Jedem das Seine

Hallo,

„Jedem den Seinen“ - an rund 700 Tankstellen hatten die Unternehmen Tchibo und Esso gemeinsam auf Plakaten für Kaffeesorten geworben. Ein Wortspiel mit dem Spruch „Jedem das Seine“. Doch weil das Zitat auch über dem Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald stand, kämpfen die beiden Firmen jetzt gegen den Image-GAU.

So jedenfalls auf stern.de zu lesen.

Ich muss gestehen, ich kannte bis eben diesen Zusammenhang nicht einmal. „Arbeit macht frei“ war mir ein Begriff, das obige nicht. Bin ich jetzt deshalb total geschichtsunwissend?

Warum nur, muss alles, was die Nazis irgendwann mißbraucht haben zu solchen Konsequenzen führen?
Der Spruch stammt vom römischen Senator Cato dem Älteren.
Er hat mit Nazis und Judenverfolgung erst mal rein gar nichts zu tun.

Wann werden wir Deutschen endlich wieder vorurteilsfrei Wagner hören oder die Germanen als unsere Vorfahren würdig anerkennen können.
Oder ist es wirklich so, wie Frau Hermann andeutete, dass man nicht mal „Autobahn“ sagen darf?

Warum muss alles, was die Nazis mißbraucht haben, heute noch in die rechte Ecke gestellt werden?

Auch ich habe, in passenden Situationen schon gesagt, „jedem das Seine“.
Ich hätte im Leben nie gedacht, dass ich dabei eventuell Gefühle jüdischer Mitbürger verletzen könnte.
Fühlen sich die jüdischen Mitbürger durch diesen Satz denn tatsächlich verletzt?

Gruß
Lawrence

Ich muss gestehen, ich kannte bis eben diesen Zusammenhang
nicht einmal. „Arbeit macht frei“ war mir ein Begriff, das
obige nicht. Bin ich jetzt deshalb total geschichtsunwissend?

Imho bist du das schon. Dass „Jedem das Seine“ ein SS-Spruch ist, sollte einem bekannt sein.

Wann werden wir Deutschen endlich wieder vorurteilsfrei Wagner
hören oder die Germanen als unsere Vorfahren würdig anerkennen
können.

Zu viel Nationalstolz macht übermütig und die Nazis noch stärker…

Imho bist du das schon. Dass „Jedem das Seine“ ein SS-Spruch
ist, sollte einem bekannt sein.

Warum dürfen dann die Bundesdeutschen Feldjäger dieses Motto ohne jede Konsequenzen haben?

Gruß
Lawrence

Hi,

deswegen:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfe…

K.

Imho bist du das schon. Dass „Jedem das Seine“ ein SS-Spruch
ist, sollte einem bekannt sein.

Soso,
dann lis das mal:
http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5i…
Dieser Ausspruch stammt ganz klar vom römischen Philosophen Cato.
Das er von den Nazis mißbraucht wurde, dafür kann der Mann nix.
Und wenn ich mir heute in D überlegen muss, ob ich ein Zitat in den Mund nehmen darf, oder ob der Zentralrat der Juden mal wieder ein Veto dagegen erhebt; nun, dann erlaube ich mir zu sagen:
Meine Pfälzer Schnauze lasse ich mir nicht verbieten, und ein Schuldgefühl kann mir sowieso keiner einreden.

Wann werden wir Deutschen endlich wieder vorurteilsfrei Wagner
hören oder die Germanen als unsere Vorfahren würdig anerkennen
können.

Liegt an jedem selbst.

Zu viel Nationalstolz macht übermütig

das meinst Du doch nicht im Ernst, oder? Dann kusch weiter, ich hab zwar keine Ahnung vor wem, aber tu´s ruhig.

und die Nazis noch
stärker…

Den Zusammenhang mußt Du mir erklären.

Jürgen

Warum dürfen dann die Bundesdeutschen Feldjäger dieses Motto
ohne jede Konsequenzen haben?

Gruß
Lawrence

Hallo Lawrence,

ich war 5/262.

Wir hatten den Spruch in der Battalionsfahne, ich vermute einfach mal, das das heute auch noch so ist.

LG
Jürgen

Hallo,

Ich muss gestehen, ich kannte bis eben diesen Zusammenhang
nicht einmal. „Arbeit macht frei“ war mir ein Begriff, das
obige nicht. Bin ich jetzt deshalb total geschichtsunwissend?

ich oute mich auch als geschichtsunwissende.

Warum muss alles, was die Nazis mißbraucht haben, heute noch
in die rechte Ecke gestellt werden?

Das frage ich mich auch schon lange, und manches nervt mich auch. Dass man achtsam sein muss, was Radikalismus und Rassismus betrifft, ist klar und wichtig. aber das hat ja nicht zwingend mit Nazi und Hitler zu tun, oder besteht nur im rechten politischen Bereich.

Rassismus und Greueltaten gab und gibt es auch anderswo und heute noch. Eroberung Amerikas, Hiroshima sind historische Beispiele (jaja sicher heißt es wieder, dass man das nicht vergleichen kann, unmenschlich war das aber auch).
Veilleicht dauert es dann halt noch ein paar hundert Jahre, bis diese Erblast vom deutschen Volk endlich abgefallen ist.

Was habe ich mit dieser Scheiße von Hitler zu tun?

Auch ich habe, in passenden Situationen schon gesagt, „jedem
das Seine“.

Das ist auch eine geläufige umgangsprachliche Redewendung.

Ich hätte im Leben nie gedacht, dass ich dabei eventuell
Gefühle jüdischer Mitbürger verletzen könnte.

Ich wusste das auch nicht.

Fühlen sich die jüdischen Mitbürger durch diesen Satz denn
tatsächlich verletzt?

Würde mich nicht wundern.

TM

Hallo,

Ich muss gestehen, ich kannte bis eben diesen Zusammenhang
nicht einmal. „Arbeit macht frei“ war mir ein Begriff, das
obige nicht. Bin ich jetzt deshalb total geschichtsunwissend?

Ich wusste es auch nicht, muss dazu aber auch sagen, daß wir damals in der Schule gerade mal Geschichte bis 1914 geschafft haben. Obwohl ich sehr geschichtsinteressiert bin (vor allem in der Zeit ab dem Kalten Krieg), ist mir dieses Zitat im Zusammenhang mit einem KZ noch nie untergekommen.

Wann werden wir Deutschen endlich wieder vorurteilsfrei Wagner
hören oder die Germanen als unsere Vorfahren würdig anerkennen
können.
Warum muss alles, was die Nazis mißbraucht haben, heute noch
in die rechte Ecke gestellt werden?
Fühlen sich die jüdischen Mitbürger durch diesen Satz denn
tatsächlich verletzt?

Ich fühle mich zutiefst verletzt, wenn mir die deutsche Nazi-Vergangenheit vorgehalten wird. Ich bin im April 1978 geboren und habe mit der Nazizeit nichts am Hut. Selbst meine Eltern (Jahrgang 1947 bzw. 1950) haben die Zeit nicht direkt erlebt. Mit anderen Worten - ich mag es nicht, wenn man als Deutsche/r noch heute für Sachen verantworlich gemacht wird, die mittlerweile 60 Jahre oder 2 Generationen zurückliegen.

Klar, die Zeit war schrecklich und man darf sie weder verharmlosen noch verdrängen, aber die heutigen Teens und Twens können nichts dafür! Sollen wir ewig so eine Erbschuld mit uns herumtragen? Wir sollten vielmehr stolz darauf sein, daß die Bundesrepublik seit 1949 eine stabile Demokratie hat und es hier nie wieder passieren wird, daß so ein Irrer alle Macht bekommt. Außerdem war es hier, daß 2 geteilte Staaten durch friedliche Demonstrationen (und durch einen glücklichen Zufall auf DDR-Seite) wieder zusammengewachsen sind.

Wir müssen aus der Geschichte der Welt und vor allem aus unserer Geschichte lernen um die Zukunft für uns und unsere Kinder besser zu gestalten. Es gibt leider noch genügend Staaten, in denen Minderheiten verfolgt werden oder die Bevölkerung extremen Repressionen ausgesetzt ist. Das erfordert unsere volle Aufmerksamkeit.

Gruss,
Julia

Hallo,

„Jedem den Seinen“ - an rund 700 Tankstellen hatten die
Unternehmen Tchibo und Esso gemeinsam auf Plakaten für
Kaffeesorten geworben. Ein Wortspiel mit dem Spruch „Jedem das
Seine“. Doch weil das Zitat auch über dem Eingangstor des
Konzentrationslagers Buchenwald stand, kämpfen die beiden
Firmen jetzt gegen den Image-GAU.

So jedenfalls auf stern.de zu lesen.

Ich muss gestehen, ich kannte bis eben diesen Zusammenhang
nicht einmal. „Arbeit macht frei“ war mir ein Begriff, das
obige nicht. Bin ich jetzt deshalb total geschichtsunwissend?

Warum nur, muss alles, was die Nazis irgendwann mißbraucht
haben zu solchen Konsequenzen führen?
Der Spruch stammt vom römischen Senator Cato dem Älteren.
Er hat mit Nazis und Judenverfolgung erst mal rein gar nichts
zu tun.

Wann werden wir Deutschen endlich wieder vorurteilsfrei Wagner
hören oder die Germanen als unsere Vorfahren würdig anerkennen
können.
Oder ist es wirklich so, wie Frau Hermann andeutete, dass man
nicht mal „Autobahn“ sagen darf?

„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
das hat einstein gesagt. und wette, es sagte es, bevor er dtl. verließ.

Warum muss alles, was die Nazis mißbraucht haben, heute noch
in die rechte Ecke gestellt werden?

Auch ich habe, in passenden Situationen schon gesagt, „jedem
das Seine“.

ich habs dieser tage erst zu einem kollegen gesagt, obwohl ich mich nicht mehr an den grund erinnern kann.

Ich hätte im Leben nie gedacht, dass ich dabei eventuell
Gefühle jüdischer Mitbürger verletzen könnte.
Fühlen sich die jüdischen Mitbürger durch diesen Satz denn
tatsächlich verletzen?

also „jedem das seine“ ist wohl momentan das wenigste, was einen juden verletzen könnte.

Schade …
… dass es in diesem Brett keine Sternchen gibt, von mir hättest du auf jeden Fall eins gekriegt. Mir stehts auch bis mindestens oberkante unterlippe dass (ich sach einfach mal) unserer Generation sachen vorgehalten werden mit denen nicht mal mehr unsere Eltern was zu tun hatten/haben …

Grüße
Andy

Schade …
… dass euch beiden etwas entscheidendes fehlt, nämlich das moralische Bewusstsein. (http://www.zeit.de/2009/03/Stimmts)

Mir persönlich ist es egal, wie oft ich das Thema in der Schule schon hatte und wie lange die Nazizeit schon her ist. Allein die Tatsache, dass der Spruch über dem KZ-Eingang hing und als Verharmlosung für die Massenmorde herangezogen wurde, reicht mir, den Spruch nicht in der Werbung hören zu wollen.

Nur durch die Aufarbeitung der Geschichte, die Entschuldigungen, den Respekt vor den Angehörigen der Opfer und das Erinnern an diese Zeit war es überhaupt möglich, dass Deutschland so schnell wieder politisch und wirtschaftlich Fuß fassen konnte. Nur auf diese Weise konnte Deutschland wieder akzeptiert werden. Das hat euch und euren Eltern nicht geschadet, sondern genutzt. Ihr zieht das in den Dreck, was euch euren Wohlstand und die Freiheit gesichert hat.

Ultra

Nur durch die Aufarbeitung der Geschichte, die
Entschuldigungen, den Respekt vor den Angehörigen der Opfer
und das Erinnern an diese Zeit war es überhaupt möglich, dass
Deutschland so schnell wieder politisch und wirtschaftlich Fuß
fassen konnte. Nur auf diese Weise konnte Deutschland wieder

Diejenigen, die sich entschuldigen sollen, leben zum größten Teil nicht mehr und entschuldigen kann man sich nur für etwas, für das man schuldig ist. Diese Schuld sollte nachgewiesen werden.

Man kann und sollte höchstens daraus Lehren ziehen. Ich werde meinem Sohn garantiert nicht einreden, dass er daran Schuld ist, was der Nachbar meines Opas mal irgendwann irgendetwas gemacht hat, was noch nicht einmal nachgewiesen werden kann.

Aber mit Generationsschuld und Kollektivschuld sind wir sehr schnell bei der Sache. So hat nicht Bush den Krieg in Irak angefangen, sondern die „Amis“. Nicht ein paar israelische Soldaten greifen an, sondern die Israelis. Irgendwie ist man schnell dabei, alle in einen Sack zu stecken und draufzukloppen.

Schade …

Nur durch die Aufarbeitung der Geschichte, die
Entschuldigungen, den Respekt vor den Angehörigen der Opfer
und das Erinnern an diese Zeit war es überhaupt möglich, dass
Deutschland so schnell wieder politisch und wirtschaftlich Fuß
fassen konnte. Nur auf diese Weise konnte Deutschland wieder

Diejenigen, die sich entschuldigen sollen, leben zum größten
Teil nicht mehr und entschuldigen kann man sich nur für etwas,
für das man schuldig ist. Diese Schuld sollte nachgewiesen
werden.

Das ist aus ethisch-moralischer Sicht eben nicht so. Die Entschuldigung ist auch ein Mittel der Verständigung und Zusammenarbeit. Brandt war nie Nazi gewesen, und trotzdem gab es den Kniefall. Du profitierst davon noch heute.

Man kann und sollte höchstens daraus Lehren ziehen. Ich werde
meinem Sohn garantiert nicht einreden, dass er daran Schuld
ist, was der Nachbar meines Opas mal irgendwann
gemacht hat,

Vielleicht hat der Nachbar deines Opas ja nichts schlimmes gemacht, außer einfach weggesehen, wie Millionen andere auch. Schande, wenn man sich nicht dafür schämen dürfen soll.

was noch nicht einmal nachgewiesen werden kann.

Verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Willst du damit sagen, dass man nicht jedem normalen Bürger von damals nachweisen kann, was er genau getan hat oder willst du das historische Schulwissen anzweifeln?

Aber mit Generationsschuld und Kollektivschuld sind wir sehr
schnell bei der Sache. So hat nicht Bush den Krieg in Irak
angefangen, sondern die „Amis“. Nicht ein paar israelische
Soldaten greifen an, sondern die Israelis. Irgendwie ist man
schnell dabei, alle in einen Sack zu stecken und
draufzukloppen.

Das ist doch nur ein Totschlagsargument. Vor 70 Jahren waren auch nicht alle Nazis. Prima Erkenntnis, aber was hat das damals genutzt?

Gruß
Ultra

Besserdeutscher
Hallo Ultra,

ich zumindest messe mich und andere nicht an der öffentlich gezeigten Reue für Taten drei Generation vor mir, ich messe an den Taten von heute.

Besinnliche Sprüche klopfen kann jeder, sogar die Mörder von heute …

Grüße
Jürgen

Hallo,

Das ist aus ethisch-moralischer Sicht eben nicht so. Die
Entschuldigung ist auch ein Mittel der Verständigung und
Zusammenarbeit. Brandt war nie Nazi gewesen, und trotzdem gab
es den Kniefall. Du profitierst davon noch
heute.

Wenn das Willy Brandt macht, ist das seien Entscheidung. Es existiert kein Gesetz, das Generationen sich für Taten schuldig bekennen, die sie gar nicht getan haben. Es ist auch aus ethisch-moralischer Pflicht eben so, dies nicht zu tun. Es ist aus dieser Sicht nur notwendig, ähnliches zu verhindern.

Vielleicht hat der Nachbar deines Opas ja nichts schlimmes
gemacht, außer einfach weggesehen, wie Millionen andere auch.
Schande, wenn man sich nicht dafür schämen dürfen soll.

Das interessiert mich nicht, das interessiert meinen Sohn nicht. Wir sind Individuen und nur für unsere eigenen taten verantwortlich. Vielleicht hat er weggesehen. Sein Bier. Nicht meins. Ich kann es nicht ändern, niemand kann es ändern. Jetzt die Schuld dafür zu tragen, ist Unsinn.

Verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Willst du damit
sagen, dass man nicht jedem normalen Bürger von damals
nachweisen kann, was er genau getan hat oder willst du das
historische Schulwissen anzweifeln?

Ja. Deine Art und Weis eist doch, alle deutschen, denn die Deutschen sind ja von Geburt auf Nazis, in einen Sack zu stopfen und für schuldig zu erklären. Vielleicht war ja der Nachbar meines Opas jemand, der Verfolgten Unterschlupf gewährt hat. Wie trennst du jetzt in der kollektiven Schuldzuweisung die Guten von den Bösen?

Vor 70 Jahren waren
auch nicht alle Nazis.

Ach, und trotzdem müssen sich alle schuldig fühlen?

Hallo,

… dass euch beiden etwas entscheidendes fehlt, nämlich das
moralische Bewusstsein. (http://www.zeit.de/2009/03/Stimmts)

mir war klar, daß ich mit dem Post durchaus auch auf Kontra stoße. Aber daß mir fehlendes moralisches Bewusstsein unterstellt wird kann ich so nicht auf mir sitzen lassen. Wenn du meinen Post genau gelesen hast, ist dir sicherlich aufgefallen, daß ich nicht weiter auf den Spruch in Verbindung mit der aktuellen Werbung eingegangen bin. Dieser Spruch wurde übrigens schon in der Vergangenheit für so manches Produkt verwendet: http://www.fasena.de/download/dienstleistung/Jedem%2…

Mir persönlich ist es egal, wie oft ich das Thema in der
Schule schon hatte und wie lange die Nazizeit schon her ist.
Allein die Tatsache, dass der Spruch über dem KZ-Eingang hing
und als Verharmlosung für die Massenmorde herangezogen wurde,
reicht mir, den Spruch nicht in der Werbung hören zu wollen.

Die Aussage geht nicht auf die Nazizeit zurück sondern noch viel weiter zurück in die Zeit der alten Griechen. Hier gibt es einen Aufsatz zur Geschichte dieses Ausspruchs: http://www.sopos.org/aufsaetze/3c7d45aeb2e57/1.phtml
Das dieser Ausspruch in der deutschen Übersetzung von den Nazis am Eingang eines KZ angebracht wurde ist pervers. Ich kann heute nicht beurteilen, wie weit damals die Massenmorde verharmlost wurden, wie denn auch? Ich kenne die Zeit der Weltkriege nur aus Erzählungen bzw. aus historischer Lektüre, so wie sicherlich die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Andersrum gefragt: Welche Worte wurden denn nicht von den Nazis missbraucht? Die Propaganda lief ja immer auf Hochtouren, da gibt es sicherlich noch sehr viele Worte und Redewendungen, die man eigentlich vermeiden sollte.

Nur durch die Aufarbeitung der Geschichte, die
Entschuldigungen, den Respekt vor den Angehörigen der Opfer
und das Erinnern an diese Zeit war es überhaupt möglich, dass
Deutschland so schnell wieder politisch und wirtschaftlich Fuß
fassen konnte. Nur auf diese Weise konnte Deutschland wieder
akzeptiert werden. Das hat euch und euren Eltern nicht
geschadet, sondern genutzt. Ihr zieht das
in den Dreck, was euch euren Wohlstand und die Freiheit
gesichert hat.

Ich habe etwas in den Dreck gezogen? Mein Großvater wurde erst vertrieben und hat später das KZ überlebt. Aus Erzählungen meiner inzwischen verstorbenen Oma weiß ich, wie schlimm die Zeit des Krieges war und wie schlecht es ihnen im Krieg und in vielen Jahren nachher ging. Ich bin ihnen dankbar, daß wir inzwischen recht gut leben können. Das meine ich nicht nur wirtschaftlich sondern durchaus auch politisch, denn die Aufbauarbeit der Kriegsgeneration hat Deutschland zu dem gemacht, was es heute ist, eine stabile Demokratie, die aus der Nazizeit ihre Lehren gezogen hat und in den Jahren seit dem 2. Weltkrieg viel positives in der Welt bewegt, zum Beispiel mit Brandts neuer Ostpolitik oder den Römischen Verträgen.

Wir müssen lernen vernünftig mit der Nazizeit umzugehen, weiterhin unsere Lehren daraus ziehen und daran arbeiten, daß dieses nie wieder passiert! Dazu gehört meiner Meinung dann auch, daß nicht die einfache Verwendung eines Ausspruchs verurteilt werden darf, sondern das die Öffentlichkeit vielmehr sensibilisiert werden muss.

Versteh mich nicht falsch, ich will ganz bestimmt nichts verharmlosen und finde die Kombination von „Jedem das seine“ in Verbindung mit einer Werbung sicherlich alles andere als gut. Genauso eklig fand ich heute den Stoßstangenaufkleber „Brot für die Welt - Torte für mich“ wenn auf der Welt jeden Tag mehrere tausend Kinder verhungern.

Gruss,
Julia

Mal eine Frage
Hallo,

ich habe mal eine Frage an diejenigen, die jetzt kritisch auf meine Beiträge reagiert haben.

Wer ist es denn, der euch irgendeine Schuld einredet? Wer verlangt denn, dass ihr euch entschuldigen und öffentlich Reue zeigen müsst? Wer macht euch denn persönlich verantwortlich für die Verbrechen von damals, obwohl ihr noch gar nicht geboren wart?

Ich hatte noch nie in meinem Leben das Gefühl, dass irgend jemand etwas in dieser Richtung von mir verlangt. Das einzige, was erwartet wird, ist Rücksichtnahme und Sensibilität. Wer dazu nicht bereit ist, dem werfe ich Fehlverhalten vor.

Es wird so getan, als hätte jemand den Tchibo-Managern die vorsätzliche Verbreitung von Nazigut vorgeworfen. Das hat jedoch niemand, vielmehr wurde kritisiert, dass sich die Werbefuzzis nicht über die Relevanz des Spruches informiert haben. Jetzt wurde der Spruch bedauert und die Plakate abgenommen. Ich denke, dass dieser Schritt auch von jüdischer Seite begrüßt wurde und dann auch kein Fass mehr aufgemacht wird.

Wo ist denn die angebliche Benachteiligung wegen unserer Vergangenheit? Besteht kein freundschaftliches Verhältnis zu Israel, Frankreich oder den USA? Werden dort keine Porsches oder BMWs verkauft (Na gut, in letzter Zeit eher weniger, aber das hat andere Gründe)?

Ihr tut so, als mache man euch ständig Vorwürfe. Ist es zuviel verlangt, mal ein bisschen auf die Wortwahl zu achten?

Richtig ist, der Spruch hing über dem KZ-Tor. Es ist unerheblich, dass der Spruch vorher schon benutzt wurde. Allein die Möglichkeit, dass auch nur ein Nachfahre einer im KZ ermordeten Person sich verletzt fühlt, wenn er den Spruch an irgendeiner Tanke sieht, reicht dafür aus, die Sache mal zu überdenken.

Haltet ihr diese Person dann für empfindlich? Prima. Aber wie empfindlich seid ihr denn?

Ultra

Hi,

mich nervt das auch schon länger z.B. in der Politik, dass man „gewisse Worte“ nicht in den Mund nehmen darf, ohne dieses Wort mit einer Fußnote zu versehen, in welcher …man sich distanziert… …es nicht gut findet… …grausame Taten… …nicht verharmlosen… etc.
Es werden die logischten Zusammenhänge der eigentlichen Argumentation als unglaubwürdig/lächerlich/unbegründet/usw dargestellt, nur weil man diese gewisse Fußnote vergessen hat und dem Gegenüber wird so der Schneid abgekauft, ohne auf die Argumentation einzugehen, einfach nur zielgerichtet auf irgendwelchen z.B. Zitaten rumgehackt.

Was mich auch etwas stört… Es wird ständig von der Erbschuld der deutschen geredet. Richtig formuliert müsste es doch heissen „Erbschuld derer, die den Krieg verloren haben“, denn z.B. Stalin hatte auch keinen Heiligenschein. Das müsste 1932 gewesen sein als der richtig loslegte. Warum sind die nicht in der Schuld? Warum werden diese Verbrechen verschwiegen? Das kommt dan manchmal in Dokus, aber interessiert niemand so wirklich.

PS: ich distanziere mich… und meine Lieblingsfarbe ist nicht braun.
mfg

Hallo,

Ihr tut so, als mache man euch ständig Vorwürfe.

Naja, was heißt Vorwürfe.
Wenn mich eine amerikanische Studentin, mit der ich mich eigentlich überhaupt nicht über politische Themen unterhalten hatte, plötzlich fragt, ob meine Eltern und Großeltern Nazis waren, und dass insgesamt dreimal, weil ihr mein „nicht dass ich wüßte“ offenbar nicht genügt, könnte einem das doch irgendwie seltsam vorkommen oder?

Gruß,
Markus

PS: Nachdem ich beim drittenmal dann geantwortet hatte: „Ich weiß nicht, ob meine Vorfahren Nazis waren, ist mir aber auch wurscht, Hauptsache keine Amerikaner“ hatte ich meine Ruhe vor weiterne Fragen in diese Richtung.

Hallo,

Das ist aus ethisch-moralischer Sicht eben nicht so. Die
Entschuldigung ist auch ein Mittel der Verständigung und
Zusammenarbeit. Brandt war nie Nazi gewesen, und trotzdem gab
es den Kniefall. Du profitierst davon noch
heute.

Brandt hat hierbei als Vertreter der BRD als Rechtsnachfolgerin des deutschen Reiches gehandelt, und nicht als Privatmann für sich selber.
Und ob ein bisserl weniger „mea culpa“ Deutschland im Endeffekt nicht mehr gebracht hätte, darüber kann man nur spekulieren.

Gruß,
Markus