J.D. Morley, "Nach dem Monsun" – gibt's das engl. "East of the Sun…"?

Hallo, von John David Morley gibt es u.a. die Bücher „Grammatik des Lächelns“ und „Nach dem Monsun“ (über Kindheit in Singapur und England).

„Nach dem Monsun“ erschien offenbar 2001 auf Deutsch, übersetzt von Bernd Rullkötter. Das englische Original hieß offenbar „East of the Sun, West of the Moon“ (Quelle FAZ u.a., alle Links unten).

Ich hätte zu gern die englische Fassung „East of the Sun…“, aber:

  • Sie ist nirgends gebraucht oder neu zu sehen.
  • Die englische Fassung „East of the Sun…“ erscheint nicht in der Bibliografie der engl. Wikipedia. Und kein anderer Morley-Titel dort scheint den Inhalt von „Nach dem Monsun“ zu enthalten.
  • Bei Goodreads erscheint zu „Nach dem Monsun“ unter „All editions“ nichts Englisches (wie sonst üblich bei übersetzten Büchern), und auch „East of the Sun“ erscheint dort nicht als sonstiges Buch.

Es sieht damit so aus, als ob Morley das Buch auf Englisch geschrieben, aber nicht auf Englisch herausgebracht hätte, sondern nur als dt. Übersetzung. Sowas gibt’s doch nur ganz ausnahmsweise, z.B. Patricia Clough über Emin Pascha; aber das ist eher ein deutsches Thema, während Morley ein sehr englisches Thema behandelt – und das nur als dt. Übersetzung a.d. Engl. :thinking:? Die FAZ kritisiert den Übersetzer von „Nach dem Monsun“ sogar explizit, und ich habe generell ein Misstrauen gegen Übersetzungen.

Soweit ich es sehe, haben Morley und sein Übersetzer keine veröffentlichte Kontaktmöglichkeit. Ich könnte natürlich einfach an Lektorate schreiben.

Aber vielleicht wisst Ihr etwas?

Danke!



https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/reise/eine-kindheit-in-den-britischen-kolonien-133062.html

https://literaturuebersetzer.de/uevz/eintraege/Hermstein_Rudolf.htm
https://www.abebooks.co.uk/servlet/BookDetailsPL?bi=149095868
Es gibt wohl noch eine andere Übersetzung und dieser Übersetzer hat eine E-Mail-Adresse, die vielleicht noch gültig ist.
Davon abgesehen habe ich auch im Netz gesucht und wahrhaftig ist die Originalversion nicht zu finden😳, nur norwegische Märchen und ein Album von irgendeiner Band mit diesem Titel.
Gruß
Eva

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Eva, Danke für Deine Recherchen! Aber ich glaube, diese „andere Übersetzung“ (nämlich von Rudolf Hermstein, nicht von Bernd Rullkötter) existiert nicht:

  • Du zeigst als Beleg für „eine andere Übersetzung“ (also von Rudolf Hermstein, nicht von Bernd Rullkötter) eine Anzeige auf Abebooks mit der dt. Buchfassung vom Malik-Verlag. Diese Anzeige ist ziemlich sicher fehlerhaft. Just diese Malik-Ausgabe der dt. Fassung wurde ziemlich sicher doch von Bernd Rullkötter übersetzt, wie viele andere Quellen besagen (s.z.B. o.g. Goodreads-Seite u. dort verlinkte Online-Händler). Ich glaube kaum, dass Malik das 2x übersetzen ließ, auch wenn es das bei anderen Autoren gibt.
  • Der Eintrag zum vermeintlich „anderen Übersetzer“, nämlich Rudolf Hermstein, auf der Literaturübersetzerseite (Danke für den Link) nennt allerlei von Hermstein übersetzte Größen inkl. Faulkner etc., aber nicht den gesuchten J.D. Morley, der das mich interessierende Buch auf Engl. geschrieben hat. (Natürlich kann die Liste auf der Literaturübersetzerseite unvollständig sein.)

M.E. ist damit - nach diesem weiteren Rumwühlen - ziemlich klar, dass der Name Rudolf Hermstein nicht weiterhilft und nicht zu diesem Buch passt und dass die Abebooks-Anzeige einen Fehler hat. Das Verwirrende ist, dass der Autor J.D. Morley zeitweise in Deutschland lebte, auch bei der SZ schrieb (ich weiß nicht, ob er dort übersetzt wurde oder auf Deutsch ablieferte) und womöglch auch das Buch auf Deutsch geschrieben haben könnte.
Dann fragt sich aber, warum ein Übersetzer genannt wird und warum er es bei diesem Thema (Kindheit Singapur, England) nicht auf Englisch schrieb, in seiner Muttersprache. Natürlich kann man sich für alles Gründe ausdenken.

Die deutsche Fassung gibt’s online nicht zum Reinlesen, aber spottbillig gebraucht. Vielleicht probiere ich es einfach damit, und womöglich finden sich weitere Hinweise.

Jedenfalls Danke nochmal!

Du hast recht. Weiter unten im selben Angebot steht als Übersetzer Bernd Rullkötter. Ein Irrtum des Anbieters.
Eine Informationsquelle in Richtung Übersetzer wäre https://www.euk-straelen.de/deutsch/das-kollegium/
In der Zeitschrift „Übersetzen“ (als PDF herunterladbar)gibt es einen kleinen Beitrag von Bernd Rullkötter. Dort könnte man ebenfalls wahrscheinlich einen Kontakt herstellen.
Viel Erfolg
Eva

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Eva, Danke. Einen Kontakt zum Übersetzer könnte ich sicher über verschiedene Verlage herstellen, aber die Frage ist, ob der ganze Aufwand lohnt.
Ich habe mir grade für 3,35 inkl Versand die gebrauchte deutsche Ausgabe bestellt (leider erschienen offenbar als Hardcover und als TB fast zeitgleich in getrennten Verlagen bzw. Imprints, Malik und Piper). Vielleicht ergibt sich aus dem deutschen Buch noch ein sachdienlicher Hinweis - wenn ich den sofort sehe, lasse ich das deutsche Buch liegen und versuche das engl. zu organisieren, aber es scheint schwierig zu sein.

:+1:
Du forschst also nicht weiter nach? Wenn nicht, dann grabe ich noch ein bisschen nach - mit Deiner Erlaubnis.
Gruß,
Eva

Hallo Eva, im Moment forsche ich nicht weiter. Ich muss schon nach genug anderen Dingen wühlen.

Du kannst dem sehr gern weiter nachsteigen - aber nur, wenn Du mir Deine Ergebnisse verrätst!

Ich habe ja von Morley/„Monsun“ die deutsche EA bestellt, vielleicht kommt sie heute, Sollte ich dort irgendwelche neuen Hinweise aufs englische Original finden, melde ich das hier.

Vor 20 Jahren oder so habe ich von J.D. Morley „Grammatik des Lächelns“ und „Nach dem Monsun“ gern (wenn auch nicht hellauf begeistert) auf Deutsch gelesen, und jetzt hatte ich wieder Lust darauf, womöglich reisesituationsbedingt. "Grammatik des Lächelns "war leicht als engl. Original zu bekommen, „Nach dem Monsun“ wie bekannt nicht.

:scissors:--

Was mich übrigens noch mehr schwächt als das Problem oben mit dem scheinbar unauftreibbaren englischen Morley-Original, sind führende Sachbücher über deutsche Autoren etc., die auf Englisch geschrieben wurden, z.B.

  • Stephen Parker: Bertolt Brecht. Eine Biografie, Übers. Ulrich Fries und Irmgard Müller
  • Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther, Übers. Holger Fock und Sabine Müller

Liest man das nun auf Deutsch oder auf Englisch? Sind die hoffentlich zahlreichen Zitate in den deutschen Ausgaben dann „bio-deutsch“/a.d. Original oder „rück-übersetzt“? Warum gibt’s keine dicke moderne auf Deutsch geschriebene Biografie?

Umgekehrt gibt es überraschend auch deutsche Biografien über Anglo-Autoren, zu denen es keine angelsächsische Alternative gibt, z.B. Bernadette Conrad über Paula Fox, das ist genauso unrund, wenn man die Zitate gleich unverfälscht im Original sehen möchte.

Ehrensache :slight_smile:
Was bisher geschah: Ich habe bei LEO nachgefragt, wo ich öfter zugange bin. Es gibt ein Interview des Übersetzers mit einem Axel Hacke, der, wenn ich’s richtig interpretiere, wie Morley für die SZ geschrieben hat/schreibt https://www.axelhacke.de/ueber-hacke/ Jemand im LEO-Forum scheint Herrn Hacke zu kennen und hat sich erkundigt. Antwort sinngemäß: Morley sprach ein fehlerfreies Deutsch mit schönem britischen Akzent, schrieb seine Bücher aber immer auf Englisch. Gut möglich, dass Deine Vermutung zutrifft und das Manuskript gleich einem deutschen Verlag angeboten wurde und nie auf Englisch erschienen ist.

Die FAZ sollte sich mit Kritik zurückhalten: „Malik Vermag“, gleich zwei Mal, dann „während sich die Einwände gegen stilistische Unfeinheiten, (ist das Komma richtig?)vor allem gegen den Übersetzer werden …“ und „weshalb der Verlag nicht den englischen Titel „East of the Sun and West of the Moon“ übersetzt hat“. Ist Geschmackssache, aber auf Deutsch fände ich persönlich das recht sperrig und „Nach dem Monsun“ klingt durchaus gefällig und hat diese Atmosphäre einer Landschaft nach abgezogenem Regen. Die Entscheidung des Verlags ist m.E. nachvollziehbar. Schließlich soll das Buch Kaufinteresse wecken, auch bei nicht aha-Fans oder Freunden norwegischer Märchen :wink:
Das nur nebenbei. Ich habe den Übersetzer angeschrieben. Die Mail ist nicht als unzustellbar zurückgekommen, also stimmt die Adresse vermutlich noch. Abwarten. Ich melde mich, wenn es Neues gibt.
Gruß
Eva

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Eva, Danke!

Na den Axel Hacke kenne ich natürlich (als Autor vieler SZ-Glossen und Bücher etc., gelesen habe ich ihn schon lange nicht mehr).

Naja, aber warum kommt ausgerechnet dieses sehr britische Thema (Kindheit in Singapur, England, Ghana/Nigeria) nicht auf Englisch heraus, während Morley-Bücher mit deutschem Thema sehr wohl auf Englisch erscheinen. Ist aber auch nicht so rasend wichtig.

Andererseits: Wenn Morley das Buch gegen seine Gewohnheit gleich auf Dt. geschrieben haben sollte, warum wird ein Übersetzer genannt? (Viellt. aus honorartechn. Gründen oder der Übersetzer hat hier nur nachgebessert, nicht komplett übersetzt?)

Ha, netter Treffer. Ich hatte die Rezension bisher nur auf Hinweise zum Übersetzer durchflogen, die restliche Kritik wollte ich natürlich erst nach Buch-Lektüre lesen.
Ich stimme zu, dass der deutsche Titel „Nach dem Monsun“ atmosphärisch gut passt (auch wenn ich nicht genau weiß, ob Singapur eine explizite Monsunzeit hat oder - so nah am Äquator - allgemein ganz viel Regen zu fast jeder Jahreszeit, ohne dass man von „Monsun“ redet) (anders als z.B. Indien).
„East of the Moon, West of the Sun“ ist m.E. auch ein englisches Sprichwort, auch wenn ich die Bedeutung nicht genau sagen könnte und eine flüchtige Onlinesuche nichts hergibt. Als deutscher Buchtitel scheint es mir auch nicht passend, weder auf Englisch noch auf Deutsch. Als Songtitel gibt’s das dutzendmal, darum ist’s auch kein guter Buchtitel, https://www.discogs.com/de/search/?type=all&title=east+of+the+sun+west+of+the+moon

Mein deutsches „Nach dem Monsun“ ist heute doch nicht gekommen, also gibt’s von daher keine neuen sachdienlichen Hinweise.

Hallo, erst heute kam die deutsche Fassung des Buchs, dessen engl. Fassung unauffindbar scheint. Auf den ersten Seiten der deutschen EA (Malik-Verlag) steht nichts Neues, es wirkt wie eine Übersetzung aus dem Englischen von Bernd Rullkötter:

Falls sich bei der Lektüre innen noch Rückschlüsse auf den Verbleib der engl. Fassung ergeben sollten, sage ich es später.

Heute sah ich auch, dass vorn in seinem Japan-Buch „Water Trade“ über J.D. Morley steht:

:scissors:

Hast Du inzwischen auf Dein E-Mail eine Antwort erhalten? Nach meiner Erfahrung heißt es in der Buchbranche nichts, wenn auf ein E-Mail keine Fehlermeldung zurückkommt – gut möglich, dass auch sonst nichts zurückkommt:

Ich hatte mal eine seriöse 1000-Seiten-Biografie aus einem großen Verlag, und da war eine einzelne Seite doppelt gedruckt, dafür fehlte die nächste Einzelseite. Der große Verlag hatte eine Extra-E-Mail-Adresse für Leserkontakt. Dort bat ich um die eine Seite, als PDF, JPG, wie auch immer. Es kam keine Fehlermeldung, keine Empfangsbestätigung, es kam auch sonst nichts. Da wusste ich, warum die sich selber „random house“ nennen.

Ich befürchte auch, dass da nix mehr kommt, aus welchem Grund auch immer. Na, einen Versuch war’s wert. Würde mich freuen, wenn Du mich auf dem Laufenden hältst.


In meiner Anfangszeit als Übersetzerin - das ist jetzt vierzig Jahre her - war das alles noch viel kleiner und „intimer“, da hatte man mit seinem zuständigen Redakteur noch richtig persönlichen Kontakt. Grade im SF und Fantasy-Bereich waren das oft ebenfalls Fans und man kommunizierte auf einer Wellenlänge. Das ist vorbei, aber ich hatte eigentlich immer Glück mit meinen Verlagskontakten. Nur wechseln die gefühlt immer schneller. Wenn ich zurückdenke, kann ich gar nicht mehr sagen, wie viele Redakteure/innen ich schon erlebt habe.
Freue mich, von Dir in Sachen Morley zu hören und wünsche ein schönes Wochenende,
Eva
PS: Habe eben den Piper-Verlag angeschrieben. Schau’n mer mal!

Hallo Eva,

Danke für alle Recherchen! Dann bin ich gespannt, ob Piper noch etwas weiß. Warum interessiert Dich das so?

Dass Du als Übersetzerin gute Verlagskontakte hattest, hoffe ich doch – ich habe ja ans random house nur als gemeiner Leser geschrieben. Das völlige Ignorieren meiner Mail an die ist aber schon traurig, nicht mal eine Standard-Empfangsbestätigung – da sind viele andere Unternehmen weit eifriger, auch im Medienbereich.

Von J.D. Morley lese ich ja grade auf Englisch sein Japan-Buch Grammatik des Lächelns/Water Trade (1985), danach kommt vielleicht das besagte „Nach dem Monsun“ dran. Bei „Water Trade“ fällt mir auf, dass er einige englische Vokabeln wie ein Deutscher einsetzt, zum Beispiel verwendet er das englische „brave“ nicht im Sinn von „kühn, mutig“, sondern im Sinn von „gesittet, brav, regelkonform“:

Government housing estates catered for brave young couples and not single girls

Er meint hier eindeutig „brav und ordentlich“, keinesfalls „kühn, mutig“.

Oder über Betrunkene im Moment des Zusammenklappens:

gave up the ghost

Sagt das der Engländer ? Ein andermal flicht er aus heiterem Himmel – ohne vorherige Verwendung oder spätere Erklärung – ein deutsches Wort ein, wenn auch kursiviert:

In the terms of a Weltanschauung which endorsed…

Das ist nicht grade etabliertes internationales Deutsch wie „Kindergarten“, „Zeitgeist“ oder „Blitzkrieg“ und m.E. ohne weiteres durch „world view“ o.ä. zu ersetzen, und das im Buch eines „Englishman in Japan“ (Untertitel).

Neue Erkenntnisse würde ich sofort melden.

Ich finde eben gern Sachen heraus :wink:
Im Ernst, ich recherchiere auch bei meinen Übersetzungen immer viel zu zeitaufwendig (und oft unnötig), wenn mir im Text etwas spanisch vorkommt oder weil ich Hintergrundwissen brauche, um eine adäquate deutsche Formulierung zu finden.
Momentan warte ich auf neue Aufträge und der Spürhund in mir will derweil beschäftigt sein.
Ich gebe Laut, wenn Piper sich meldet.
Gruß,
Eva

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Na dann viel Vergnügen. Mal gucken, ob mir noch mehr Fragen in den Sinn kommen ~

Aber sollte man nicht eher bei Malik nachfragen, nachdem dort das Hardcover erschien? Das fällt mir jetzt erst ein, heute Abend kann ich im Malik-Buch gucken, oob ein Lektor genannt wird.

Ist mir auch schon eingefallen … Wenn von Piper nix kommt, dort versuchen!
Nachsatz: Habe recherchiert ;-), läuft alles über [email protected]. In meiner Mail habe ich auf Malik hingewiesen. Wenn Du einen Namen findest (Lektor) - um so besser.

Hallo, eigentlich hatte ich ja oben schon das Buchimpressum abgebildet. Und Neues kam auch beim erneuten Hineinblättern nicht zutage - wir lernen die Setzerin kennen, aber nicht die/den Lektor.

Und Klappentext, Widmung, Danksagung und Nachwort geben auch nichts her.

Dann bleibt nur die Hoffnung auf Piper. Wenn die sich nicht rühren, frage ich noch beim euk. Da versammel(te)n sich Übersetzer aus aller Herren Länder - mein Aufenthalt seinerzeit war großartig - und irgendjemand hat möglicherweise einen Tipp.
Gruß,
Eva

Hallo Eva, gibt’s Neues?

Jetzt habe ich „Nach dem Monsun“ ausgelesen und allerlei Kritiken dazu. Neue Erkenntnisse zur Originalsprache habe ich nicht. Ich glaube aber mittlerweile nicht, dass es das engl. Buch „East of the Sun West of the Moon“ gedruckt auf Englisch gibt oder gab – vielleicht aber als Privatmanuskript in Morleys Nachlass.

2001, im Jahr von „Nach dem Monsun“, hatte Morley einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ). Dort steht kein Übersetzer-Hinweis (wie sonst bei Übersetztem in der SZ), vermutlich hat Morley den Artikel also auf Deutsch geschrieben (wie viele andere seiner SZ-Artikel vermutlich auch).

Bei einem Online-Buchhändler stehen 2 lobende Kommentare von SZ-Edelfedern zu Morley, aber ohne Hinweis auf Originalsprache (damit ist noch nicht besagter SZ-Axel Hacke gemeint, der mit Morley u.a. auch im Literaturhaus München auftrat).

Der englische Titel „East of the Sun West of the Moon“ erscheint im deutschen Buch auf Deutsch (was komisch klingt) als Teil eines Lieds. Er passt inhaltlich immer noch besser zum Buch als „Nach dem Monsun“.

Es gibt im deutschen Buch „Nach dem Monsun“ seltsame Formulierungen und Fehler, die man nicht erwarten würde, etwa „Hügelsiedlungen“ (S. 49, für die wohltuend kühlen „hill stations“ der Engländer u.a. in Malay(si)a, Indien, m.E. unpassend), „Regents Park“ (sic, mehrfach S. 118 - 120), „mit einem Hammer und Täcks“ (sic, S. 209) oder eingedeutschtes Grotesk-Englisch wie „Wör freuen uns söhr, daß Sö zöm Dönner zö ons kommen“ (S. 51) oder „ein dommer Junge“ (S. 178, kursiv wie im Buch). Ich hatte das Malik-Piper-Hardcover von 2001.

Ganz rund ist das Deutsch definitiv nicht, aber wann gibt’s das schon (pardon) bei Übersetzungen. Lässt das darauf schließen, ob das Buch auf Englisch oder Deutsch geschrieben wurde? Ich weiß nicht.

Das englischer Morley-Buch über Japan, „Pictures from the Water Trade“ von 1985, strotzt vor Deutschem, etwa „Chieko’s high-nosed mother“ (im Sinn von „arrogant“) und „a black arm-band“ bei einer Trauerfeier - redet so der Engländer? Für mich klingt darin Deutsch nach. Gelegentlich flicht Morley in „Water Trade“ unerklärt kursiviertes Deutsch ein:

In the terms of a Weltanschauung which endorsed…

… the Kachelofen for people living in the colder parts of Europe…

concept of Vorsehung … in the German language

Die besagte FAZ-Rezension hat nicht nur Tipp-, sondern mindestens einen inhaltlichen Fehler (J.D. Morley war nicht in „Nordnigeria“, nur sein Vater; J.D. Morley war in Ghana).

US- oder UK-Schriftsteller, die (zeitweise) in DE leb(t)en, gut DE sprechen, aber auf EN schreiben und das von anderen übersetzen lassen und teils ausschließlich auf Deutsch publizieren, gibt’s noch ein paar, offenbar u.a. Irene Dische, Nell Zink, Patricia Clough und womöglich J.D. Morley.

Autoren, die nicht in der Muttersprache, sondern in einer später erworbenen Sprache schreiben, gibt’s ja auch genug und prominent, u.a. Nabokov, Vicki Baum, Joseph Conrad und womöglich J.D. Morley.

Weil Morley schon als Grundschüler Malaiisch, Englisch und afrikanische Sprachen aufnahm, war er sicher sprachlich sehr flexibel, wie auch seine Arbeit für japanische Medien beweist.

Das waren meine Recherchen vorläufig. Ich lese später noch ein Buch von Morleys Mutter über die Singapur-Zeit. Das gibt vermutlich keine neuen Aufschlüsse – wenn doch, steht es hier.

Saludos, Henrik

Hallo Henrik -
leider nicht. Weder Rullkötter noch der Verlag haben sich - bisher - gemeldet. Bleiben nur noch das euk und die SZ. Vielleicht mache ich mir noch den Spaß, dort nachzufragen. Momentan recherchiere ich in Sachen Richard der III. , der „König von unter dem Parkplatz“ :wink: und es gibt auch sonst viel zu tun, aber ich wüsste doch gern genau, wie sich das mit Morleys Monsun verhält.
Was die merkwürdigen deutschen Einsprengsel und ins Englische übernommenen deutschen Formulierungen angeht, so ist das vielleicht vergleichbar mit unseren Entlehnungen aus anderen Sprachen, wenn man etwas besonders betonen oder hervorheben will (Dein „Saludos“ z.B. :slight_smile: ) In meinem heimatlichen Umfeld flicht man ins Hochdeutsch gern mal einen Dialektausdruck ein, um ein Gespräch aufzulockern. Grade weil Morley das Deutsche extrem gut beherrscht hat, hat er womöglich gern damit gespielt. Schade, dass der Mann tot ist, sehr rücksichtslos von ihm, uns mit ungelösten Rätseln zurückzulassen :smiling_imp:
Ich melde mich, sobald es etwas zu berichten gibt und hoffe, auch von Dir zu hören!
Gruß,
Eva