fassen und überlegen, ob ich nicht selbst Fehler gemacht habe.

Gruss
Jörg Zabel

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Servus,

beachte bei der Lektüre aber, welche Verstöße dort konkret genannt und beschrieben sind. Ich sehe da keinen, der den ganzen Sektor diskreditieren würde oder von Art und Umfang her eine besondere Tragweite hätte.

Die „Luft nach oben“ sehe ich an zwei Stellen:

  • „EU-Bio“ hat eh nicht besonders viel Wert. Was nicht Bioland, Naturland, Gäa und allenfalls noch Demeter heißt, ist kaum geeignet, „die Zustände zu verbessern“.

  • Dein Ansatz, mit „Bio“-Nachfrage die Zustände zu verbessern, der auch (abgesehen mal von Demeter) auch die ursprüngliche Intention der ganzen „Bio“-Wirtschaft war, ist bei Verbrauchern kaum mehr besonders populär, an seine Stelle ist der Tanz um den eigenen Bauchnabel getreten. Und für diesen ist es weitgehend egal, ob konventionell oder „Bio“ gegessen wird - dem Konsumenten schadet konventionell erzeugte Nahrung auch nicht weiter. So kommt es, dass „EU-Bio“ und gefakte „Bio“-Produkte überhaupt nachgefragt werden: Ein „Bio“-Hähnchen, das nicht mindestens so gut ist und nicht mindestens so tierfreundlich produziert ist wie ein konventionell erzeugter Freilauf-Langmast-Gickel aus Loué, hat „eigentlich“ keine Daseinsberechtigung.

Schöne Grüße

MM

Zwei verschiedene Sachverhalte.

Diesel: die Hersteller bauten eine Software ein, um die Kontrollen auszutricksen. Da haben nicht die Kontrollen versagt, sondern mit krimineller Energie wurde dafür gesorgt, daß die Kontrollen zu falschen Ergebnissen führten.

Wirecard: Ja, Hinweisen wurde seitens der Aufsichtsbehörden nicht bzw. nicht in hinreichendem Maße nachgegangen. Aber: selbst wenn man dem nachgegangen wäre, wäre man am Ende da gescheitert, wo KPMG scheiterte, nämlich bei angeblichen Guthaben in Asien, bei bestimmten Vertragsdokumenten usw. An so einem Punkt gibt es eigentlich vier Möglichkeiten:

  • "„Paßt schon, in der Vergangenheit war’s ja auch immer OK und was soll da schon passieren.“
  • „Ah, Betrug. Naja, ich mache mal meinen Stempel trotzdem drunter bzw. ich mache meinen Stempen trotzdem drunter, weil der Kunde gerade mit Geldscheinen wedelt.“
  • „Das ist ja schon komisch. Ich erteile nur einen eingeschränkten Bestätigungsvermerk und schreibe laut und deutlich in mein Testat, welche Unterlagen nicht vorgelegt wurden.“
  • „Das stinkt zum Himmel. Ich bin raus und mach’ hier gar nichts mehr.“

Das erste Szenario ist wahrscheinlicher und häufiger als man meinen sollte. Es ist ja nicht so, daß das Unternehmen bei der ersten Prüfung 2 Mrd. in der Kasse angibt, die sich leider irgendwo im Ausland befinden und die Bank vor Ort einen Bierdeckel mit zwei Nasenabdrücken einreicht. In der Regel fängt das klein an und wird immer größer, bis man nicht mehr weiß, wo man hätte eigentlich mißtrauisch werden müssen.

Ich hatte vor knapp 20 Jahren mal intensive Berührungspunkte mit einem betrügerischen Geschäftsmodell, bei dem dann am Ende knapp 100 Mio. Euro den Bach runtergingen, was aber nur der Lokalpresse zu entnehmen war. Das ganze fing auch klein an und wurde dann aus mehreren Gründen immer größer. Der Wirtschaftsprüfer war genauso im Boot wie das Logistikunternehmen. Damit war für Außenstehende kaum erkennbar, was sich da abspielte. Schon damals ließ mich meine Nase nicht im Stich, so daß wir die erste Bank waren, die aus dem Reigen ausstieg, so daß wir am Ende nur knapp 2 Mio. verloren und nicht die 20 Mio., die wir verloren hätten, wenn ich nicht die Reißleine gezogen hätte.

Kurz gesagt: ganz so einfach ist es nicht. Wenn der WP mit im Boot ist oder den Punkt nicht erwischt, an dem er hätte abspringen sollen, wird es extrem schwierig, von außen einen Ansatzpunkt zu finden, ein „riecht komisch“ in ein „da schreite ich ein“ umzumünzen - auch und erst recht für die Aufsicht.

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Nö. Die Voraussetzung für die Lösung ist noch nicht die Lösung.

Nein. Seit Jahrzehnten schon.

Wann war das mit den angeblichen jüdischen Erbschaften? Wann war das mit den anonymen Spendern von Kohl? Wann war das mit dem Geldkoffer von Schäuble? Und, noch davor, wie war das mit dem Flugbenzin? Und dem Starfighter?

Was aber tatsächlich noch nicht ganz so lange her ist, ist die Möglichkeit, derartiges über das Internet auch unter dem Volk zu verbreiten. Bei den Älteren klappt das noch nicht so wirklich - unter anderem deshalb ist der CDU-Wähler im Schnitt 61Jahre alt.

Beim

gab es nicht nur kriminelle Energie bei den Herstellern. Das Gesetz für die Abgasbestimmungen wurde bewusst so formuliert, dass Lücken enthalten waren. Und der Vorschlag dann von der Politik ohne Änderungen durchgewunken.

Der Wirtschaftsprüfer war EY. Und der hat eben schon nicht geprüft. Weil er schließlich vom zu Prüfenden bezahlt wird. DAS ist doch das prinzipielle Problem. Wie beim Biosiegel.

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Selbstverständlich hat er.

Und natürlich wurden wie immer von allen Banken und von den wichtigen Schuldnern des geprüften Unternehmens Saldenbestätigungen angefordert.

Und natürlich gab es auch diesmal wieder nicht von allen Banken und wichtigen Schuldnern Rückläufer zu dem Thema.

Und natürlich wurden die ausgewiesenen Salden, die im Zusammenhang mit diesen standen, detailliert auf Plausibilität geprüft.

Soweit die Routine, sozusagen die Praktikantenarbeit, die vor

gelaufen war.

Der Rest geht jetzt oben weiter, da capo al fine.

Schöne Grüße

MM

Findest du?


„Attestieren“ ist nicht das gleiche wie „prüfen“.

Und die „plumpe Fälschung“ hätte bei einer auf Papier vorliegenden Saldenbestätigung auch kein einziger Mitarbeiter einer Anstalt des Ersten Deutschen Fernsehens als das erkannt, als das sie jetzt post festum vollmundig bezeichnet wird.

Richtig. Unter anderem ist Attestieren etwas, was kein WP macht. Und Prüfen ist das, was er tut, bevor er testiert. Einen kleinen Einblick in einen kleinen Teil der routinemäßigen Abläufe bei so einer Prüfung hab ich Dir gegeben.

Und ich darf auch jetzt wieder mal dran erinnern, dass Du die These aufgestellt hast

Darüber, was beim Testieren eine Rolle gespielt haben kann, hat sich @C_Punkt bereits geäußert. Mir geht es hier nur um die Unterstellung, Ernst & Young habe den später testierten Jahresabschluss von Wirecard nicht geprüft. Und diese ist ganz schlicht nicht richtig.

EY hat geprüft, und es ist bei der Prüfung nicht aufgefallen, dass eine im Rahmen der üblichen Routine vorgelegte Saldenbestätigung gefälscht war. Das wäre zu erkennen gewesen, wenn die *.pdf-Datei, aus der sie ausgedruckt worden war, in digitalem Zugriff analysiert worden wäre.

Welchen Anlass hätte es gegeben, so vorzugehen?

Schöne Grüße

MM

Ich habe in meinem Leben bestimmt schon hundert von den Dingern unterschrieben und ungefähr die Hälfte davon wollte der Wirtschaftsprüfer direkt an sich geschickt haben - quasi aus Sicherheitsgründen, damit der Kunde daran nichts fälscht. Der klitzekleine Haken an der Veranstaltung: die Wirtschaftsprüfer haben keine Unterschriftenverzeichnisse der Kreditinstitute.

Wenn also der Kunde das Schreiben des WP mit der Anforderung gar nicht erst an die Bank weiterleitet, sondern den Umfang der Geschäftsbeziehung inkl. der 2 Mrd. Guthaben bei einer indonesischen Bank aus Gründen der Vereinfachung gleich selbst auf Geschäftspapier der Wallawalla-Bank in Denpasar erstellt, den Beleg dann schwungvoll unterschreibt, einscannt und via Fake-Adresse per E-Mail an den WP weiterleitet, dann bekommt das auch der beste WP in Deutschland nicht auseinander.

Klar: wenn das Budget hinreichend ist, kann man sich vom ordnungsgemäßen Zustand der Wallawalla-Bank in Denpasar auch auf dem Wege einer Dienstreise selbst überzeugen, aber das macht auch der reisefreudigste Wirtschaftsprüfer in der Regel eher nicht. Und auch klar: E&Y hat in den meisten Ländern Dependancen, aber auch da wieder: ob man da einen Kollegen ein paar 100 km übers Land gurken läßt, um zu kontrollieren, ob es den Typen mit der schwungvollen Unterschrift bei der Wallawalla-Bank überhaupt gibt…? Eher unwahrscheinlich.

Das kann man alles kritisieren, völlig in Ordnung, aber ganz so einfach, wie sich das Kalleinz auf dem Sofa vorstellt, ist das halt alles nicht.

und es ist bei diesem Anlass eigentlich ganz interessant, dass die vom Aussteller direkt an den WP geschickte Saldenbestätigung „früher“ in einem Umschlag kam, auf dem ein Postbeamter den Stempel angebracht hatte, an dem sich erkennen ließ, wann und wo dieser Umschlag zur Post gegeben worden war.

Das ist im Fall der Wallawalla-Bank nicht so entscheidend, aber zeigt immerhin so ein Detail aus einer früheren Epoche, wo die Verbindung Papier und Beamtenpost eine Beweiskraft entwickelte, für die eine gleichwertige Alternative im routinemäßigen Vorgehen bei Prüfung erst noch entwickelt werden muß.

Schöne Grüße

MM

Wenn

das einzige Problem von EY gewesen wäre, könnte ich dir grad noch folgen. War es aber natürlich in keiner Weise:


Ich bleibe dabei: das ist keine Prüfung gewesen. Das nannten die nur so.

Aber eigentlich ist das alles hier nur Randthema. Es ging eigentlich um „Bio“.

Bio hat mit einem Qualitätssiegel nichts zu tun. Auch bei Bioland und Demeter nicht.

Zur Erhellung mit Unterhaltung:

Servus,

was auch immer im Handelsblatt über den „bisher geheimen Bericht“ steht, der Journalist der NZZ (ach, wie hab ich die Alte Tante" geliebt, als sie noch sie selbst war!) hat jedenfalls nichts davon verstanden, sonst würde er nicht einen derartigen Nonsens schreiben wie

Im Hinblick auf das wichtige Drittparteiengeschäft, wo Konzernvermögen in Höhe von angeblich 1,9 Mrd. € entstanden sein soll, was aber letztlich fehlte, habe EY Wirecard erlaubt, Forderungen aus Dienstleistungen in Cash zu verwandeln

D.h. hierzu ist der Bericht oder die Veröffentlichung im Handelsblatt zu lesen, und nicht das Elend in der NZZ.

Die andere Pressemeldung bezieht sich auf Prüfungshandlungen von EY, die ihrer Natur nach nicht stattgefunden hätten, wenn der JAB nicht geprüft worden wäre, wie Du - ich erinnere daran - vorhin unterstellt hast.

in der Tat, und auch dort um die Wertung von Unterlassungen und Mängeln bei Prüfungshandlungen, die auch in der taz in einer Weise wiedergegeben werden, die man nur marktschreierisch nennen kann - ganz gleich, wie Manfred Flegel ursprünglich davon berichtet hat und welche Absicht er damit verfolgt hat.

Und auch dort - Zertifizierung von „Bio“-Betrieben - ist es genauso wie bei der Bewertung der Tätigkeit eines WP nützlich, sich zu allererst damit auseinanderzusetzen, wie so eine Zertifzierung bzw. Abschlussprüfung gemeinhin abläuft, welche Zwecke sie verfolgt, welche Bedeutung sie hat etc., bevor man die Fanfaren bläst.

Schöne Grüße

MM

…ersetzt aber keine Argumente. Kommen die noch?

Die sind alle schon da, aber Du hast schon wieder Deine These vergessen.

und Tschüs!

MM

Ups. Dann waren sie wohl so klein, dass ich sie übersehen habe.