Jesus vs. die ‚Juden‘
ich finde an dem zitat bezeichnend, daß es „jesus“ und „die juden“ gegenüberstellt.
eben deshalb wird (nicht nur an diesem Kap. 8) deutlich, wer speziell im „Johannes“ nämlich mit joudaioi gemeint ist: joudaios, joudaioi steht nämlich im Gegensatz
- zu ochlos und laos „das Volk“ bzw. „die Menge“, die allesamt ebenfalls „Juden“ (im Sinne der römischen Bezeichnung für die Gesamtbevölkerung) waren
- zu galilaios „Galilärer“
- zu samarites „Samaritaner“
und es steht - fast an allen Stellen eindeutig - immer synonym
- mit denen, die dort als grammateis „Schriftgelehrte“ und als pharisaioi „Pharisäer“ bezeichnet werden
- mit denen - verallgemeinert - die nicht an (genauer: in) ihn glaubten, mit denen aber hauptsächlich eben die unter 1. Genannten gemeint sind
Da eben außerhalb des damaligen (judaia) Palästina, im ganzen römischen Imperium iudaeus bzw ioudaios für alle Einwohner dieses Gebietes verwendet wurde, der Johannes-Text das aber so differenziert verwendet, wie oben beschrieben, ist auch eindeutig, daß der Text für Leute geschrieben war, die entweder in Judäa lebten, oder zumindest der Interna kundig waren, und daß der Autor ebenso wie Jesus Jude war. Letzterer aber eben kein Judäer, sondern Galiläer.
Das ganze liegt also daran, daß die Römer und Griechen den Ausdruck „Juden“ nicht nur für die Einwohner Judaeas, sondern auch Samarias und Galiläs verwendeten, der Johannes-Text das aber differenziert.
Daß der Joh.-Text antijudaistisch ist, wie es seit Alters her immer behauptet wurde, insbesondere von christlichen Theologen, muß ich daher ganz energisch bestreiten. Er ist ausschließlich anti-pharisäistisch.
Gruß
Metapher