Jesus & Galle im NT

Hallo Experten!

Bin letztens auf Umwegen in einer Diskussion mit meiner besten Freundin darauf gekommen, dass es irgendwo bei der Kreuzigung oder auch schon vorher eine Stelle geben muss, wo Galle vorkommt. Wir waren felsenfest sicher, haben die 4 Evangelien durchsucht, aber nix gefunden. Habt ihr eine Ahnung, woran wir uns im Hinterkopf erinnern können?

Danke
Igel

Guten Morgen Igel!

Bin letztens auf Umwegen in einer Diskussion mit meiner besten
Freundin darauf gekommen, dass es irgendwo bei der Kreuzigung
oder auch schon vorher eine Stelle geben muss, wo Galle
vorkommt. Wir waren felsenfest sicher, haben die 4 Evangelien
durchsucht, aber nix gefunden. Habt ihr eine Ahnung, woran wir
uns im Hinterkopf erinnern können?

„Sie gaben ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und da er’s schmeckte, wollte er nicht trinken.“ (Matth.27,34)

In den modernen Übersetzungen heißt es aber „Wein, der ihn betäuben sollte“.

Das kommt natürlich aufs selbe hinaus, weil die Galle eben zu diesem Zweck beigefügt wurde.

Gruss Harald

Danke und gleich noch eine Frage :smile:
Hej Harald!

ja, genau das war’s :smile:

in meiner Bibel steht da noch ein Hinweis auf Psalm 69,22 „Sie gaben mir Gift zu essen, für Durst reichten sie mir Essig“ was man als Anspielung auf die spätere Kreuzigungssituation verstehen kann…

Ich hatte da mal eine Diskussion mit einem ziemlich bibelfesten Christen, der behauptete, die Psalmen wären mehr oder weniger Wahrsagungen z.b. auch für das spätere Leben Christi. Einige seiner Beispiele waren ziemlich an den Haaren herbeigezogen und ich persönlich hätte Psalmen Davids nie als Vorhersagung gesehen. Er nannte unter anderen eben auch z.b. den Psalm 69.
Wird das in der Kirche bzw. von gläubigen Christen oder Bibelforschern generell so gesehen, oder empfindet nur er das so?

Gruß nach Linz
Igel

Hej Igel!

Wird das in der Kirche bzw. von gläubigen Christen oder
Bibelforschern generell so gesehen, oder empfindet nur er das
so?

also ich sehe das auch so.

Ob das in der Kirche so gelehrt wird, kommt wohl auf die Kirche und den jeweiligen Pastor/Priester an.
Über die offizielle Lehre der Kirchen kann vielleicht jemand kompetenterer Auskunft geben.

Gruss Harald

PS.: Wenn Du willst, kannst Du eine Liste der entsprechenden Bibelstellen haben.

Ja bitte [owt]
(-:

Hi all,

Wird das in der Kirche bzw. von gläubigen Christen oder
Bibelforschern generell so gesehen, oder empfindet nur er das
so?

also, wie gesagt … das entscheidende Argument dagegen ist für mich die Tatsache, dass wir Christen dann die „richtige“ Lesart des ersten Testaments haben würden und die Juden die „falsche“. Diese Anschauung haben die großen christlichen Kirchen spät genug, aber doch überwunden. Gerade aus der Bibel wissen wir um die Heilsbedeutung des Judentums und den „niemals gekündigten Bund“ (Jeremia) Gottes mit seinem auserwählten Volk. Wenn wir Christen Stellen des ersten Testaments auf Jesus beziehen, dann sollte das in einer Weise geschehen, die ursprüngliche Bedeutung nicht negiert (wie zB bei den Zeugen Jehovas).

Täubchen

1 Like

Hej Igel!

Ich hatte da mal eine Diskussion mit einem ziemlich
bibelfesten Christen, der behauptete, die Psalmen wären mehr
oder weniger Wahrsagungen z.b. auch für das spätere Leben
Christi.

Das ist eine beliebte Methode, mit der christliche Denker glaubten, ihren Glauben untermauern zu können. Darum mussten Maria und Josef nach Bethlehem, darum stehen Ochs und Esel im Stall, deshalb mussten sie dann nach Ägypten, darum reitet Jesus auf einem Esel in Jerusalem ein. Alles erfundene Detail, um sich aufs AT berufen zu können.

Einige seiner Beispiele waren ziemlich an den Haaren
herbeigezogen

ALLE! Ganz und gar ALLE!

und ich persönlich hätte Psalmen Davids nie als Vorhersagung gesehen.

Abgesehen davon, dass die Psalmen nicht von David stammen, sind sie alles andere als Vorhersagen. Sie haben mit Jesus NICHTS, aber auch GARNICHTS zu tun.

Wird das in der Kirche bzw. von gläubigen Christen oder
Bibelforschern generell so gesehen, oder empfindet nur er das
so?

Von vielen "rückständigen "Christen wohl schon noch, von einigen Vertretern der Kirche in unehrlicher Weise auch, von ernst zu nehmenden Bibelforschen definitiv nicht!

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

Abgesehen davon, dass die Psalmen nicht von David stammen,
sind sie alles andere als Vorhersagen. Sie haben mit Jesus
NICHTS, aber auch GARNICHTS zu tun.

ich hoffe, Du hast dafür gute Beweise :wink:

Gruss Harald

1 Like

Hallo Täubchen,

also, wie gesagt … das entscheidende Argument dagegen ist
für mich die Tatsache, dass wir Christen dann die „richtige“
Lesart des ersten Testaments haben würden und die Juden die
„falsche“.

also erst mal: es gibt keine eindeutig „richtige“ Lesart.

Wenn aber eine Prophetie auf ein später stattgefundenes Ereignis zutrifft, kann das als „Erfüllung“ oder als „Zufall“ angesehen werden.

Ich persönlich bin aber kein Anhänger der „Zufalls-Theologie“.

Diese Anschauung haben die großen christlichen
Kirchen spät genug, aber doch überwunden. Gerade aus der Bibel
wissen wir um die Heilsbedeutung des Judentums und den
„niemals gekündigten Bund“ (Jeremia) Gottes mit seinem
auserwählten Volk. Wenn wir Christen Stellen des ersten
Testaments auf Jesus beziehen, dann sollte das in einer Weise
geschehen, die ursprüngliche Bedeutung nicht negiert (wie zB
bei den Zeugen Jehovas).

Habe ich eine Bedeutung negiert?
Welches ist denn die ursprüngliche Bedeutung?
Auf wen, wenn nicht auf Jesus, deuten diese Aussagen?

Gruss Harald

Hallo Igel,

die meisten Erfüllungs-Details sind in der Tat nachträglich in die Jesusgeschichte eingetragen worden, darüber sind sich Bibelwissenschaftler aller Konfessionen weitgehend einig. Beweisen lässt sich mit ihnen gar nichts, und wer das will (Matthäus wollte es offenbar, und viele Glaubensverteidiger nach ihm), der geht über eine morsche Brücke.

Der Ausgangs- und Angelpunkt christlicher Rückbezüge auf die hebräische Bibel ist die Frage, ob es dort eine Messiastradition gibt, die vom Leiden des Gottesbevollmächtigten spricht - so dass man die Kreuzigung Jesu nicht als Scheitern und (göttliche) Verwerfung, sondern als Erfüllung verstehen kann.

Eine solche Tradition fand man in Jesaja 53, und dieses Kapitel ist der Ausgangspunkt aller christlichen Erfüllungs-Rede (Lukas wusste das besser als Matthäus, vgl. Emmausgeschichte Lk 24 / Taufgeschichte, Apg 8).
Die Psalmen, die schon vorchristlich auf den Messias gedeutet wurden, hat man dann in diese Leidensvorhersage einbezogen - und dabei teils naiv, teils auch absichtsvoll („Beweis“) viele Details in die Passionsgeschichte übertragen.

Nicht sicher, aber wahrscheinlich ist, dass Jesus sich gelegentlich bewusst mit biblischen Bildern als der sanftmütige Messiaskönig inszeniert hat, v.a. beim Einzug in Jerusalem nach Sacharja 9, 9.

Gruß,
Peter

3 Like

nicht alles Essig

in meiner Bibel steht da noch ein Hinweis auf Psalm 69,22 „Sie
gaben mir Gift zu essen, für Durst reichten sie mir Essig“

Ps 69.2 1

Die Stelle Mt 27.34 („Galle“) wird von Kennern damaliger römischer Foltertechnik mit Mißtrauen betrachtet (Die Schergen hatten zudem kaum bei diesem Handwerk ein Gefäß mit Galle in ihrem Gepäck). Aufschluß, was gemeint war, bietet aber die analoge Stelle bei Joh. 19.29-30, wo von „Essig“ (οξος oxos) die Rede ist. Dies war eine „liebevolle“ Bezeichnung des römischen Soldatenfußvolks (die lat. entsprechende Bezeichnung ist mir im Augenblick entfallen) für einen furchtbar sauren billigen Fusel, den sie als Gesöff bei sich zu haben pflegten.

Zusätzlich weiß man, daß bei bestimmten Foltermethoden, bei denen mit schmerzhaften Muskelkrämpfen „gearbeitet“ wurde, auch bei der sog. Pfählung, und bei denen ein grauenhafter Durst entsteht, ein kleiner Schluck Flüssigkeit bereits den unmittelbaren Tod durch Kreislaufkollaps zur Folge hatte. Es kann daher sein, daß der gereichte Fusel sogar ein Gnadenakt eines Soldaten gewesen ist.

Zu dem anderen Thema: Es ist nicht nur bei den Christen, sondern auch im Judentum und in vielen anderen Religionen, bei denen sakrales Schrifttum eine bedeutende Rolle spielte (z.B. auch Hinduismus, Buddhismus) in der Antike ein gängiges Verfahren der Legitimation einer Handlung bzw. Aussage gewesen, einen passenden Hinweis in vorgängigen Schriften zu finden.

Gruß

Metapher

5 Like

Es ist nicht falsch, nicht nur die Bibel zu lesen!
Hallo Harald,

ich hoffe, Du hast dafür gute Beweise :wink:

Jede einiger Maßen seriöse Psalmeninterpretation sagt, dass „ein Psalm Davids“ keine Herkunftsangabe ist, also nichts über den Verfasser sagt, sondern eine Qualitätsangabe ist, die dem Psalm ein großes Alter und seine Verwendung im Umkreis der Tempelriten, als seinem „Sitz im Leben“ bescheinigt.

Ich finde, dass man außer der Bibel auch noch andere dazu gehörige Literatur zu Kenntnis nehmen sollte, wenn man über dieses Thema mitreden will.

Fritz

1 Like

Hallo Fritz,

Jede einiger Maßen seriöse Psalmeninterpretation sagt, dass
„ein Psalm Davids“ keine Herkunftsangabe ist, also nichts über
den Verfasser sagt, sondern eine Qualitätsangabe ist, die dem
Psalm ein großes Alter und seine Verwendung im Umkreis der
Tempelriten, als seinem „Sitz im Leben“ bescheinigt.

das ist aber sehr dünn. Du enttäuscht mich ;-(

Nur deshalb, weil irgendjemand die Theorie aufgestellt hat, dass nicht alle Psalmen von David seien, auch wenn „Psalm Davids“ dabeisteht, kannst Du nicht mit Sicherheit behaupten, dass Psalm 69 und 22 nicht von David sind.

Um eine solche Behauptung aufzustellen, müsstest Du schon die Handschriften vorweisen können. Oder eine eindeutige Zuweisung machen können, wer denn der wahre Urheber dieser Psalmen ist.

Ferner hast Du behauptet, dass diese Psalmen nichts mit Jesus zu tun hätten. Auch dafür gibt es keinerlei Beweise.

Ich finde, dass man außer der Bibel auch noch andere dazu
gehörige Literatur zu Kenntnis nehmen sollte, wenn man über
dieses Thema mitreden will.

Ich nehme jede mir zugängliche Literatur zur Kenntnis.
Aber nur weil ein Dr.XY eine Vermutung hat oder der Bibeltext nicht ins Vorstellungsvermögen einiger Gelehrter passt, ist das noch nicht Grund genug, anzunehmen, dass die Bibel falsch sei.

Gruss Harald

1 Like

Zu dem anderen Thema: Es ist nicht nur bei den Christen,
sondern auch im Judentum und in vielen anderen Religionen, bei
denen sakrales Schrifttum eine bedeutende Rolle spielte (z.B.
auch Hinduismus, Buddhismus) in der Antike ein gängiges
Verfahren der Legitimation einer Handlung bzw. Aussage
gewesen, einen passenden Hinweis in vorgängigen Schriften zu
finden.

Das ist interessant, Metapher,
muß ich das so verstehen, dass in diesen Schriften Details eingefügt wurden, um damit einen Bezug zu einer älteren Schrift herzustellen und damit eine Art „Legitimierung“ zu verdeutlichen? Gerade das Matthäusevangelium nährt ja vielfach diese Vermutung. http://www.hti.umich.edu/cgi/l/luther/luther-idx?typ…
Grüße
Eckard.

Alles Essig …
mit den Vorhersagen, lieber Eckard!

Das Neue Testament ist eben kein historische Bericht, sondern ein
Bekenntnis.
Und die Bekenner haben zusammengerafft, was ihnen zu Pass kam.
Hemmungslos und ohne Rücksicht auf Wahrheit und Richtigkeit, da sie ja ihrer „Wahrheit“ gewiss waren.

Fritz

Wahrheitskriterien der anderen Art
Hi Fritz & Eckard

man kann deine Sätze auch "mit ein bißchen anderen Worten reformulieren:

Und die Bekenner haben zusammengerafft, was ihnen zu Pass kam.

Und die Bekenner haben sorgfältig zusammengetragen, was ihnen zu passen schien …

Hemmungslos und ohne Rücksicht auf Wahrheit und Richtigkeit,

… mutig und ohne Kenntnis irgendwelcher Kriterien für einen Begriff wissenschaftlicher Wahrheit (Beweisverfahren, Schlußlogik, Reproduktivität usw. ), die in einem ganz anderen Kulturraum entwickelt wurden (Aristoteles, Athen) und auch dort erst in den spärlichen Anfängen steckten,

da sie ja ihrer „Wahrheit“ gewiss waren.

das sie ja nur eines religionssprachlichen Wahrheitsbegriffs kundig waren, der etwas mit einer Weise der Gewißheit zu tun hat, welche sich von den Kriterien rationaler Gewißheit in einer charakteristischen Weise unterscheidet, die damals noch gar nicht herausgearbeitet war bzw. noch gar nicht formuliert werden konnte.

Zum religionssprachlichen Wahrheitsbegriff gehörte (und gehört noch immer) nur am Rande die Beweisbarkeit, religiöse „Tatsachen“ unterscheiden sich von naturwissenschaftlichen (wie, ist überflüssig zu erwähnen) und daß Religionen bzw. religiöse Inhalte der Entwicklung unterliegen, war vollständig unbekannt. Das Kriterium war die Konformität mit der Überlieferung. Und um dieses Kriterium möglich zu machen, sind überhaupt religiöse Schrifttraditionen entstanden.

Es ist also umgekehrt höchst beachtlich, daß man mit aktuellen Ereignissen, deren Interpretation strittig und ungewiß war, eben gerade nicht hemungslos und rücksichtslos umging, sondern daß man versuchte, die gerade nicht wissenschaftlich fundierbaren religiösen Inhalte durch Nachweis der Konsistenz mit der Überlieferung zu verifizieren.

Es ist nicht mein Fachgebiet aber ich glaube gehört zu haben, daß von einer „Erfüllung der Schrift“ vor den Evangelien überhaupt noch keine Rede war. Das Bewußtsein einer „Erfüllung der Zeit“ war aber, das zur Folge hatte, daß man sich auch um einen Nachweis der Zeitlosigkeit (und damit auch der zeitlichen Vorgängigkeit) der Galubensgegenstände bemühen mußte… somit war es eine Methode der Rückversicherung, daß sein durfte , was man offenbar noch nicht fassen konnte und das man daher dringend als konsistent mit der Überlieferung zu verifizieren bemüht war.

Man darf dabei auch nicht übersehen, daß die Möglichkeit einer Voraussage von Ereignissen durchaus generell nicht in Frage gestellt wurde, so wie es Jahrhunderte später möglich war, und das gilt natürlich erst recht für Inhalte, die mit rationalen Kriterien eh nichts zu tun haben.

Es lohnt sich immer, diese Dinge möglichst affektfrei - zumindest agressionsfrei - zu betrachten.

Gruß

Metapher

3 Like

Erfüllung der Schrift
Hi Eckart

einen Teil der Antwort hab ich weiter unten an Frotz geschrieben.

muß ich das so verstehen, dass in diesen Schriften Details
eingefügt wurden, um damit einen Bezug zu einer älteren
Schrift herzustellen und damit eine Art „Legitimierung“ zu
verdeutlichen? Gerade das Matthäusevangelium nährt ja vielfach
diese Vermutung.
http://www.hti.umich.edu/cgi/l/luther/luther-idx?typ…

ja, so ähnlich sieht auch meine Sammlung aus der griechischen PCversion bei mir aus. Man muß aufpassen, ob auch immer von πληρωσις die Rede ist und welches Erfüllen jeweils gemeint ist. Daß Teile der Ereignisschilderung eingefüßt wurden um die Schriftkonsistenz nachträglich zu beweisen, wird verschiedentlich hypothetisiert - es wird wohl niemals nachweisbar sein.

Mir scheint wichtiger - wie unten schon angedeutet - daß man das Bewußtsein einer Zeitenwende bzw. einer „Erfüllung der Zeit“ nachträglich durch eine „Erfüllung der Schrift“ verifizieren zu müssen meinte. Daher die häufigen Ausdrücke " damit die Schrift erfüllt wurde". Dies fällt besonders bei Johannes auf, den ich (im Kern) eh für die älteste Schrift halte.

Soweit ich informiert bin, ist vor den Evangelien (bzw. wenn man so will: vor den Ereignissen) nicht davon die Rede gewesen, daß irgendetwas in der Schrift etwas zu Erfüllendes gewesen sei.

Gruß

Metapher

anderer!

Ach, Metapher,

wieder einmal Asche auf mein Haupt!:frowning:

Und wie maßvoll und wohltemperiert formuliert.:-}

Aber deutliche Wort deuten nicht immer auf Affekte oder Aggression.

Und wird aus deinen Formulierungen nicht das selbe Fazit zu ziehen sein:
Nichts mit Vorhersagen und Erfüllung im AT auf Jesus!

Auf einen Messias, einen Menschensohn, einen Gottesknecht, auf einen neuen König David, aber erst die „Christgläubigen“ habe diese auf Jesus gemünzt.

Sehr gekonnt, wie du meinst. Und zu Recht, wie du vielleicht auch meinst. Und diese Geistesleistung als neue Form von Wahrheit willkommen heißen? Oder bloß hinnehmen?

Ich meine das nicht.

Das ist Geschichtsklitterung!

Und mit deinem religiösen Wahrheitsbegriff öffnest du Tür und Tor für Torheiten und Schlimmeres.

Dann lob mir doch gleich auch noch den Physiologus:
VON DER NATTER
Trefflich hat Johannes der Täufer zu den Pharisäern gesagt: Ihr Otterngezüchte, wer hat euch denn gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?
Der Physiologus hat über die Echidna dies gesagt: Das männliche Tier hat das Antlitz eines Mannes, das weibliche das Antlitz eines Weibes. Bis zum Nabel haben sie Menschengestalt, aber dann den Schwanz eines Krokodiles. Im Schoß hat das weibliche Tier keine Scheide, sondern nur ein Nadelöhr. Wenn nun das Männchen das Weibchen belegen will, läßt es den Samen ihm in den Mund fallen. Nun will das Weibchen den Samen hinunterschlucken, und dabei beißt es dem Mann die Scham ab, und dieser stirbt.
Wenn nun die Jungen heranwachsen, fressen sie den Bauch der Mutter und kommen so heraus, und daher stirbt auch sie, und übrig bleiben nur die Jungen, wieder ein männliches und ein weibliches.
Trefflich hat Johannes damit jene Vater- und Muttermörder verglichen, die Pharisäer. Denn gleichermaßen wie die Echidna ihren Vater und ihre Mutter tötet, so haben sie getötet ihre geistlichen Eltern, die Propheten und die Apostel, ja sogar unseren Herren Jesus Christus, und haben die Kirche verfolgt.
Der Vater zwar und die Mutter, der Herr und die Kirche, werden leben bis in Ewigkeit, sie selbst aber sind gestorben. Schön also redet der Physiologus von ihnen, und treffend sprach Johannes: Wer hat euch denn gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorne entrinnen werdet?

Das ist doch auch für gut christlich wahr gehalten worden. Mit Bibel- und Aristoteleszitaten. Welche Art Wahrheit haben wir denn da?

Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen den Evangelien und dem Physiologus!

Und danke für deine Geduld!
Fritz

1 Like

Geschichtsklitterung

anderer!

Ach, Metapher,

dito Fritz,

wieder einmal Asche auf mein Haupt!:frowning:

noch ist dein Haar nicht grau - laß es! :smile:

Und wie maßvoll und wohltemperiert formuliert.:-}

ich bin so *feix*

Aber deutliche Wort deuten nicht immer auf Affekte oder Aggression.

nach 2K Jahren ewiger Wiederkehr derselben deutlichen Worte deutet das imho schon auf Aggressionen :wink:

Und wird aus deinen Formulierungen nicht das selbe Fazit zu ziehen sein: Nichts mit Vorhersagen und Erfüllung im AT auf Jesus!

Fritz! Dieses Fazit war für Nichtchristen logischerweise immer schon ein zu Ziehendes.

Wobei zu betonen ist: Umgekehrt konnte auch ein Christ dieses Fazit immer schon ziehen, denn da der christliche Messiasbegriff eh nicht mit vorchristlich vorhandenen diversen jüdischen Messiasbegriffen übereinstimmt, braucht er auch nicht unbedingt vorher angedeutet gewesen zu sein - in welchem Fall die „damit die Schrift erfüllt wurde“-Aussagen unbedeutend und nur literaturhistorisch von Belang wären.

Auf einen Messias, einen Menschensohn, einen Gottesknecht, auf

einen neuen König David, aber erst die „Christgläubigen“ habe diese auf Jesus gemünzt.

Nur Christgläubige, Fritz! Wenn ein Nichtchristgläubiger diese Bezeichnungen auf Jesus münzen würde, wäre er nämlich Christgläubiger :stuck_out_tongue:

Btw.: weder den Menschensohnaussagen (Ezechiel) noch den Gottesknechtaussagen (Jesaia) sind Zukunftsgedanken angemutet!

Sehr gekonnt, wie du meinst.

ja

Und zu Recht, wie du vielleicht auch meinst.

ja

Und diese Geistesleistung als neue Form von Wahrheit willkommen heißen?

Es sind keine Formen von Wahrheit, sondern von Gewißheit - religionsimmanent gesagt. Mythologisch bzw. ritualtheoretisch könnte man sie besser als Methoden der Produktion von Gewißheit bezeichnen.
Sie willkommen zu heißen ist jedoch nicht nötig, denn denn sie sind uralt, sogar steinalt. Als Fundamente jeder späteren Entwicklungsphase der Geistesgeschichte habe ich den größten Respekt vor solchen Dokumenten.

Oder bloß hinnehmen? Ich meine das nicht. Das ist Geschichtsklitterung!

Alles andere als Hinnehmen wäre ebenfalls Geschichtsklitterung!

Und mit deinem religiösen Wahrheitsbegriff öffnest du Tür und Tor für Torheiten und Schlimmeres.

Ich habe ihn nicht erfunden :smile:

aber siehe hier:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

ceterum censeo, daß kein Wahrheitsbegriff, auch nicht unsere hieb- und stichfesten Kriterien für Rationalität, dagegen gefeit sind, Torheiten und Schlimmerem Tor und Tür zu öffnen. Die Verhinderung von Schlimmem ist keineswegs durch Rationalität abgesichert. Im Übrigen: wenn jemand glaubt, daß Jesus der Gesandte Gottes ist (btw. das einzige eigentliche Glaubenskriterium): wo sollte er damit Schaden anrichten??? Schaden haben vielmehr angerichten der Haß, die Überheblichkeit und die auf Rationalitätskriterien basierenden Strategien der Machtgewinnung - die aber sind keineswegs von Christen erfunden worden.

Dann lob mir doch gleich auch noch den Physiologus:

Das ist doch auch für gut christlich wahr gehalten worden.

für wahr?? in welchem Sinne von „wahr“?
Aber klar: Dem menschlichen Schwachsinn sind auch bereits im 2. Jhdt keine Grenzen gesetzt gewesen - abgesehen davon, daß der Physiologus auch in der Form seiner späteren Wiederauferlegung in a way ganz amüsant ist.

Mit Bibel- und Aristoteleszitaten. Welche Art Wahrheit haben wir denn da?

Nun - in deinem Ausriß sicher die der Blödheit und des Hasses. Aber seit wann werden an Poesie Wahrheitskriterien angelegt? Es schaudert einen jedoch angesichts der Rezeptionsgeschichte dieses Textes. Aber schlimmer als die Folgen des sog. Petrus-Evangeliums (das ja nicht kanonisiert war) oder gnostischer Dualismen für die Erfiundung der christlichen Hölle waren sie auch nicht.

Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen den Evangelien und dem Physiologus!

Ach Fritz!

Gruß

Metapher

Ach!

noch ist dein Haar nicht grau

Nicht sehr, der Bart mehr!

Ach, Metapher!

Ach, Fritz!

Vielleicht sollten wir es dabei belassen in Zukunft.:smile:

Ich weiß nicht, wie du das machst, dass wir immer gleich in Grundsätzliche abgleiten, da es doch bloß darum geht, dass David allenfalls nur ganz wenige Psalmen komponiert hat und dabei sicher nicht an einen Messias 1000 Jahre später gedacht.

Das heißt, ich weiß es schon: Du meinst, ich tobe zu sehr und viel im Relibrett rum und bedarf eines moderaten Klarstellers.

Ach!

Fritz

1 Like