Hi Metapher
mir ist schon klar, dass das nicht in Dein Fach fällt
in deins ja auch nicht, oder?
richtig
Nein, die Daniel-Datierung steht nicht im Zentrum meiner Tätigkeiten
auch nicht, aber mein Interesse daran ist gross.
Zumal - wie ich schon betonte - Prophetie keineswegs identisch
mit Vorhersagerei war …
auch richtig, aber es war eben auch mit dabei
„Gott der HERR tut nichts, er offenbare denn seinen Ratschluss den Propheten, seinen Knechten.“ (Amos 3,7)
Wenn wir beim Daniel-Text einen Unterschied von 300 Jahre in
Kauf nehmen müssen, kann man natürlich nicht mit Sicherheit
sagen, was hat Daniel gesehen bzw. gehört, und was wurde
nachträglich eingefügt.
Richtig - und weder du noch ich werden diese Fragen endgültig
lösen Und wenn man etwas nicht genau weiß, dann sollte man
es auch geduldig als (noch) ungewiß behandeln …
damit habe ich gar kein Problem.
Es wird aber dann zum Problem, wenn jemand meint, der Text sei definitiv falsch, aber dafür keine Beweise hat.
Ich will hier kein Wissen vorgeben. Ich lese einen Text erst
einmal so, wie er geschrieben steht. Und dann lasse ich mich
vom Heiligen Geist inspirieren, was der Text bedeutet.
Seltsam, warum ausgerechnet der Hl. Geist immer den Weg der
möglichen rationalen Wissensgewinnung ausschlagen sollte? Er
hat diesen Weg doch schließlich selbst extra erfunden!
Hier wird keinesfalls die rationale Wissensgewinnung ausgeschlagen. Nur in manchen Punkten hilft die Ratio allein eben nicht weiter.
Ich verstehe nur nicht, warum so viele Gläubige eine so
panische Angst vor wissenschaftlichem Umgang mit Wissen haben.
Wenn einer durch nichtexistierende Mauern von Jericho, oder
ein nichtexistierendes Individuum namens „Adam“ usw. oder eine
Späterdatierung des Buches „Daniel“ seinen Glauben gefährdet
sieht: Wie stark ist dann wohl sein Glaube?
Ehrlich gesagt: das verstehe ich auch nicht.
Mein Glaube gründet sich nicht auf die Erfahrungen Adams oder Daniels sondern auf meine persönlichen Erfahrungen.
Und die sind derart, dass ich die Berichte der Bibel für durchaus glaubhaft einstufe.
Interessant ist für mich, dass viele Menschen unabhängig
voneinander zu der selben Auslegung kommen. Und ab einem
bestimmten Prozentsatz der Übereinstimmung gilt für mich die
Aussage als gesichert.
Also doch eher eine (im Übrigen politisch hochbrisante)
Wissensgewinnung durch Statistik und weniger durch Pneumatik?
Es kommt eben immer auf die Gruppe an, die sich damit befasst.
Die spirituelle Ausrichtung ist hier schon von Bedeutung.
Wenn Du Dir aber die Aussage Daniels über die kommenden
Königreiche ansiehst, wirst Du nicht umhinkommen, eine
historische Parallelität der Ereignisse festzustellen.
Ja? Im Ernst? Stellst du da Folgendes fest?:
- Nebukadnezar 587
„Du König (Nebukadnezar) bist das goldene Haupt.“ (Dan.2,38)
- Kyros II 539
„Nach dir wird ein anderes Königreich kommen, das geringer als deines.“ (Dan.2,39)
- Alexander 332
„danach das dritte, das über alle Länder herrschen wird.“
… und Samaritisches Schisma? Ist das etwa zu unbedeutend um
„vorhergesagt“ zu werden?
4. Ptolemaios I 320
5. Antiochus II 200
6. Antiochus IV 169
„Danach sah ich ein anderes Tier,… das hatte vier Köpfe.“ (Dan.7,6)
In einer zweiten Weissagung bekam Daniel später Details wie z.B. die Teilung des griechischen Reiches.
- Souveräner Staat 161
- Römer 64/37
„Und das vierte wird hart sein wie Eisen.“ (Dan.2,40)
„Danach sah ich ein viertes Tier, das hatte große eiserne Zähne.“ (Dan .7,7)
Wird die Schrift allerding um 300 Jahre später verfasst, könnte man
sagen, dass dem Schreiber das Römische Reich schon bekannt war.
Ja? Die Römer kamen 64 v.u.Z. (Pompeius) und 37 wird Jerusalem
erobert. Also ca 100 Jahre nach der wahrscheinlichen
Verfassung dieser Schrift (Antiochus IV) gemäß der
verbreiteten (genau wie du es machst: „ein bestimmter
Prozentsatz der Übereinstimmung“) Auffassung von Historikern.
Rom wurde 753 v.Chr. gegründet (sagt Marcus Terentius Varro 116 - 27 v.Chr.). Im 4.Jhdt. bekam Rom die Servianische Mauer. 312 v.Chr. die Wasserleitung.
Nur die Frage über das „Reich des Himmels“ ist damit
nicht geklärt. „Es wird alle diese Königreiche zermalmen und
zerstören.“ (Dan 2,44) Liegt es da nicht nahe, die Zerstörung
der römischen Besatzung zu erwarten, wie es die Juden zur Zeit
Jesu taten?
Nein - wieso? Warum sollte man, wenn man sich ansonsten
partout weigert, historisch zu denken, ausgerechnet eine
wirklich prophetische Rede von einem unvergänglichen
Königreich, das ein „Gott des Himmels“ aufrichtet, historische
Spekulationen anstellen?
Ich wüsste nicht, wer sich „partout weigert, historisch zu denken“?
Die Juden oder die Christen?
Heute wissen wir, dass das damals nicht erfüllt wurde. Das
heißt aber nicht, dass das nicht noch eintreten könnte.
Hm - Was man in der Weltgeschichte finden kann, will man nicht
sehen, und was nicht in die Weltgeschichte gehört, darauf
spekuliert man … ?
Was will man nicht sehen?
Da die Christen den (zarathustrischen) Begriff vom „Reich
Gottes“ ja aufgreifen, sollte man dazu Joh. 18.36 nicht außer
acht lassen …
Hier unterscheiden sich eben Juden und Christen.
Für die Juden gilt immer noch die Erwartung auf ein irdisches Reich Israel. (Das es IMHO auch geben wird)
Ich habe leider den Verdacht, dass es hier nur darum geht, die Glaubwürdigkeit der Bibel in Frage zu stellen.
Seltsam - ich dachte wir kennen uns seit einigen Jahren …
Entschuldige bitte, wenn das missverständlich angekommen ist. Ich meinte nicht Dich persönlich. Ich frage eigentlich nur nach der Motivation jener Gelehrten, die die biblischen Schriften neu datiert haben.
Gruss Harald